Michael grüßt das Forum

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Michael89
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Michael grüßt das Forum

Beitragvon Michael89 » 14. November 2023, 00:46

Hallo liebe Forengemeinde,
ich bin neu hier da ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl habe schizophren zu sein.
Ich bin 34 und in jedem Fall neurodivers, ich bin diagnostizierter Asperger Autist und erwerbsunfähig. Seit ca. 8 Jahren habe ich eine PTBS und Depressionen, seit 4 Jahren eine schwere Angststörung entwickelt.
Ich habe zuerst die immer mehr veränderte Wahrnehmung meiner Umwelt als Auswirkung der Depression und dadurch einer erheblich niedrigeren Overloadgrenze gewertet.
Ins Grübeln kam ich nachdem ich als Schlaf und Beruhigungsmittel off-label Quetiapin bekommen habe und mit dem Medikament die Wahrnehmung wieder so war wie ich es von früher gewohnt bin.
Die hier beschriebene Gefühlsarmut in Verbindung mit Dissoziation habe ich immer häufiger, die Phasen wo ich "normal" meine Umwelt betrachte werden immer seltener.

LG Michael

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ursus
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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon ursus » 14. November 2023, 23:39

Hallo Michael
Willkommen im Forum.
Ich hoffe du bist dir bewusst, dass sich dieses Forum nicht mit Schizophrenie beschäftigt, sondern mit der Schizoiden Persönlichkeitsstörung. Es gibt zwischen diesen beiden Störungen — außer oberflächlich durch zwei gemeinsame Silben im Namen — fast keine Überschneidungen. Trotzdem hoffe ich dass du einen interessanten Austausch findest. Ist allerdings meisten ziemlich tot hier.
Gruß, Ursus

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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon ToWCypress81 » 15. November 2023, 10:01

Hallo und herzlich willkommen Michael,

Michael89 hat geschrieben:Ins Grübeln kam ich nachdem ich als Schlaf und Beruhigungsmittel off-label Quetiapin bekommen habe und mit dem Medikament die Wahrnehmung wieder so war wie ich es von früher gewohnt bin.

Das Medikamente so etwas bewirken können kenne ich auch.
Als ich ein für mich hilfreiches Medikament (Amisulprid) gegen meine diagnostizierte Zwangsstörung bzw paranoid-ängstliche Negativsymptomatik Menschen gegenüber bekam, war das für mich genauso verblüffend, das man da plötzlich wieder (relativ) normal ticken kann (wie zuvor).
Dies geschieht bei solchen Medikamenten vor allem (in der Regel) durch eine Dopamin-Ausschüttung.
Sodass eine Negativ-Symptomatik wie etwa Angst, paranoid-negativer Gedanken und Depression durch die Hormonausschüttung kaum mehr vorhanden ist/scheint.
Dein Medikament das wie mein Medikament ein Neuroleptika ist, und ebenfalls wie mein Medikament auch gegen Schizophrenie eingesetzt wird, wirkt im Gegensatz zu Antidepressivas noch mehr in den neurologischen Kreislauf hinein. Was es im Sinne verschiedener negativ-Symptomatiken noch wirkungsvoller macht.

Da du angibst ein Asperger Autist zu sein, könnte es durch das Unverständnis emotional-sozialer Umgangsformen und dadurch entstehender Ängste, und damit Abschottung und Einzelgängertum zu paranoiden Gedankengut kommen, was z. B. die Menschen womöglich alles negatives beabsichtigen/denken usw.
Dies aber nicht unbedingt etwas mit Schizophrenie zu tun haben muss. Sondern Resultat deines Asperger Syndroms und damit zu Problemen mit Menschen geführt haben könnte.

Denn bei Schizophrenie würdest du nicht dir zuordbare Stimmen hören. Hörst du Stimmen die nicht von dir stammen und auf dich (negativ) einreden?

Viele Grüße und einen guten Austausch hier.

PS: falls du ein Thema genauer durchgehen willst, gerne in den entsprechenden Sparten (nicht in der Vorstellung), bei diesen du eigene Themen erstellen/starten kannst.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.
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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon Traumafrau » 15. November 2023, 12:43

ToWCypress81 hat geschrieben:Denn bei Schizophrenie würdest du nicht dir zuordbare Stimmen hören. Hörst du Stimmen die nicht von dir stammen und auf dich (negativ) einreden?

Diese Aussage entspricht nicht den medizinischen Tatsachen. Es gibt Formen der Schizophrenie bei denen keine Stimmen zu hören sind.
ToWCypress81 hat geschrieben:Sodass eine Negativ-Symptomatik wie etwa Angst, paranoid-negativer Gedanken und Depression durch die Hormonausschüttung kaum mehr vorhanden ist/scheint


Wenn wir den Schizophrenen Formenkreis besprechen fiele das unter Positiv-Symptomatik.

Dieser Thread sollte dem Betroffenen so konkrete Informationen wie möglich geben, auf die er sich stützen kann um abzugleichen ob es für ihn Sinn macht sich hier weiter an das Forum zu wenden.

Aus meiner persönlichen Erfahrung (anekdotische Evidenz, nicht medizinisch belastbar.) heraus gibt es via Ferndiagnose nur einen kleinen Hinweis, ob jemand tatsächlich Schizophren sein könnte oder nicht:

Betroffene würden - niemals- auf die Idee kommen, das alles, was sie gerade erleben, fühlen, wahrnehmen nicht der Realität entspricht und somit reine Krankheitssymptomatik ist. Schizophrenie und Krankheitseinsicht schließen sich gegenseitig aus, insbesondere beim Erst-Schub aber auch gar nicht mal selten über Jahrzehnte hinweg.

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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon Traumafrau » 15. November 2023, 14:14

Michael89 hat geschrieben:Hallo liebe Forengemeinde,
ich bin neu hier da ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl habe schizophren zu sein.
Die hier beschriebene Gefühlsarmut in Verbindung mit Dissoziation habe ich immer häufiger, die Phasen wo ich "normal" meine Umwelt betrachte werden immer seltener

Hallo Michael89,

eine SPS = Schizoide Persönlichkeitsstruktur / Persönlichkeitsstörung zeichnet sich nur bedingt durch Gefühlsarmut (vergleiche dazu Theodore Millon - Subtypen der SPS), noch durch Dissoziation aus. Menschen mit einer schizoiden PS werden zwar als gefühlsarm und unnahbar, bzw als ungesellig und autonom wahrgenommen, zeichnen sich aber oftmals durch eine "übermäßige Inanspruchnahme durch Fantasien" und oftmals sogar durch eine "tiefe Neugierde" aus.

Vielleicht hast du den Film Joker mit Joaquin Phönix gesehen. Dort flossen wie selbstverständlich romantische und alltägliche Szenen mit Joker und seiner Nachbarin ein, die das Publikum größtenteils für bare Münze genommen hat. Natürlich war dem nicht so, was für Irritationen bei denen sorgte die neurotypisch funktionieren.
Denn eben dies beschreibt eine Quintessenz der schizoiden PS: Beziehungen zu pflegen die nicht in der Realität stattfinden. Viele Menschen mit einer Schizoiden PS ziehen es auf Beziehungsebene - egal ob zu Nachbarn, Kollegen, potentielle Beziehungspartner - vor, nicht ihre Träume zu leben, sondern ihr Leben zu verträumen - ihnen ist aber bewusst das dies nicht real ist. Der Sprung von der Phantasie in die Realität ist durch einem Marianengraben getrennt, diese Kluft wird wahrgenommen und mitunter sogar hektisch verteidigt. Es handelt sich also um eine Kontaktstörung. Mit sich selbst sind SPSler oftmals fein und im reinen.

Ansonsten kommen sie für sich zurecht, sind klar orientiert, organisiert, verfolgen Ziele und Interessen (falls keine weiteren Erkrankungen dazukommen) die aber nichts mit beruflicher Karriere zu tun haben müssen.

Wenn ein SPSler nach der Uhrzeit gefragt wird, wird er die Uhrzeit nennen und sich weiter seinen Dingen widmen. Bei Gefallen wird er sich vorstellen wie er mit der Person, die nach der Uhrzeit gefragt hat eine gute gemeinsame Zeit hat. Bei Mißfallen könnte es sein das er sich ausmalt wie er der Person einen dummen Spruch drückt. In beiden Fällen wird er sich das nächste mal, wenn er dieser Person begegnet daran erinnern, das sie nach der Uhrzeit gefragt hatte und vorsorglich die Straßenseite wechseln, damit sie ihn nicht noch einmal ansprechen kann. Er wird sich die Tage / Uhrzeit merken und versuchen um die Uhrzeit das Treppenhaus, die Straße oder den Supermarkt zu meiden, bis auf manchmal vielleicht, wenn ihn die Neugierde treibt.
Unbemerkt, unauffällig, selbstständig lebt er sein Leben so vor sich hin. Manchmal fällt ihm das selbst auf, aber grundsätzlich stört ihn das wenig.

Im Gegensatz zu Betroffenen aus dem Schizophrenen Formenkreis im akuten Schub mit positiv Symptomatik. Bei ihnen herrscht ein regelrechter Ich-Zerfall vor. Wenn sie nach der Uhrzeit gefragt werden geht der Gedankenkreisel los: Warum fragt mich diese Person? Will sie einen geheimen Code? Was haben diese Zahlen für eine Bedeutung? Habe ich einen Auftrag? Steht sie mit XY in Kontakt? Hat XY sie geschickt? XY hat mich neulich angedacht, die Zahlen passen dazu. Jetzt saugt XY mir alle Gedanken ab, ich bin leer, ich muss meine Gedanken suchen, sie sind weg. Ich muss die Zahlen dort (Bankautomat) hineintippen, dann weiss XY Bescheid, der weiss jetzt wo ich wohne, ich isoliere besser alle meine Fensterscheiben mit blickdichten Kupferspray und dämme die Zimmerwände zusätzlich mit Matratzen die ich nochmal mit Kupferspray imprägniere usw usw. Wahnsinnig anstrengend für alle Beteiligten.

Es gibt Subtypen die sich durch negativ-Symptomatiken auszeichnen, belies dich bitte zur Hebephrenen Schizophrenie. Sie geht mit einer Verarmung aller Gemütslagen und sozialer Interaktionen, flache Stimmungslage, verminderte Schwingungsfähigkeit und allgemeiner Erkaltung einher.

Zudem gibt es noch eine Zwischenform bei der paranoide Ideen und Phantastereien, sowie exzentrisches Verhalten ein vorrangiges Thema sind, die Schizotype PS. Dort erzeugt das Beispiel der Frage nach der Uhrzeit womöglich folgende Reaktion:

Uhrzeit? Zeit? Welche soll das sein? Sonnenzeit, Lichtjahre, Mayakalender, julianischer Kalender, Urknall? Ich bin zeitlos, wen kümmert schon die Zeit, ein humanoides Konstrukt welches mir meine Lebenszeit raubt, dabei fühle ich kosmische Energien blablablablabla ich muss jetzt weitermalen, gehen Sie, hier gibt es nichts zu sehen, spannern Sie etwa?! (Malt Ufos, Judas und Rudolf Steiner auf Hüte und Gemüsekisten).
Schrullig, verschroben bis hin zu grotesk,
etwas, das dem Schizoiden völlig abgeht und der Schizophrene in Akut-Phasen mit einer zeitgleichen kompletten Ich-Fragmentierung bezahlt.

Das ist nur ein grober Umriss, denn man noch ewig erweitern kann, ich hoffe du kannst dir in etwa ein Bild machen.

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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon ToWCypress81 » 16. November 2023, 10:12

Traumafrau hat geschrieben:
ToWCypress81 hat geschrieben:Denn bei Schizophrenie würdest du nicht dir zuordbare Stimmen hören. Hörst du Stimmen die nicht von dir stammen und auf dich (negativ) einreden?

Diese Aussage entspricht nicht den medizinischen Tatsachen. Es gibt Formen der Schizophrenie bei denen keine Stimmen zu hören sind.
ToWCypress81 hat geschrieben:Sodass eine Negativ-Symptomatik wie etwa Angst, paranoid-negativer Gedanken und Depression durch die Hormonausschüttung kaum mehr vorhanden ist/scheint

Wenn wir den Schizophrenen Formenkreis besprechen fiele das unter Positiv-Symptomatik.
Danke für die Aufklärung!
Habe mich hierzu gestern noch etwas belesen.

Das mit dem "Stimmen-hören" war damals bei meiner Diagnose-Findung, dadurch das ich das nicht habe, ein Ausschlusskriterium für Schizophrenie. Deswegen dachte ich wäre das ein reguläres Erkennungszeichen. Allerdings war dies auch nicht das Fachgebiet der Psychiaterin (war auf Asperger-A. spezialisiert).

Das Schizophrene oft keine Krankheitseinsicht haben, kenne ich auch. Vielleicht, weil dadurch ihre Realität - die für andere (sprich: von Außen) als Wahn, Stimmen hören usw und dadurch als Negativ in der Auswirkung aussieht, aber sie selbst (das habe ich jetzt erst kapiert) als ihre Realität ansehen (was einer Positiv-Wertung entspricht) - sonst wie ein Kartenhaus zusammenbricht.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.
Jeder ist komisch. Die meisten können es nur (gedacht) besser verbergen - T. W.

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Re: Michael grüßt das Forum

Beitragvon sdsdsdsv » 16. November 2023, 22:53

Traumafrau hat geschrieben:3x Uhrzeit

Sehr anschaulich erklärt! :klatschen:


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