Was ist mit mir los?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Helen
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Was ist mit mir los?

Beitragvon Helen » 18. Januar 2016, 18:03

Mein Name ist Helen.
Ich bin Einzelkind, war in der Schule nie eine Leuchte.hatte irgendwie keine Lust zum lernen.
Meine Mutter hat mich überbehütet, mein Vater wollte keine Kinder. Als ich dann auf die Welt kam, hat er mich zeitlebens
ignoriert.Meine Mutter versuchte es gut zu machen, und hat alles für mich getan. Aber sie hat mich auch versucht
zu manipulieren. Und wehe ich wollte nicht so wie sie. Dann setzte es Prügel.
Als ich 15 war, verliess sie meinen Vater. Nun durfte ich gar nichts mehr. Ich durfte nur zur Schule gehen, wenn ich wohin wollte, musste ich um 19 Uhr zurück sein. Und wehe ,ich kam 5 Minuten zu spät.
Mit 17 lernte ich einen Jungen kennen, in den ich mich verliebte. Mit 19 wurde ich schwanger, für meine Mutter kam nur eine Heirat in frage.Mein Mann wollte nicht, das ich arbeite oder einen Beruf erlerne. Aber das machte mir nichts aus, ich war in meiner Familie und meinen 4 Wänden glücklich. Nur andere wollte ich in diesem Kreis nicht haben.
Ich war glücklich, war zwar nicht mein Traummann, aber besser als daheim.
Habe mich immer gefragt, warum ich so anders bin. Meine kleine Familie war o.k., aber
mit anderen Menschen wollte ich nichts zu tun haben.
Inzwischen ist meine Tochter erwachsen, und vor 2 Jahren ist mein Mann gestorben.
Jetzt erst habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen, warum ich so anders bin.
Ich lebe allein, aber bin zum 1x sehr glücklich.
Habe kaum Kontakte, vermisse es aber nicht. Es ist wie eine Befreiung.
Wenn ich gefragt werde, warum ich so allein lebe, dann sag ich nie warum. Habe Angst es anderen einzugestehen, das ich es schön finde. Weil es eben nicht" normal" ist. Es versteht keiner.Gehe selten raus, lebe auf dem Land,
kann auch gut von der Witwenrente leben.
Als ich eine Therapie nach dem Tod meines Mannes machte, kam heraus, daß ich eine schizoide Persönlichkeitsstörung habe?
Bin aber nicht unglücklich damit, fühle mich hier in meiner Festung vollkommen glücklich.
Helen

tiffi

Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon tiffi » 19. Januar 2016, 16:50

Hallo Helen,
willkommen hier.

ich habe den Eindruck, du hast dir beim erzählen deine Frage schon selbst beantwortet, oder?

Es ist sicher nicht so leicht, den eigenen Weg zu gehen.
Erst recht, wenn man vom Elternhaus und von der Gesellschaft viele Bahnen, wie es zu gehen
hat vorgezeichnet bekommt.

und wenn man viel Anpassung in sich drin hat.

Wenn du dich mit der Situation jetzt wohlfühlst, mit dem alleinleben und den wenigen Kontakten,
das ist doch sehr viel wert.

Viele andere empfinden es anders, zum Glück ist das ja kein Wettbewerb.
erzählen würd ich auch nur, wenn ich ein recht gutes Gefühl bei der Sache hab.
Dass bei den anderen eine gewisse Offenheit kommt. manchmal ist man da auch überrascht.

und manchmal schlagen einem die derbsten Vorurteile entgegen.
aber nichts ist in Stein gemeißelt.

gutes Ankommen hier im Forum. :Blümelein:
Tiffi

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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon Helen » 19. Januar 2016, 17:58

Liebe Tiffi :winken:, nun ich glaube, du hast recht.
Ich bin glücklich im meiner selbst geschaffenen Welt.
Eigentlich bin ich auch zufrieden, solange ich mit niemand zu tun habe.
Sobald andere ins Spiel kommen oder mich versuchen zu verbiegen, mich hier raus zu locken, geht es mir
nicht mehr gut.Ich mag auch keinen unerwarteten Besuch oder Leute, die in meine Festung eindringen wollen.
Wovor ich Angst habe, das ich irgendwann nicht mehr in der Lage sein werde ,mich mit anderen zu
unterhalten oder das ich "das Sprechen" verlerne.
Gibt es hier noch andere , die so leben wie ich?
Helen

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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon Indigocat » 19. Januar 2016, 21:46

18. Jan 2016, 18:03 » Helen hat geschrieben:Habe kaum Kontakte, vermisse es aber nicht. Es ist wie eine Befreiung.
Wenn ich gefragt werde, warum ich so allein lebe, dann sag ich nie warum. Habe Angst es anderen einzugestehen, das ich es schön finde. Weil es eben nicht" normal" ist. Es versteht keiner.Gehe selten raus, lebe auf dem Land,
kann auch gut von der Witwenrente leben.


Hallo Helen, schön dass du hierher gefunden hast.

Du hast es wirklich gut, dass du ein gesichertes Einkommen hast. Ich muss dafür von früh bis spät schuften, zum Glück in einer leidensgerechten Nische. Wie hat sich denn deine Tochter, von der du schreibst, entwickelt? Und besucht sie dich manchmal?

Ich persönlich bin zwar am liebsten alleine, versuche aber so viel wie möglich mit Menschen zu kommunizieren, um die Kommunikation nicht zu verlernen. Das geht natürlich nur bis zu einem gewissen Grad, manchmal stehe ich dabei dann neben mir und brauche erst mal wieder ein paar Tage Ruhe.

VG, Indigocat
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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon Helen » 20. Januar 2016, 09:16

Hallo, Indigocat,
meine Tochter ist beruflich sehr eingespannt, hat 3 Kinder , einen "kranken" Ehemann.
Die Kinder kommen ab und zu zum Essen nach der Schule zu mir. Sie (Tochter) sehe ich selten. Sie
hat wenig Zeit.Sicher sie kommt die Kinder dann holen, aber ist schnell wieder weg.
Auch sie hat wenig Kontakte, außer in dem Beruf natürlich. Aber das hängt wohl auch mit den Umständen zusammen.Sie hat mich schon oft gefragt, ob ich nicht in ihre Nähe ziehen will.Aber ich wohne in einem alten
Bauernhaus (Alleinlage), und fühle mich hier sehr wohl.Gut ich habe nur die Rente, aber es reicht.
In meinem Garten pflanze ich das Gemüse,Kartoffeln an, die ich brauche. Auch Hühner habe ich.
So reicht die Rente für das Nötigste zu bezahlen.
Wie schon gesagt, ich bin zufrieden.
Erzähl doch mal ein bisschen von dir, wo arbeitest du?
LG Helen ;)

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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon Indigocat » 20. Januar 2016, 21:27

20. Jan 2016, 09:16 » Helen hat geschrieben:Hallo, Indigocat,
meine Tochter ist beruflich sehr eingespannt, hat 3 Kinder , einen "kranken" Ehemann.
Die Kinder kommen ab und zu zum Essen nach der Schule zu mir. Sie (Tochter) sehe ich selten. Sie
hat wenig Zeit.Sicher sie kommt die Kinder dann holen, aber ist schnell wieder weg.
Auch sie hat wenig Kontakte, außer in dem Beruf natürlich. Aber das hängt wohl auch mit den Umständen zusammen.Sie hat mich schon oft gefragt, ob ich nicht in ihre Nähe ziehen will.Aber ich wohne in einem alten
Bauernhaus (Alleinlage), und fühle mich hier sehr wohl.Gut ich habe nur die Rente, aber es reicht.
In meinem Garten pflanze ich das Gemüse,Kartoffeln an, die ich brauche. Auch Hühner habe ich.
So reicht die Rente für das Nötigste zu bezahlen.
Wie schon gesagt, ich bin zufrieden.
Erzähl doch mal ein bisschen von dir, wo arbeitest du?


Hallo Helen, da hast du eigentlich ein richtiges "Traumleben", das würde mir auch gefallen. Leider schaffe ich es nicht einmal, den Eigentanteil für eine Eigentumswohnung zusammenzusparen.

Deine Tochter hat tatsächlich viel Stress mit Beruf und drei Kindern, gut, dass du sie ein bisschen unterstützt. Warum schreibst du das "kranken", bezogen auf den Mann deiner Tochter, in Anführungszeichen? Unterstützt er sie wenig?

Ich selber bin geschieden, mein Ex-Mann ist auch verstorben. Ich habe auch drei Kinder, zwei waren schon ausgeflogen, jetzt hat eins das Studium abgebrochen und ist wieder da...

Ich arbeite im Home-Office, zuerst war ich damit ein paar Jahre selbstständig, jetzt hat mich ein Auftraggeber fest eingestellt. Im Unterforum "Schule und Berufsleben" habe ich darüber geschrieben. Na ja, ist kein Traumjob, aber machbar, ich habe ein festes Einkommen und bekomme sogar Anerkennung.

Ich habe einen Pachtgarten, leider so wenig Zeit, dass ich nur das Nötigeste anbauen kann beziehungsweise, was von alleine wächst, Obstbäume, Kürbisse, Zucchini, Mais. Hühner oder wenigstens Wachteln möchte ich auch gerne halten.

Viele Grüße, Indigocat
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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon orinoco » 20. Januar 2016, 22:04

Hi Helen,

18. Jan 2016, 18:03 » Helen hat geschrieben:Wenn ich gefragt werde, warum ich so allein lebe, dann sag ich nie warum. Habe Angst es anderen einzugestehen, das ich es schön finde. Weil es eben nicht" normal" ist. Es versteht keiner.


vielleicht findest du ja hier Informationen mit denen du dich dir selbst besser erklären und dich verstehen kannst. Meine Erfahrung ist es, dass ich dann mich anderen besser erklären und mehr Verständnis einfordern kann. Gut, es wird immer welche geben, die die Empathie einer Eisenbahnschwelle noch unterschreiten, aber es gibt eben auch die, die verstehen und einem gut tun. Selten, aber es gibt sie.

18. Jan 2016, 18:03 » Helen hat geschrieben:Gehe selten raus, lebe auf dem Land,

20. Jan 2016, 09:16 » Helen hat geschrieben:ich wohne in einem alten
Bauernhaus (Alleinlage), und fühle mich hier sehr wohl.Gut ich habe nur die Rente, aber es reicht.
In meinem Garten pflanze ich das Gemüse,Kartoffeln an, die ich brauche. Auch Hühner habe ich.


Ein richtiges Landei? Könnten ja mal einen Landei-Thread aufmachen:
Dumme rennen, Kluge warten,
Weise gehen in den Garten


VG :blumengabe:

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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon vanBloom » 20. Januar 2016, 22:52

Die Problematik des -nicht-erklären-könnens- ist mir auch wohlbekannt. Ich habe bei den meisten Menschen immer das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Vor allem wenn sie dann das Thema danach nicht auf sich beruhen lassen ist das enorm unangenehm. So typisch Familie, die immer erwarten dass es einem dann doch jetzt mal wieder "besser geht" und vorraussetzen dass man alle paar Wochen von einem Fortschritt der Genesung berichten kann und die Augen davor verschließen, dass es eben einfach die Persönlichkeit ist - und es keine Genesung geben wird. Und man sich noch dazu auch noch wohl fühlt mit gewissen Dingen.

Habe es aufgegeben meinem Umfeld das erklären zu wollen. Ich spreche einfach mit meiner Familie nicht mehr über meinen "Zustand" und werde regelrecht pampig, wenn jemand versucht das Thema darauf zu lenken. Ergibt sich etwas wichtiges, informiere ich sie und unterbinde jedes weitere Gespräch darüber im Keim.

Ich glaube das ist aber ein grundlegendes Problem aller Persönlichkeitsstörungen und nichts was das Schizoide nun besonders auszeichnet. Es ist eben auch schwer anders tickende Persönlichkeiten wirklich zu verstehen. Das können wir auch nicht unbedingt. Wir verstecken höchstens uns nicht-verstehen besser. Wir verstehen das nicht verstanden werden, nicht den eigentlichen Zustand anderer Persönlichkeiten.

Ansonsten Helen hasst du augenscheinlich mehr Glück mit deinem Leben gehabt als andere hier. Zumindest nach dem zu urteilen was du schreibst. Aber ich vermute deine Geschichte besteht aus mehr als 20 Zeilen :)
"Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt."
- Rudi Assauer, Focus Nr. 39 (2005)

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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon orinoco » 21. Januar 2016, 10:35

20. Jan 2016, 22:52 » vanBloom hat geschrieben:Die Problematik des -nicht-erklären-könnens- ist mir auch wohlbekannt. [...]


Im Nachhinein habe ich bei mir festgestellt, dass ich mit mir selbst nicht im Reinen war, mich mir selbst nicht richtig erklären konnte warum ich so bin wie ich bin, nicht sein kann wie die andern und anders sein muss als die andern. Seit ich aber mMn die ultimative, wissenschaftliche (und daher reproduzier- und falsifizierbare) Erklärung gefunden habe, auch und gerade warum es nicht signifikant besser werden kann. Ich sage dann immer dazu: "Das muss mir niemand glauben, davon kann und sollte sich jeder selbst überzeugen". Seitdem ist wesentlich mehr Ruhe, vor allem auch in mir. Aber wie schon gesagt: unverbesserliche gibt es immer und nicht gerade wenige. Wem das Konzept von Wissenschaft fremd ist und vor allem wer zu faul ist, sich die Mühe zu machen das zu verstehen, dem ist eben nicht zu helfen. Meist schaffe ich es sogar so, dass wenn der andere zuerst pampig wird und dann kann ich viel leichter ihm die moralische Schuld an der gescheiterten Kommunikation zuschieben. Immer noch unangenehm aber zumindest ein moralischer Sieg.

20. Jan 2016, 22:52 » vanBloom hat geschrieben:Ich glaube das ist aber ein grundlegendes Problem aller Persönlichkeitsstörungen und nichts was das Schizoide nun besonders auszeichnet. Es ist eben auch schwer anders tickende Persönlichkeiten wirklich zu verstehen. Das können wir auch nicht unbedingt. Wir verstecken höchstens uns nicht-verstehen besser. Wir verstehen das nicht verstanden werden, nicht den eigentlichen Zustand anderer Persönlichkeiten.


Wie gesagt, ich meine da einen Durchbruch erzielt zu haben, der eben auch andere Persönlichkeitsstörungen schlüssig und letztendlich erklärt. Diese Erklärung ist so grundlegend auf das Wesen des Menschen als sozialem, der Evolution unterworfenen Säugetier zurückzuführen, sprich wir agieren und reagieren eigentlich ganz normal und von den Menschen die wirklich gegen diese Naturgesetzlichkeiten agiert haben, von denen stammen wir nicht ab. Wer dem Säbelzahntiger "Guten Tag" sagt und nicht davon rennt, der macht das nur einmal. Oder wie bei den Pilzen: alle geniessbar, aber manche nur einmal.
Und ironischerweise war und ist es unsere Umwelt, die sich gegenüber uns abnormal verhalten hat und es noch immer tut. So sehr, dass es uns vorzeitig das Leben kostet und wir die Probleme haben, die wir haben. Aber eine derartige gesamtgesellschaftliche Anklage und die damit verbundene Verantwortlichkeit, das hören diejenigen, die in dieser Verantwortung stehen meist nicht gerne.
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Re: Was ist mit mir los?

Beitragvon hinterdemmond » 21. Januar 2016, 11:23

.
Zuletzt geändert von hinterdemmond am 21. Juli 2019, 01:17, insgesamt 1-mal geändert.
auch im abseits sterben helden. (clickclickdecker)


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