bluemoon:" Ich persönlich bin Überzeugt, dass den "Schizoiden" ohnehin nie gegeben hat. Man wird nur in dies Bild gepresst, wenn der schizoide Anteil an der Persönlichkeit stark ausgeprägt ist.
Von daher ist nicht das Krankheitsbild SPS verschwunden sondern im ICD 11 verzichtet man darauf es in eine Schublade mit dem Namen SPS zu sortieren."
Da jedoch komme ich nicht mehr mit.
Wenn es "DEN Schizoiden" nie gegeben hat, nicht gibt, kann es auch nicht DAS Krankheitsbild (die Schublade) : " DIE Schizoide Persönlichkeitsstörung" geben. Oder es gab/gibt diese Schublade, dann wird aber eben niemand da "rein passen", sondern wie Du sagst: "Man wird reingepresst"
Presst man einen Menschen in diese oder andere Schubladen, verkennt man wahrscheinlich weitere Persönlichkeitsanteile, weil die eben nicht in diese Schublade passen.
Und genau dem versucht das ICD 11 gerecht zu werden. Es gibt nicht DEN Schizoiden, nicht DIE Schizoide Persönlichkeitsstörung, diese Kategorie (Schublade) ist daher, deshalb abgeschafft. Verschwunden. Auch wenn man nach den neuen beschreibenden Merkmalen Vergleiche zur ehemaligen Kategorie und den entsprechenden Merkmalen "SPS" ziehen kann.
Vielleicht kommt man irgendwann wieder dazu Persönlichkeitsstörungen zu kategorisieren, bei der Borderliner PS macht man es ja (mit Begründung) immer noch, aber ob die Kategorien dann so ausfallen wie bisher ist fraglich.
Es gibt laut Neufassung den Oberbegriff: Persönlichkeitsstörung.
Bedeutet, dass der Mensch (ob ehemals schizoid oder narzisstisch oder...) "überdauernde, unflexible und dysfunktionale Erlebens- und Verhaltensmuster, die merklich von den Erwartungen der sozio-kulturellen Umgebung abweichen" (entwickelt) hat, die seit mindestens 2 Jahren seine Persönlichkeitsstruktur bilden. Ob er an dieser Struktur selbst leidet (oder andere oder gar keiner) wird in den beschreibenden Merkmalen festgestellt.
Während die ehemalige Kategorisierung in bestimmte Schubladen implizierte, dass jede dieser PS zwangsläufig Leid erzeugt -auch beim Betroffenen selbst, es sei ihm nur nicht bewusst. Jetzt wird explizit nachgefragt, ob und an welcher Stelle er es selbst als "Leid" beschreibt, empfindet. Einfach ausgedrückt: Leidet ein Mensch nicht am Mangel sozialer Kontakte, ist das auch nicht (s)ein Problem, obwohl die "Störung" im zwischenmenschlichen Bereich erkannt wurde.
Nachtrag:
M.E. ist genau das der (entscheidende) Punkt, der die Diskussion im alten Thread ausgelöst hat:
ursus hat geschrieben:
"Die Kontakte, die man im Beruf braucht, egal welchem, sind nicht intim. Ich kann mich mit tausend Leuten unterhalten. Das schlaucht auf Dauer (da Schizoide praktisch immer auch introvertierte sind), aber ich muss bei solchen Begegnungen nichts von meinem Inneren preis geben."
2 ost:
"Schön, wenn das dein Kriterium ist, woran du festmachst, was dich aufzehrt und was geht. Bei mir ist es leider anders. Wenn/falls ich damit nicht mehr die Kriterien einer Schizoidie erfülle, bin ich wohl doch falsch diagnostiziert. An meiner vorherigen Aussage, das alleine nur unter Menschen zu sein, mich schon aufzehrt, ändert das nur leider nichts. "
Während im einen Beispiel es "intime Beziehungen -das nicht Preisgeben-KÖNNEN des Inneren" sind/ist
ist es im anderen Beispiel das allgemeine Zusammensein MÜSSEN, das als "Problem" angesehen wird.
Nach neuem ICD lassen sich nun beide INDIVIDUELLEN Aussagen als "Leid" beschreiben, das dementsprechend eine unterschiedliche Behandlung erfordert, da unterschiedliche Bedarfe.
Es wird nicht mehr die Struktur als (gesamt) krankhaft behandelt, sondern da, wo sie Leid erzeugt. Oder besser: Das ist mit der Neufassung gewünscht, denn wie die Praxis aussehen wird, ist noch nicht abzusehen.