Der x-te "Schizoid oder nicht"-Thread

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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ToWCypress81
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Re: Der x-te "Schizoid oder nicht"-Thread

Beitragvon ToWCypress81 » 12. April 2017, 15:30

@deep
Im Grunde ist es doch eigentlich gar nicht so wichtig, ob du nun den Stempel "Schizoide Persönlichkeitsstörung" zu 100% erfüllst oder nicht - ich mein warum ist das überhaupt so wichtig für dich?
Es ist tatsächlich ohnehin mehr die Regel als die Ausnahme, das man zu einer bestimmten Diagnose oft noch andere Komorbiditäten bzw. (ähnliche) Zusatz-Störungen bzw genetische Makel usw. hat. - Wie gesagt - jeder Mensch ist verschieden/individuell/unterschiedlich - ES GIBT KEINE 100-prozentigen MENSCHEN!!!

Ich denke nun insgesamt gesehen (durch all deine Aussagen) schon, das du wahrscheinlich/vielleicht doch mehr zur "Schizoiden Persönlichkeitsstörung" neigst bzw. diese hast - aber halt eben wahrscheinlich/vielleicht noch einige andere Zusatz-Schwierigkeiten/Problematiken was deine Persönlichkeit betrifft ebenfalls hast.

Ich persönlich sehe mich z. B. auch nicht als einen "reinrassigen" Schizoiden bzw. 100%-Schizoiden (wie die meisten anderen wahrscheinlich auch nicht). - Bei mir persönlich z. B. liegt wahrscheinlich auch vorwiegend noch bisschen die Komorbidität in Richtung Asperger Syndrom vor, zusätzlich zu meiner Schizoiden Persönlichkeitsstörung (und Hypersensibel/Hochsensibilität bzw. Wahrnehmungs/Reizüberempfindlichkeit - ist bei diesen Persönlichkeits-Merkmalen ohnehin (immer) zusätzlich noch gegeben).
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

tiffi

Re: Der x-te "Schizoid oder nicht"-Thread

Beitragvon tiffi » 12. April 2017, 17:28

deep hat geschrieben:
Für mich war das Flüchten in Gesellschaften am Ende immer ernüchternd, falls ich nicht die Grunddistanz einhielt.

Das würde mich interessieren, wie die Ernüchterung da aussah, Ernüchterung bzgl des Kontakts zu
Menschen? keine Grunddistanz heißt, du warst dann zu nah? oder sie waren zu nah?
Es klingt eher so, als hättest du dich da zu sehr angenähert, und Ernüchterung war dann sowas
wie Enttäuschung?

(weiß auch nicht, ob da ein getrenntes Thema besser wäre, weil es ja schon tiefer einsteigt)

Ich denke, im Hinblick auf die lange Zeit, in der ich mit mir zu "kämpfen" habe, kann die Lösung nur Verständnis für einen selbst sowie der richtige Umgang mit einem selbst sein. Tatsachen wären natürlich optimal wenn auch illusorisch, aber Anhaltspunkte (Definierbarkeit) sind schonmal ein Anfang.

Ok, so ähnlich hab ich das auch gedacht, aber manche Menschen haben ja immensen Leidensdruck
und Erwartungen. Ich denke Lösung finden, so eine Fix-Lösung, das ist halt auch schwierig.

VG
tiffi

Deprimine
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Re: Der x-te "Schizoid oder nicht"-Thread

Beitragvon Deprimine » 11. Juli 2017, 20:25

Hallo deep! :erklärbär2:

Ich bin gestern bei meinen endlosen Internetrecherchen zum Thema Depression/Persönlichkeitsstörung auf deinen Thread in diesem Forum gestoßen und war so fasziniert davon, dass so viele Aussagen von dir glatt von mir stammen könnten, sodass ich mich hier auch gleich angemeldet habe und hoffe, mich durch den Austausch hier selbst besser verstehen und einen akzeptablen Weg finden zu können, mit meiner Andersartigkeit in dieser Welt zurechtzukommen.

Beispiele, die ich in meinem Leben ganz ähnlich empfinde/empfunden habe:
  • Immer schon anders und Außenseiter gewesen, selbst von der eigenen Familie nicht verstanden, kein Interesse an Gruppen.
  • Immer schon das Bedürfnis gehabt, meine Umwelt zu analysieren und Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, um das Verhalten anderer Menschen zu verstehen und vorhersagen zu können.
  • Ich bin dazu geneigt, meine Gefühle ständig zu verdrängen oder zu betäuben, weil sie in meinem Alltag alles andere als hilfreich sind.
  • Gereizt aufgrund der sozialen Anforderungen/Erwartungen meiner Mitmenschen bin ich die letzte Zeit ständig. Das geht schon los, wenn ich morgens daran denke, dass ich mich dem ganzen Affentheater wieder aussetzen muss. Ich versuche möglichst viel Zeit alleine zu verbringen, um nicht verrückt zu werden. "Ich gehe mal eine rauchen" war für mich auch schon immer eine wunderbare Ausrede, bei der man nicht in Erklärungsnot kommt. Abends und nachts aktiv zu werden ziehe ich auf jeden Fall auch vor. Ohne Einkaufsmöglichkeiten bis 22 oder gar 24 Uhr würde ich wahrscheinlich verhungern. :bangen:
  • Einsamkeitsgefühle hatte ich früher teilweise sehr stark, seit meiner aktuellen Beziehung nur noch selten. Einsamkeit verspüre ich, wenn ich das Gefühl habe, dass es niemanden gibt, der mich im Ganzen versteht und akzeptiert, so wie ich nun mal bin. Es gibt immer wieder irgendwelche Menschen, die mich in verschiedenen kleinen Bereichen verstehen können, meistens in Richtung Depression, aber so ist der Gesprächsstoff und mein Interesse immer begrenzt. Leider habe auch ich oft die Erfahrung gemacht, dass andere eine tiefe und verbindliche Freundschaft in diese begrenzten (wenn auch teils intensiven, intimen und durchaus interessanten) Gesprächen rein interpretieren und dann verletzt sind, wenn sie merken, dass ich nicht an engerem Kontakt interessiert bin. Richtige Freunde hatte ich somit noch nie. Mein aktueller Lebenspartner kommt da noch am ehesten dran, obwohl auch hier immer wieder kleine Spannungen mangels gegenseitigem Verständnis aufkommen. "Leider" hat er keine PS und sein Verständnis begrenzt sich auf seine Erfahrungen mit sozialer Phobie und Depression, was aber zumindest gepaart mit vielen gleichen Interessen und Weltanschauungen doch zu einer gewissen Verbundenheit geführt hat, die mich weniger einsam fühlen lässt.

deep hat geschrieben:Die Hauptfrage ist dabei natürlich: bin ich wirklich schizoid?

Dies war für mich in letzter Zeit auch die Frage aller Fragen, aber ich muss den anderen Recht geben, dass eine 100%-ige Bestätigung/Einordnung wahrscheinlich gar nicht möglich ist und letztlich auch nicht die Antworten liefert, die man sich erhofft, wie z. B. eine Patentlösung oder ähnliches. Bei mir ist nur die rezidivierende Depression offiziell diagnostiziert, das reicht von leichten bis schweren Episoden ohne psychotische Symptome. Schizoide Züge wurden schon öfters genannt, genauso aber ängstlich-vermeidende und ebenso Sozial- und Agoraphobie, wobei ich die letzten beiden als logische Konsequenz der Persönlichkeitsstörung(en) sehe. Wie auch immer eine komplette und korrekte Diagnose aussehen mag, so bin ich ebenfalls froh, dieses Forum gefunden zu haben (ohne das Label SPS wahrscheinlich nicht möglich gewesen ;) ) und denke, dass wir beide hier gut aufgehoben sind.

deep hat geschrieben:Ich werde demnächst in 1,5 Jahren zum 4. Mal in eine offene Psychiatrie gehen wegen meinen Depressionen und Angstzuständen.

Ich wünsche dir viel Erfolg und würde gerne lesen, ob es was gebracht hat. Ich selbst hatte eine Reha in einer VT-Klinik, danach zwei TP-Klinikaufenthalte, die mir allesamt eigentlich gar nicht geholfen haben, bis auf die längere Krankmeldung und den vorübergehenden Schutz vor der Außenwelt. Ich habe 12 Jahre (eigentlich 10 - 2 Jahre Zwangspause) eine psychoanalytische Therapie gemacht. Das hat geholfen, mich selbst etwas besser verstehen zu lernen und dadurch hauptsächlich meine psychosomatischen Leiden zu reduzieren. Aber in puncto Angst vor sozialen Kontakten/Interaktionen bin ich nicht viel weiter gekommen. Habe zuletzt auch Lithium und Fluoxetin genommen, was nach und nach aber auch keine Wirkung mehr zeigte und ich beides jetzt abgesetzt habe. Ich habe die Analyse Anfang des Jahres abgebrochen, weil es zu einer langanhaltenden Stagnation kam, und bin zur Schematherapie und CBASP gewechselt, was ich aktuell für sehr vielversprechend und interessant halte. Aufgrund deiner Unsicherheit darüber, wer/was du eigentlich wirklich bist und was nur anerzogen/Anpassung/Fassade ist, wäre die Schematherapie vielleicht auch etwas für dich. Ich stehe hier zwar noch am Anfang (Vorbereitung, um Therapie überhaupt möglich zu machen, wie es mein Therapeut so schön ausdrückt), aber durch die intensive Arbeit mit den verdrängten Emotionen, unerfüllten Bedürfnissen und inadäquaten Bewältigungsstrategien, die den ganzen Stress in zwischenmenschlichen Themen auslösen, habe ich das Gefühl, dem Kern meines wahren Wesens auf die Spur kommen zu können und so vielleicht etwas selbstbewusster zu werden.

Wow, das kenne ich gar nicht von mir, dass ich soviel mitzuteilen habe. Sorry für etwaiges Augenbluten!

LG Deprimine


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