Die Unterschiede der Introvertierten

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon :UnMensch: » 27. Mai 2017, 17:10

Ich beschäftige mich seit kurzem mit der Frage, was denn genau die Unterschiede sein mögen zwischen dem Introvertierten, dem Einzelgänger und jemandem, der an SPS "leidet". Gibt es Abgrenzungen, Unterschiede, Definitionen? Vielleicht kann jemand Licht ins Dunkel bringen.

Kalliope
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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon Kalliope » 27. Mai 2017, 17:36

Hallo UnMensch,
das treibt mich auch um, also die Abgrenzung zu anderen "Wesenheiten". Ich würde da noch HSP (high sensitive person/s) und Asperger Syndrom dazutun.
Für mich selber habe ich folgende "Unterschiede" beobachtet seit meinem Aufenthalt hier:
- die Introvertiertheit scheint mir beim Schizoiden sehr stark ausgeprägt zu sein
- die "Berührung" mit anderen Menschen ist nicht nur reine "Genervtheit", sondern bereits häufig angstbesetzt bis hin zu "gar nicht möglich" (mind. in bestimmten Situationen). Hingegen ist ein "normaler" Eigenbrötler oder ein "normaler Introvertierter" durchaus in der Lage, normale soziale Interaktion zu betreiben - wenn es denn dann drauf ankommt. (Allerdings wird hier die Abgrenzung zu "hidden schizoid" auch problematisch.)
- in den Beschreibungen der Schizoidie wird auch das "Schroffe", "Brüske" genannt. Das ist nicht zwangsläufig eine Begleiterscheinung von Introvertiertheit oder Eigenbrötlerdasein. (Schließt sich an das davor ein bisschen an.)

Zu den fachlichen Beschreibungen gibt es noch ein paar mehr Abgrenzungen (wie die Geschichte mit der Gefühlsblindheit), nur ist das hier so oft schon von den Schreibenden im Grunde widerlegt worden, nicht nur in ihren direkten Aussagen über sich selbst, sondern auch in der Art, WIE sie schreiben. Vielleicht geht es da in den Beschreibungen nur um den Phänotypus und nicht um die Beschreibung des "inneren Wesens" (welches gar nicht nach außen sichtbar wird). Dann wäre das noch eine Abgrenzung. Die von außen so wahrgenommen Gefühls"kälte"/Unerreichbarkeit.

Vielleicht meldet sich ja noch ein Fachmann oder -frau.

Letztlich gibt es sicher Diagnose-stiftende Kriterien, vielleicht, wie bei meiner Erkrankung "Major- und Minorkriterien" (also wichtige/unbedingte Kriterien und Nebenkriterien, die die Diagnose erhärten).

Mich interessiert auch, was für Antworten noch kommen.
Zuletzt geändert von Kalliope am 28. Mai 2017, 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon :UnMensch: » 27. Mai 2017, 18:03

Gut dass ich mit meinen Fragen nicht allein bin.
Die Abgrenzung zum Asperger-Syndrom finde ich schon einfacher zu ziehen als die zum Rest. Das deuten von Gesichtsausdrücken zum Beispiel oder das wörtlich-nehmen von Redewendungen. Schizoid gleich Einzelgänger aber Einzelgänger nicht zwangsläufig schizoid ist mir ehrlich gesagt zu schwammig. Weil gerade in Bezug auf Partnerschaften unterscheidet sich das ja kaum.

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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon Indigocat » 27. Mai 2017, 18:06

:UnMensch: hat geschrieben:Ich beschäftige mich seit kurzem mit der Frage, was denn genau die Unterschiede sein mögen zwischen dem Introvertierten, dem Einzelgänger und jemandem, der an SPS "leidet". Gibt es Abgrenzungen, Unterschiede, Definitionen? Vielleicht kann jemand Licht ins Dunkel bringen.
Mir fällt dazu ein: Ein Schizoider ist sowohl introvertiert als auch Einzelgänger, hinzu kommt noch eine eingeschränkte Emotionalität. Ein Introvertierter muss nicht unbedingt Einzelgänger oder schizoid sein oder einen abgeflachten Affekt aufweisen, ebenso verhält sich das mit dem Einzelgänger. Für mich ist SPS eine Diagnose und Introvertiertheit und Einzelgängertum Symptome.
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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon :UnMensch: » 27. Mai 2017, 18:08

Indigocat hat geschrieben: hinzu kommt noch eine eingeschränkte Emotionalität.

Wie würdest du das für dich definieren?

Und woran macht man diese Diagnose dann fest?

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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon Indigocat » 27. Mai 2017, 18:18

:UnMensch: hat geschrieben:Wie würdest du das für dich definieren?
Und woran macht man diese Diagnose dann fest?
Also bei mir ist es Gefühlsleere, d.h. ich fühle wirklich nur sehr eingeschränkt, nehme zwar Gefühle bei anderen korrekt war, kann aber nicht adäquat reagieren. Die Diagnose wird daran festgemacht, dass man eine Mindestanzahl von Kriterien (Symptomen) erfüllt, wobei die Psychologen wohl Beobachtung mit einschließen. Ich wirke auf den ersten Blick nicht schizoid (wie auch immer man da wirkt), soll wohl aber im Verlauf der Therapie entsprechende Verhaltensweisen gezeigt haben....[/quote]
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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon Themis » 27. Mai 2017, 19:38

Hm, ich hatte noch überlegt, ob man zu "den Introvertierten" auch die ängstlich-Vermeidenden zählen müsste ... Aber bei ihnen geht es wohl doch überwiegend um soziale Ängste, die zur Zurückhaltung führen. Sie sind nicht eigentlich introvertiert, denke ich.
Wobei es auch da sicher Überschneidungen gibt ...

Zum Schizoiden gehört m. E. noch die Spaltung zwischen Denken und Fühlen, die bei den anderen, von :UnMensch: und Kalliope Genannten wohl eher nicht dabei ist.

Sehr unsichere Ich-Grenzen sind vmtl. auch typisch?

Bzgl. der Diagnosekriterien bin ich mittlerweile sehr skeptisch. Vmtl. sollte man sie tatsächlich nur als Leitlinien verstehen, die dem Psychologen und der Psychiaterin eine Einordnung und Begründung des Therapieantrags bei der Krankenkasse ermöglichen. Offenbar gibt es aber zwischen Personen mit derselben Diagnose riesige Unterschiede, und nicht selten "hat" einer ja gleich mehrere Persönlichkeitsstörungen, wie auch hier im Forum schon öfter erwähnt wurde. Da "mischt" sich dann sozusagen einiges, obwohl eine ausreichende Zahl von Kriterien für jede einzelne PS erfüllt wird.

Dazu kommt noch, dass Veränderung, auch tiefgreifende Veränderung, offenbar möglich ist. Dafür bin ich nur ein Beispiel.

Aber gut, so eine Diagnose bildet eine bestimmte Zeitspanne ab und mehr nicht. Auch darum denke ich, vielleicht sind die Grenzen zwischen "den Introvertierten" verschiedenen Typus' oft so fließend und schwer fassbar. Je nach Anforderung und Umgebung kommen sicher auch jeweils unterschiedliche Züge ein und derselben Person mehr zum Tragen - werden nach außen sichtbar und/oder ihr selbst bewusst.

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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon sdsdsdsv » 27. Mai 2017, 20:06

Wenn man mal vom autistischen Spektrum absieht, sehe ich grundsätzlich zwei Typen Schizoide, die ängstlichen und die gleichgültigen. Für die einen ist die Begegnung mit anderen wie die Berührung einer heißen Herdplatte, die anderen sind schlicht uninteressiert daran. Beides kann die gleiche traumatische Ursache haben, auf die unterschiedlich reagiert wurde.

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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon :UnMensch: » 27. Mai 2017, 20:44

Meint ihr, der Einzelgänger ist jemand, der sich das eher bewusst ausgesucht hat? Oder "wird" man das über einen bestimmten Zeitraum? Nur ohne die Abgrenzung zur SPS.

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Re: Die Unterschiede der Introvertierten

Beitragvon AlleinunterMenschen » 27. Mai 2017, 23:11

Zwischen "nur" Introvertiertheit und Schizoidie sehe ich schon recht deutliche Unterschiede, wie Indigocat es ja auch schon beschrieben hat. Bei Einzelgängern bin ich mir da nicht so sicher, vielleicht gibt es darunter auch viele, die einfach nur nicht diagnostiziert sind.

Ich kann ansonsten auch nur für mich sprechen, aber wenn Introvertiertheit, Einzelgängertum, Desinteresse an - besonders persönlichem - Kontakt zu anderen Menschen, keinerlei Interesse am Sexuellen, kaum Gefühlsbreite, besonders extremere Gefühle wie Freude, Liebe und Trauer und insgesamt einem kaum etwas wirklich Spaß macht, eine ausgeprägte Freudlosigkeit also, zusammenkommen, dann ist das schon ein Unterschied zu Menschen, die nur etwas ruhiger und in sich gekehrter sind. Es kommen einfach mehrere Dinge zusammen.

Ich habe ja auch noch eine Soziale Phobie und ich kann auch ganz klar sagen, wo diese aufhört und das Schizoide beginnt, denn wenn ich mich doch mal überwunden habe, an einem sogenannten geselligen Beisammensein teilzunehmen, beginnt schon nach kürzester Zeit, die Langeweile und Genervtheit alle sozialen Ängste zu übertönen und es stellt sich mir jedesmal im Anschluss die Frage "Was um Himmels Willen soll mir das jetzt gebracht haben?"


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