Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
heey

Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon heey » 22. April 2015, 21:13

Ich möchte den Text löschen. :rätseln:
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Schattentanz
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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon Schattentanz » 22. April 2015, 22:44

Hallo heey,

gleich nach einer Persönlichkeitsstörung zu fragen, stelle ich mir abschreckend vor für den "Empfänger". Er weiß ja nicht, was du mit so einem "Label" verbindest. Könnte ja den Eindruck erwecken du fändest ihn "gestört" (wenn du verstehst wie ich das meine). ... Und es ist gewagt jemanden auf den Kopf eine bestimmte Störung zuzusagen im Bereich der Persönlichkeitsstörungen. Zeigt außerdem, dass du dich näher mit seiner Persönlichkeit beschäftigt haben könntest, was auch nicht jeder angenehm findet. ... Zumal, wenn die "Diagnose" eine Persönlichkeitsstörung ist.

Weiß nicht ... ich kenne es persönlich nur so, dass sich manche Gesprächsthemen "aus sich heraus" ergeben bei guter Passung miteinander und andere sind vielleicht beiden bewusst, aber werden nicht thematisiert.

Wenn es dir darum geht, dass er sich nicht verstellen muss, braucht es nicht zwangsläufig ein Schlagwort wie "SPS" dafür. Der Inhalt wäre ja interessant und das, was wichtig ist für einen angenehmen Kontakt miteinander. Z.B. dass Rückzüge, längere Abtauchphasen von dir nicht persönlich genommen werden oder als "gestört"/unnormal gelabelt werden.

Da würde ich persönlich lieber einzelne "Macken" des anderen ansprechen, wenn sie auftreten oder der die erwähnt, und kurz sagen wie ich dazu stehe. Eine Bekannte war z.B. manchmal etwas "verpeilt"; ihr war das etwas peinlich und sie hat sich dafür entschuldigt - ich fand es irgendwie sympathisch und habe das so oder so ähnlich gesagt als sie sich entschuldigt hat. ... Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen sie darauf von mir aus anzusprechen.

Wenn er von sich aus den Begriff "schizoid" verwendet (ist ja auch kein allgemein gut bekannter Begriff) würde sich ein Gespräch über Persönlichkeitsstile anbieten. Das hat den Vorteil, dass jeder Mensch solche Stile in irgendwelchen Schattierungen hat und du bspw. nur über dich selbst etwas sagst. Als goldene Brücke, die er aber nicht annehmen muss. Mehr als ein Signal: Wenn du irgendwann mal irgendwas dazu sagen willst, würde ich dir zuhören (ohne zu verurteilen o.ä.). ... Oder darüber, anhand welcher Verhaltensweisen er den anderen als "schizoid" eingeordnet hat - du kannst da so gesehen über zwei Ecken ihm sagen wie du zu dem Thema Schizoidität stehst. Nicht in erschöpfender Breite, aber die Richtung - nämlich, dass du es nicht abschreckend findest. Das wäre ja die Kernbotschaft, die dir wichtig wäre zu vermitteln (wenn ich dich richtig verstanden habe).

Ich würde aber nicht erwarten/mir davon versprechen, dass er sich zukünftig "lockerer"/offener dir gegenüber verhält. Das könnte so sein, muss aber nicht. ... Persönlich fand ich es immer am abschreckensten, wenn irgendwas insgeheim dabei erwartet oder erhofft wurde von mir. Mit Leuten, dir mir im Prinzip ohne Worte durch ihr Gesamtverhalten vermittelt haben, dass ich von denen akzeptiert und nicht als seltsam betrachtet werde ohne dass ich im Gegenzug etwas tun muss (z.B. offener werden zu ihnen), hat es am besten geklappt aus meiner Sicht. Hat aber auch nicht bedeutet, dass ich bei jedem dieser Menschen offener geworden wäre oder den Kontakt aufrechterhalten hätte. ... Hat sicher auch teilweise sehr gedauert bis das mal zu mir durchgedrungen ist; und noch länger es nicht zu bezweifeln gelegentlich. Bei manchen war Akzeptanz auch nur zu einem Teil/bis zu einem gewissen Grad vorhanden, weniger in die Tiefe gehend, aber auf dem Tauchlevel zusammen trotzdem ok als Kontakt.

Vielleicht können dir andere User mehr dazu sagen und andere Gedankenanstösse zu deiner Frage geben.

Letztlich steht und fällt sowas immer mit der Art, wie euer Kontakt miteinander ist. Wenn ihr sehr vertraut miteinander seid und die Sicherheit da ist, dass der andere einen tatsächlich versteht (soweit ein Mensch den anderen verstehen kann), könnte man das vermutlich auch offen direkt ansprechen (schriftlich?) ... aber ich halte es persönlich für einen sehr gewagten Schritt, der erstmal Unsicherheiten schafft und dadurch "Beziehungskredit" kostet (vorübergehend jedenfalls). Es könnte "verstörend" sein; schädlich nicht zwangsläufig.
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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon heey » 22. April 2015, 23:06

Danke für deine ausführliche Antwort!

Ja ich erwarte auch nichts von ihm und würde natürlich auch nicht fragen "Du sag mal, hast du eine Persönlichkeitsstörung". Mir ist schon bewusst, dass ich das mal in nem Gespräch machen würde, wenn es gerade gut passt. Mir geht es weniger darum, dass ich mir erhoffe, dass er sich dadurch ändert (lockerer wird), sondern dass er für sich merkt, dass es für mich nicht schlimm wäre, wenn das ganze einen "Namen" hat. Scheinbar beschäftigt es ihn ja und nur das möchte ich ihm abnehmen, diese ungewissen Gedanken...

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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon Schattentanz » 22. April 2015, 23:23

Gut zu hören - ich wollte dir auch nichts unterstellen. ... Wobei ich zu bedenken gebe, dass du nicht sicher wissen kannst, was dieses "Etwas" ist, das ihn zu beschäftigen scheint.

... Aber wenn du dich "vortastest" im Gespräch, wirst du sehen wie er reagiert und inwieweit er sich überhaupt auf derartige Themen einlassen möchte. Ist ja eine sehr persönliche Sache. ... Würde daher auch eine Einkleidung nehmen, bei der er seine Antwort sehr offen gestalten kann - und dadurch auch, wie tief/weit/persönlich er darauf antworten möchte. Damit er sich nicht bedrängt oder ausgefragt fühlt/fühlen könnte.
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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon Insuffizienz » 22. April 2015, 23:56

Also ich muss persönlich sagen, dass es mir Erleichterung verschaffen würde, wenn ein guter Freund o. Ä. auf mich zukommen würde und man seine Eigenarten akzeptiert sieht, man ganz normal darüber reden kann.
Es ist nunmal so, dass man als Schizoider weiß, dass man oft sehr skurril in Realtion ist und auffällt. Wenn man wirklich eine etwas engere Beziehung zu jemandem aufbauen will, dann sollte man auch darüber reden können. Wenn man das nicht einmal kann, scheint mir die (wahrscheinlich freundschaftliche) Beziehung ziemlich oberflächlich, weshalb sich zusätzlich die Frage stellt, ob diese Nähe überhaupt von beiden Seiten gewünscht ist...

Jedoch muss man hier noch deutlich erwähnen, dass es nur meine individuelle Sicht ist und natürlich alle Menschen sehr individuell sind. Ich bin tendenziell ein direkter Mensch, wenn ich es will oder mir etwas, wie eine Beziehung zu einem anderen Menschen, am Herzen liegt resp. wichtig ist.

heey

Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon heey » 23. April 2015, 06:45

Vielen Dank für eure Meinungen bisher :) Ich weiß, dass das lediglich individuelle Meinungen sind und niemand mir hier sagen kann, wie er reagieren oder denken würde. Aber es gibt mir einen Eindruck davon, wie es in ihm aussehen könnte, deshalb bin ich auch froh, wenn ich hier ein paar Antworten erhalte.

Er hat ja oft gesagt bzw eher geschrieben, dass er mir das mal erklären muss (immer wenn ein dieser Situationen wie z.B. Rückzug oder "komisches" Verhalten aufgetreten sind). Aber beim nächsten Mal hat er dazu nichts gesagt, nur immer dieses schon beschriebene Gefühl, er will es sagen, weiß nur nicht wie. Weil ich denke, dass Menschen am ehesten offen reden können, wenn sie selbst über etwas reden wollen und nicht dazu gedrängt werden (durch Nachfragen), bin ich eben nicht sicher, ob ich ihn überhaupt darauf ansprechen soll oder lieber alles so lasse wie es ist :kein Plan:

heey

Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon heey » 23. April 2015, 07:15

Ich muss dazu sagen, dass wir eigentlich schon eine recht nahe Freundschaft haben und diese nicht nur von mir ausgeht, also ich bin nicht so ein Freak, der sich da was einredet, ich habe ernstzunehmende Hinweise darauf, dass ihm an der Freundschaft auch viel liegt :cool: Wir können sehr gut miteinander reden über wirklich viele Dinge mit Ausnahme über seine Gefühle. Über meine schon eher, er fragt da auch nach, kann/will dann aber nicht lange darauf eingehen. Ich finde das nicht wirklich schlimm, ich habe ihn so kennengelernt und so ist er eben! :begeistert:

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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon Elmo » 23. April 2015, 20:42

Ja, hört sich für mich auch sehr eindeutig an. Einerseits der sehnliche Wunsch sich öffnen zu wollen, andererseits die (automatisierte) Unfähigkeit, diese Nähe zuzulassen.

Ich halte es für sinnvoll es anzusprechen, wahrscheinlich ist es das wovon er insgeheim träumt. Aber du solltest darauf vorbereitet sein es ihm in einem Monolog zu erklären, weil er dann wahrscheinlich wegen dieser Nähe "einfriert". Erklär ihm einfach dass du dich informiert hast weil er den Begriff ein paarmal hat fallen lassen, dass du es okay findest und dass er in deiner Gegenwart so sein kann wie er ist. Mitsamt den ganzen Gefühlen, Bedürfnissen, Verhaltensweisen usw. die er von seinem Ich abgespalten hat.

22. Apr 2015, 21:13 » heey hat geschrieben:Ich denke, wenn er es mir einmal offen sagen könnte und das dann "geklärt" wäre, könnte er vielleicht auch lockerer mit mir umgehen?

Die Nähe-Abwehrmassnahmen sind Teil seiner Persönlichlichkeit geworden. Änderung ist möglich (vor allem durch positive Erfahrungen wie z.B. eine glückliche Beziehung), allerdings ist das ein Prozess über längere Zeit. Also sei nicht enttäuscht wenn nach dem Geständnis der große Jetzt-ist-alles-gut Moment ausbleibt.

heey

Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon heey » 24. April 2015, 15:00

Danke Elmo auch für deine Meinung :blumengabe:
Ihr helft mir dadurch schon weiter, auch wenn es sehr unterschiedliche Meinungen sind!

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Re: Nach Persönlichkeitsstörung fragen?

Beitragvon Ambivalenz » 26. April 2015, 17:16

1. Zur Thread-Frage: MMn nein; es sei denn, das Thema wird vom Betroffenen selbst angesprochen, und auch dann ist Vorsicht geboten. Immer dem Level anpassen, soll heißen: Wenn X davon spricht etwas anders zu sein bzw zu agieren, sollte Y nicht Schlagwörter wie Störung, Therapie usw. auf den Tisch knallen.

2.
Elmo hat geschrieben:sei nicht enttäuscht wenn nach dem Geständnis der große Jetzt-ist-alles-gut Moment ausbleibt.

Eines Tages kam ich in einer Buchhandlung ins Gespräch mit einer Verkäuferin, die gerade die Regale neu sortierte. Da wir das gleiche Steckenpferd hatten, war die Unterhaltung ungezwungen und die ganze Situation fühlte sich für mich positiv an.
Noch am gleichen Abend - also nur wenige Stunden später - dachte ich bereits, dass ich die Frau wahrscheinlich bei der Arbeit gestört hätte und sie nur höflich sein wollte.
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.


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