Pers.-Störung - psychische Krankheit oder Charakter-Anomalie

Ein Leben in (völliger) Isolation? Du bist sehr introvertiert, ängstlich-vermeidend oder gar schizoid? Wie gehst du damit um?
sina
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Re: Pers.-Störung - psychische Krankheit oder Charakter-Anomalie

Beitragvon sina » 28. Februar 2015, 16:07

Ich würde vermuten, dass es unterschiedliche Ursachen für schizoides Verhalten gibt.

Einmal Fälle von fehlenden Kompetenzen (wie von Wiesel beschrieben) und dadurch entwickelte nicht optimale Kompensationsstrategien, die zu Einschränkungen führen. Kompetenzen, die die Person aber an und für sich hätte erlernen können, wenn die Umweltbedingungen änders gewesen wären. Das ist dann keine Krankheit und m.E. keine Anomalie, sondern eher eine Entwicklungsstörung oder - wenn es wenig Chancen auf weitere Entwicklung gibt - eine Persönlichkeitsstörung. In die Kategorie würde ich mich packen.

Eine Art Krankheit wäre es für mich z.B. bei Menschen, die einfach nicht viel externe Reize vertragen. Menschen, die auch sonst leicht reizüberflutet werden von Geräuschen, Bildern, Informationen. Das ist dann naturgegeben in der Person und erleichtern kann man die Situation eigentlich nur durch gute Kompensationsstrategien bzw. Anpassung der Lebensweise und Akzeptieren der Einschränkungen.

Und eine Art Anomalie wäre es für mich bei Menschen, die tatsächlich wenig Freude an sozialen Kontakten haben. Die würden dann aber auch nicht sonderlich unter sozialen Kontakten leiden, eher freundliche Einzelgänger sein.

Real bedingt sich das sicher gegenseitig und ist daher oft vermischt. Jemand, der kein Interesse an sozialen Kontakten hat oder sie nicht verträgt, kann nicht so leicht Kompetenzen aufbauen und erschwert sich das soziale Leben damit zusätzlich.

Die Störungsbilder in der Psychologie sind aber noch weitestgehend deskriptiv und stärker an Symptomen ausgerichtet als Ursachen, weil das viel einfach ist bzw. weil eine Einteilung aufgrund von Ursachen wissenschaftlich noch gar nicht möglich ist. Aber wenn man nur deskriptiv vorgeht, dann kann man m.E. auch nichts näheres sagen, wie z.B. Krankheit oder nicht.

nik72

Re: Pers.-Störung - psychische Krankheit oder Charakter-Anomalie

Beitragvon nik72 » 16. März 2015, 16:55

28. Feb 2015, 16:07 » sina hat geschrieben:Ich würde vermuten, dass es unterschiedliche Ursachen für schizoides Verhalten gibt.

Einmal Fälle von fehlenden Kompetenzen (wie von Wiesel beschrieben) und dadurch entwickelte nicht optimale Kompensationsstrategien, die zu Einschränkungen führen. Kompetenzen, die die Person aber an und für sich hätte erlernen können, wenn die Umweltbedingungen änders gewesen wären. Das ist dann keine Krankheit und m.E. keine Anomalie, sondern eher eine Entwicklungsstörung oder - wenn es wenig Chancen auf weitere Entwicklung gibt - eine Persönlichkeitsstörung. In die Kategorie würde ich mich packen.


So würde ich es für mich auch beurteilen.

Imagohominis
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Re: Pers.-Störung - psychische Krankheit oder Charakter-Anomalie

Beitragvon Imagohominis » 17. März 2015, 11:51

Die Störungsbilder in der Psychologie sind aber noch weitestgehend deskriptiv und stärker an Symptomen ausgerichtet als Ursachen, weil das viel einfach ist bzw. weil eine Einteilung aufgrund von Ursachen wissenschaftlich noch gar nicht möglich ist. Aber wenn man nur deskriptiv vorgeht, dann kann man m.E. auch nichts näheres sagen, wie z.B. Krankheit oder nicht.


Es fehlt noch, dass es sich für die Krankenkassen nicht rentieren würde, wenn intensive, analytische Verfahren eingesetzt würden, um die Ursachen der Symptome exakt zu bestimmen. Bei der Menge an psychisch-labilen Klienten sind standardisierte, kostengünstige Therapien wie Gesprächstherapie und pharmazeutische Therapie schlicht günstiger als den Klienten in ein Labor zu schicken, damit intensive neuropsychologische Tests an ihm erprobt werden können.
Die meisten Screening-Methoden sind schlicht zu teuer für einen Kassenpatienten. Es wundert nicht, dass die deskriptive Differentialdiagnostik besser ausgereift ist als die ätiologische Anamnese. So kann das kostengünstige Therapiemodell ermittelt werden.

Außerdem: Je höher die Heilungs -bzw. Remissionsrate, desto weniger "Kranke" im System, von denen man profitieren könnte :zu halten:
Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum
Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell
Im Ursprung ist da kein Ding
Worauf soll sich Staub legen


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