Misstrauen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Nachtgängerin
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Re: Misstrauen

Beitragvon Nachtgängerin » 28. Februar 2019, 02:34

Ich bin in der Hinsicht misstrauisch, dass ich nicht darauf vertrauen kann, dass andere Menschen sich automatisch in einer Weise verhalten werden, die mir gut tut. Ich kalkuliere schlichtweg ein, dass Kontakte und Begegnungen aller Art anstrengend sein können - ich vertraue also nicht darauf, dass "alles von alleine gut" sein wird.

Insofern erlebe ich Misstrauen meinerseits weniger als Angst, sondern vielmehr als Antrieb, Abstand zu halten und dicht bei mir selbst zu bleiben.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Misstrauen

Beitragvon schnuff » 28. Februar 2019, 06:08

Ich kann eigentlich nur Menschen wirklich sympathisch finden, die mich mögen für das was ich bin - und nicht für das, wie ich ihr Leben bereichern kann.

Das ist mir erst aufgefallen, nachdem ich solchen Menschen überhaupt begegnet bin. Die sind sehr selten und haben oft, nicht immer, auch ein gewisses Distanz-Bedürfnis.

Vielleicht liegt da das Misstrauen (Was will andere (unbewusst !) *wirklich*? Geht es womöglich nur um die "nette Gesellschaft", die ich bieten kann? Soll ich seine Bedürftigkeit erfüllen?)

Und tatsächlich, meinen Eltern war weniger wichtig, dass ich ein eigenständiger Mensch werde als vielmehr ein vorzeigbares Kind - also in gewisser Weise einen "Zweck" erfüll(t)e. Und so wahr wie das ist - so wenig ist ihnen das überhaupt bewusst.

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Re: Misstrauen

Beitragvon foobar » 1. März 2019, 21:39

Ich bin irgendwie hin- und hergerissen. Einerseits würde ich mich als eher vertrauensseelig bezeichnen. Andererseits traue ich durch viele negative Erlebnisse kaum noch jemandem. Auf das was andere sagen, machen oder versprechen verlasse ich mich nur äußerst ungern und selbst erzähle ich wenn möglich nur was kein großes Geheimnis ist.
Immer wenn du dich einsam, unwichtig und ungeliebt fühlst, denk daran: das Leben geht weiter - auch ohne dich! :lachen:

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Re: Misstrauen

Beitragvon MeinNameIstHase » 1. März 2019, 21:58

Ich mag es mich "angreifbar" zu machen. Du etwaige Reaktionen merke ich, ob ich lebe oder nicht, etwas richtig tu oder nicht, ... Letzteres auch - und vor allem - ob es sich für mich richtig anfühlt. Egal, welche Art Feedback es pendelt immer zwischen Absender und mir, so kann ich schauen, wie wohl ich mich dann damit fühle. Stört mich das Feedback oder kann ich darüber stehen? Wenn letzteres, ist es wohl etwas, was zu mir passt (also, Hobbys, das, was ich arbeite, ...).

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Re: Misstrauen

Beitragvon robert.goren » 25. August 2019, 18:25

Ich empfinde weder eine Verbundenheit oder emotionale Nähe mit/zu anderen Menschen. Ich kann etwas Smalltalk und das war es. Ich habe auch kein Bedürfnis mit anderen Menschen eng befreundet zu sein. Häufig empfinde ich meine Umgebung als wenn ich einen Film ansehen würde. Jeder hat eine klare Rolle zugeteilt bekommen, die er erfüllen muss/kann.

Anderen vertrauen? Tja, wenn ich mit anderen kommuniziere kann ich relativ schnell Unwahrheiten erkennen (Mikromimik). Dann langweilt mich jegliche weitere Kommunikation. Es regt mich noch nicht einmal auf von anderen belogen zu werden, damit rechne ich jederzeit.

Ich bin zudem permanent damit beschäftigt zu hinterfragen warum, wieso, weshalb jemand mir etwas erzählt. Ich brauche dann die Background-Analyse sonst fühle ich mich hilflos. Ich möchte die Rolle erkennen die mein Gegenüber mir vorspielt.

Die Therapie mit meinem Einzeltherapeuten war für mich ein Alptraum weil ich den Mann nicht einschätzen konnte. Der hatte seine Mimik zu gut unter Kontrolle. Um aber ein Ergebnis zu bekommen musste ich mich dem „ausliefern“, ob ich wollte oder nicht. Ein Abenteuer.

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Re: Misstrauen

Beitragvon Sanssouci » 25. August 2019, 23:24

Dieses Misstrauen hab ich auch, und bei mir liegt es daran, dass ich wenn ich mich nicht 100% auf andere Konzentriere viele Signale verpasse und dann erlebe ich Ablehnungen aus dem Nichts. Sobald ich mir aber die Mühe mache das Verhalten der anderen zu hinterfragen seh ich dafür mehr als andere, aber zum Preis danach erschöpft zu sein.

Hab eine Theorie dazu gelesen die besagt, das gerade hochsensible Menschen hiervon betroffen sind und die erklärung war, das bei den betroffenen Menschen die Gedanken so komplex werden, das das Stammhirn nicht mehr in der Lage ist die Gedanken komplett zu analysieren was sich dann anfühlt als wäre man nicht mehr Teil einer Gruppe sondern nur noch ein Zuschauer.

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Re: Misstrauen

Beitragvon 2ost » 21. September 2019, 23:31

moalix hat geschrieben:Hallo Menschen und alle andern,
Was fällt euch zum Thema Misstrauen ein?
Ich bekomme nicht mehr zusammen, wer es war, der mal recht poetisch äußerte, dass Fische vermutlich kein Wort für Wasser hätten. Aber äuquivalent verhält es sich bei mir wohl mit dem Misstrauen. [:)]

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Re: Misstrauen

Beitragvon knallschnute » 24. September 2019, 21:06

Hallo Moalix,

moalix hat geschrieben:Es ist nämlich was, was ich selbst gerade nicht richtig greifen kann. Ich bin teilweise stark misstrauisch, aber weiß nicht genau woher das rührt, ich bin auf der anderen Seite auch ein Mensch, der quasi ein Urvertrauen hat in vielen Bereichen (Ich trampe seit meinem 13. Lebenjahr alle größeren strecken, habe keinerlei Angst nachts in Stadt und Wald...)


dein Beitrag ist schon älter, aber weil ich glaube, dass ich verstehe warum es sich für dich (durch verschiedene Situationen) so ambivalent verhält, wollte ich dir antworten.

Du schreibst, dass du auf der einen Seite kein Misstrauen hast, wenn du trampen tust, nachts durch Wald und Flur läufst, usw. aber bei intensiveren Kontakten (nette Leute, die sich für dich interessieren, sich öffnen) misstrauisch wirst.
Liegt es daran, dass z.B. die kurzen Kontakte mit den Autofahrern aufgrund der Fremde und der zeitlich begrenzten Bekanntschaft, dir nicht "zu nahe" kommen, du somit nicht misstrauisch bist? (Der Wald, auch in dunkler Gestalt, wird sicherlich nicht mit dir reden oder von dir etwas wissen wollen... also hier selbiges Gefühl. :lachen:)

Es ist womöglich weniger ein Misstrauen, als vielmehr ein beklemmendes Gefühl, ein Unwohlsein und Unvermögen bei einer Kontaktaufnahme, (die gefühlt ans Eingemachte geht), sprich, bei der man sich mitteilen soll, sich öffnet, sozusagen sein Inneres, seine Identität preis gibt und dabei tausend Tode stirbt. Das kann viele Gründe haben. Entweder fürchtet man Ablehnung, weil man glaubt, man sei so viel anders, als andere, oder man hat schlichtweg nichts über das es sich zu Berichten lohnt - keine Identität.

Naja, war nur so eine Idee. Ich kann es aber gut verstehen. Sich öffnen ist immer ein Risiko, viel gefährlicher, als nachts durch den Wald zu wandern. Am Ende bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn das Gegenüber mit dem was man von sich erzählt hat nichts anfangen kann oder es nicht versteht. (Manche Leute stellen auch Fragen, wollen aber gar keine (ehrliche) Antwort. Das ist mehr so als Einleitung für ihren Monolog zu verstehen. Kontere doch, indem du Fragen zurück wirfst. Dann kann der andere stundenlang erzählen und du bist der beste Zuhörer der Welt! :breites grinsen:)

Liebe Grüße
Knallschnute
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robert.goren

Re: Misstrauen

Beitragvon robert.goren » 30. September 2019, 17:32

Sanssouci hat geschrieben:Dieses Misstrauen hab ich auch, und bei mir liegt es daran, dass ich wenn ich mich nicht 100% auf andere Konzentriere viele Signale verpasse und dann erlebe ich Ablehnungen aus dem Nichts. Sobald ich mir aber die Mühe mache das Verhalten der anderen zu hinterfragen seh ich dafür mehr als andere, aber zum Preis danach erschöpft zu sein.

Hab eine Theorie dazu gelesen die besagt, das gerade hochsensible Menschen hiervon betroffen sind und die erklärung war, das bei den betroffenen Menschen die Gedanken so komplex werden, das das Stammhirn nicht mehr in der Lage ist die Gedanken komplett zu analysieren was sich dann anfühlt als wäre man nicht mehr Teil einer Gruppe sondern nur noch ein Zuschauer.


Kommunikation ist doch immer wie Schach spielen. Die einzelnen Züge hinterfragen, vorhersehen, abwehren oder zulassen. Wenn ich länger als eine Stunde im Zweiergespräch sitze bin ich platt. Andere bei der Kommunikation zu beobachten und die Mikromimik zu analysieren ist meines Erachtens Hochleistungssport. Der Denkapparat läuft gerne heiß. Bin jedesmal erleichtert wenn Gespräche dann beendet werden.

Irgendwie ist es erleichternd wenn man sieht das man mit so etwas nicht alleine ist. #Sanssouci“, ich finde diese Art von Intelligenz sexy bei Anderen. Ich sehe zu und lerne.

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Re: Misstrauen

Beitragvon Nessuno » 4. Dezember 2019, 20:15

Zwar hege ich ein gewisses schizoides Mißtrauen, aber als ein vorherrschendes Gefühl würde ich es nicht ansehen. Es ist mehr so, wie hier geschrieben wurde:
knallschnute hat geschrieben:Es ist womöglich weniger ein Misstrauen, als vielmehr ein beklemmendes Gefühl, ein Unwohlsein und Unvermögen bei einer Kontaktaufnahme, (die gefühlt ans Eingemachte geht), sprich, bei der man sich mitteilen soll, sich öffnet, sozusagen sein Inneres, seine Identität preis gibt und dabei tausend Tode stirbt. Das kann viele Gründe haben. Entweder fürchtet man Ablehnung, weil man glaubt, man sei so viel anders, als andere, oder man hat schlichtweg nichts über das es sich zu Berichten lohnt - keine Identität.

Ja, daß Mißtrauen bezieht sich hauptsächlich darauf, daß mir jemand zu nahe kommen könnte, daß von mir ein soziales Verhalten erwartet wird, das ich nicht an den Tag legen kann oder will, daß mir Fragen gestellt werden könnten, die ich nicht beantworten will. Angst vor Ablehnung mag dabei eine Rolle spielen. Wahrscheinlich ist es auch für die meisten Schizoiden angenehmer, nicht abgelehnt zu werden, solange keine weitere Annäherung versucht wird. Aber da gerät man schon in den Teufelskreis, denn unser distanziertes, zurückweichendes Verhalten führt natürlich dazu, daß wir abgelehnt werden.

Davon abgesehen, bemühe ich mich, den Menschen nicht mit Vorschußmißtrauen zu begegnen, weil es im Alltag nicht hilfreich ist, sondern mit vorsichtigem Vorschußvertrauen, bis zum Beweis des Gegenteils.


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