Was für alle gut ist...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
Aurora20
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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon Aurora20 » 1. Mai 2015, 14:05

@ BlickwinkelFraktal

Ich glaube zu verstehen, was Du meinst. Es ist mir passiert. Da war diese Begegnung, da hat Jemand verstanden, wie ich bin, auf dieser unbewussten Ebene. Leider mit dem negativen Effekt, dass mein "Bildermalen" und "Geplappere" dem Gegenüber ein in Teilen falsches Bild übermittelte, das zu revidieren ich nicht in der Lage war.

Ursache war die Situation, die mich total überrascht hatte, die Unkenntnis dieser. Und vor allem die Unmöglichkeit, eigene und die situationsbezogenen Bedürfnisse überhaupt abzuleiten und zu definieren, denn sonst hätte ich diese ja äußern und authentisch wiedergeben können ohne Umwege (Bilder, Geplapper). Es hat mich einige Zeit und viel Schlaf gekostet, zu begreifen, in solchen Situationen nichts zu überstürzen und zu überlegen, welche Reaktion mit meinem Inneren am besten übereinstimmt. Durch übereiltes Verhalten habe ich das für mich Beste kaputt gemacht.

Wenn man - vorausgesetzt es besteht der wage Ansatz aus dem Grund der unterschwelligen Sympathie oder ähnlichem - trotzdem nicht gleich aufgibt, hinter die Wand zu sehen, kann es vielleicht erfolgreich sein, gemeinsam einen Weg zu finden. Dann darf man aber auch keine Angst haben, eigene Vorstellungen evtl. zu überdenken, Dogmen als solche zu erkennen und sich die kleinen Selbstbetrügereien einzugestehen. Für die Entscheidung, ob und wieweit man dann was ändert, sollte man sich ebenfalls Zeit geben.

Das sind aber nur meine Erfahrungen.
Und ist sicher nicht für alle gut, kann aber vielleicht für die oder den Eine(n)/Andere(n) mal werden.

Grüße
Aurora

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 1. Mai 2015, 15:12

@isidor den Apotheker :feiern:

IsidorIgel hat geschrieben: Ja, schön. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal diesen Versuch gewagt habe. Fast habe ich den Eindruck, daß wirklich an einer derartigen Begegnung interessiert nur ein Psychotherapeut ist. Sei es auch auf privater Basis und nicht in der Therapeut/Patient-Konstellation. Ich gehe Begegnungen eigentlich nicht aus dem Weg, aber meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, daß ich sonst nur wenig erwarten darf.


Das kann ich nachempfinden, ging mir aber auch mit Partnerinnen schon so, allerdings auf spürbar tieferer Vertrauensebene. Es kann gut sein, dass dabei auch der Faktor "Körperliche Nähe" eine Schlüsselrolle zu meiner Vertrauensfähigkeit gegenüber der Person spielt, kommt mir jedenfalls so vor.

Mich hat die Erfahrung (siehe Zitat) dennoch irgendwie das Gleiche gelehrt, nur andersherum zu Ende gedacht. Also im Sinne von "...weniger erwarten...". Da ich mir eingestehen muss, dass ich nur sehr bedingt in die Zukunft, ähm Gegenwart schauen kann, bleibt mir angesichts eben auch stattfindender, positiver Erfahrungen nicht anderes übrig, als eine diffuse Zuversichtlichkeit (neben all der nicht zu leugnenden sozialen Idiotie, auch meiner eigenen) zu behalten. Das ist etwas Anderes als Erwartung und ich vermag "es", dieses "Begreifen in Zuversicht", auch nicht einfach aus dem Boden oder in eine Form stampfen zu wollen. Ich hatte das Glück mir etwas davon ins Hier und Jetzt retten bzw. neu erfahren zu können. Es gab oder gibt zeitweise Freundschaften/Beziehungen/Partnerscha...usw., die bei mir dazu beigetragen haben, oder es tun. Und das auch und obwohl ich mich seit jeher mit dem Knüpfen oder Pflegen Kontakte aus eigenem Antrieb zurückgehalten habe, und eine Beziehung in der Ahnung einander wirklich gegenseitig annehmen zu wollen, nur ungern zu mehr als ein bis drei Bezugspersonen gleichzeitig hatte, und das dann wohldosiert.

Blickwinkelfraktal hat geschrieben: gerade gegenüber Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen, plappere ich herum, bis ein Wald aus Bildern zwischen uns steht
Isidorigel hat geschrieben: Hört sich eigentlich so an, als ob es eben mit der Deutung der Sprache der Liebe bzw. der Fähigkeit damit umzugehen eben doch nicht so toll ist.


Hab ich auch nie behauptet, naja was Aspekte der Deutung angeht hab ich wohl den Eindruck erweckt... Da stehe ich aber auch zu, selbst wenn ich auf die Nase falle. Ich falle nicht immer, siehe oben.

Blickwinkelfraktal hat geschrieben: Das gemeinsame Überleben, das Erkennen wie wenig man diese Bilder selbst wenn man mit ihnen losgeht auf einem weiteren unbeschriebenen Weg wirklich braucht, hat Momente und Möglichkeiten offenbart, ungeplante Perspektiven, aus denen sich wieder Zuversicht schöpfen ließ.... lässt.
.
IsidorIgel hat geschrieben: Gibt es eigentlich Partner/Innen, die mit dir klarkommen? Wie meinst du das mit dem „gemeinsamen Überleben“?


Mit gemeinsam überleben meinte ich, dass man durch gemeinsame Erfahrungen und Momente in der Lage ist, irgendwelche Bilder und Erwartungen die man vorher glaubte erfüllen zu müssen, zu Überlagern.. und zwar mit Leben.

Auf die Frage ob es Partner gibt, die mit mir klarkommen.... Augenscheinlich bisher nicht für mehr als einige Jahre am Stück. :clown: :Blümelein: ....und bedeutet was?

Isidorigel hat geschrieben: Was mir jetzt vorschwebt ist die Wette, die Faust mit Mephisto eingeht: „Wenn ich zum Augenblicke sage, verweile doch, du bist so schön (...)“ :begeistert:


Keine Ahnung. Ich hab "den Faust" nie gelesen, kenne den Kontext nicht. Und im Sinne wilder Assoziationen darüber zu schreiben hab ich keine Lust. Will der Autor vielleicht auf seine Annahme hinweisen .....allein ein Augenblick könne keinen Namen, keine Erinnerung und keine haltbare Form haben, aber Zustände, Perspektiven, also Möglichkeiten beschreiben?

BlickwinkelFraktal hat geschrieben: (...) manchmal staune ich wie gut es funktioniert, oder darüber, dass ich nicht in der Lage bin die heilsamen Ausnahmen (subjektiv), von solchen echten Begegnung gänzlich zu verdrängen oder zu vergessen.
Isidorigel hat geschrieben: Bist du sicher, daß du nicht inzwischen eine eigene Sprache entwickelt hast? Aber davon abgesehen, was wir verbal kommunizieren bleibt immer „blutleer“. Und die Liebe geht durchs Blut, wenn du mir diese Metapher erlaubst. :(


Es sollte heißen: ".....die heilsamen Ausnahmen (subjektiv) solch echter Begegnungen...." Sowas passiert, wenn man (ich) zu lange und zu eitel an Formulierungen bastelt. Tut mir Leid. Der Rest erklärt sich aus dem Kontext, meine ich.

Wenn mir jemand zum Beispiel einen Brief oder eine Mail schreibt, die mich rührt, dann ist das nicht blutleer. Und dennoch kann ich nicht erwarten, dass ein geschriebenes Wort dem Gegenüber etwas genau so vermittelt, wie ich es meine. In diesem Sinne haben wir wohl alle unsere eigene Sprache. Beides ist wahr in meinen Augen. Ich kann hundertmal mit Jemandem aneinander vorbeireden, oder vorbeisehen, wenn es dabei auch nur einen Moment der aufrichtigen Begegnung gab, dann gibt es kein Prinzip des Scheiterns. Heißt ja nicht, dass ich deswegen zu irgendwas gezwungen werde, oder mich oder Jemand Anderen zu irgendwas zwinge.

Wie gesagt, ich will nicht respektlos sein wenn ich von meinen Erfahrungen spreche, und dem was ich für mich daraus ableite, ich habe augenscheinlich und laut Diagnose keine schizoide Persönlichkeitsstörung und kann mir vorstellen wie töricht sich manche meiner Äußerungen für den Einen oder Anderen lesen.

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon IsidorIgel » 3. Mai 2015, 17:23

:winken:@BlickwinkelFraktal @Aurora20
BlickwinkelFraktal hat geschrieben: Mich hat die Erfahrung (siehe Zitat) dennoch irgendwie das Gleiche gelehrt, nur andersherum zu Ende gedacht. Also im Sinne von "...weniger erwarten...". Da ich mir eingestehen muss, dass ich nur sehr bedingt in die Zukunft, ähm Gegenwart schauen kann, bleibt mir angesichts eben auch stattfindender, positiver Erfahrungen nicht anderes übrig, als eine diffuse Zuversichtlichkeit (neben all der nicht zu leugnenden sozialen Idiotie, auch meiner eigenen) zu behalten.

Gehörst du eigentlich eher zu den Menschen, die im „Wartesaal zum großen Glück“ sitzen oder zu denen, die nach der Devise „carpe diem“ (frei übersetzt: Mach was aus diesem Tag) leben?
BlickwinkelFraktal hat geschrieben: Wenn mir jemand zum Beispiel einen Brief oder eine Mail schreibt, die mich rührt, dann ist das nicht blutleer.
Hm, wir verbringen einige Energie mit der Erläuterung dessen, was wir meinen. Etwas Geschriebenes kann den Leser in der Tat sehr rühren, ein Gedicht, eine Geschichte, eine Mail, die ein bestimmtes Gefühl vermittelt. Da trifft eine Botschaft ins Herz – und das, obwohl ich den Verfasser vielleicht nicht einmal mit Namen kenne, sie oder ihn nie sehen werde. „Blutleer“ möchte ich emotionsstarke Botschaften nenne, die nicht in irgendeiner körperlichen bzw. wahrnehmungsnahen Situation bei mir ankommen. Wenn ich denjenigen, der mir die Botschaft sendet, weder kenne noch sehe noch höre – geschweige fühle oder rieche. Eine Situation freilich, wie wir sie auch in diesem Forum pflegen. Im Extremfall glauben vielleicht zwei Menschen, sie hätten (endlich) den passenden Partner gefunden, treffen sich – und es bleibt nichts übrig. Insofern sprach ich von „blutleer“ – und wäre für einen treffenden Ausdruck wirklich dankbar.
BlickwinkelFraktal hat geschrieben: ich habe augenscheinlich und laut Diagnose keine schizoide Persönlichkeitsstörung (...)
Das hätte mich auch gewundert.
BlickwinkelFraktal hat geschrieben:(...) kann mir vorstellen wie töricht sich manche meiner Äußerungen für den Einen oder Anderen lesen
Töricht kommt mir bisher nichts vor von dem, was du schreibst. Ich habe allerdings den Eindruck, daß deine Vorstellungen zum Thema Kontakt sehr kompliziert sind.
BlickwinkelFraktal hat geschrieben: Mit gemeinsam überleben meinte ich, dass man durch gemeinsame Erfahrungen und Momente in der Lage ist, irgendwelche Bilder und Erwartungen die man vorher glaubte erfüllen zu müssen, zu Überlagern.. und zwar mit Leben.
Aha :).
Aurora20 hat geschrieben: Wenn man - vorausgesetzt es besteht der wage Ansatz aus dem Grund der unterschwelligen Sympathie oder ähnlichem - trotzdem nicht gleich aufgibt, hinter die Wand zu sehen, kann es vielleicht erfolgreich sein, gemeinsam einen Weg zu finden. Dann darf man aber auch keine Angst haben, eigene Vorstellungen evtl. zu überdenken, Dogmen als solche zu erkennen und sich die kleinen Selbstbetrügereien einzugestehen.
Das mag wohl stimmen, aber - au weia – warum soll es unter dieser Voraussetzung Sinn machen, nach einem gemeinsamen Weg zu suchen :bangen: ?
„Isidor der Apotheker“ war ein Mann, der es nicht leiden konnte gefragt zu werden: Wo warst du? Einmal nach längerer Abwesenheit hielt seine Frau eben diese Frage nicht zurück – und Isidor verschwand für immer.
Ich hatte nicht die Absicht, hier meinen Beruf preiszugeben. ;)

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 7. Mai 2015, 09:06

(Edit**)

@isidorigel: .....zu der Frage mit dem Wartesaal oder "Carpe diem": Mein Wartesaal ist glaube ich die Zuversicht für den Moment, wenn ich eben nicht in ihm bin, aber dort ist es deswegen nicht unerfüllt, das "Warten" hat seiner Natur gemäß, einen peripheren bis gütigen Charakter. Das "Nutzen dieses Tages" interpretiere ich hahnebüchnderweise mal als "Erleben des Augenblicks". Den lerne ich weiter als das zu begreifen, was ich zwar nicht als "großes Glück" (weil nicht wertbar in gut oder schlecht) benennen kann, aber was sich mir in gefühlter Anerkennung von, und Teilhabe an einer Gleichzeitigkeit von Identität und Sicht für Momente fühlbar eröffnet. Ich bin schon sehr "erstaunt bis angetan", wenn ich das so erfahren kann. Ob in direkter Begegnung mit Jemandem, oder "allein". Ob es als Dauerzustand angenehm oder überhaupt möglich wäre, kann und will ich nicht beurteilen, ich vermute der Perspektivwechsel bedingt sich selbst in seiner "Qualität".

Das das geht (subjektiv) weiß ich, weil ich es schon "oft genug" erlebt habe und mich die Realität dieser Augenblicke, und auch die mancher Träume, etwas über die "Zeit" und die "Möglichkeit" gelehrt hat, ob "Wartesaal" oder "Augenblick", oder Beides im Wechsel. Deswegen hab ich nichts Anderes verstanden als alle Anderen, ich biete meine Formen, meinen Tanz "dessen" mir und der Welt zur Sicht. Das kann für den Einen annähernd alles und den Anderen annähernd nichts sein, ist es jedenfalls in Kommunikation. Aber aus irgendeinem Grund möchte ich manchmal kommunizieren. So wie hier, und ich bin ein bisschen froh und so, fühle mich angenehm angestachelt. Es fühlt sich an, als würde sich diese Kommunikation schon irgendwie reiben, aber auf angenehme Weise und augenscheinlich im Bedürfniss einander besser sehen zu können. Das mag ich. :Blümelein:

@aurora20:

Ach ich weiß grad nicht, hab vieles wieder gelöscht, was ich grad geschrieben hatte. Kommt mir irgendwie sehr bekannt vor was Du da schreibst. Weiß derjenige um seine "Dogmen", kann er sie denn selber sehen, und -wenn Du es beantworten willst- was macht Dich sicher zu wissen, dass es welche sind? Vielleicht gibt es Wege für euch, oder einen Treffpunkt, wo Du kein Dogmen- und er kein Angstproblem bekommt. Eine wieauchimmergeartete, aber vielleicht möglichst unsprachliche Sichtverbesserung. ...ich stelle mir manchmal vor, Jemand den ich meine und ich lehnten uns ganz vorsichtig vor, und unsere Stirn zusammen... aneinander. Vielleicht nur ein zartes Zeichen, vielleicht ein Raum, ein Teppich oder ein Stuhl, ein Bett und ein Schuh für die Erinnerung an unsere Gegenwart.
...ich trau mich nicht, sie darum zu bitten. Törichter Stolz, Scham....
Zuletzt geändert von BlickwinkelFraktal am 3. August 2015, 09:49, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon IsidorIgel » 10. Mai 2015, 18:53

:winken:
BlickwinkelFraktal hat geschrieben:...ich stelle mir manchmal vor, Jemand den ich meine und ich lehnten uns ganz vorsichtig vor, und unsere Stirn zusammen... aneinander. Vielleicht nur ein zartes Zeichen,
Sehr lyrisch – ich war zwar nicht angesprochen, aber vielleicht verstehe ich dich jetzt besser. Sie Szene, die du beschreibst, ist ganz ohne Worte und sollte es vielleicht bleiben.
Du hast zwar den „Faust“ nicht gelesen und hast es wohl auch nicht vor. Faust sagt also zu Mephisto:

Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!
:teufel:
BlickwinkelFraktal hat geschrieben:Das "Nutzen dieses Tages" interpretiere ich hahnebüchnderweise mal als "Erleben des Augenblicks". Den lerne ich weiter als das zu begreifen, was ich zwar nicht als "großes Glück" (weil nicht wertbar in gut oder schlecht) benennen kann, (...)

Bilderbuch Literatur, in dem wir immer wieder mal eigene Seelenbilder wiederfinden :high: .
Hast du eine Lieblings-Philosophie? :Ballon:

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 11. Mai 2015, 20:37

... :schmetterling: ...

Was gut für alle ist? ....Musik vielleicht

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon Aurora20 » 6. September 2015, 12:43

@BlickwinkelFraktal

Vielen Dank, dass Du Dich mit meinen Gedanken auseinandergesetzt und geantwortet hast. Wie es mir scheint, verstehst Du meine Gedanken gut. Es dauert immer eine Weile, bis ich antworten kann, die richtigen Worte finde. Leider ist es schwer für mich, das Dogmen-Angst-Problem anzusprechen, weil ich den Kontakt aus einem bestimmten Grund aufgeben musste, um erst einmal weitermachen zu können. In Gedanken habe ich nicht losgelassen.

Du verarbeitest die große Anzahl von Eindrücken, die einen tagtäglich ereilen, offensichtlich derart, dass viele von Dir bewertet und auf ihre „Brauchbarkeit“ abgeklopft werden. Deswegen sind manche kleine Dinge für Dich wertvoll, die für Andere keine Bedeutung haben. Folgerichtig auch Isidors Einwurf mit dem berühmten Zitat aus dem „Faust“.

Um auf das Thema zurückzukommen, was für alle gut ist, und darauf, wohin Dich Deine Gedanken getragen haben: Dieses Vermögen mehr als Andere zu sehen bzw. zu interpretieren, führt möglicherweise dazu, den Anderen gleich einzuordnen und entsprechend zu agieren, aus Angst abzuwarten und im entscheidenden Moment nicht die richtigen Worte zu finden. D.h. sich der Möglichkeit zu berauben, instinktiv den Abgleich durchzuführen und die richtige Reaktion folgen zu lassen. Einfacher ausgedrückt, man nimmt sich die Chance der Authentizität für den Moment, die Person, seine Gefühle und das Verständnis auf das vom Anderen Gesagte. Das zuzulassen, dazu gehört Mut, und Kopfmenschen, wie mir scheint, einer du bist (und viele hier sind), haben es da schwer. Warum nicht mal Unsicherheit zulassen, Minuten des Schweigens, die richtige Reaktion, bei der man sich wohl fühlt, die im Innersten stimmt? Ich denke, es ist der Druck, immer die richtige Antwort sofort parat zu haben, möglichst keine Fehler zu machen und immer wieder alte Verhaltensmuster, für die es eigentlich Zeit ist, sie zu reformieren, heranzuziehen. Das kostet Kraft. Wofür? Dem Zeitgeist zu entsprechen?

Das heißt nicht, ins Gegenteil zu verfallen, sondern das Maß zu finden, das einem gut tut. Gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen funktionieren gut, wenn man auch mal z.B. den Moment der Schwäche zulässt, das Gegenüber spüren lässt, man will nicht nur gewinnen bzw. weiß im Moment auch nicht, was ist die richtige Entscheidung. Und die Reaktion des Anderen lässt einen mehr über diesen erfahren, als auf „vorgedachtem“ Weg - entweder hat Derjenige wirklich nicht das Zeug, in einem den zu sehen, der man ist, oder er hat es vielleicht aufgrund seiner Denkmuster falsch verstanden. Man lernt aus dieser Aktion/Reaktion Missverständnisse zu lösen und mehr über sich und für sich. Eben – eigene Dogmen/Ängste (resultierend aus Erziehung, Erfahrung oder gar Trauma?) auf den Prüfstein zu stellen und neu zu bewerten. Eine Chance finde ich.

Viele Denkweisen und Sachstände heutzutage sind dem Zeitgeist geschuldet, der sich aus der Meinung der Mehrheit ergibt. Nicht ausdenkbar, was passiert, wenn sich diese Mehrheit auf das besinnt, was ihr wirklich wichtig ist und danach handelt... Und das zur Realität wird, was schon Einige tun, die sich leider als Außenseiter fühlen ...

@IsidorIgel
Du hast natürlich recht, warum einen Weg gehen, der einem widerstrebt. Ich habe bewusst die Negativworte Dogmen und Selbstbetrug gewählt – man muss sich zu allererst darüber im Klaren sein, ob es sich um solche für sich selbst handelt. Sollte man insgeheim wissen, dass es diese sind, kann es befreiend sein, einige aufzugeben. Und von den daraus folgenden Möglichkeiten sprach ich, es kann zu neuen, vielleicht ganz realen Sichtweisen kommen, die alles einfacher und klarer machen.

Auch kann ich mir vorstellen, dass die Reaktion auf die Frage „Wo warst Du?“ möglicherweise deshalb erfolgte, weil die Frage vom falschen Menschen kam. In diesem Fall ist Deine Antwort verständlich. Sollte sie aber SP-immanent sein und mag es deshalb schwer oder gar unmöglich sein, eine andere Antwort zu geben, vermute ich, vergibt man sich u.U. die bessere Alternative. Manchmal ist vielleicht eine schmerzliche oder mühevolle Erfahrung erst der Anstoß dafür, dass es danach besser geht.

Grüße
Aurora

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon BlickwinkelFraktal » 8. September 2015, 10:28

@Aurora20:

Ich halte nichts von dem Wort Zeitgeist, das ist dermaßen diffus, das es nur Verwirrung stiftet. Keine Ahnung was Du damit meinst. Ich kenne keinen Zeitgeist, oder eine als solche erkennbare mehrheitliche Meinung und mehr sehen als Andere tu ich vermutlich auch nicht. Ich hab meine Momente, wo ich glaub für mich irgendwas entdeckt zu haben, das ist aber weder statisch noch übertragbar. Leider verallgemeinere ich dann manchmal, oder lasse mich dummerweise dazu anstacheln. :x Ich werd bei Gelegenheit vielleicht mal näher auf den Beitrag eingehen. :glück:

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon kafkaesk » 19. September 2015, 12:36

"Was für alle gut ist, kann nicht gut sein für mich"

****

Mich erinnert das an die Thematik der Lügenparadoxe. Z.b das Lügenparadoxon von Epimenides:

"Alle Kreter sind Lügner" - Epimenides der Kreter
oder
Ein Mensch: "Alle Menschen lügen"

Ein anderes Beispiel wäre:

"Der folgende Satz ist falsch. Der vorangegangene Satz ist wahr."

Im Zen Buddhismus gibts es diese Koan Rätsel welche ähnlich funktionieren und einen Zweck dienen. Der Sinn der Koan Rätsel ist es den Zen Schüler auf eine neue Ebene zu bringen resp. Die Koan Rätsel soll mit seiner Paradoxheit letztlich den Verstand des Zen Schülers ausschalten; weil nur wenn der Vestand ruht kann der Zen Schüler erkennen das die Getrenntheit des Ichs von der Umwelt eine Illusion ist (gemäss Zen Buddhismus).

So gesehen könnte man sagen dass der Satz "Was gut für alle ist, ist nicht gut für mich" ein ganz eigenes Lügenparadoxon/Koan Rätsel eines Menschen ist, der in seinem Selbst gespalten ist. Vielleicht führt ja die intensive Beschäftigung mit diesem Satz für einen schizoid veranlagten Menschen genauso zu höheren Erkenntissen wie es bei einem Zen Schüler mit der Beschäftigung von Koan Rätsel geht. Hoffen kann man immer :glück:

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Re: Was für alle gut ist...

Beitragvon Imagohominis » 20. September 2015, 12:46

So gesehen könnte man sagen dass der Satz "Was gut für alle ist, ist nicht gut für mich" ein ganz eigenes Lügenparadoxon/Koan Rätsel eines Menschen ist, der in seinem Selbst gespalten ist. Vielleicht führt ja die intensive Beschäftigung mit diesem Satz für einen schizoid veranlagten Menschen genauso zu höheren Erkenntissen wie es bei einem Zen Schüler mit der Beschäftigung von Koan Rätsel geht. Hoffen kann man immer

kafkaesk, mir ist bei der obigen Aussage, so sehr mir der Gedanke auch gefällt, etwas aufgefallen (Im Spoiler ist meine Anregung drinne).
[spoil]Spoiler, da OFF-Topic und Pedanterie :begeistert:
Ein Paradoxon ist eine Aussage, die immer falsch ist: unabhängig von den Wahrheitswerten, die die Teilargumente annehmen können. Das ist bei "Was gut für alle ist, ist nicht gut für mich" nicht der Fall, sofern "Was gut für alle" falsch und "nicht gut für mich" wahr ist: dann ist die Aussage nämlich wahr. Diese Aussage entspricht dem Typ A -> B, ist also wahr, sofern A falsch oder B wahr ist.
Formallogisch könnte man es auch so sagen:
A -> B
-, A
-----
B
Die Beispiele an sich sind gute Paradoxien[/spoil]

"Was für alle gut ist, ist nicht gut für mich" oder "Was für alle gut ist, ist gut für mich" - die Sentenz daraus, ist eigentlich nichts anderes als Politik. Eigentlich enthalten die verschiedenen Ausprägungen dieses Satzes die verschiedenen Ansätze der Staatsformen, die wir bisher erlebt haben. Ich würde für mich zur Zeit eher die Aussage "Was für alle gut ist, ist gut für mich" bestätigen, da ich doch recht frei leben kann - auch mit den andere Menschen, da doch die allgemeinen, eigenen Interessen wie Recht auf Freiheit, auf Gleichheit usw. gerade in der BRD - verglichen an der Geschichte - ihre beste Niederschlagung im Staat gefunden haben; ob in der historischen Bilanz doch eher "Was für alle gut ist, ist nicht gut für mich" zutrifft, ist die Frage - ich vermute mal ja!
Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum
Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell
Im Ursprung ist da kein Ding
Worauf soll sich Staub legen


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