Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Sojabean
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Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Sojabean » 8. Februar 2017, 10:00

Hallo

Ich habe mich schon mit 20 als schizoid erkannt. Ohne damals die Reichweite der Tragik abzusehen. Diese offenbart sich mir nun langsam... Bzw es tummeln sich viele Fragen im Kopf darüber, ob überhaupt oder was ich habe...
Ich war schon mit 16 in Therapie wegen Magersucht und "verzögerter Individuationsentwicklung".
Zwischen drin wegen drogeninduzierter schizophrener psychose, das ist aber tatsächlich ausgeheilt.
Ab 30 nun elf Jahre lang analytische Therapie. Jetzt ist genug. Das Vertrauen in die Therapeutin ebenso wie der Effekt verflogen. In der Zeit war es gut aber ich glaube, sie hat die diagnose nicht interessiert. Sah ich lange genauso. Klar, Hauptsache mich als Individuum ein bisschen retten ... Ich hatte die diagnose bipolar. Wenn ich da jetzt so recherchiere, sehe ich mich da aber nicht. Was meine Therapeutin als Manie sah, mein schnelles reden zB, habe ich nonstop. Da gibts keine Phasen. Bzw ich habe es nach Anlass. Wenn mich etwas interessiert... Meist bin ich aber depressiv bzw ich spüre nichts. Depression ist das einzige wovon ich weiß dass ich es habe.

Nur leider stehe ich da wie zuvor. Bin so, wie ich als Kleinkind schon war...
Aufgrund des Verdachts auf Autismus bei meinem 16 jährigen ging die denkspirale wieder in Gang...
Habe ich vllt doch Asperger? Meine Kindheit war nicht toll, aber ist sie tatsächlich Auslöser oder habe ich zumindest auch genetisch was mitbekommen?!
Sogar ADS passt. Ich lasse das nun in der Psychiatrie abklären. Kann aber ca ein Jahr dauern.
Bis dahin bin ich verrückt. Haha. Ironie...

Ich beschreibe meine Beschwerden mal: ich liebe niemanden. Meinen Mann nicht, meine Schwester nicht, Mutter nicht etc. Nur meine drei Kinder! Zu ihnen bin ich herzlich und so emotional ich es kann. Also eigentlich sogar ziemlich. ... Erstaunlich... Viele halten mich sogar für temperamentvoll und impulsiv. Es ist verrückt, aber vllt eine Rolle, die ich spielen kann.sogar bei aspergern, gerade Frauen, gibt es Kompensation.

An sich spüre ich wenig. Habe gar keine Freunde. Denn mir ist klar, was ein Freund ist. Nein, es sind nur bekannte. Regelmäßig sehe ich nur die, die ich meinen Kindern zuliebe mich zwinge zu sehen... Damit meine kleinen Freunde haben und eine Chance haben, sich sozial zu integrieren.

Mir machen meist auch kaum Dinge Freude. Manchmal, wenn es mir besser geht, erfreuen mich aber sogar kleine Dinge. Ja, das mag gespalten, vllt bipolar wirken ... Aber sonst passt das schizoide perfekt.
Ebenso passt aber asperger. Ich habe oft die Unterscheidungen gelesen aber in Bezug auf mich bin ich total unsicher.
Ich finde zB Sex widerlich. Das war früher anders. Aber damals sah ich Sex als auch spirituelle Annäherung. Jetzt nur noch eklig. Nur physisch. Befriedige mich nichtmal selbst.
Mag Berührung gar nicht. Nur mit meinen Kindern da umso mehr.
Seltsam oder?! Ich fühle mich manchmal auch wohl in Gesellschaft. Aber ich mag die Verantwortung für eine Beziehung nicht.
Mein Mann will es wohl nicht wahrhaben und ist sich sicher ich bleibe bei ihm. Werde ich auch bis die Kinder groß sind. Ihnen zuliebe aber nur. Denn eigentlich nervt er mich! Er ist lieb, hilfsbereit etc aber naja ...Er ahnt sicher nicht dass der sexentzug den er seit ca zwei Jahren hat nicht vorbei gehen wird. Die kleinste ist ein jahr. Noch kann er es darauf schieben. Ich habe offen gesagt ich will nie mehr. Er glaubt es nicht. Fühle mich nicht ernst genommen und bin sauer eigentlich. Aber wenn ich ganz offen wäre müsste ich mich trennen. Am liebsten wäre mir Ehrlichkeit, aber dazu ist er zu spießig, um die Konsequenzen davon konstruktiv zu leben.
Ich fände es ideal, nur Eltern zu sein und er darf Affären haben. Ich will ihm ja nichts nehmen. Aber den Kindern alles kaputt machen will ich nicht.
Zumal wir eine gute Wellenlänge haben und als Eltern gut harmonieren. Als Kumpel auch. Aber dieses ehezeug. ... ich fühle mich angekettet. Außerdem durch die Kinder. Ich bin seit fast 5 Jahren zuhause. Habe bisher gesamt nur zwei Jahre gearbeitet. Arbeiten ist nicht meins, zu viele Menschen. Ich vermeide alles. Habe keinen Führerschein. Hocke da im eigenen Gefängnis und lebe nur für die Kinder. Ich frage mich, was die Therapie gebracht hat. Ich glaube, ich habe eine Rolle gespielt, der Therapeutin vorgespielt. Habe mein zweites Studium abgeschlossen. Auf ihr Anraten. Sozialpädagogik! Mehr daneben geht nicht! Ich stehe da mit einer Midlife-Crisis! Ganz ehrlich! Alles, was ich habe, sind meine Kinder. Aber sie dürfen diese Last nicht tragen. Ich muss mich alleine tragen! Ich denke, endlich eine richtige Diagnose zu haben, hilft mir.
Hochbegabung ist auch ein Thema. Asperger... Alles beide passt... Wenn ich wüsste, was ich habe, vielleicht gibt es doch Hilfe. Allein, dass ich weiß, was geht und was nicht.
Naja, war etwas wirr. Hab einfach drauflos geschrieben. Soll ja auch befreiend wirken...
Danke für konstruktive Beiträge!
LG
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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Lichtgarten » 8. Februar 2017, 20:42

Hallo Sojasonne,
Willkommen im Forum.
Du hast ja schon einiges an Vorerfahrung was Inanspruchnahme therapeutischen Beistands angeht und so erwartest du hoffentlich nicht, dass sich über dieses Forum anhand einer Kurzbeschreibung deinerseits eine Diagonse ableiten lässt, bzw. dass es hier andere Suchende gibt, welche deine Geschichte für dich "richtig" einordnen können. Vielmehr ist den meisten hier in aller Anders- und Verschiedenartigkeit gemein, dass sie nach Austausch und Reflektion suchen, um vor allem mit den eigenen Schwierigkeiten des sozialen Umfelds besser zurechtzukommen. So weit ich es beurteilen kann, haben nur die wenigsten hier eine eindeutige Diagnose und selbst die solchen zweifeln oft an der Richtigkeit eben dieser. Also lies dich am besten erstmal ein und partizipiere am Informationsaustausch. Womöglich kannst du von den Erfahrungen anderer profitieren, sicher finden sich hier Forumteilnehmer in ähnlichen Lebenssituationen, womöglich entwickelt sich aber auch im weiteren Diskurs für dich eine zusätzliche Einsicht und Neubewertung deiner Konfliktlage. Generell gilt für alle Menschen erstmal das Gleiche, - sich so annehmen wie man ist, aufhören außerhalb wie innerhalb nach Schuld zu suchen, tief durchatmen und dann in kleinen Schritten in die Richtung gehen in die man gehen möchte -> Alles Gute Dir...

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Sojabean » 9. Februar 2017, 07:30

Hallo Lichtgarten
Da hast du auf jeden Fall Recht.
Egal wie es heißt, klarkommen muss ich mit mir, nicht mit der Diagnose.
Danke

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Unicorn » 10. Februar 2017, 18:37

Hey

Ich finde die Antwort vom Lichtgarten genial.

Und was hilft dir eine Diagnose? Dann hast du nur eine Schublade wo du rein gesteckt wirst?

Und was ist schon normal? Der eine ist so, der andere so und daraus sollte jeder versuchen das Beste daraus zu machen.

Wichtig ist dass du Strategien hast mit dir und deinem Leben fertig zu werden, denn eines musste ich lernen, ständig einfach hat es keiner, bei manchen wirkt es nur so

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Sojabean » 10. Februar 2017, 19:36

Hallo
Für mich macht es einen Unterschied. Bisher gab ich, konform mit den Therapeuten, meinen Eltern die schuld. Wäre es was genetisches, so kann ich diese Wut loslassen.
Dann unterscheiden die Störungen dich trotz sehr ähnlicher Symptomatik sehr, so dass der Umgang damit ein komplett anderer sein muss.
Letztlich bin ich selbst studiert und daher gebe ich zu, dass ich sehr viel von der Forschung und Wissenschaft halte. trotzdem ist gerade auf diesem Gebiet die Professionalität ausschlaggebend. Es kann nicht sein, dass jeder Psychiater eine andere diagnose stellt. Daher gehe ich lieber zu den Experten, in meinem Fall ins Max Planck in München.
Lg

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Lichtgarten » 11. Februar 2017, 02:14

Letztlich bin ich selbst studiert und daher gebe ich zu, dass ich sehr viel von der Forschung und Wissenschaft halte.

Weil du studiert hast, hältst du 'sehr viel' von Forschung und Wissenschaft? Ist das irgendwie miteinander verknüpft?

trotzdem ist gerade auf diesem Gebiet die Professionalität ausschlaggebend.

Professionalität ist in der Forschung ausschlaggebend wofür? Für die Berechtigung, sich als eben solche auszugeben?

Es kann nicht sein, dass jeder Psychiater eine andere diagnose stellt.

Dieser Satz ist ja richtig aber sinnlos. Es gibt mehr Psychiater als der Diagnoseschlüssel Diagnosen bereithält, so kann nicht jeder Psychiater eine andere Diagnose stellen.... jedoch muss der Psychiater den Patienten mit seinem sehr individuellen Erfahrungsschatz in einer oder mehreren Schubladen unterbringen, damit eine Krankenkasse für die Therapie aufkommt (also muss man erstmal 'krank geschrieben' werden, also als minderfunktional eingeschätzt werden.)... In welcher, erscheint mir gar nicht so wichtig, denn letzlich ist es am Therapeuten von einer kategorisierten Anfangseinschätzung ausgehend den Patienten nicht 'abzustempeln' sondern individuelle Lösungsansätze (je nach Konfliktlage der Patienten herauszuarbeiten). Und die schizoide Seele wird wohl kaum als histrionisch belabelt werden.

Die Diagnostik psychischer Unterschiedlichkeit steckt meines Erachtens 'in den Kinderschuhen'. Typisierungen, welche vor 50 Jahren als 'professionelle' Einschätzungen galten, sind heute oft überholt. Ansätze der Diagnostik haben sich insbesondere die letzten 20 Jahre stark gewandelt. Hinzu kommt eine sich wandelnde Gesellschaft, mit sich wandelnden Anforderungen an ihre Mitglieder, was auch einen Wandel der Phänotypen nach sich zieht. Und solange weiterhin Symtomkataloge zu immer neuen Diagnoseclustern sortiert werden, bleibt es nicht aus , dass verschiedene Psychotherapeuten dem Suchenden auch verschiedene Zeugnisse ausstellen. Dazu gesellt sich das Phänomen, dass der 'missverstandene' Patient bei seinem nächsten Anlauf auf der nächsten Couch bewusst/unbewusst ein anderes Bild von sich zeichnet (und wenn auch nur dir gleichen Puzzlestücke in neuer Gewichtung und Reihenfolge vorgetragen werden). Momentan vertretene Kataloge von Persönlichkeitsakzentuierungen und Störungen lassen sich ja unschwer mit Auflistung spezifischem Verhaltens überall (auch im Internet) einsehen. zum einen lassen sich Verhaltensweisen oft mehreren Persönlichkeitstypen in unterschiedlicher Gewichtung zuordnen. Diese Gewichtung lässt sich selten ins Zahlen festmachen, sondern ist oft nur eine Vergleichseinschätzung im Gewimmel statistischer Erhebung.
Und die letzten Jahre tauchen das auch plötzlich ganz neue Persönlichkeitstypen auf. Ich habe mittlerweile einiges über Persönlichkeitstypen gelesen ( psychologischer Diskurs) , welche sich in keinem Diagnoseschlüssel finden lassen. Ob die sich als Diagnosen durchsetzen können? Ob andere gestrichen werden? Ob es in hundert Jahren noch 'schizoide' gibt ?

Daher gehe ich lieber zu den Experten, in meinem Fall ins Max Planck in München.

Da ich annehme, dass du bei einem, bzw. mehreren gelernten Therapeuten vorstellig warst, erscheint es mir überheblich, eben diesen
(locker 10 Jahre Studium und Ausbildung) Fachkräften jegliche Expertise absprechen zu wollen. Bin selbst auch mit einer gemischten Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, habe schon eine ganze Reihe Psychiater und Psychologen kennen lernen dürfen und auch nach Jahren sind einige Bereiche noch nicht ausdifferenziert. Habe im Rahmen meines Klinikaufenthaltes an einer Vergleichsstudie (Uniklinikum) teilgenommen, in welcher ein Team von Forschern vorhandene Perönlichkeitstests miteinander verglich. Je nach anerkanntem 'wissenschaftlichem' Testverfahren wurden aus unterschiedlichsten Gründen unterschiedliche Persönlichkeitsprofile erstellt.

!Wichtig ist meines Erachtens aber schon die Unterscheidung zwischen physischen Ursachen / Konstitution / neurologischer Beschaffenheit und psychologischen Mechaniken/Traumata/ Prägungen/Neigungen - Dahingehend , so dachte ich, wird man allerdings durchgecheckt bevor man sich in psychotherapie begibt? - ... für den Fall, dass du also jetzt als 'hochbegabter Asperger' eingestuft wirst, erhoffst du dir welche Hilfe? Es bleibt im Normalfall die Verhaltenstherapie zur Stabilisierung deines Alltags, oder? Auch bei den eingesetzten Medikamenten zur Behandlung komorbider Störungen gibt es meines Erachtens keinen Unterschied zur SPS? ... und die Schuldfrage... von welcher 'schuld' wären deine Eltern freigesprochen, wenn es denn genetische Ursachen für deine Persönlichkeitsstruktur geben würde? Worauf bist du jetzt wütend und wärest es dann nicht mehr? Deine Erinnerungen und die Erfahrungen, die ihr miteinander gemacht habt blieben doch die gleichen?

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon ToWCypress81 » 11. Februar 2017, 02:48

Hallo Sojabean

Wissenschaft bzw. wissenschaftliche Kriterien und das eigene individuelle Empfinden vertragen sich meiner Meinung nach nicht sehr gut bzw. nie.
Die eigene Seele bzw. Empfinden kann man nicht in ein Wissenschaftliches Korsett stecken - denn der Mensch bzw. das menschliche Gehirn/Empfinden ist nun mal keine Maschine/kein Roboter. - Von daher werden Diagnosen/Diagnosekriterien und die psychiatrische Wissenschaft/Meinungen nie einen absoluten oder perfekten Konsens finden. - Versuchte Perfektion ist in dieser Hinsicht automatisch zum Scheitern verurteilt und darf und soll meiner Meinung nach immer in vielerlei Hinsicht angezweifelt werden.
Am Besten ist es meiner Meinung nach immer, wenn man in sich hinein hört. - Am besten so sehr, bis man das eigene Empfinden in- und auswendig kennt - und danach dann sein Leben ausrichtet. - Denn man Selbst ist was das eigene Empfinden anbelangt - immer der beste Doktor.
In Diagnosen sollte man sich meiner Meinung nach nicht reinsteigern - sondern sie eher (oder nur) oberflächlich betrachten. - Sie können nur helfen, wenn man gewisse Unterstützungen auf dem Arbeitsmarkt bzw. Sozialleistungen in Anspruch nehmen will - oder auch wie in diesem Forum, vielleicht Gleichgesinnte zu finden - ansonsten haben sie meiner Meinung nach keinen Nutzen.
Auch halte ich nichts davon Hass oder Wut auf andere Menschen für das eigene (gestörte) Empfinden abzugeben bzw. anderen die Schuld für sich selbst zu geben. - Was bringt das schon? - Du kannst dann sagen: Ja ich bin nur so, wegen diesen/dieser Personen/Person, verstehe das Ganze jetzt bzw. somit und möchte daher am besten nie wieder etwas mit diesen Menschen zu tun haben. - Aber ändert das etwas an deinem Empfinden bzw. wird man deswegen gesund, geheilt oder von der Störung befreit? Denke ich eher nicht. - Noch dazu hat man dann ein (sehr) schlechtes Empfinden/Denken oder (gar totalen) "Bruch" zu diesen Personen (z. B. Familienangehörigen) - was ja kein schönes Gefühl ist und somit ja vielleicht noch eine zusätzliche "Störung".
Jeder Mensch, wie zum Beispiel die eigenen Eltern, haben eine Geschichte. - Man kann nie einen Menschen wirklich verurteilen, da dieser Mensch ebenfalls IMMER durch Genetik, Erziehung, Umwelt, schlechte Erfahrungen usw. wiederum so ist wie er/sie ist bzw. vorbelastet ist. Jeder Mensch kann in großen Teilen oder mehr oder weniger (teilweise auch zu absoluten Teil) nur so leben wie es seine Genetik, Erziehung, Umwelt, Schicksalsschläge oder schlechte Erfahrungen hergibt. - Kein Mensch ist daher wirklich schlecht oder versucht böse oder schlecht zu sein, auch wenn er/sie vielleicht sehr schlimme/schlechte Dinge tut.
- Genauso wenig wie durch diese Einflüsse der Mensch zwangsläufig zu einem totalen Spielball des Schicksals wird. - Denn je mehr man (teilweise von Mensch zu Mensch unterschiedlich - auch wieder von Einflüssen abhängig) sich selbst wirklich bewusst wird bzw. seiner Empfindungen bewusst wird und somit lernt mit diesen umzugehen - desto mehr kann man auch an sich arbeiten (auch falls/wenn es nur in einem kleinem Maßstab ist). - meine Meinung.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Sojabean » 11. Februar 2017, 20:02

Hallo Lichtgarten
Ich arbeite mich jetzt Mal durch...
Erstmal: ganz ehrlich und einfach hatte ich vor meinem Studium eine andere Weltsicht.
Gerade da ich auch selbst empirische Sozialforschung betrieben habe und auch generell einfach aufgrund meiner ? Vermeintlichen? Einsicht in die Plausibilität einer Wissenschaftlichkeit auch im sozialen Bereich habe ich meine frühere umfassende Skepsis zb gegenüber Studien ("ich glaub nur die die ich selbst gefälscht habe....") Weitgehend abgelegt und in eine differenzierte Skepsis gewandelt. Grundsätzlich hat das Studium mein Weltbild vom esoterischen hin zur Wissenschaftlichkeit geändert. Das empfinde ich als ganz einfach nachzuvollziehen.
Dann hast du mich noch zweimal komplett missverstanden.
Professionalität ist für einen Therapeuten sehr wichtig. Allein wegen der Verantwortung!
Und ja das war sicher flapsig aber natürlich meinte ich das Phänomen, das ich oft gelesen habe in Selbsthilfegruppen: jemand ist bei 5 Psychiatern und hat drei Diagnosen. Und glaubt dann schließlich der, bei der immerhin zwei übereinstimmen. Ich meine das darf nicht sein!
Nein, ich habe keine Forschung zum Thema gemacht und sicher heißt das nicht, dass Psychiater meist daneben liegen. Aber 20 Prozent daneben ist auch genug.
Warum ist eine klinik m.e. besser? Ganz ganz einfach! Weil da mehrere an einem Tisch sitzen und die Fehlerquote sich so reduziert.
... Ja, es macht für mich im Umgang mit mir selbst einen Unterschied. Falls ich noch Therapie bekäme, was leider nicht nicht mehr bezahlt wird, wäre es auch sehr wesentlich zum Umgang mit mir, zu wissen was ich habe.
Zu meiner Arroganz GG meiner einen(!) Ex-therapeutin. Sie hatte viele Stärken und hat mir sehr geholfen. Nur die diagnose war ihr wurst und das merkt man eben ...Sie gab eben irgendwas bei der Kasse ab damit sie viele Stunden bekommt und hat da einiges gedreht damit es überhaupt elf Jahre werden könnten ... Dass ich jetzt im Nachhinein daran zweifle ist durchaus nachvollziehbar finde ich.
Zur Schuldfrage: vielleicht bin ich zwanghaft aber ja. Ich bin eben so und ja wenn ich zB Asperger hätte (sehr unwahrscheinlich, eher ADS... Ich bin viel zu sprunghaft und impulsiv!) Dann hätten meine Eltern es zB mit mir auch schwer gehabt erstens und zweitens ich sehe sie dann einfach logischerweise nicht mehr als Verursacher meines Leidens sondern die Krankheit. Natürlich kann ich nicht alles vergeben, aber ein Teil reicht schon! Das ist eine Entlastung einfach. Es ist subjektiv. Jemand anderes sieht das anders. Bei mir ist es so. Warum auch immer. Vielleicht weiß ich ja bald warum ich so arrogant, zwanghaft und schlecht zu verstehen bin ...
PS ich wurde niemals physisch und neurologisch gecheckt vor der Therapie!
Und alles andere: ich finde es gut, dass die Forschung fortschreitet und immer neue in differenziertere nuancen entdeckt. klar ist die Abgrenzung schwierig, aber deswegen alles in Frage stellen?! Nein. Ich kann mich auch mit einem Zwischending abfinden. Aber irgendwas wüsste nicht schon gern ...
MFG
Sojasun

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Sojabean » 11. Februar 2017, 21:20

Hallo towcypress81

Also ich muss sagen dass ich schon finde dass zB die Beschreibung der Depression 100 Prozent auf mich zutrifft.
Wenn es um tiefgreifendere Störungen geht freilich wird die Abweichung größer da es sozusagen mehr um die Substanz als ein Befinden geht. Ganz klar will ich mich bei Gott nicht mit einer diagnose identifizieren.
Ich bin und bleibe der Experte meiner selbst. Das finde ich ebenso wichtig wie du! Letztlich ist es aber sogar gerade dann wichtig wenn man eine Diagnose will, dass man sich sehr gut kennt. Sonst wird man alleine schon die Fragen falsch beantworten! Und so kann natürlich nur etwas falsches herauskommen! So oder so ist man selbst ganz selbstverständlich niemals seine Diagnose. Man ist ein eigener Charakter, immer ein ganz spezieller Mix.
Ja das mit der Schuld. Da sagst du wahre weise Worte. Theoretisch sehe ich das genauso. Solange ich zB meine Mutter nicht sehe ist alles gut. (Mein Vater lebt nicht mehr, was kein Verlust ist.) Aber wenn ich sie sehe kracht es! Früher oder später! Trotz aller Therapie! Ach ja, die Aussagen meiner beiden Therapeutinnen über meine Mutter waren je haargenau die selben, obwohl die erste Therapie mit 16 Jahren und die letzte mit 30 begann... Nämlich: "halten sie Abstand! Die Frau schadet ihnen/die Frau ist Gift für sie!" Meine letzte Therapeutin ... Und das fand ich sehr cool und es hat mir sehr geholfen! ... Erlaubte es mir, von einem kitschigen Mutterideal Abstand zu nehmen und ich erlaubte es mir, meine Mutter zu meiden. Ich habe sie seit über einem Jahr nicht gesehen obwohl sie in meiner Nähe wohnt. Ich vermisse nichts. Ok, wir mailen ... Aber nur wegen meines Sohnes. weil er sie besucht ab und zu. Zu meinen anderen Kindern hat sie keinen Kontakt und fordert den auch nicht. Meine kleinste hat sie nie gesehen! Klar, es ist traurig. Aber diese Frau ist einfach ein rotes Tuch für mich!
Ich würde die Vergangenheit gerne ruhen lassen. Deswegen sehe ich sie nicht mehr. Traurig, aber wohl erst zur Beerdigung wieder ...

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon tagträumer » 23. Februar 2017, 18:58

Hallo Sojbean,
ich hab das Gefühl Du gehst zu hart mit Dir ins Gericht.
Du hast 3 Kinder die Du liebst und von den Du gerne berührt wirst, das ist doch schon mal eine ganze Menge an Liebe und Berührung. Das das ganze vieleicht so nicht in die Gesellschaft passt ist sicher ein Problem und sorgt evtl. eine Menge Stress bei Dir. Daas es Dir gelungen ist Dich von Deiner Mutter soweit zu lösen ist doch chon mal eine große Leistung. Die Probleme mit Schuld und evtl. schlechten Gewissen, sind leider immer nur sehr scher und langsam zu lösen. Viel Glück bei den Untersuchungen, mögen Sie Dir Klarheit und Sicherheit geben.
I'm not crazy about reality, but it's still the only place to get a decent meal. (Groucho Marx)


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