Zweifel an den Problemen

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Grübelmonster
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Zweifel an den Problemen

Beitragvon Grübelmonster » 15. November 2015, 18:53

Guten Abend...

Erstmal ist zu erwähnen, dass ich erst vor 2 Tagen dieses Forum hier entdeckt habe, nachdem ich mich mit Schizoidie beschäftigt hatte, unter Anderem auch das Buch "Grundformen der Angst" gelesen habe, in welchem ich mich ziemlich gut mit dem schizoiden identifizieren konnte. Ich bin schon lange am reflektieren und auf der Suche nach einer Antwort auf meinen Zustand. Auch habe ich viel im Internet über Psychologie gelesen über die letzten 2 Jahre oder so, generell ist da ein großes Interesse bei mir. Irgendwie unterdrücke ich oft Gedanken diesbezüglich die ich habe, weil dann Gedanken in mir aufkommen wie, dass ich sicherlich alles überdramatisiere und mir meine Probleme nur einrede, dass ich "krank" sein möchte usw. Auch Gedanken wie, dass ich mir doch nicht anmaßen könne sowas zu verstehen und selbst darüber zu urteilen ja schwierig wäre usw. Oft kommt es mir so vor, als unterdrücke ich dann gewisse Impulse und Gedanken, Erkenntnisse die in mir hochkommen, da ich mir das irgendwie selbst nicht eingestehen will, nach dem Motto, so krass kann meine Situation doch nicht sein... Wenn ich so überlege, merke ich auch immer mehr, wie sehr die Wahrnehmung der Außenwelt gegenüber meiner Selbstwahrnehmung kontrastiert und das der Grund dafür sicher auch ist, dass ich mit diesen tiefen inneren Analysen und Reflektionen ziemlich allein bin, also so gut wie gar nicht mit anderen Menschen darüber gesprochen habe, bzw spreche, auch weil ich denke, dass mich da eh niemand versteht. So kommen natürlich auch Gedanken in mir auf wie, dass meine Selbstwahrnehmung vllt ja völlig verrückt ist usw, dass ich mir alles nur einbilde. Wobei ich eigentlich denke, dass ich über-reflektiert bin und irgendwie versuche, möglichst realistisch zu denken und mich nicht irgendwo in meinen Ansichten zu versteifen, weswegen ich dann auch immer alles doppelt und dreifach hinterfragen muss... Ich merke immer mehr, dass mein Denken sehr abstrakt ist und ich wenn ich eine Meinung zu etwas habe, sie sehr extrem ist und ich sie niemandem mitteilen möchte oder kann, da ich denke, dass mich niemand versteht, oder mich für "besserwisserisch" hält oder so. So wie ich dieses Forum hier gefunden habe, wirkte es so, dass nachdem irgendein Impuls aus meinem Unterbewusstsein in mir hoch schoss und ich dann sofort gegooglet habe, und direkt hier drauf gestoßen bin, als wenn irgendwwas in mir gesagt hat, gesteh dir das doch mal ein^^. Irgendwie manifestiert sich gerade dieser Gedanke und die Überzeugung immer mehr, dass ich schizoide Züge habe, vllt auch etwas in Richtung selbst-unsichere vermeidende Störung habe. Parallel denke ich wieder, was ist, wenn ich mir das alles nur einbilde und einrede und ich damit vllt ganz falsch liege? Paradoxerweise ist ja gerade diese generelle Selbstkritik und Beobachtung ja scheinbar für Schizoidie zutreffend und mein Verstand sagt mir eben auch, dass das irgendwie zutrifft, nur will ich mir das noch nicht so wirklich eingestehen, bzw bin mir noch nicht sicher, ob so eine tiefe Störung bei mir vorliegt. Keine Ahnung, kennt ihr solche Gedanken, wie klingt das alles für euch? :D

Liebe Grüße
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tiffi

Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon tiffi » 15. November 2015, 20:35

Hallo Grübelmonster

ich kenne den Hang zur Selbstbeobachtung, und Theorien mir aneignen (Psychologie oder "Ratgeberliteratur")
auch schon seit meinen Jugendjahren, und auch die Selbstzweifel sind mir bekannt:
"wie bin ich, wie kann ich mich (konstant?) sehen",
Da war manches Mal ein Stück Verzweiflung mit verbunden, sich nicht richtig orientieren und
orten zu können.

Als ich dann auch noch in eine soziale Ausbildung ging mit Fächern wie "Psychologie" "Sozialpsychologie"
und ich immer mehr Schächtelchen differenzierter kennenlernte, wurds irgendwie nicht weniger mit
dem Selbst-vergleich.

Etwas entlastend fand ich die Aussage von einem Dozenten "jeder Mensch ist von allem ein bisschen, also
auch ein bisschen psychotisch, denken Sie an Verliebte z B"
der Unterschied ist der Grad, Intensität, Dauer, Häufung von Merkmalen (wo es dann diese Schlüssel ICD und
Diagnosen gibt).
Und: eine Festlegung einer Diagnose ist keine Momentaufnahme.
Sollte durch einen Fachmann eine Beziehungsbeobachung von ca 6 Monaten sein.
Wie gesagt, das fand ich etwas entlastend und entzerrend, dass es "normal" ist dass man von allem
etwas ist, immer mal.

Aber Suche und "mich komisch finden" war immer so da.

Dann bin ich ab ca 19 bis ca 25 Jahre auch vermehrt in Selbsterfahrungsgruppen gegangen.
Also meistens themenzentriert, aber auch so, dass man persönliches preisgeben konnte, und auch
Feedback erhalten konnte.
das war anfangs ein starker Balanceakt, weil ich mich nicht "sozial normal" fühlte, unsicher im Umgang
mit anderen, scheu, die anderen die großen und ich mit dem unsicheren Selbstbild/diffusen Ich-
Gefühl-> was kann/muss ich hier überhaupt zeigen?

Aber es gibt eben in so Gruppen doch auch feedback...also sein inneres mit äußerem Wirken abzugleichen.
Oder man ist erst mal Beobachter und schaut wie andere, sich von innen darstellen und wie das wirkt
wenn sie Feedback bekommen.

Als theoretischen Hintergrund gibt es da das Johari Fenster.....
Dass es ein bewusstes Selbstbild gibt, ein unbewusstes Selbstbild (Anteile in einem selbst die einem selbst unbewusst sind), Teile die anderen bewusst sind, und Teile in einem selbst die anderen unbewusst sind.

Das anzugleichen ist ganz spannend, also A zu erfahren, wie sehen andere mich bewusst.
Ihnen B zu sagen wie sehe ich mich bewusst.
Und durch feedback (Abgleich A und B) der anderen kann auch unbewusstes für einen selbst bewusst werden.

Durch den ganzen Prozess der Gruppendynamik kann auch etwas hervorkommen dass den anderen
und einem selbst unbewusst ist (im Sinne der Selbsterfahrung), was für A und B noch unbekannt ist.
Ziel ist wohl, das bewusste darin (ich kenne einen ganz großen Teil von mir, A ist groß) und die Schnittmenge
(die anderen kennen einen großen Teil von mir B, und B ist ganz viel von A/deckungsgleich) zu erweitern.

Das ganze sollte in einem geschützten Rahmen stattfinden, in dem man sich akzeptiert
und gut moderiert fühlt....es geht ja nicht darum "fertiggemacht" zu werden oder von irgendwelchen
Prozessen überwältigt.....

Ich denke so ein Forum ist für ein Feedback eher nicht geeignet. auch wenn es vielleicht
der "soziale Weg des kleinsten Widerstands ist".
Weil ich denke, dass viel Wirken einer Person verlorengeht, weil doch mehr das eigene Denken
im Vordergrund ist. Es kann wenig reales Feedback "wie ist wohl B" erfolgen- woraus auch?

Auch Diagnosen und genauere psychische Einschätzungen werden ohne Erfahrung/Beziehung
zu einem Fachmann oder eine sonstige nähere "psychologische Freundschaft"-> Bekanntschaft, bei
der eher über persönliches gesprochen wird, eher schwierig sein.

könntest du dir denn so etwas geleitet gruppenartiges vorstellen?
du schriebst ja, dass das normale mitteilen (ich denke dabei dachtest du eher an Freunde, Familie, Bekannte?)
eher nicht so denkbar ist.

Viele Grüße, tiffi

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Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon orinoco » 18. November 2015, 10:14

Hallo Grübelmonster,

15. Nov 2015, 18:53 » Grübelmonster hat geschrieben:Erstmal ist zu erwähnen, dass ich erst vor 2 Tagen dieses Forum hier entdeckt habe, nachdem ich mich mit


Ich habe dieses Forum auch relativ spät entdeckt. Und im nachhinein fragt man sich: warum nicht früher? Vielleicht muss der Leidensdruck und die Verzweiflung erst groß genug sein ...

15. Nov 2015, 18:53 » Grübelmonster hat geschrieben:Schizoidie beschäftigt hatte, unter Anderem auch das Buch "Grundformen der Angst" gelesen habe, in welchem ich mich ziemlich gut mit dem schizoiden identifizieren konnte. Ich bin schon


Das Buch habe ich auch gelesen. Allerdings ist es doch noch sehr in der klassischen Psychologie verhaftet und nimmt keinen Bezug auf neuere neurophysiologische Erkenntnisse. War in dem Sinn kein Erkenntnisdurchbruch, aber die Taxonomie ist immer noch hilfreich.

15. Nov 2015, 18:53 » Grübelmonster hat geschrieben:lange am reflektieren und auf der Suche nach einer Antwort auf meinen Zustand. Auch habe ich viel im Internet über Psychologie gelesen über die letzten 2 Jahre oder so, generell ist da ein großes Interesse bei mir.


Meine Empfehlung: sich auch mit Hirnforschung befassen. Das relativiert vieles was es an Wildwuchs in der Psychologie gibt.

15. Nov 2015, 18:53 » Grübelmonster hat geschrieben: Irgendwie unterdrücke ich oft Gedanken diesbezüglich die ich habe, weil dann Gedanken in mir aufkommen wie, dass ich sicherlich alles überdramatisiere und mir meine Probleme nur einrede, dass ich "krank" sein möchte usw. Auch Gedanken wie, dass ich mir doch nicht anmaßen könne sowas zu verstehen und selbst darüber zu urteilen ja schwierig wäre usw. Oft kommt es mir so vor, als unterdrücke ich dann gewisse Impulse und Gedanken, Erkenntnisse die in mir hochkommen, da ich mir das irgendwie selbst nicht eingestehen will, nach dem Motto, so krass kann meine Situation doch nicht sein... Wenn ich so überlege, merke ich auch immer mehr, wie sehr die Wahrnehmung der Außenwelt gegenüber meiner Selbstwahrnehmung kontrastiert und


Wenn die eigene Wahrnehmung wesentlich heftiger ist als die der Umwelt ist ein ziemlich eindeutiges Zeichen für eine ernsthafte psychische Störung bzw. Traumatisierung.

15. Nov 2015, 18:53 » Grübelmonster hat geschrieben:das der Grund dafür sicher auch ist, dass ich mit diesen tiefen inneren Analysen und Reflektionen ziemlich allein bin, also so gut wie gar nicht mit anderen Menschen darüber gesprochen habe, bzw spreche, auch weil ich denke, dass mich da eh niemand versteht. So kommen natürlich auch Gedanken in mir auf wie, dass meine Selbstwahrnehmung vllt ja völlig verrückt ist usw, dass ich mir alles nur einbilde. Wobei ich eigentlich denke, dass ich über-reflektiert bin und irgendwie versuche, möglichst realistisch zu denken und mich nicht irgendwo in meinen Ansichten zu versteifen, weswegen ich dann auch immer alles doppelt und dreifach hinterfragen muss... Ich merke immer mehr, dass mein Denken sehr abstrakt ist und ich wenn ich eine Meinung zu etwas habe, sie sehr extrem ist und ich sie niemandem mitteilen möchte oder kann, da ich denke, dass mich niemand versteht, oder mich für "besserwisserisch" hält oder so. So wie ich dieses Forum hier gefunden habe, wirkte es so, dass nachdem irgendein Impuls aus meinem Unterbewusstsein in mir hoch schoss und ich dann sofort gegooglet habe, und direkt hier drauf gestoßen bin, als wenn irgendwwas in mir gesagt hat, gesteh dir das doch mal ein^^. Irgendwie manifestiert sich gerade dieser Gedanke und die Überzeugung immer mehr, dass ich schizoide Züge habe, vllt auch etwas in Richtung selbst-unsichere vermeidende Störung habe. Parallel denke ich wieder, was ist, wenn ich mir das alles nur einbilde und einrede und ich damit vllt ganz falsch liege? Paradoxerweise ist ja gerade diese generelle Selbstkritik und Beobachtung ja scheinbar für Schizoidie zutreffend und mein Verstand sagt mir eben auch, dass das irgendwie zutrifft, nur will ich mir das noch nicht so wirklich eingestehen, bzw bin mir noch nicht sicher, ob so eine tiefe Störung bei mir vorliegt. Keine Ahnung, kennt ihr solche Gedanken, wie klingt das alles für euch? :D


Klingt sehr nach "Wrong Planet Syndrome".
Grundsätzlich dachte ich auch lange Zeit "du bist doch eigentlich normal, dir fehlt doch nix" aber es hat trotzdem nie richtig mit anderen "normalen" Menschen geklappt. Da kommen logischerweise Selbstzweifel und dass man "verrückt" sei usw. Hirnphysiologisch auch ein natürliche Reaktion, da zu allen Gefühlen und Problemen, die man so hat und die man sich nicht wirklich erklären kann, dann denkt sich unser Gehirn eben eine Erklärung - egal wie falsch sie auch ist - aus und damit die Welt wieder erklärt und "da hat die lieb Seel ruh" (wie man bei uns sagt). Aber es ist natürlich eine Form von Selbstbetrug und da Lügen bekanntlich kurze Beine haben, fliegt der Schwindel früher oder später auf. Bei mir hat es 43 Jahre gedauert ...
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Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon Grübelmonster » 18. November 2015, 17:37

orinoco hat geschrieben:Ich habe dieses Forum auch relativ spät entdeckt. Und im nachhinein fragt man sich: warum nicht früher? Vielleicht muss der Leidensdruck und die Verzweiflung erst groß genug sein ...

orinoco hat geschrieben:Wenn die eigene Wahrnehmung wesentlich heftiger ist als die der Umwelt ist ein ziemlich eindeutiges Zeichen für eine ernsthafte psychische Störung bzw. Traumatisierung.


Also ich bin halt gerade mal 18 Jahre alt :D Es hat sich halt in meinem leben Vieles verändert, es fühlt sich so an, als wäre ich "aufgewacht" und kann irgendwie nicht einfach länger dieses unreflektierte Dasein fristen, ich muss mich selbst und mein Umfeld ergründen, da ich ne lange Zeit irgendwie so "an mir vorbei" gelebt habe... Auslöser dafür ist wohl ein traumatisches Erlebnis durch meine Eltern gewesen, wo ich einsehen musste, dass meine Eltern besonders mein Vater völlig labil ist...

orinoco hat geschrieben:Klingt sehr nach "Wrong Planet Syndrome".
Grundsätzlich dachte ich auch lange Zeit "du bist doch eigentlich normal, dir fehlt doch nix" aber es hat trotzdem nie richtig mit anderen "normalen" Menschen geklappt. Da kommen logischerweise Selbstzweifel und dass man "verrückt" sei usw. Hirnphysiologisch auch ein natürliche Reaktion, da zu allen Gefühlen und Problemen, die man so hat und die man sich nicht wirklich erklären kann, dann denkt sich unser Gehirn eben eine Erklärung - egal wie falsch sie auch ist - aus und damit die Welt wieder erklärt und "da hat die lieb Seel ruh" (wie man bei uns sagt). Aber es ist natürlich eine Form von Selbstbetrug und da Lügen bekanntlich kurze Beine haben, fliegt der Schwindel früher oder später auf. Bei mir hat es 43 Jahre gedauert ...


Und genau das möchte ich gerne verhindern, deswegen will ich nun verstehen, wie ich eigentlich bin, und weshalb ich so bin wie ich bin... Ich stelle momentan irgendwie einfach alles in Frage... Davon abgesehen, dass die Menschheit halt tatsächlich ziemlich verrückt zu sein scheint, denke ich momentan irgendwie, sind die Leute in meinem Umfeld und die mit welchen ich so zutun gehabt habe halt alle ziemlich gestört :D Das macht ja auch Sinn, bzw sind zwischenmenschliche Kontakte ja nie grundlos, sondern ergänzen sich ja auf ne komplexe Art... Ich hab das Gefühl, dass ich halt ziemlich schnell Persönlichkeitsstrukturen und Probleme erkennen kann und ohne jetzt ins Schubladendenken geraten zu wollen, kann ich viele meiner Mitmenschen gestörten Persönlichkeitsstrukturen zuordnen^^ Fühlt sich schon etwas so an nach dem Motto "Alle sind verrückt außer mir" ^^ Obwohl ich natürlich weiß, dass das kaum der Realität entspricht^^ Ich bin einfach ziemlich überfordert und überfragt momentan, mir scheint alles so abstrakt...
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Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon orinoco » 18. November 2015, 20:41

18. Nov 2015, 17:37 » Grübelmonster hat geschrieben:Also ich bin halt gerade mal 18 Jahre alt :D


Hirnphysiologisch ist das schon "alt" ;)
Das was jetzt noch in die paradoxe Box Gehirn reingeht ist nur ein Vielfaches dessen was schon drin ist. Wenn nix drin ist, geht nix mehr rein. Wenn viel drin ist, geht noch viel mehr rein bzw. es scheint so, denn wenn wir z.B. eine komplett neue Sprache lernen, variieren wir nur unsere bisherige Spracherfahrung ein bisschen, lernen effektiv gar nicht so viel dazu.

18. Nov 2015, 17:37 » Grübelmonster hat geschrieben:Es hat sich halt in meinem leben Vieles verändert, es fühlt sich so an, als wäre ich "aufgewacht" und kann irgendwie nicht einfach länger dieses unreflektierte Dasein fristen, ich muss mich selbst und mein Umfeld ergründen, da ich ne lange Zeit irgendwie so "an mir vorbei" gelebt habe... Auslöser dafür ist wohl ein traumatisches Erlebnis durch meine Eltern gewesen, wo ich einsehen musste, dass meine Eltern besonders mein Vater völlig labil ist...


Vermutlich das Ende einer Ruhephase in der der Körper mit Wachstum (im Gehirn beschäftigt) war. Ich hatte mit 18 ein retraumatisierendes Erlebnis und aus meinen Aufzeichnungen von damals hätte man schon damals eine Diagnose erstellen können.

18. Nov 2015, 17:37 » Grübelmonster hat geschrieben:
orinoco hat geschrieben:Klingt sehr nach "Wrong Planet Syndrome".
Grundsätzlich dachte ich auch lange Zeit "du bist doch eigentlich normal, dir fehlt doch nix" aber es hat trotzdem nie richtig mit anderen "normalen" Menschen geklappt. Da kommen logischerweise Selbstzweifel und dass man "verrückt" sei usw. Hirnphysiologisch auch ein natürliche Reaktion, da zu allen Gefühlen und Problemen, die man so hat und die man sich nicht wirklich erklären kann, dann denkt sich unser Gehirn eben eine Erklärung - egal wie falsch sie auch ist - aus und damit die Welt wieder erklärt und "da hat die lieb Seel ruh" (wie man bei uns sagt). Aber es ist natürlich eine Form von Selbstbetrug und da Lügen bekanntlich kurze Beine haben, fliegt der Schwindel früher oder später auf. Bei mir hat es 43 Jahre gedauert ...

Und genau das möchte ich gerne verhindern, deswegen will ich nun verstehen, wie ich eigentlich bin, und weshalb ich so bin wie ich bin... Ich stelle momentan irgendwie einfach alles in Frage...


Das ist mMn die richtige Einstellung. Und je mehr du selbst heraus findest, desto besser wirst du es verstehen. Andere Menschen können dir nur eine Tür aufmachen, durchgehen musst du selber.

18. Nov 2015, 17:37 » Grübelmonster hat geschrieben:Davon abgesehen, dass die Menschheit halt tatsächlich ziemlich verrückt zu sein scheint, denke ich momentan irgendwie, sind die Leute in meinem Umfeld und die mit welchen ich so zutun gehabt habe halt alle ziemlich gestört :D Das macht ja auch Sinn, bzw sind zwischenmenschliche Kontakte ja nie grundlos, sondern ergänzen sich ja auf ne komplexe Art... Ich hab das Gefühl, dass ich halt ziemlich schnell Persönlichkeitsstrukturen und Probleme erkennen kann und ohne jetzt ins Schubladendenken geraten zu wollen, kann ich viele meiner Mitmenschen gestörten Persönlichkeitsstrukturen zuordnen^^ Fühlt sich schon etwas so an nach dem Motto "Alle sind verrückt außer mir" ^^ Obwohl ich natürlich weiß, dass das kaum der Realität entspricht^^ Ich bin einfach ziemlich überfordert und überfragt momentan, mir scheint alles so abstrakt...


Die Welt sieht durch die Brille bzw. den Wahrnehmungsfilter eines Traumatisierten natürlich anders aus als für einen NT (neurotypischen) und ein NT kann da durchaus als "verrückt" gelten, so wie er sich verhält. Es gelten da für mich ganz andere Maßstäbe, nämlich ob ich mit jemandem klar komme oder nicht und ob derjenige mir gut tut oder nicht gut tut. Mit der Diagnose bei anderen würde ich mich in sofern zurückhalten, da das meist einem Puzzelspiel gleicht. Ich belasse es meist bei Denkanstößen und Verständnisbereitschaft.
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Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon nunsaramengel » 18. November 2015, 21:21

Mit der Diagnose bei anderen würde ich mich in sofern zurückhalten, da das meist einem Puzzelspiel gleicht. Ich belasse es meist bei Denkanstößen und Verständnisbereitschaft.


:winken:
Verständnisbereitschaft und möglichst vorurteilsfrei bleiben.
Das ist mir selber auch ganz wichtig, es wäre auch sehr angenehm, wenn sich mehr Menschen dies zum Grundsatz machten.
Unbekanntes oder Dinge, die wir nicht verstehen, verursachen in der Regel Ängste; und bei der Gattung Menschen gibt es dermaßen viele Unterschiede - Sprache, Religion, Lebensanschauung, gesellschaftliche Normen und Verhaltensregeln, etc.
Vorschnelles Urteilen und Vorurteile sind da ganz praktisch und bequem, damit kann man das - auf den ersten Blick -Lästige, Ungewohnte, Unangenehme schnell und unproblematisch, ohne schlechtes Gewissen, aussortieren; weil es ja sowieso böse und bedrohlich ist, wie die böse Stiefmutter aus dem Märchen mit dem vergifteten Apfel.
Die meisten Menschen wählen eben das bekannte Übel, anstatt sich mit dem Unbekannten, das einem möglicherweise sogar gut tun könnte, auseinanderzusetzen; egal ob jetzt SP, NT oder was auch immer.
Das zu erkennen und diesen automatischen Reflexen zu widerstehen, ist ein ganz bewusster Prozess, der zwar erlernbar aber erst einmal nicht so einfach ist.
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Re: Zweifel an den Problemen

Beitragvon Grübelmonster » 18. November 2015, 21:36

Grübelmonster hat geschrieben:Die Welt sieht durch die Brille bzw. den Wahrnehmungsfilter eines Traumatisierten natürlich anders aus als für einen NT (neurotypischen) und ein NT kann da durchaus als "verrückt" gelten, so wie er sich verhält. Es gelten da für mich ganz andere Maßstäbe, nämlich ob ich mit jemandem klar komme oder nicht und ob derjenige mir gut tut oder nicht gut tut. Mit der Diagnose bei anderen würde ich mich in sofern zurückhalten, da das meist einem Puzzelspiel gleicht. Ich belasse es meist bei Denkanstößen und Verständnisbereitschaft.


Ja das ist mir natürlich bewusst! Ich bin da jetzt auch nirgends festgefahren und versuche da auch möglichst vorsichtig zu sein was das angeht, eigentlich bin ich auch eher ein ziemlich toleranter Mensch, also verurteil niemanden, da ich mir bewusst mache, wie komplex die Psyche ist und jeder halt ist wie er ist...

nunsaramengel hat geschrieben:Verständnisbereitschaft und möglichst vorurteilsfrei bleiben.
Das ist mir selber auch ganz wichtig, es wäre auch sehr angenehm, wenn sich mehr Menschen dies zum Grundsatz machten.
Unbekanntes oder Dinge, die wir nicht verstehen, verursachen in der Regel Ängste; und bei der Gattung Menschen gibt es dermaßen viele Unterschiede - Sprache, Religion, Lebensanschauung, gesellschaftliche Normen und Verhaltensregeln, etc.
Vorschnelles Urteilen und Vorurteile sind da ganz praktisch und bequem, damit kann man das - auf den ersten Blick -Lästige, Ungewohnte, Unangenehme schnell und unproblematisch, ohne schlechtes Gewissen, aussortieren; weil es ja sowieso böse und bedrohlich ist, wie die böse Stiefmutter aus dem Märchen mit dem vergifteten Apfel.
Die meisten Menschen wählen eben das bekannte Übel, anstatt sich mit dem Unbekannten, das einem möglicherweise sogar gut tun könnte, auseinanderzusetzen; egal ob jetzt SP, NT oder was auch immer.
Das zu erkennen und diesen automatischen Reflexen zu widerstehen, ist ein ganz bewusster Prozess, der zwar erlernbar aber erst einmal nicht so einfach ist.


Dem kann ich nur zustimmen, ich weiß halt auch, dass das sicher ein Problem von mir ist, gerade deshalb versuche ich immer möglichst tolerant gegenüber Allem und Jedem zu sein... Es ist jetzt auch nicht so, dass ich mir jetzt überall irgendwelche Urteile bilden muss oder so^^ Nur erschreckender Weise durch dieses psychologische Verständnis und meiner Sensibilität fallen mir halt schon viele Dinge schnell auf... Außerdem hab ich halt selbst ne Psychose durchlebt und die Kontakte in der Zeit waren halt somit auch von meinem Zustand gefärbt... Da ich mich eben mit meiner Vergangenheit beschäftige fallen einem halt rückblickend viele Dinge auf, auch was meine Mitmenschen angeht... Was nicht heißen soll, dass ich diese nun verurteile oder so :D Aber sie sind halt Teil von meiner Welt, die ich zu ergründen und verstehen versuche...
Deine eigene Konditionierung projiziert das, was du sehen willst.


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