Tagträumen...

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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knallschnute
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Tagträumen...

Beitragvon knallschnute » 15. November 2012, 17:35

Hallo!

Ich träume so ziemlich den lieben langen Tag, und das schon mein ganzes bisheriges Leben.
Das ist mir heute in der Therapie nicht zum ersten Mal bewusst geworden, aber spannend war, wie elementar meine Traumwelt zu sein scheint. War es wohl eine meiner Überlebensstrategien in der Kindheit, um mich von meiner weniger schönen Umwelt in angenehmere Vorstellungen zu flüchten.
Das tue ich im Grunde heute noch. Wenn ich mir meinen Alltag bewusst mache, erkenne ich, wie oft ich mich in meine Wunschvorstellungen flüchte, um mich in ihnen von der Außenwelt abzuschotten. (Gerade dann, wenn ich es körperlich nicht vermag - nehme ich geistig reiß aus.) Denn da ist es so schön, da ist der Mensch der mich versteht, der mir innerlich so nahe ist und dem ich ebenfalls sehr viel bedeute.
Noch hat mein Therapeut nicht all zu viel dazu gesagt. Es lediglich aufgenommen und als eine meiner wenigen, aber bedeutenden Überlebensstrategien notiert...

Wie ist es bei euch?
Träumt auch ihr euch gerne in andere Welten, und wann kommt dies bei euch am häufigsten vor?

Lieben Gruß
Knallschnute
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Steve1981

Re: Tagträumen...

Beitragvon Steve1981 » 26. November 2012, 23:27

Hallo,

ich kenne das mit den Träumen sehr gut. Mir fällt es schwer nicht in die Träume zu flüchten in die bessere Welt. Bei mir hat das schon als Kind angefangen. In den Pausen im Unterricht und auch sonst. Über die Jahre ist es besser geworden. So konnte ich sogar Freunde finden und habe mich nicht bei jeder unangenehmen Situation schlicht verdrückt.

Zeitweise war es ein echtes Problem. Der Verrat der Bindungsperson hat mich tagelang flüchten lassen und ich habe die Zeit nicht mal mehr bemerkt. Nur die folgen meines kleinen Ausfluges waren recht deutlich.

Am Ende ist die Realität eine andere und wie die sich anfühlt brauch ich dir nicht sagen. So schön die Träume sind und so sehr es weh tut diesen Ort zu verlassen es ist (Für mich) ein Gefängnis aus Glück. Je mehr ich Träume umso jämmerlicher erscheinen mir die Menschen um mich herum und ich will sein wie die anderen. Dafür gebe ich auch das Träumen auf und versuche echtes Glück zu finden!

LG Steve

Anouk

Re: Tagträumen...

Beitragvon Anouk » 5. Dezember 2012, 17:35

Hallo,
ich kenne das Tagträumen auch sehr gut. Schon als Kind habe ich stundenlang vor mich hingeträumt und anstatt Hausaufgaben zu machen lieber stunden lang, mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, aus dem Fenster geschaut. Darum habe ich auch mindestens doppelt so lange gebraucht, um damit fertig zu werden.
Bis heute träume ich in allen möglichen Situationen. Manchmal laufe ich von meinem Freund nach Hause durch die Stadt, viele Menschen, Straßenbahnen, Geschäfte... davon bekomme ich aber gar nichts mit und frage mich dann zu Hause angekommen, welchen Weg ich nochmal gelaufen bin (kann mich meistens nicht richtig daran erinnern) :verlegen:
Auch in der Bibliothek, wenn ich eigentlich lernen sollte, ertappe ich mich, wenn ich eine Stunde später auf die Uhr schaue und nichts anderes gemacht habe, als vor mich hingestarrt und geträumt.
So ist das bei mir, es stört mich aber keinesfalls, ich finde es sehr angenehm, dem Lärm, dem Menschengerede oder ähnlichem zu entfliehen und in meine schöne ruhige Welt abzutauchen :)
Anouk :rose:

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knallschnute
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Re: Tagträumen...

Beitragvon knallschnute » 7. Dezember 2012, 15:22

Hallo Steven1981 und Hallo Anouk,

danke, dass ihr uns an euren Gedanken dazu teilhaben lasst!
Wahrscheinlich haben introvertierte, labile Menschen eher einen gewissen (mehr oder weniger ausgeprägten) Hang der Realität zu entfliehen und sich ihren Tagträumen hin zu geben.
Darum hast du schon Recht, Steven1981, wenn du zu bedenken gibst, dass diese Tagträumerei sich womöglich zu einem "Gefängnis aus Glück" verwandeln kann.
Und es ist bewundernswert, dass du für dich einen guten Weg gefunden hast, um sogar Freundschaften zu knüpfen und dich den Unannehmlichkeiten des Lebens zu stellen! :begeistert:

Mir geht es da auch wie dir, liebe Anouk, denn dieses Schwelgen in diversen Phantasien ist etwas, was mir hilft die äußeren, mich stressenden Situation, dann und wann auszublenden. Um diverse Geschehnisse zu verarbeiten und neuen Lebensmut zu tanken, sonst läuft bei mir der Akku aus und ich werde sehr unleidlich für mein näheres Umfeld.
Nach einigen Sitzungen bei meinem Psychologen bin ich der Auffassung, dass er mein Tagträumen nicht bedenklich findet, sondern sehr wohl als etwas, das eben - wie ich oben schon schrieb - sehr elementar für mich ist... Vielleicht auch nur, weil ich mich dem Leben in gewisser Weise stelle, wenn auch nicht allen Menschen oder Beziehungen - aber das ist ein anderes Thema.

Lieben Gruß
Knallschnute
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silence

Re: Tagträumen...

Beitragvon silence » 28. Dezember 2012, 13:50

Hallo,
diese Tagträume habe ich auch oft; auch wie ihr es beschreibt,meist in für mich stressigen Situationen.Ich bin dann in Gedanken ganz weit weg, auf einer einsamen Insel,ganz für mich allein,niemand der einen stört....Eine schöne Vorstellung.Diese Träumereien helfen mir auch mich den Trubel und Reizüberflutungen zu entziehen.Ich sehe das nicht als problematisch an eher wie ihr es auch schon sagtet als eine Rückzugsmöglichkeit.
lg

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Re: Tagträumen...

Beitragvon Lonely » 8. Mai 2013, 19:01

Auch ich träume den ganzen Arbeitstag so vor mich hin, auch meiner Vorgesetzte ist es schon aufgefallen :cool:

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Re: Tagträumen...

Beitragvon Schattentanz » 8. Mai 2013, 19:12

Ohne Tagträumen hätte ich mich in der Schulzeit zu Tode gelangweilt.

Gelernt habe ich in der Zeit, wie man einerseits innerlich gedanklich meilenweit weg sein kann und andererseits nach außen hin aufmerksam und konzentriert wirkt. Wichtig ist, dass man hin und wieder die Blickrichtung ändert und weitgehend den Lehrer/Sprecher anblickt, aber nicht durch ihn durchstarrt - das wirkt wohl eher creepy *hust*. Besonders gut geht das ganze, wenn man ohnehin geistig noch im Tiefschlaf ist, weil man viel zu früh aufstehen musste *fg*. Da kann man dann ohne wesentliche Unterbrechung den Traum, den man kurz vorm Aufwachen hatte, weiterträumen. Ich mag Träume (im Schlaf) generell sehr gerne - bin da immer neugierig, wie der weitere Handlungsverlauf ist.

Die einzige Gefahr die ich beim Tagträumen sehe und die hier bereits angesprochen wurde, ist dass man im Zweifel einen allzu bequemen, leicht verfügbaren Rückzugsort hat, an dem man sich nicht mit der Realität auseinandersetzen muss. Unter Umständen könnte das dazu führen, dass man sich ihr lieber entzieht, statt sich der realen Umwelt zu stellen. Eben Vermeidung, Verdrängung, Prokrastination ...
Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

sonne

Re: Tagträumen...

Beitragvon sonne » 4. Juli 2013, 05:43

Ja, vom Träumen verstehe ich auch was. Seit meiner Kindheit. Auch für mich eine Überlebensstrategie, um meinem ätzenden Umfeld zu entfliehen. Die Träumerei war so stark, dass sogar meine Eltern in die Schule zu einem Gespräch
kommen mussten, weil ich den ganzen Tag geträumt habe. Es war ein wunderschöner Ort. Ich erinnere mich an einen
großen Vogel mit Flügeln aus Diamanten. Der Vogel holte mich oft während der Schulzeit, ich saß auf seinem Rücken und wir flogen auf und davon. Als ich 14 Jahre alt war, lernte ich einen Jungen kennen und wir verliebten uns ineinander. Ich merkte, dass ich in der Realität bei diesem Jungen sein wollte. Dazu war es nötig, mich von der Traumwelt zu verabschieden. Die Traumgestalten waren sehr böse auf mich und wollten nicht, dass ich gehe. Mir wurde gedroht, dass sie wiederkommen und dass sie sich rächen. Ich verließ die traumwelt trotzdem und das war super. Ich lernte eine ganz neue Welt kennen: Die Realität! Freiheit! Meine große Liebe und ich wollten von zu Hause abhauen. Er schaffte es leider nicht, denn er starb. Danach bin ich alleine für immer mit 15 von zu Hause abgehauen. Heute weiß ich, wenn ich in der Traumwelt geblieben wäre hätte ich das nicht geschafft. Als ich 28 Jahre alt war verliebte ich mich in einen Schizophrenen Mann, der mich aufgrund seiner dissozialen Anteile sehr schlecht behandelte. Dies reaktivierte meine Kindheitstraumen und somit auch die Traumwelt, deren Inhalte sich diesmal mehr meinem Alter anpassten. Ich fühlte mich vollkommen in der Traumwelt gefangen, jahre lang. Es hinderte mich am Leben. Doch ich konnte nicht aufhören zu träumen. Ich merkte: Das also ist die Rache von damals, den Traumweltgestalten. Ich bin gefangen und komme hier nie wieder raus. Ich habe versucht Terapeuten , Ärzten usw zu erklären was mit mir los ist, doch ich wurde nicht ernst genommen. Nach fünf Jähriger Gefangenschaft, habe ich den Ausweg gefunden. Ich habe schrittweise damit aufgehört und habe es geschafft. Ich will so etwas nie wieder erleben. Ich genieße es in der Realität zu sein, mir das zu nehmen was ich will, mich weiterzuentwickeln, etwas aufzubauen, Herausforderungen anzupacken und meine Ziele zu erreichen. Frei zu sein. Selbstbestimmt zu sein.

friendship

Re: Tagträumen...

Beitragvon friendship » 12. August 2013, 10:30

Träume nicht, aber Musik oder Spiele sind für mich wichtig. Damals war es das Lesen. Träume- was ist das?

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Ambivalenz
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Re: Tagträumen...

Beitragvon Ambivalenz » 12. August 2013, 13:41

friendship hat geschrieben:Träume- was ist das?

Da es in diesem Thread ja um Tagträume geht, würde ich mal kurz und knapp meinen: Phantasien.
Da du Bücher und Spiele erwähntest - genau das, nur in deinem Kopf, variabel, mannigfaltig, mit dir als Akteur oder ohne dich, in dieser Welt oder in anderen. Ein Reigen unendlicher Geschichten, Universen und Gestalten.
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.


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