Wer ist hier der Alien?

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Insuffizienz » 11. April 2015, 15:09

Vom Prinzip her ist die Idee gar nicht schlecht, jedoch würde ich es anders handhaben, denn seien wir mal ehrlich: Wer von uns ist heute Feuerwehrmann, Prinzessin, Balletttänzer oder Polizist? Wahrscheinlich so gut wie niemand ist genau das geworden, was er damals im Kindergarten werden wollte.


Wie du schon sagtest, es ist egal, ob jemand später das wird, was er als Kind lernen will. Man kann es ja trotzdem aus Interesse lernen. Deswegen sehe ich darin speziell kein Problem.
Ich weiß nicht, ob man das Besserwisserei nennt, aber dein Argument hier ist eben unlogisch.
Dem Folgenden kann ich aber zustimmen. Jedoch besteht genauso in Schweden Unterrichtszwang, für die meisten Kinder, die zur Schule gehen, Schulzwang. Solange soetwas besteht, finde ich jedes Konzept menschenverachtend. Und gerade gegenüber denen, die sich nicht wehren können und die sowieso wie Menschen 2. Klasse behandelt und bevormundet werden, diese ihre wichtigste Entwicklungsphase zu oktroyieren, halte ich für grausam und unmenschlich. Ich verurteile alle, die sich dafürsprechen oder es aus Unwissenheit oder absichtlich ignorieren.

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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Insuffizienz » 11. April 2015, 15:11

Vom Prinzip her ist die Idee gar nicht schlecht, jedoch würde ich es anders handhaben, denn seien wir mal ehrlich: Wer von uns ist heute Feuerwehrmann, Prinzessin, Balletttänzer oder Polizist? Wahrscheinlich so gut wie niemand ist genau das geworden, was er damals im Kindergarten werden wollte.


Wie du schon sagtest, es ist egal, ob jemand später das wird, was er als Kind lernen will. Man kann es ja trotzdem aus Interesse lernen. Deswegen sehe ich darin speziell kein Problem.
Ich weiß nicht, ob man das Besserwisserei nennt, aber dein Argument hier ist eben unlogisch. :D
Dem Folgenden kann ich aber zustimmen. Jedoch besteht genauso in Schweden Unterrichtszwang, für die meisten Kinder, die zur Schule geschickt werden, in der Realität Schulzwang. Solange soetwas besteht, finde ich jedes Konzept menschenverachtend. Und gerade gegenüber denen, die sich nicht wehren können und die sowieso wie Menschen 2. Klasse behandelt und bevormundet werden, diese ihre wichtigste Entwicklungsphase zu oktroyieren entgegen der Kenntnis, dass Menschen individuell sind und im Grunde eigenständig, halte ich für grausam und unmenschlich. Ich verurteile alle, die sich dafürsprechen oder es aus Unwissenheit oder Absicht ignorieren.

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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Geextah » 12. April 2015, 08:35

Unlogisch ist mein Argument nicht, da es sich auf "spezielle Fächer" bezog. Wenn ich jetzt Fächer für Kinder mache, die Prinzessin oder Feuerwehrmann werden wollen, dann ist das eher eingeschränkt und nicht sonderlich hilfreich.

Würde man aber zB Gruppen aufmachen, die über verschiedene Berufe informieren oder wodurch das Kind selbst lernen und erfahren kann was man dafür denn so alles machen oder können muss, dann wäre das hilfreicher. Es wäre weitreichender und würde mehr Freiheit lassen, gerade wenn sich mal ein Kind plötzlich für etwas anderes interessiert - was ja gerne mal vorkommen kann.
Ich hätte im Kindergarten schon gerne mehr gelernt, musste dann aber meine Lernphase auf die Zeit zu Hause verschieben, wo ich selber geforscht und nachgedacht habe.

Das stimmt, die Schulpflicht gilt auch in Schweden, jedoch weiß ich derzeit nicht, was ich von der Schulpflicht als solche halten soll, da ich weiß dass das system ziemlich marode ist und zum anderen habe ich mich um den Gedanken einer Schulpflicht noch nicht wirklich gekümmert.

Was ich jedoch weiß ist, dass bspw. die Uhrzeiten nicht sonderlich gut, für die kindliche Entwicklung sind. Ebenso das stundenlange rumsitzen, ist nicht die Natur des Kindes, da es körperlich entdecken und erfahren will. Das heißt man wird als Kind in ein System gezwängt, was die eigentliche Auslebung und Entwicklung behindert und nicht fördert.

Ich kann zwar verstehen, dass der Gesetzgeber sagt, dass es eine Pflicht gibt, damit der Bürger irgendwann halbwegs gebildet auf den Arbeitsmarkt gelangen kann und dass das durch diese Pflicht bewerkstelligt werden soll.

Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es ohne diese Schulpflicht auch funktionieren könnte, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass es einige Menschen gibt, die ihre Kinder dann nicht versuchen zu unterstützen, sondern sich sagen "mach doch was du willst".

Ich bin da also etwas Zwiegespalten, was aber vielleicht auch an der unüberschaubaren Komplexität liegt, die das Thema mit sich bringt.
Dennoch gebe ich dir recht: Das Kind sollte mal gefragt werden, was es denn eigentlich will, was bei der Schulpflicht in keinster Weise zum tragen kommt.



Zum Thema Besserwisser: Meine Mutter schenkte mir letztens ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin kein Klugscheisser, ich weiß es wirklich besser"
Ich frag mich ja, was sie mir damit sagen wollte :D
"Erfindungen bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen."
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon NoEvol » 12. April 2015, 09:26

12. Apr 2015, 08:35 » Geextah hat geschrieben:Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es ohne diese Schulpflicht auch funktionieren könnte, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass es einige Menschen gibt, die ihre Kinder dann nicht versuchen zu unterstützen, sondern sich sagen "mach doch was du willst".


Es funktioniert durchaus.
Ich unterlag zwar mein Leben lang der Schulpflicht, habe mich aber beireits seit der 3. Klasse der Schule verweigert.
Ich fand es einfach schrecklich zur Schule zu gehen, nahezu sinnlos und muss auch sagen, dass das ganze Zeugs, was ich da gerlernt habe, im Leben nie gebraucht habe, bzw. gebrauchen werde.
Vieles von dem, was ich weiß, habe ich mir vollkommen alleine beigebracht und das sind auch genau die Dinge, die ich in meinem Leben brauche.
Mit dieser Fähigkeit (eigenständig zu lernen) habe ich anderen gegenüber einen enormen Vorteil, denn diese brauchen oft einen bestimmten "zwang" um zu lernen.
Ich kann diesem nicht mehr nachkommen, schon lange nicht mehr.
Deswegen ist Arbeit für mich auch immer die beste Alternative zur Schule.
Und das war bei mir auch schon immer so. Ich wollte schon immer lieber Arbeiten gehen, als zur Schule zu gehen.
Schule hat mir mehr Schaden zugefügt, als so manch ein anderes Erlebnis meiner Kindheit/Jugend.

Wobei ich sagen muss, dass es sich dabei immer um öffentliche Schulen gehandelt hat, die eben dafür da waren die Masse abzufertigen, sprich jene, die nicht wirklich zu autonomen denken in der Lage sind.
Die Masse denkt ja bekanntlicherweise irgendwie komplett gleich.

Die meisten finden z.B einen Starndurlaub sehr schön.
Ich wüsste jetzt nicht, was einer Städtereise nicht genauso schön sein sollte. Oder an einem Ausflug in den Zoo, oder an einem Picknick. Das ist alles genauso schön und gut. Kostet oft sogar viel weniger.
Liebe Grüße

NoEvol

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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon orinoco » 12. April 2015, 11:25

Hi Geextah,

12. Apr 2015, 08:35 » Geextah hat geschrieben:Das stimmt, die Schulpflicht gilt auch in Schweden, jedoch weiß ich derzeit nicht, was ich von der Schulpflicht als solche halten soll, da ich weiß dass das system ziemlich marode ist und zum anderen habe ich mich um den Gedanken einer Schulpflicht noch nicht wirklich gekümmert.
Was ich jedoch weiß ist, dass bspw. die Uhrzeiten nicht sonderlich gut, für die kindliche Entwicklung sind. Ebenso das stundenlange rumsitzen, ist nicht die Natur des Kindes, da es körperlich entdecken und erfahren will. Das heißt man wird als Kind in ein System gezwängt, was die eigentliche Auslebung und Entwicklung behindert und nicht fördert.
Ich kann zwar verstehen, dass der Gesetzgeber sagt, dass es eine Pflicht gibt, damit der Bürger irgendwann halbwegs gebildet auf den Arbeitsmarkt gelangen kann und dass das durch diese Pflicht bewerkstelligt werden soll.

Ich finde es sehr interessant was Heinz v. Foerster zur Schule als staatliche Trivialisationsanstalt sagt.
12. Apr 2015, 08:35 » Geextah hat geschrieben:Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es ohne diese Schulpflicht auch funktionieren könnte, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass es einige Menschen gibt, die ihre Kinder dann nicht versuchen zu unterstützen, sondern sich sagen "mach doch was du willst".

Ich bin da also etwas Zwiegespalten, was aber vielleicht auch an der unüberschaubaren Komplexität liegt, die das Thema mit sich bringt.
Dennoch gebe ich dir recht: Das Kind sollte mal gefragt werden, was es denn eigentlich will, was bei der Schulpflicht in keinster Weise zum tragen kommt.

Ich denke wir sollten alle mehr gefragt werden, auch was die Gesetze in diesem Land betrifft z.B. das was den Schulzwang vorschreibt. Wurde ja ursprünglich eingeführt weil die kriegführenden Herrscher keine dummen Soldaten brauchen konnten, die die moderner und komplizierter werdenden Kriegstechnik nicht bedienen konnten. Den Geist sehe ich auch heute noch walten.
12. Apr 2015, 08:35 » Geextah hat geschrieben:Zum Thema Besserwisser: Meine Mutter schenkte mir letztens ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin kein Klugscheisser, ich weiß es wirklich besser"
Ich frag mich ja, was sie mir damit sagen wollte :D

Ich würde ihr im Gegenzug das Ratgeberbuch "Ich weiß alles besser!" in der 327. verbesserten Auflage schenken. Alternativ - nicht verwechseln - das Ratgeberbuch "Phh! Das habe ich schon immer gewußt!" in der unveränderten Originalauflage von 1931 ;)
(die Idee ist von Bernhard Lassahn geklaut und woher er sie geklaut hat weiß ich nicht ;) )

Liebe Grüße

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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Insuffizienz » 12. April 2015, 22:37

Unlogisch ist mein Argument nicht, da es sich auf "spezielle Fächer" bezog. Wenn ich jetzt Fächer für Kinder mache, die Prinzessin oder Feuerwehrmann werden wollen, dann ist das eher eingeschränkt und nicht sonderlich hilfreich.

Es ist in meinen Augen belanglos, was ein Kind hie und da lernt. Es kann irgendetwas zum Beruf Feuerwehrmann sein oder was auch immer (das lernt es ja sowieso, weil Kinder sich eben mit diesen Dingen beschäftigen).
Ich denke zudem, dass es damit für die persönliche Entfaltung des Kindes hilfreich sein kann, entgegen deiner Ansicht.

Würde man aber z. B. Gruppen aufmachen, die über verschiedene Berufe informieren oder wodurch das Kind selbst lernen und erfahren kann was man dafür denn so alles machen oder können muss, dann wäre das hilfreicher. Es wäre weitreichender und würde mehr Freiheit lassen, gerade wenn sich mal ein Kind plötzlich für etwas anderes interessiert - was ja gerne mal vorkommen kann.

Diese Einschränkung hast du in deinem Argument leider nicht erwähnt. Das Konzept hier gefällt mir jedoch.

Das stimmt, die Schulpflicht gilt auch in Schweden, jedoch weiß ich derzeit nicht, was ich von der Schulpflicht als solche halten soll, da ich weiß, dass das System ziemlich marode ist und zum anderen habe ich mich um den Gedanken einer Schulpflicht noch nicht wirklich gekümmert.

Dazu kann ich nur wiederholen: Die Schulpflicht wurde bspw. in Deutschland 1938 unter der NS-Diktatur in die Verfassung geschrieben und seither nicht mehr öffentlich diskutiert oder kritisiert, zu meinem verwundern. Weiters besteht die Schulpflicht in Europa nur in Schweden und Deutschland, in den anderen jedoch noch Unterrichtspflicht. Für mich wäre auch ohne größere Kenntnis oder Überlegung klar, dass ich die Möglichkeit der größten Freiheit wähle, zumal die Entscheidung zwischen der Pflicht und der Freiheit augenscheinlich einen eher geringen Effekt auf die Bildung hat (wenn man sich Statistiken wie PISA o. Ä. durchliest).

Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es ohne diese Schulpflicht auch funktionieren könnte, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass es einige Menschen gibt, die ihre Kinder dann nicht versuchen zu unterstützen, sondern sich sagen "mach doch was du willst".

Aha, du hast also den Beleg dafür, dass Kinder, die nicht im Sinne eines Unterrichts unterstützt werden, schonmal dümmer und ungebildeter sind. Ich bin gespannt auf den Beleg. Oder unterstellst du es einfach nur ohne auch nur ansatzweise vernünftige Beobachtungen vorweisen zu können? Ich empfehle jedem, bspw. die Personen Moritz Neubronner oder Andre Stern in Youtube zu suchen, um eine vernünftige Perspektive auf die Streitfrage zu erhalten.

Dennoch gebe ich dir recht: Das Kind sollte mal gefragt werden, was es denn eigentlich will, was bei der Schulpflicht in keiner Weise zum tragen kommt.

Ich glaube, es wird schwierig, Kindern, die schon lange unter dem Schulzwang, unter dieser Marter leiden, fällt es schwer, plötzlich selbstständig zu denken und zu sein. Das, was die dann noch wollen, kann oft etwas ungesundes sein, eine Art Ersatzbefriedigung für die unzufriedenheit ob der Abhängigkeit und mangelnden freien Entfaltung, wie z. B. übertrieben viele Computerspiele, viele Partygänge usw.(wobei ich nicht pauschalisieren will, ist nur ein beobachtetes Muster, das individuell betrachtet werden müsste).

Zum Thema Besserwisser: Meine Mutter schenkte mir letztens ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin kein Klugscheisser, ich weiß es wirklich besser"
Ich frag mich ja, was sie mir damit sagen wollte :D

Der Spruch greift genau mein Unverständnis gegenüber der landläufigen Definition auf. Denn viele nennen andere Besserwisser, wenn er informative Inhalte oder sinnvolle, nicht sinnlos kleinliche Inhalte in Diskussionen usw. einwirft. Ich würde sowas ein Geschenk denn einen Besserwisser nennen. Aber die meisten sind eher davon abgeneigt, Neues zu lernen. Hat ja vielleicht mit unserem Schulzwang und Bildungssystem zu tun? Höchstwahrscheinlich...

Interessanter Kommentar! :erklärbär2:
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Geextah » 13. April 2015, 08:14

12. Apr 2015, 09:26 » NoEvol hat geschrieben:Deswegen ist Arbeit für mich auch immer die beste Alternative zur Schule.
Und das war bei mir auch schon immer so. Ich wollte schon immer lieber Arbeiten gehen, als zur Schule zu gehen.
Schule hat mir mehr Schaden zugefügt, als so manch ein anderes Erlebnis meiner Kindheit/Jugend.

Wobei ich sagen muss, dass es sich dabei immer um öffentliche Schulen gehandelt hat, die eben dafür da waren die Masse abzufertigen, sprich jene, die nicht wirklich zu autonomen denken in der Lage sind.
Die Masse denkt ja bekanntlicherweise irgendwie komplett gleich.

Für mich ist zB arbeiten gar keine Alternative, da würde ich lieber in die Schule gehen, wobei die Schule für mich auch nicht sonderlich toll war und ich sie gerne sein gelassen hätte.
Das Studium hingegen war klasse, da ich alle Freiheit der Welt hatte, keine großartigen Zwänge, ich konnte mir die Themen so legen, wie ich es wollte und selbst die Prüfungen konnte ich mir thematisch erstellen. So zu arbeiten war einfach toll, vor allem weil ich in dieser zeit einige Stärken und Schwächen für mich herausfand, die ich vorher so gar nicht wahrgenommen habe.
In der Schule habe ich es zB gehasst Spanisch zu lernen, nicht weil ich es nicht konnte, sondern weil es mir keinen Spaß gemacht hat. Nach der Schule habe ich gemerkt dass eine meiner Stärken das schnelle erlernen von Sprachen ist. Aber das konnte ich halt erst merken, als ich die Freiheit hatte, die ich für das Lernen benötigte. Hätte ich das früher gemerkt, könnte ich heute wahrscheinlich mehrere Sprachen fließend sprechen und hätte sie auch weitaus schneller gelernt als in der Schulzeit.

12. Apr 2015, 11:25 » orinoco hat geschrieben:Ich denke wir sollten alle mehr gefragt werden, auch was die Gesetze in diesem Land betrifft z.B. das was den Schulzwang vorschreibt. Wurde ja ursprünglich eingeführt weil die kriegführenden Herrscher keine dummen Soldaten brauchen konnten, die die moderner und komplizierter werdenden Kriegstechnik nicht bedienen konnten. Den Geist sehe ich auch heute noch walten.

Ich denke, dass wir nicht gefragt werden hat seinen Grund, denn dann könnte der Gesetzgeber nicht einfach mehr alles so durchdrücken wie es gemacht wird. Denn wie oft kommt es vor, dass ein komplett unsinniges Gesetz durchgewunken wird, ohne den Bürger als solchen mal zu fragen, ob er das überhaupt will.
Der Bürger soll funktionieren, am besten wenig denken, viel konsumieren und nichts hinterfragen, was die Regierung so verzapft.

12. Apr 2015, 11:25 » orinoco hat geschrieben:Ich würde ihr im Gegenzug das Ratgeberbuch "Ich weiß alles besser!" in der 327. verbesserten Auflage schenken. Alternativ - nicht verwechseln - das Ratgeberbuch "Phh! Das habe ich schon immer gewußt!" in der unveränderten Originalauflage von 1931 ;)
(die Idee ist von Bernhard Lassahn geklaut und woher er sie geklaut hat weiß ich nicht ;) )

Hört sich gut an, das wird ihr sicher gefallen, danke :)

12. Apr 2015, 22:37 » Insuffizienz hat geschrieben:Dazu kann ich nur wiederholen: Die Schulpflicht wurde bspw. in Deutschland 1938 unter der NS-Diktatur in die Verfassung geschrieben und seither nicht mehr öffentlich diskutiert oder kritisiert zu meinem verwundern. Weiters besteht die Schulpflicht in Europa nur in Schweden und Deutschland, in den anderen jedoch noch Unterrichtspflicht. Für mich wäre auch ohne größere Kenntnis oder Überlegung klar, dass ich die Möglichkeit der größten Freiheit wähle, zumal die Entscheidung zwischen den Pflicht augenscheinlich einen eher geringen Effekt auf die Bildung hat (wenn man sich Statistiken wie PISA o.Ä. durchliest); deutlich mehr oder überhaupt hat das Bildungssystem einen effektiv auf die Bildung eines Schülers.

Sich den Unterschied zwischen Schulpflicht und Unterrichtspflicht in unterschiedlichen Ländern mal vor Augen zu führen kann ziemlich hilfreich sein, zumindest empfinde ich es so; wusste ich nämlich nicht. Und wenn es dann auch so gut wie keinen Unterschied gibt (statistisch gesehen) zwischen beiden Bildungsformen, dann sollte klar sein, dass die Schulpflicht mehr als überholt ist.

12. Apr 2015, 22:37 » Insuffizienz hat geschrieben:
Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass es ohne diese Schulpflicht auch funktionieren könnte, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass es einige Menschen gibt, die ihre Kinder dann nicht versuchen zu unterstützen, sondern sich sagen "mach doch was du willst".

Aha, du hast also den Beleg dafür, dass Kinder, die nicht im Sinne eines Unterrichts unterstützt werden, schonmal dümmer und ungebildeter sind. Ich bin gespannt auf den Beleg. Oder unterstellst du es einfach nur ohne auch nur ansatzweise vernünftige Beobachtungen vorweisen zu können? Ich empfehle jedem, bspw. die Personen Moritz Neubronner oder Andre Stern in Youtube zu suchen, um eine vernünftige Perspektive auf die Streitfrage zu erhalten.

Nein, das wollte ich mit meiner Aussage nicht darlegen, sondern ich wollte damit sagen, dass es auch Eltern geben wird, denen es egal ist, ob das Kind zB zu Hause lernt oder nicht. Die gibt es auch so schon mit Schulpflicht. Das bedeutet nicht, dass Kinder, die es mit solchen Eltern zu tun haben automatisch dümmer sind, denn ich weiß, dass Kinder auch gerne selbst forschen und sich beschäftigen und dahingehend dann die Eltern mal als abschreckendes Beispiel herhalten.
Erst letztens habe ich einen Bericht über britische "Gypsies" gesehen, wo die Mädchen bzw. allgemein die Kinder nicht lange in die Schule gehen. Einem Mädchen ließen die Eltern aber die Freiheit selbst zu wählen und sie wollte weiter in die Schule gehen und später studieren. Der Forscherdrang wohnt so gut wie allen Menschen inne, nur denke ich, dass es bei dem einen oder anderen auch nach hinten losgehen kann - was aber auch bei Schulzwang möglich ist.

Jedoch, der eine oder andere benötigt vielleicht eine gewisse Leitung oder Unterstützung, die der andere vieleicht nicht benötigt. Das Problem dabei ist einfach, dass man nie genau voraussagen kann, wie sich jemand entwickelt. Der eine benötigt vielleicht Leitung oder einen Mentor und der andere bekommt das ganz alleine hin.

Zum Thema Besserwisser: Meine Mutter schenkte mir letztens ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin kein Klugscheisser, ich weiß es wirklich besser"
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12. Apr 2015, 22:37 » Insuffizienz hat geschrieben:Der Spruch greift genau mein Unverständnis gegenüber der landläufigen Definition auf. Denn viele nennen andere Besserwisser, wenn er informative Inhalte oder sinnvolle, nicht sinnlos kleinliche Inhalte in Diskussionen usw. einwirft. Ich würde sowas ein Geschenk denn einen Besserwisser nennen. Aber die meisten sind eher davon abgeneigt, Neues zu lernen. Hat ja vielleicht mit unserem Schulzwang und Bildungssystem zu tun? Höchstwahrscheinlich...

Interessanter Kommentar! :erklärbär2:

Ich lerne gerne Neues, denn an oberster Stelle steht für mich die Weiterentwicklung des Geistes, dazu gehört auch die eigene Meinung und Ansicht zu überdenken und offen für neue Gedanken und Vorschläge zu sein. Gleichzeitig muss man auch nicht immer einer Meinung sein, dennoch sollte man Platz für andere Meinungen und Ideen lassen, da man sich möglicherweise sonst auch mal verrennt.
In meinem ersten Referat an der Uni, ging es um das Thema Buddhismus und danach wurde ich noch über einiges ausgefragt. Dabei wurde es dann plötzlich so spezifisch, das Fragen aufkamen, die nur jemand beantworten konnte, der mehrere Jahre in China gelebt hätte. Wo ich dann irgendwann auch gesagt habe "Ich weiß nicht alles, daher kann ich Ihnen das nicht sagen" und erntete etwas seltsame Blicke.
Mit diesem Eingestehen haben viele Leute immer noch ein Problem, vielleicht weil sie damit zeigen, dass sie auch nur Menschen sind und nicht ein erhabenes, fast allwissendes Wesen. Ich hingegen habe damit kein Problem und habe in diesem Thread schon einiges über Zwänge, Freiheit und die historische Entwicklung der Schulpflicht lernen können :)
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Insuffizienz » 24. April 2015, 21:52

12. Apr 2015, 09:26 » NoEvol hat geschrieben:Jedoch, der eine oder andere benötigt vielleicht eine gewisse Leitung oder Unterstützung, die der andere vieleicht nicht benötigt. Das Problem dabei ist einfach, dass man nie genau voraussagen kann, wie sich jemand entwickelt. Der eine benötigt vielleicht Leitung oder einen Mentor und der andere bekommt das ganz alleine hin.

Ich finde, das ist eine falsche Sicht der Dinge. Jeder soll sich frei entfalten, selbstständig werden. Ich glaube, da bedarf es keiner Leitung. Höchstens Impulse. Und wenn ein Kind besonders viel Nähe braucht bspw., hat das nichts mit Bildung zu tun. Dann können die "Erziehungs"berechtigten( :übel: ) dem Kind die Nähe geben, aber gleichzeitig es seine Interesse nach seinem Emfpinden ausleben lassen.
Ich denke, dein "degeneriertes" Bild von Kinder rührt daher, dass du es nicht anders kennst, denn solches wird in unserem Bildungssystem generiert.

Die einzige Ausnahme besteht vielleicht bei stark psychisch gestörten Kindern.

Ich lerne gerne Neues, denn an oberster Stelle steht für mich die Weiterentwicklung des Geistes, dazu gehört auch die eigene Meinung und Ansicht zu überdenken und offen für neue Gedanken und Vorschläge zu sein. Gleichzeitig muss man auch nicht immer einer Meinung sein, dennoch sollte man Platz für andere Meinungen und Ideen lassen, da man sich möglicherweise sonst auch mal verrennt.
In meinem ersten Referat an der Uni, ging es um das Thema Buddhismus und danach wurde ich noch über einiges ausgefragt. Dabei wurde es dann plötzlich so spezifisch, das Fragen aufkamen, die nur jemand beantworten konnte, der mehrere Jahre in China gelebt hätte. Wo ich dann irgendwann auch gesagt habe "Ich weiß nicht alles, daher kann ich Ihnen das nicht sagen" und erntete etwas seltsame Blicke.
Mit diesem Eingestehen haben viele Leute immer noch ein Problem, vielleicht weil sie damit zeigen, dass sie auch nur Menschen sind und nicht ein erhabenes, fast allwissendes Wesen. Ich hingegen habe damit kein Problem und habe in diesem Thread schon einiges über Zwänge, Freiheit und die historische Entwicklung der Schulpflicht lernen können.

Sehe ich genauso wie du. Ich denke, das nicht Eingestehen-können von nicht allumfassendem Wissen und von Fehlern rührt von einem mangelndem Selbstwertgefühl und mangelnder Akzeptanz seiner selbst.
Ich denke, wenn man ein gewisses Selbstwertgefühl aufgebaut hat und "mit sich selbst irgendwie im Reinen ist", fällt es einem deutlich leichter, seine Schwächen einzugestehen.
Vielleicht merke ich hier nochmal an, dass man nicht einfach Forenkommentare unhinterfragt als Tatsache aufnehmen sollte. Man muss nicht alles recherchieren, aber zumindest sich bewusst sein, welcher Quelle gewisse Informationen entstammen.
Und die Infos, die ich dir gegeben habe, stammen von irgendeinem Forum, keiner verlässlichen Quelle. Ich wollte es nur mal sagen, auch wenn du's eh schon weißt. ;)

Achja, es wird langsam Zeit für mich, einen Thread über die Schulpflicht zu öffnen. Aber da will ich erst noch nen schönen Aufsatz zu verfassen. Mal schauen, wann ich die Energie dafür gefunden habe. :D
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon Geextah » 25. April 2015, 07:33

24. Apr 2015, 21:52 » Insuffizienz hat geschrieben:Vielleicht merke ich hier nochmal an, dass man nicht einfach Forenkommentare unhinterfragt als Tatsache aufnehmen sollte. Man muss nicht alles recherchieren, aber zumindest sich bewusst sein, welcher Quelle gewisse Informationen entstammen.
Und die Infos, die ich dir gegeben habe, stammen von irgendeinem Forum, keiner verlässlichen Quelle. Ich wollte es nur mal sagen, auch wenn du's eh schon weißt. ;)

Ja, da geb ich dir Recht, man sollte nicht immer alles so hinnehmen als hätte es ein Professor geschrieben, der unantastbar ist, sondern egal was und egal von wem immer hinterfragen.
Hatte deine Äußerung auch eher als Meinung deinerseits aufgefasst :)
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Re: Wer ist hier der Alien?

Beitragvon nitschewo » 26. April 2015, 16:32

Nachdem mein Vorstellungs-Thread geteilt und hier fortgeführt wurde, hat er doch eine erstaunliche Entwicklung genommen, und ich sollte mich vielleicht auch mal wieder zu Wort melden? Auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass die Schulpflicht abgeschafft werden sollte ... :angst:

Jedenfalls ist das heute meine Meinung. Vor dreißig Jahren hätte ich vehement dafür gesprochen. Aber da ging ich ja auch noch zur Schule, lernte nur dummes Zeug, das ich nie wieder gebrauchen würde, wurde schwer in meiner Freiheit und meiner Entwicklung beschnitten und kam allein auf mein Genie gestellt viiieeel besser klar als unter dem Joch pädagogischer Führung. Wann, zum Teufel, bin ich zum Pragmatiker mutiert, frage ich mich, wenn ich hier rein lese und von den flammenden Appellen an die freiheitliche Entwicklung des Individuums schon fast ein bisschen gerührt bin. Bin ich echt schon so alt, dass mir das wie jugendlicher Idealismus vorkommt? :rätseln:

Wahrscheinlich. Vor allem aber, befürchte ich, habe ich zu lange Auszubildende und Praktikanten vor die Nase gesetzt bekommen, die ich nicht mal allein eine kurze Mail schreiben lassen konnte, weil sie es schafften, in vier Zeilen zwölf Fehler zu machen. Die nicht ein Wort Englisch verstanden und voller Verzweiflung mit dem Telefon zu mir gerannt kamen, wenn ein Kunde aus dem Ausland anrief. Die nicht in der Lage waren, in einer Excel-Tabelle eine Summe zu bilden, die Mehrwertsteuer auszurechnen, eine Aufbauanleitung zu lesen oder einen verdammten Brief zu falten. Kann denen denn nicht erstmal einer lesen, schreiben und rechnen beibringen, bevor man sie auf die Arbeitswelt loslässt, habe ich oft verzweifelt gedacht, und: Vielleicht ist die Schulpflicht ja längst abgeschafft, und du Topf hast das wieder mal nicht mitgekriegt? (Ich kriege öfter mal was nicht mit.)

Die freie Entfaltung der geistigen Fähigkeiten ist sicher eine prima Sache - vorausgesetzt, man hat ein Interesse daran, seine geistigen Fähigkeiten zu entfalten. Bei den meiner hilflosen Obhut anvertrauten Heranwachsenden hatte ich, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer den Eindruck, als sei dies ihr vorrangiges Ziel. Wie soll eine Gesellschaft da vorgehen? Alle, die dazu imstande sind, selbst für ihre individuelle Bildung sorgen und die anderen vollständig verblöden lassen?

Und jetzt habe ich tatsächlich für die Schulpflicht plädiert. Ich werde alt, ich werde alt!!! :bangen:


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