Kein Teil der Welt

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Silas
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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Silas » 14. Februar 2013, 11:23

Hi Schattentanz,

dem, was du in der Mitte geschrieben hast, von wegen Erhöhung der Schnittmenge durch Akzeptanz von anderen, gemeinsames Interessant-Finden, gute Laune usw., stimme ich natürlich voll zu.
Was mich hingegen irritiert, ist dein erster Satz.
Schattentanz hat geschrieben:Ich bin Herrscher in meiner eigenen inneren Welt, wie jeder Mensch es ist.

Mir fallen spontan ungefähr fünfzig Beispiele ein, mit denen ich diese Aussage demontieren könnte. Wäre schön, wenn du das noch ein wenig erläutern magst.

Liebe Grüße

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Schattentanz
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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Schattentanz » 14. Februar 2013, 22:57

Hi Silas,

ich beziehe mich damit im Kern auf das, was lauf bereits sehr treffend gesagt hat:
Ist es nicht so, das jeder Mensch in seiner eigenen Welt lebt? Eine Welt, die er sich geschaffen hat aus Erfahrungen, Wünschen, Sehnsüchten, Träumen...
Ich stelle es mir sehr schwierig vor, diese Welt zu verlassen, und in einer anderen Welt zu leben? :zerplatzt:

Allerdings kann jeder seine eigene Welt wachsen lassen... oder begrenzen. :liebe:


Jeder hat sein eigenes subjektives Bewustsein sowohl von der Welt da draußen, als auch von seiner eigenen persönlichen Gedanken- und Traumwelt. Und diese individuelle Gedanken- und Traumwelt - vor allem die eigene Fantasie - ist das, was ich mit innerer Welt meine. Und ein jeder kann in seiner Gedankenwelt, seiner Fantasie so verfahren, wie es ihm beliebt. Da kann einem niemand reinreden, wenn man sich nciht reinreden lassen möchte. Gedanken sind frei, wie es so schön heißt. Diese innere Welt gehört einem voll und ganz.

Das kann einem erstmal keiner nehmen unter normalen Umständen (klar wenn meine Gehirnmasse sich infolge eines Verkehrsunfalls auf dem Asphalt verteilt, wars das mit der inneren Welt oder wenn man mich foltert, oder ich so erkranke, dass auch meine kognitiven Fähigkeiten in Mitleidenschaft gezogen werden etc.). Nicht umsonst heißt es ja sinngemäß: Stirbt ein Mensch, stirbt ein Universum mit ihm.

Sicher ist auch jeder in unterschiedlichem Maß in der Lage, sich komplett in seine innere Welt zurückzuziehen, aber da hier ja die eher introvertierten Träumer ;)versammelt sind, dürfte die Fähigkeit sich intensiv darauf zu konzentrieren weniger das Problem sein.

lg
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Silas » 15. Februar 2013, 23:47

Hallo Schattentanz.

Die Sache mit dem subjektiven Universum verstehe ich natürlich und ich kann dem eigentlich auch zustimmen. Aber: Dass man in dieser seiner Welt so verfahren kann, wie es einem beliebt, dass die Gedanken frei sind, dass sich diese Welt in dem Besitz des Subjekts befindet, dass sie diesem gehört und von ihm kontrolliert wird usw. - oder beherrscht, wie du es oben formuliert hast, muss ich zurückweisen.

Für gewöhnlich kann man genauso wenig bestimmen, was man träumt, wie das, was man denkt. Bei uns rattert permanent ein innerer Dialog, in dem sich unser Bewusstsein immer wieder vergegenwärtigt, wo, wer, was und wann wir sind. Achte nur einmal fünf Minuten auf dieses innere Wirrwarr von Gedanken und Stimmen. Wenn es einem gerade nicht gelingt, seine Gedanken auf etwas Konkretes zu fokussieren, gehen sie wahllos in alle Richtungen. Wenn du darüber Kontrolle hast, dann probiere mal für dreißig Sekunden gar nichts zu denken.

Wenn wir unsere Innenwelt wirklich beherrschen könnten, dürfte es uns ja psychisch nie schlecht gehen. Unsere Gedanken werden von Emotionen beherrscht, die im weitesten Sinne von Erlebnissen und Erfahrungen beeinflusst sind, wie ja auch lauf weiter oben in etwa beschrieben hat. Aber was haben wir da unter Kontrolle? Wenn du gern an ein schönes Erlebnis zurückdenkst, dann tust du das nicht, weil du das möchtest. Das kann man sich zwar einreden, aber genauso würdest du dir immer wieder das Bild eines Menschen ins Gedächtnis rufen, der vor deinen Augen von einem Lkw oder Bus zerschmettert worden ist.

Ich formuliere mal etwas drastisch: Wir Menschen spielen seit Jahrtausenden immer wieder dieselben Spiele und halten uns dabei für einzigartig und individuell. Wir sind gekränkt, wenn man uns unsere Einzigartigkeit und Individualität abspricht. So spielen wir immer wieder das alt bekannte "Sie mögen mich, sie mögen mich nicht", in welchem es darum geht, anderen zu gefallen und von ihnen akzeptiert zu werden. Akteure sind auch immer dieselben: Der schon weiter oben erwähnte innere Kritiker, das innere Kind, das Ego und eben die ominösen Anderen, auf die wir irgendwelche Wünsche projizieren. Wer hier allerdings glaubt, eine Form von Herrschaft ausüben zu können, lebt in einer Illusion. Ich kenne Leute mit schwersten Depressionen, Traumata und Wahnvorstellungen, die so sehr unter ihrer inneren Welt leiden, dass sie sich am liebsten ein Loch durch den Kopf schießen würden. Kontrolle? Fehlanzeige!

Der Glaube an Kontrolle und Ratio entspricht unserer abendländischen Kultur. Der Europäer wähnt sich gern in Sicherheit, in dem er mit seinem Verstand gegen alles Mögliche vorgeht und es intellektualisiert. Ich liebe und schätze meinen klaren Verstand natürlich auch sehr, nur hat er mittlerweile einen bestimmten Platz eingenommen, da ich mir darüber im Klaren bin, dass der Großteil von mir (und euch) vollkommen irrational und chaotisch ist. ;)

Möglichweise ist diese Korrektur der Prämisse auch der Grund dafür, weshalb ich mich nicht als Teil der Welt fühlen kann, um mal wieder den Bogen zum Ausgangspunkt zu schlagen. Ich erkenne meine immer wieder gleichen Mechanismen, die im Umgang mit Menschen auch stets an Kraft gewinnen. Wie ich meine Mechanismen erkenne und mir ihrer bewusst bin und auch unter ihnen leide, weil ich sie eben nicht beherrschen kann, erkenne ich ebenso die Mechanismen der anderen, habe das Gefühl, die Leute zu durchschauen, aber nicht zu kennen. Mit diesem Bewusstsein in die Welt geworfen, sind in mir zwei entgegengesetzte Idealbilder herangewachsen. In dem einen lebe ich als Eremit im Wald, in etwa so wie in Thoreaus „Walden“, nur mit Tieren und Pflanzen zusammen, asketisch und mich vollkommen den Anstrengungen der Selbsttransformation hingebend; in dem anderen Bild bin ich Teil einer Gemeinschaft von Gleich- und Ähnlichgesinnten, einer Gruppe, in denen echte, tiefsinnige Beziehungen geführt werden usw. Zwischen diesen beiden Extremen zirkuliere ich.

lauf hat geschrieben:Ich stelle es mir sehr schwierig vor, diese Welt zu verlassen, und in einer anderen Welt zu leben? :zerplatzt:


Im Prinzip glaube ich schon, dass man seine menschliche Form aufbrechen kann, nur verlangt dies enorme Selbstopfer. Es gibt verschiedene Techniken, welche die Wahrnehmung verändern und das Bewusstsein verschieben (das Anhalten des inneren Dialogs in der Meditation bildet hierzu übrigens immer die Grundlage), nur, wen wundert es, europäische Traditionen sind dazu nicht überliefert. Weil ich hier jedoch echte Freiheit wittere, suche ich fleißig im indischen Yoga und anderen schamanischen Traditionen. Ob ich mich allerdings damit beschäftige oder lieber Computerspiele zocke, am Ende ist das eine so bedeutungslos wie das andere.

In diesem Sinne

noch eine schöne Nacht!

:kerze:

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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon tournesol » 16. Februar 2013, 10:49

Lieber Silas,

ich glaube, dass unser Unterbewußtsein ( es ist auch als Inneres zu benennen) ebenso "Ich" ist, wie unser logischer Verstand.
Unsere unaufhörlichen Gedanken gehören m.E. ebenso dazu (und sind in ihrer Zusammensetzung sicherlich einzigartig---Obwohl ich dies uninteressant finde , ob es so ist ,oder andere ev. das Gleiche denken ...)
Ich glaube , alle Teile von uns, sind wir "und machen wir" ! Nur es ist nur unser Verstand, der es beurteilt (beurteilen kann)
Wir nehmen jedoch nur "dieses vom Verstand Beurteilte" als unseren "Willen etc." wahr.
Und dazu kommt dann auch noch die Krux, dass wir durch diese Beurteilung unserer Selbst....in den Kampf mit den Teilen von uns selbst gehen, die wir mit unserem Verstand nicht verstehen können.
Kampf.... Diese Teile von uns "machen und Handeln" nämlich auch .....Wollen ebenso gehört und annerkannt wahrgenommen werden, wie unser Verstand !!! Werden ebenso böse, wie dieser, wenn ihnen widersprochen wird, wie unser Verstand !
Unser Verstand bietet Lösungen an ( bewußtes Wollen, Möchten etc.) und wenn dieses nicht funktioniert, empfinden wir es "als fremdbestimmt".
Als fremdbestimmt, da wir ignorieren ,was die Teile von uns sagen und tun, die nicht im Sinne unseres Verstandes "denken".
Die die "sprache" unseres Verstandes ebensowenig verstehen, wie unser Verstand die ihre. (obwohl beides unsere Sprachen sind )
Nur im Kampf ...und im Ablehnung (Ignoranz, dass dies Unser ist ) , läßt sich keine "andere Sprache" lernen....
Der Kampf führt jedoch zur Zerstörung.....Tod.....,denn hier ,als Mensch------geht das Eine nicht ohne das andere ! Eben dieses Zusammen macht den Menschen aus !
Dies sagt mein Verstand jetzt dazu. Die anderen Teile von mir kann ich nicht mit Verstand ausdrücken. Es sind mir meine "böhmischen Dörfer". Ich fühle sie jedoch "als Mein". Bin freudig mir bewußt, sie zu haben " Und bin sie zu erkunden.....Sie sind auch ich ! :herz:

L.G.Tournesol

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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Silas » 17. Februar 2013, 14:41

Hi Tournesol,

es ist gut, dass du für dich die Sache so klären konntest. Ich stelle mir hingegen die Frage, ob noch etwas mehr drin ist, als die bloße Integration der verschiedenen Anteile (welche sicherlich auch schwierig ist, keine Frage). In mir existiert halt eine Idee von Freiheit, in welcher die Teile überwunden sind. Kann natürlich sein, dass ich es irgendwann aufgebe, diese Idee zu realisieren, doch noch ist es eine Art Herausforderung für mich.

Liebe Grüße

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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Schattentanz » 17. Februar 2013, 20:32

Hallo Silas,

ich bin etwas überrascht: Kannst du deine Fantasie nicht gezielt auf etwas lenken und dir etwas Beliebiges ausdenken? Bewusste Tagträume eben - sowas meinte ich ... oder eben manchmal nur als Hintergrund-Modus, während man in einer langweiligen Veranstaltung sitzt. So als innere Emigration bzw. "Abtauchen" und das ist eben etwas, worauf die Außenwelt dann keinen Zugriff hat. Keine Ahnung wie das bei anderen ist - ich kann darin total versinken, dachte das könnte jeder Mensch. Man kann auch quasi innere Dialoge mit sich selbst führen - die kann man auch weitgehend selbst gestalten ... und teilweise kann man dadurch sogar indirekt seine Gefühle und seine Einstellungen (etwas) beeinflussen, klappt aber nicht immer. Ich habe nie davon gesprochen, dass man seine Gefühle und sein gesamtes Denken komplett kontrollieren und gestalten kann; das ist wie du ja ausgeführt hast zu sehr von der Interaktion mit der Außenwelt bzw. äußeren Umständen abhängig. ... und ich lasse mich manchmal auch gerne von mir selbst überraschen. Es kann sehr interessant sein, wenn man einfach nur seinen Gedanken nachhängt - egal wie bewusst die dann "von einem selbst" stammen mögen oder inwiefern die fremd induziert werden. Vermischt sich ohnehin.

Oder geht es dir um eine philosophische Betrachtung - z.B. inwiefern der Mensch einen freien Willen hat bzw. zu haben glaubt?

ps.: Auch wenn es evtl. etwas makaber ist, aber du bist allerspätestens dann Teil der Welt, wenn deine Überreste in der Erde zersetzt werden.
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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Silas » 20. Februar 2013, 20:19

Hallo Schattentanz,

ich bin des Themas eigentlich schon müde, deswegen nur noch ganz kurz: Ja, ich kann meine Phantasie gezielt auf etwas lenken, aber dieses Tagträumen usw. macht nur einen kleinen Teil meiner Innenwelt aus.
Das Teil-der-Welt-Sein ist eben kein objektives. Ob mein Körper lebendig ist oder sich irgendwo zersetzt, spielt überhaupt keine Rolle. Objektiv bin ich immer ein Teil der Welt, subjektiv aber nicht. Und das zählt ja letzten Endes. Wenn es kein Subjekt mehr gibt, welches meine Zugehörigkeit zur Welt feststellen könnte, bin ich deswegen nicht automatisch mehr oder weniger Teil von irgendetwas. Will sagen: So lange es mein Subjekt gibt, bin ich zwar kein Teil der Welt (basta!), allerdings könnte ich nur mit Subjekt Teil der Welt werden. ;)

Oh bitte, keine Diskussion um den freien Willen! Das ist schrecklich. :übel:

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Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon Schattentanz » 21. Februar 2013, 01:42

Danke für die Kurz-Darstellung. Dann hatte ich da ganz am Anfang doch richtig verstanden. war mir da nach deinem vorletzen Beitrag nicht mehr so sicher ;). Das "Alien-"Gefühl kennen übrigens auch Autisten und Hochbegabte - nur mal so als Info; denke aber das weißt du sicher selbst bereits. Für mich persönlich fand ich die banale Erkenntnis hilfreich, dass ich nicht die einzige bin, die so empfindet. Bei mir hat sich dieses unangenehme subjektive Fremdartigkeitsgefühl, dieser Eindruck nicht zur Welt dazuzugehören mit der Zeit gelegt. Also ich empfinde zwar immer noch stellenweise so, aber ich finde es nicht mehr schlimm; eigentlich hat es sogar Vorteile, wenn man als Beobachter am Rand steht.
Oh bitte, keine Diskussion um den freien Willen! Das ist schrecklich. :übel:

oh ja, wem sagst du das :übel: ... ich hatte kurz befürchtet, dass du womöglich letztlich darauf hinaus wollen würdest. War etwas irritiert.
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

stefischer

Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon stefischer » 4. März 2013, 23:06

Hallo Silas,

die Luft die Du atmest ist Teil dieser Welt. Somit bist Du zumindest lebenslang abhängig von dieser Welt. Du kannst nicht entkommen und musst in irgendeiner Form mit dieser Welt kooperieren. Ich finde dies sehr anstrengend, aber es ist der einzige Weg sich in dieser Welt zurecht zu finden. Respektiere die Bedürfnisse anderer Menschen auch wenn es nicht die deinigen sind. Ich träumte früher von der einsamen Hütte im Wald, aber ich erkannte, dass dies kein Weg ist sich der Welt zu entziehen.

weilichlebenwill

Re: Kein Teil der Welt

Beitragvon weilichlebenwill » 27. März 2013, 16:28

@silas:
Silas hat geschrieben:[align=justify]Ich empfinde mich nicht zu dieser Welt gehörig. Dies ist mein grundlegendes Lebensgefühl...---[/align]


Es gab in meinem Leben eine Zeit, da habe ich es gehasst, "zu sein bzw. zu existieren". Mir ging es genau so wie dir.
Da hat es mich geärgert, morgens aufzuwachen.. und abend geärgert, dass ich den Tag schon wieder überlebt habe".
Irgendwann bin ich mal an den Punkt gekommen, wo ich mir gedacht habe: "Du bist... also bist du eben".

Ich kann tatsächlich vieles nicht nachempfinden, oder halte es für sinnleer, was die meisten Menschen um mich her machen. Allerdings geh ich nicht so weit, dass ich sage, dass ich diese Entwicklungsstufe "hinter mir gelassen habe".
Wenn ich ehrlich sein darf: Das klingt nicht nur arrogant - das ist es auch. Sie leben, empfinden und werten einfach anders als ich. Man kann diese Haltungen und Interessen keiner Wertigkeit unterziehen – und schon gar nicht die Personen selbst. Sie sind eben so - ich bin eben anders... oder umgekehrt :)

Aber wie ich heute damit lebe?:
Ich nutze meinen Vorteil, emotional und gedanklich nicht in dieser Welt involviert zu sein dazu, die Menschen neugierig - wie ein wissenschaflich veranlagter Alien - zu beobachten, zu studieren und einzuschätzen. Ich beschäftige mich mit Verhaltenspsychologie, der Sprache von Mimik und Gestik (Gedankenlesen) und der nonverbalen Kommunikation. In Diskussionen, in denen es sehr emotional zugeht, kann ich ruhig und sachlich bleiben und ausgleichend wirken. Wo andere wegen ihrer überbordenden Gefühle oft keine Wege und Lösungen mehr sehen, kann ich "klar" sehen und Lösungswege aufzeigen.

Was ich damit sagen will: Ich muss mich nicht als Teil dieser Welt fühlen, um sie trotzdem in meinem Rahmen zu verbessern, zu verschönern und positiv auf sie einzuwirken... und sie (auch für mich) lebenswerter zu machen.

Der größte "Nachteil" von vielen schizoiden Personen ist (zumindest derer, die ich kennen gelernt habe), dass sie sich oft sehr stark emotional (jaja) mit einer einzigen Person beschäftigen - mit sich selbst. Meist mit tiefem Selbstmitleid, Selbstbedauern, Selbstanklagen, Selbstverurteilung, Selbstverdammung... und damit blind werden für die Welt um sich herum (ich sprech da aus Erfahrung). Man muss sich ja selbst nicht lieben. Aber man sollte zumindest dahin kommen, sich selbst so vorbehaltlos anzunehmen, wie man andere annehmen sollte.

Und dann kann man beginnen, wie Welt um sich her ein wenig zu modellieren... jemand mal ne Freude machen, die er gar nicht erwartet. Jemanden ein Lächeln schenken, der im Bus gegenüber sitzt; jemanden anzubieten, gemeinsam einzukaufen, aufzuräumen, auszumisten etc., jemanden etwas abzunehmen, womit er/sie nicht gerechnet hat.

Du wirst viel Lächeln und Dank ernten... von Menschen, die dir bisher fern schienen... und die dir durch dieses Lächeln plötzlich näher kommen, menschlicher werden, wärmer werden, nahbarer werden, er-LEB-barer werden.

Wenn du also nicht gerade jemand bist, der diese Welt am liebsten in Schutt und Asche und voller Leichen sehen will, dann mag dir das helfen, die Welt um dich her ein wenig heller, freundlicher und lebenswerter zu machen - für dich und andere
Zuletzt geändert von weilichlebenwill am 27. März 2013, 19:06, insgesamt 2-mal geändert.


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