Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Indigocat
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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon Indigocat » 24. Februar 2017, 00:10

Sojabean hat geschrieben: Ich bin seit fast 5 Jahren zuhause. Habe bisher gesamt nur zwei Jahre gearbeitet. Arbeiten ist nicht meins, zu viele Menschen. Ich vermeide alles. Habe keinen Führerschein. Hocke da im eigenen Gefängnis und lebe nur für die Kinder. Ich frage mich, was die Therapie gebracht hat. Ich glaube, ich habe eine Rolle gespielt, der Therapeutin vorgespielt. Habe mein zweites Studium abgeschlossen. Auf ihr Anraten. Sozialpädagogik! Mehr daneben geht nicht! Ich stehe da mit einer Midlife-Crisis! Ganz ehrlich! Alles, was ich habe, sind meine Kinder. Aber sie dürfen diese Last nicht tragen. Ich muss mich alleine tragen! Ich denke, endlich eine richtige Diagnose zu haben, hilft mir.
Ob eine Diagnose (oder mehrere) was an dem Zustand ändern, weiß ich nicht... Aber ich sehe in deiner Ist-Situation ein paar Parallelen zu mir früher. Saß auch mit drei Kindern in einer Ehe fest, nur hatte ich damals noch keine Ausbildung. Mein Exmann war allerdings nicht so nett und geduldig wie deiner, sodass die Trennung für mich letztendlich eine Frage des Überlebens war. Auch eine Mutter, die ich auf Abstand halte, habe ich. Hätte ich es früher geahnt, hätte ich auch meine Kinder von ihr fern gehalten, denn sie hat im Nachhinein betrachtet bei den Kindern durchaus Schaden angerichtet. Aber vor Beginn meiner Therapie und Diagnosestellung habe ich die Gefahr nicht deutlich genug wahrgenommen. Die Ausbildung (oder mehrere) habe ich während den letzten Ehejahren und später noch einmal nachgeholt. Ich arbeite im Home-Office, das passt perfekt und ich würde mich wahrscheinlich in einem Job mit realem Kollegen- und/oder Kundenkontakt sehr schwer tun und bin bei den Versuchen auch regelmäßig gescheitert. Im Moment mache ich nebenberuflich meine 3. Ausbildung, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich je in diesem Beruf arbeiten werde.

An deiner Stelle würde ich vielleicht erst mal versuchen, die ganze Situation zu entwirren. Dein Mann scheint sehr nett zu sein, solche gibt es leider nicht oft, vielleicht würde eine Partnerberatung helfen? Berufsmäßig würde ich mir etwas suchen, wo ich alleine arbeiten kann. Viele Sozialpädagogen sind ja auch beratend tätig in Situationen mit nur einem Kind beziehungsweise einem Elternteil und haben ihr eigenes Zimmer.

PS Ich hatte auch keinen Führerschein, meine Mutter wollte mir den seinerzeit nicht zahlen und ich selber war auch ziemlich ängstlich, was das Autofahren angeht. Habe dann meine Angst überwunden und mich zur Fahrschule angemeldet, als ich gemerkt hatte, dass meine Ehe den Bach runtergeht und ich handeln muss. Mein Ex-Mann wollte meine Selbstständigkeit verhindern und hat mich sogar verprügelt, aber ich habe nicht klein beigegeben. Mein Jüngstes war damals auch knapp 1 Jahr und mein Ex-Mann hat sich geweigert, während der Fahrstunden auf ihn aufzupassen, obwohl er nicht gearbeitet hatte. So habe ich mein Kind immer im Kindersitz mitgenommen, hat auch ganz gut geklappt. Habe ewig lange für die Fahrschule gebraucht und der Fahrlehrer hat an mir ein kleines Vermögen verdient, aber mittlerweile fahre ich gut und gerne und auch durch Großstädte.
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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon KlaRo » 20. Juni 2017, 18:25

ToWCypress81 hat geschrieben:In Diagnosen sollte man sich meiner Meinung nach nicht reinsteigern - sondern sie eher (oder nur) oberflächlich betrachten. - Sie können nur helfen, wenn man gewisse Unterstützungen auf dem Arbeitsmarkt bzw. Sozialleistungen in Anspruch nehmen will - oder auch wie in diesem Forum, vielleicht Gleichgesinnte zu finden - ansonsten haben sie meiner Meinung nach keinen Nutzen.
Da möchte ich Dir schon widersprechen und bin da Sojabean's Meinung. Für den Ein oder Anderen ist es enorm wichtig, "das Kind" beim Namen nennen zu können.

Auch mir geht es so, dass mir geradezu ein Bergmassiv vom Herzen gefallen ist, als ich endlich einen Namen für meine (durch mich so empfundene) Abartigkeit hatte und ich mich damit endlich auseinandersetzen konnte, was die möglichen Ursachen betrifft. Genauso wichtig war mir die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin, es gibt andere mit ähnlichen Schwierigkeiten.
ToWCypress81 hat geschrieben:Auch halte ich nichts davon Hass oder Wut auf andere Menschen für das eigene (gestörte) Empfinden abzugeben bzw. anderen die Schuld für sich selbst zu geben. - Was bringt das schon? - Du kannst dann sagen: Ja ich bin nur so, wegen diesen/dieser Personen/Person, verstehe das Ganze jetzt bzw. somit und möchte daher am besten nie wieder etwas mit diesen Menschen zu tun haben. - Aber ändert das etwas an deinem Empfinden bzw. wird man deswegen gesund, geheilt oder von der Störung befreit?
Auch hier bin ich ganz anderer Meinung, was aber vermutlich darauf zurück zu führen ist, dass ich noch nicht einmal eine vage Vorstellung der Gründe für meine ganzen Schwierigkeiten habe.

Wie schon an anderer Stelle erzählt, fängt meine Erinnerung und damit mein Leben eigentlich erst mit ungefähr 14 Jahren an. Also muss vorher irgendetwas geschehen sein und ich muss wissen, was das war. Damit hole ich die 14 verlorenen Jahre nicht auf, das ist mir schon klar. Aber mit dem Wissen kann ich vielleicht verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Dadurch schaffe ich es vielleicht auch leichter, neue Wege zu gehen, weil ich weiß, dass das, was war, nicht noch einmal so passieren kann. Mag auch sein, das ich da völlig falsch liege. trotzdem will und muss ich wissen, warum.

Und Dir, Sojabean, wünsche ich wirklich viel, viel Erfolg bei Deiner Suche nach Deiner selbst.

KlaRo

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon ToWCypress81 » 21. Juni 2017, 13:04

KlaRo hat geschrieben:
ToWCypress81 hat geschrieben:In Diagnosen sollte man sich meiner Meinung nach nicht reinsteigern - sondern sie eher (oder nur) oberflächlich betrachten. - Sie können nur helfen, wenn man gewisse Unterstützungen auf dem Arbeitsmarkt bzw. Sozialleistungen in Anspruch nehmen will - oder auch wie in diesem Forum, vielleicht Gleichgesinnte zu finden - ansonsten haben sie meiner Meinung nach keinen Nutzen.
Da möchte ich Dir schon widersprechen und bin da Sojabean's Meinung. Für den Ein oder Anderen ist es enorm wichtig, "das Kind" beim Namen nennen zu können.
Auch mir geht es so, dass mir geradezu ein Bergmassiv vom Herzen gefallen ist, als ich endlich einen Namen für meine (durch mich so empfundene) Abartigkeit hatte und ich mich damit endlich auseinandersetzen konnte, was die möglichen Ursachen betrifft

Das Augenmerk bei meinem Satz liegt beim Wort "Reinsteigern"... was ich deswegen nicht gut finde, egal in welche Störung oder Krankheit-diagnose - weil man da den Sinn für Feinheiten im normal Alltag und Leben verliert - soll heißen man wird dadurch immer unflexibler - egal ob zu sich selbst oder zu anderen Menschen...
Klar ist so eine Diagnose erstmal etwas befreiendes.. das einem Sicherheit gibt und man sieht das man nicht alleine ist.. man wird aber mit der Zeit merken.. (so war es jedenfalls bei mir) das man viel zu sehr die Diagnose und Diagnosekriterien zu seinen Steckenpferden macht.. und so an diesen nicht unbedingt stark versucht zu arbeiten, sondern man sie als ein Teil von sich sieht - wo man sagt ich bin halt so - das steht ja in der Diagnose, und deswegen kann ich auch nicht anders egal was ich auch tue..
Deswegen war es für mich eher wichtig mein eigenes Empfinden bzw. Gefühle immer mehr zu verinnerlichen und sie nicht auf Diagnosekriterien zu stützen.. sondern mit diesen zu arbeiten und immer mehr voranzutreiben um mehr fortschritte zu machen.. wie etwa gefühlsmäßig offener auf Menschen zuzugehen.. was extrem wichtig war für mich.

KlaRo hat geschrieben:
ToWCypress81 hat geschrieben:Auch halte ich nichts davon Hass oder Wut auf andere Menschen für das eigene (gestörte) Empfinden abzugeben bzw. anderen die Schuld für sich selbst zu geben. - Was bringt das schon? - Du kannst dann sagen: Ja ich bin nur so, wegen diesen/dieser Personen/Person, verstehe das Ganze jetzt bzw. somit und möchte daher am besten nie wieder etwas mit diesen Menschen zu tun haben. - Aber ändert das etwas an deinem Empfinden bzw. wird man deswegen gesund, geheilt oder von der Störung befreit?
Auch hier bin ich ganz anderer Meinung, was aber vermutlich darauf zurück zu führen ist, dass ich noch nicht einmal eine vage Vorstellung der Gründe für meine ganzen Schwierigkeiten habe.
Wie schon an anderer Stelle erzählt, fängt meine Erinnerung und damit mein Leben eigentlich erst mit ungefähr 14 Jahren an. Also muss vorher irgendetwas geschehen sein und ich muss wissen, was das war. Damit hole ich die 14 verlorenen Jahre nicht auf, das ist mir schon klar. Aber mit dem Wissen kann ich vielleicht verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Dadurch schaffe ich es vielleicht auch leichter, neue Wege zu gehen, weil ich weiß, dass das, was war, nicht noch einmal so passieren kann. Mag auch sein, das ich da völlig falsch liege. trotzdem will und muss ich wissen, warum.

Gegen Wissen ist doch überhaupt gar nichts einzuwenden.. das war bei mir absolut genauso.. auch ich habe durch das erforschen meiner Eltern immer mehr verstanden warum ich (zusätzlich zu anderen Ursachen) so bin wie ich bin.. Nur finde ich halt auch, das auch deine Eltern oder wer auch immer ja nur wiederum so ist - wie er/sie durch das Leben/Eltern/Genetik auch nur wiederum so ist bzw. auch eine Geschichte hat.. Zwar das Wissen hilft und auch somit die Schuld am andern abzuladen hilft - aber wie ich finde trotzdem das Verständnis aufkommen sollte/muss - das man auch die Sicht und Leben von diesen Menschen betrachten sollte.. auch weil man durch jenes Menschenverständnis (dieser Personen) dadurch zusätzlich noch geistig weiterkommt bzw. noch viel mehr Verständnis entwickelt - sich und anderen gegenüber.

Liebe Grüße
Cypress
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

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Re: Hallo! Vorstellung incl viele Fragen...

Beitragvon KlaRo » 21. Juni 2017, 15:56

Hallo ToWCypress81,

mit Deinem letzten Absatz hast Du vermutlich nicht mal so ganz unrecht, wenn ich mir das so in aller Ruhe durch den Kopf gehen lasse. Leider kann ich meine Eltern dazu nicht mehr befragen, da beide schon lange tot sind. Also bleibt ihre Geschichte und ihr Schicksal für mich ein ungelesenes Buch, auch weil ich mich in der Jugend nicht dafür interessiert habe. Zu der Zeit hatte ich keine "greifbare" Familie sondern irgendwie nur mich. Aber wenigstens will ich jetzt versuchen, dahinter zu kommen, wie es damals so war. Ich bin da brennend neugierig, weil mich die verlorene Zeit reut und ich nicht weiß, was ich alles verpasst habe bzw. welche Chancen mir genommen wurden.

Gruß, KlaRo


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