Vorstellung

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Vorstellung

Beitragvon Eule » 15. Juli 2020, 13:28

Hallo an alle.

Ich weiß ehrlich gesagt kaum, wo ich anfangen soll - Ich bin erst vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und es war wahrscheinlich eine der eindrücklichsten Erfahrungen in meinem Leben. Egal welches Thema ich bisher aufgerufen habe - Ich habe mich nie so sehr in geschriebenen Texten wiedergefunden. Mir wurde einmal in einem Screeningbogen eine Tendenz zu unsicher/vermeidend offenbart, aber abseits davon habe ich nahezu jede Diagnose erhalten außer etwas in dieser Richtung. Ich selbst habe seit mehreren Jahren immer wieder eine schizoide oder unsicher/vermeidende PS in Erwägung gezogen, aber war einfach zu irritiert, ob ich womöglich andere Diagnosen nur abwerte, mein Selbstbild verzerrt sein könnte (Und weil ich eben tatsächlich manchmal eine Sehnsucht nach Nähe verspüre und auch in meiner (rationalen) Definition "verliebt" war - Und häufig ja leider antönt, dass dies bei einer schizoiden PS gar nicht der Fall sei).

Ich war schon immer eher eine Einzelgängerin, aber in den letzten Jahren wurde dies doch noch ein ganzes Stück extremer. Ich schreibe mit einigen Leuten, aber Verabredungen habe ich im Regelfall höchstens 2, 3 Mal im Jahr, vor den meisten sozialen Situationen flüchte ich bestmöglich. Ich habe seit meiner Kindheit ziemlich extreme dissoziative Symptome, seit sechs Jahren bin ich durchgehend in einem Nebel (An manchen Tagen habe ich wirklich das Gefühl ich funktioniere nur noch wie ein Zombie ...). Trotzdem würde ich mich als "hidden schizoid" beschreiben, da ich im Alltag versuche freundlich und selbstbewusst zu wirken (Inklusive "parathymem Lächeln", das wirklich in jedem Therapiebericht erwähnt wird) - Alles um Unsicherheit und tiefe Abneigung gegen "Socializing" zu verschleiern. Ich beobachte viel mein Umfeld und tendiere dazu oft nach meinen "Skripten" zu handeln. Leider überträgt sich einiges auch in meine Therapien, weshalb ich aktuell nicht den Eindruck habe, hier viel zu erreichen.

Um jetzt doch nicht zu ausführlich zu werden: Ich studiere selbst Psychologie, bin 23 und lebe im Südwesten. Ich habe eigentlich auch ziemlich viele Interessen, aber komme leider zu wenig, da ich viel prokrastiniere und der Rest meiner Zeit in Studium und Nebenjobs fließt. Tatsächlich habe ich vor kurzem erst begonnen mich mit dem Thema wieder mehr auseinanderzusetzen, nachdem ich durch Zufall in einem Text zu Persönlichkeitsstörungen gelesen habe, dass Menschen mit schizoider PS häufig eine distanzierte Faszination für Menschen entwickeln und daher ein Interesse an Psychologie entwickeln oder das Fach gar studieren. Das trifft bei mir den Nagel auf den Kopf.

Vielleicht ergibt sich ja hier ein wenig interessanter Austausch - Ich bin wirklich froh dieses Forum und diese kleine Gemeinschaft gefunden zu haben - Viele liebe Grüße an euch alle und danke für das Lesen! :glück:
Eule

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Re: Vorstellung

Beitragvon MonkeyInTheFog » 15. Juli 2020, 16:42

Hallo Eule und willkommen im Forum von einem, der selbst gerade erst hier gelandet ist.


Eule hat geschrieben:Tatsächlich habe ich vor kurzem erst begonnen mich mit dem Thema wieder mehr auseinanderzusetzen, nachdem ich durch Zufall in einem Text zu Persönlichkeitsstörungen gelesen habe, dass Menschen mit schizoider PS häufig eine distanzierte Faszination für Menschen entwickeln und daher ein Interesse an Psychologie entwickeln oder das Fach gar studieren.


Den Punkt mit der Entwicklung einer distanzierten Faszination für Menschen lese ich jetzt zum ersten Mal (oder habe ihn bisher überlesen), aber das finde ich sehr interessant. Das ist ja doch ziemlich ambivalent zu dem Punkt „interessiert sich nicht für andere Menschen“. Und ja, so ein bisschen trifft es das bei mir wohl auch. Also im Sinne von Interesse an Psychologie, aber manchmal auch im Sinne der Faszination des Zuschauers.

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Re: Vorstellung

Beitragvon Eule » 15. Juli 2020, 17:59

MonkeyInTheFog hat geschrieben: Also im Sinne von Interesse an Psychologie, aber manchmal auch im Sinne der Faszination des Zuschauers.

Hallo und vielen Dank für die Willkommensgrüße!

Zum Zitat: Genau, darum geht es tatsächlich auch: Um die Rolle des Zuschauers, denn die wird im Studium eingenommen - Der beobachtende, analysierende Außenstehende. Heutzutage bemüht sich die Psychologie ja zwanghaft sich als evidenzbasierte Wissenschaft darzustellen und alles Verhalten zu kategorisieren, zu beschreiben und erklären und wirkt dadurch manchmal beinahe kühl. Aber ich fühle mich dennoch eher zu den psychodynamischen Theorien hingezogen, die unter der Oberfläche graben. Aus einer solchen Veröffentlichung stammt auch das Zitat. Ich fühle mich zwischen diesen Polen hin- und hergerissen. Ebenso wie im Prinzip die Psychologie an sich.

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Re: Vorstellung

Beitragvon 2ost » 15. Juli 2020, 19:06

Klingt interessant!
(freue mich darauf, mehr zu lesen.)
Herzlich willkommen im Forum. [:)]

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Re: Vorstellung

Beitragvon MonkeyInTheFog » 16. Juli 2020, 11:33

Eule hat geschrieben:Zum Zitat: Genau, darum geht es tatsächlich auch: Um die Rolle des Zuschauers, denn die wird im Studium eingenommen - Der beobachtende, analysierende Außenstehende.

Stimmt, das passt natürlich schon gut zusammen.
Der „Zuschauer“ in diesem beobachtenden und analysierenden, außenstehenden Sinne trifft bei mir den Kern. Gefühlt bin ich seit jeher zum guten Teil eher Zuschauer als Teilnehmer und vor allem auch mein eigener Beobachter. Als wäre eine Kluft zwischen mir und dem Rest und aber auch zwischen mir und mir, dem Beobachter und dem Agierenden, ein Schleier oder eben Nebel. Als wäre man ein wenig entrückt.

Eule hat geschrieben:Heutzutage bemüht sich die Psychologie ja zwanghaft sich als evidenzbasierte Wissenschaft darzustellen und alles Verhalten zu kategorisieren, zu beschreiben und erklären und wirkt dadurch manchmal beinahe kühl. Aber ich fühle mich dennoch eher zu den psychodynamischen Theorien hingezogen, die unter der Oberfläche graben. Aus einer solchen Veröffentlichung stammt auch das Zitat. Ich fühle mich zwischen diesen Polen hin- und hergerissen. Ebenso wie im Prinzip die Psychologie an sich.


Du hast vermutlich (viel zu) viel mit Statistik zu tun im Studium, oder?
Ich bin gegenüber dem ganzen Feld der Psychoanalyse sehr skeptisch, insbesondere aufgrund ihres Begründers, allerdings muss ich auch zugeben, mich mit den modernen Versionen zu wenig beschäftigt zu haben, um darüber urteilen zu können. So weit ich aber weiß, geht es bei der Objektbeziehungstheorie sehr stark um funktionierende soziale Beziehungen, oder? Da ist die Einschätzung von schizoiden Zügen/Stilen/Störungen sicher auch sehr interessant.

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Re: Vorstellung

Beitragvon Eule » 16. Juli 2020, 14:34

2ost hat geschrieben:Klingt interessant!
(freue mich darauf, mehr zu lesen.)
Herzlich willkommen im Forum. [:)]

Vielen Dank auch an Dich!

Gefühlt bin ich seit jeher zum guten Teil eher Zuschauer als Teilnehmer und vor allem auch mein eigener Beobachter. Als wäre eine Kluft zwischen mir und dem Rest und aber auch zwischen mir und mir, dem Beobachter und dem Agierenden, ein Schleier oder eben Nebel. Als wäre man ein wenig entrückt.
Kann ich tatsächlich unterschreiben. Mir wurde in einer Therapie mal gesagt ich würde wahrscheinlich kaum Introspektion betreiben. Das fand ich damals recht amüsant, ich glaube eher das Gegenteil ist der Fall - Nur eben auf eine Art und Weise, wie ich vermutlich auch das Außen betrachte.

MonkeyIntheFog hat geschrieben:Du hast vermutlich (viel zu) viel mit Statistik zu tun im Studium, oder? [...]
Genau, damit hast triffst Du es ziemlich gut - Unsere methodische Ausbildung nimmt sehr viel Raum ein (Leider, denn um ehrlich zu sein tue ich mir trotz guter logischer Fähigkeiten mit dem Lernen und richtigen Anwenden von Formeln schwer wie ein Legastheniker mit der Rechtschreibung). Es kommt schonmal vor, dass man menschliches Leid zuerst operationalisiert und im Anschluss berechnet. Anlass dazu war die Replikationskrise hervor, als sich viele frühere psychologische Befunde später nicht wiederholen ließen. Allerdings fragt man sich nun manchmal, ob man die Operationalisierungen heutzutage nicht auch teils abstruse Züge annehmen (Abgesehen von solchen Begriffen wie "p-Hacking", die auf legale Art und Weise erlauben nicht-signifikante Ergebnisse mitunter noch signifikant werden zu lassen) ...

Ich habe tatsächlich ein Herz für Freud - Es wäre aber mMn falsch ihn heutzutage noch ganz beim Wort zu nehmen; für mich spielt Sexualität beispielsweise auch nur eine sehr untergeordnete Rolle (Wenn denn überhaupt). Aber ich sehe ihn und vor allem das, was er angestoßen hat, gewissermaßen als eine Art "Provokation" meiner rein verkopften und rationalen Art - Als etwas, nach dem ich mich sehne oder was mir womöglich fehlt - Diese intentionale (In seinem Falle "instinktgeleitete") Form von Kontakt und Beziehung.

Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber gerade aus der britischen Analyse kamen tatsächlich einige interessante Ansätze dazu, die Schozoidie eher als Abwehr denn als Mangel ansehen ("rather defense than deficit"). Ich habe eine Hand voll Fallberichte gelesen, in denen dann weniger die praktischen Übungen zum Aufbau sozialer Kontakte im Vordergrund standen (Plakatives, erfundenes Beispiel für verhaltenstherapeutisches Denken), sondern einzig und spezifisch die zwischen Therapeut und Klient - Auf einer sehr fantasiereichen Ebene. Ich muss zugeben, dass ich mir soetwas durchaus schön vorstelle. Auch wenn ich nicht weiß, inwiefern es mich nun zu einer Veränderung bewegen würde (Und wie diese gestaltet sein solle!).

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Re: Vorstellung

Beitragvon Schabenkraut82 » 16. Juli 2020, 20:57

Meine studienwahl war die Ethnologie und die Soziologie. Auch das, so denke ich, ein versuch die Menschen distanziert zu betrachten, ohne vorher was von der "teilnehmenden Beobachtung" gewusst zu haben. Ich suchte ja auch was, wo ich ohne Vorabprüfung, Gespräche oder dergleichen reinrutschen kann. Bin auch aus dem "Südwesten". Mit den Diagnosen das kenne ich, auf diesen strukturierten Quatsch kann man Senf geben, wenn der Interviewer keine Ahnung hat - richtig hat mich erst ein Psychoanalytiker/-dynamiker diagnostiziert. Sehr spät, obwohl eigentlich offensichtlich.
Ich bemühe mich bewusst meinen Drang nach perfekter Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu unterdrücken. Meine Beiträge erstelle ich mit dem Smartphone für eine sehr begrenzte Leserschaft. Die Investition an Zeit lohnt sich nicht.

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Re: Vorstellung

Beitragvon MonkeyInTheFog » 17. Juli 2020, 11:58

Eule hat geschrieben:Kann ich tatsächlich unterschreiben. Mir wurde in einer Therapie mal gesagt ich würde wahrscheinlich kaum Introspektion betreiben. Das fand ich damals recht amüsant, ich glaube eher das Gegenteil ist der Fall - Nur eben auf eine Art und Weise, wie ich vermutlich auch das Außen betrachte.


Wie kam man denn zu dem Urteil? Das ist ja schon reichlich verquer (oder eben amüsant).

Eule hat geschrieben:Genau, damit hast triffst Du es ziemlich gut - Unsere methodische Ausbildung nimmt sehr viel Raum ein (Leider, denn um ehrlich zu sein tue ich mir trotz guter logischer Fähigkeiten mit dem Lernen und richtigen Anwenden von Formeln schwer wie ein Legastheniker mit der Rechtschreibung). Es kommt schonmal vor, dass man menschliches Leid zuerst operationalisiert und im Anschluss berechnet. Anlass dazu war die Replikationskrise hervor, als sich viele frühere psychologische Befunde später nicht wiederholen ließen. Allerdings fragt man sich nun manchmal, ob man die Operationalisierungen heutzutage nicht auch teils abstruse Züge annehmen (Abgesehen von solchen Begriffen wie "p-Hacking", die auf legale Art und Weise erlauben nicht-signifikante Ergebnisse mitunter noch signifikant werden zu lassen) …


Das klingt noch einmal eine Ecke schlimmer, als ich es befürchten würde. Nichts gegen eine Optimierung der Wissenschaftlichkeit bei den Methoden, aber mir scheint das sehr übers Ziel hinauszuschießen und dann sogar kontraproduktiv zu werden. Psychologie als wirklich bloße empirische Wissenschaft liefe letztlich auf Verhaltensbiologie hinaus. Aber gut, das ist ein weites und kontroverses Feld.

Eule hat geschrieben:Ich habe tatsächlich ein Herz für Freud - Es wäre aber mMn falsch ihn heutzutage noch ganz beim Wort zu nehmen; für mich spielt Sexualität beispielsweise auch nur eine sehr untergeordnete Rolle (Wenn denn überhaupt). Aber ich sehe ihn und vor allem das, was er angestoßen hat, gewissermaßen als eine Art "Provokation" meiner rein verkopften und rationalen Art - Als etwas, nach dem ich mich sehne oder was mir womöglich fehlt - Diese intentionale (In seinem Falle "instinktgeleitete") Form von Kontakt und Beziehung.

Okay – diesen Punkt mit dem erwünschten Gegenpart zur rein verkopften und rationalen Ader kenne ich sehr gut. Ich kann mir auch vorstellen, wie man Freud da als bereichernd provokativ verstehen/empfinden kann. Bei mir war Freud rasch eher negativ besetzt und entsprechend war/ist mein Bezug eben ein anderer.



Eule hat geschrieben:Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber gerade aus der britischen Analyse kamen tatsächlich einige interessante Ansätze dazu, die Schozoidie eher als Abwehr denn als Mangel ansehen ("rather defense than deficit"). Ich habe eine Hand voll Fallberichte gelesen, in denen dann weniger die praktischen Übungen zum Aufbau sozialer Kontakte im Vordergrund standen (Plakatives, erfundenes Beispiel für verhaltenstherapeutisches Denken), sondern einzig und spezifisch die zwischen Therapeut und Klient - Auf einer sehr fantasiereichen Ebene. Ich muss zugeben, dass ich mir soetwas durchaus schön vorstelle. Auch wenn ich nicht weiß, inwiefern es mich nun zu einer Veränderung bewegen würde (Und wie diese gestaltet sein solle!).

Dafür wäre ja ohnehin die Frage wichtig, was für eine Veränderung du dir wünschst oder? Also wo du Probleme siehst/ einen Leidensdruck hast. Oder ist das aus psychodynamischer Sicht eher zweitrangig?

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Re: Vorstellung

Beitragvon Schabenkraut82 » 17. Juli 2020, 13:04

für mich spielt Sexualität beispielsweise auch nur eine sehr untergeordnete Rolle (Wenn denn überhaupt). Aber ich sehe ihn und vor allem das, was er angestoßen hat, gewissermaßen als eine Art "Provokation" meiner rein verkopften und rationalen Art -


Spielt Sex für dich keine Rolle - oder hältst du unsere gesamte Spezies für so erhaben über solch "trivialem" zu stehen?
Also ich schüttel nur den Kopf wenn ich sowas lese ... Und danach Editiert

 ! Nachricht von: Mod-Team
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Re: Vorstellung

Beitragvon Eule » 17. Juli 2020, 15:52

MonkeyInTheFog hat geschrieben:Wie kam man denn zu dem Urteil? Das ist ja schon reichlich verquer (oder eben amüsant).
Ich habe an der Stelle nicht nachgefragt - Ich glaube ich war so überrascht, dass ich womöglich auch einfach mit einem "Vielleicht" reagiert habe (Oft irritieren mich solche Situationen und ich fange an darüber nachzudenken, ob mit meinem Selbstbild etwas nicht stimmt?)! Für mich stellen sich aber auch viele weitere Fragen.
Einige Jahre zuvor hatte ich eine Behandlerin, die immer wieder auf meine Beziehungen zu sprechen kam und Konflikte erwähnt, die es tatsächlich nicht gab - Ich erwiderte beständig, dass meine beiden Beziehungen sehr harmonisch und respektvoll waren und dafür eben recht distanziert. Bis heute bin ich mit einem meiner Exfreunde gut befreundet - Ich bin aber auch eigentlich mit allen im Guten auseinandergegangen, von Streit keine Spur ... Ich hatte eine Beziehung, in der ich einen echten und wahrhaftigen Kontakt gespürt hatte, das war meine erste und eine außergewöhnliche und schöne Erfahrung. Wir sind ein zweites Mal zusammengekommen, aber es war nicht mehr wie zuvor. Im Nachhinein hat sich meine Vermutung bestätigt, dass sie auf Borderline aus war - Was mir auch einleuchtet, alleine schon gegeben dem Fakt dass ich die intensive dissoziative Symptomatik erwähnt habe und das scheinbar im heutigen DSM und bei jungen Frauen dann die häufigste Konsequenz ist. Jede andere Interpretation war aber ähnlich frei wie die obige.

MonkeyInTheFog hat geschrieben:Das klingt noch einmal eine Ecke schlimmer, als ich es befürchten würde. Nichts gegen eine Optimierung der Wissenschaftlichkeit bei den Methoden, aber mir scheint das sehr übers Ziel hinauszuschießen und dann sogar kontraproduktiv zu werden. Psychologie als wirklich bloße empirische Wissenschaft liefe letztlich auf Verhaltensbiologie hinaus. Aber gut, das ist ein weites und kontroverses Feld.
Ja, es ist schwierig. Denn auf der anderen Seite dann tatsächlich reine Tiefenpsychologie zu studieren würde natürlich sehr viel (und wahrscheinlich zu viel) Raum für subjektives Urteilen bieten. Insgesamt schätze ich ja die Vielfältigkeit und Themengebiete wie Neuropsychologie, Allgemeine Psychologie (Im Wesentlichen Themen wie menschliche Wahrnehmung oder Gedächtnis) sowie Biopsychologie sind auch schlichtweg ziemlich interessant. Mich zieht es dennoch eher in die Entwicklungspsychologie oder Persönlichkeitspsychologie.

MonkeyInTheFog hat geschrieben:Okay – diesen Punkt mit dem erwünschten Gegenpart zur rein verkopften und rationalen Ader kenne ich sehr gut. Ich kann mir auch vorstellen, wie man Freud da als bereichernd provokativ verstehen/empfinden kann. Bei mir war Freud rasch eher negativ besetzt und entsprechend war/ist mein Bezug eben ein anderer.
... Und das ist natürlich vollkommen legitim! :)

MonkeyInTheFog hat geschrieben:Dafür wäre ja ohnehin die Frage wichtig, was für eine Veränderung du dir wünschst oder? Also wo du Probleme siehst/ einen Leidensdruck hast. Oder ist das aus psychodynamischer Sicht eher zweitrangig?
Manchmal sehne ich mich tatsächlich nach authentischen Beziehungen (Wobei ich sagen muss, dass ich gerade durch den Fokus auf Online-Konversation mit Freunden diesen emotional näher gekommen bin. Real finde ich das oft aber noch recht schwierig, ich kann mich verbal einfach nicht gut ausdrücken). Und nach Akzeptanz und Verstehen (Innerhalb dieser). Das ist aber wohl nicht das beste Ziel einer Therapie und sollte für mich denke ich am ehesten den Rahmen bilden um andere Probleme anzugehen - Mich stört die dissoziative Symptomatik wirklich sehr, weil sie sich auch auf mein Gedächtnis und meine Konzentration auswirkt. Und ich glaube eine Essstörung kann auch eine tickende Zeitbombe sein - Hier bin ich aber zugegebenermaßen noch etwas unschlüssig.

Schabenkraut82 hat geschrieben:Spielt Sex für dich keine Rolle - oder hältst du unsere gesamte Spezies für so erhaben über solch "trivialem" zu stehen?
Also ich schüttel nur den Kopf wenn ich sowas lese ... Und danach Editiert
Nein, ich sehe mich nicht als erhaben, denn ich lebe nun auch nicht wirklich asketisch. Ich muss allerdings an dieser Stelle auch anführen, dass ich sowieso zwischen zwischenmenschlicher und alleiniger Sexualität trennen würde. Mir bereitet mein Körper bei ersterem Schwierigkeiten, für mich endet es quasi zwangsläufig schmerzhaft. Aber ich habe tatsächlich auch kein so großes Interesse daran. Dafür kann übrigens auch Untergewicht (Ich habe auch keine Menstruation mehr, was sogar eines der Ziele meiner Essstörung ist) verantwortlich sein, ich glaube da spielen einfach viele Faktoren mit hinein und eine Ursache auszumachen ist sicher nahezu unmöglich. Ich habe mich trotzdem eine Zeit lang als asexuell bezeichnet. Im Grunde bin ich aber kein Fan dieser Kategorisierungen, zumal es ja auch nicht gänzlich zutrifft. Deshalb: Untergeordnete Rolle. Aber wenn dich untergeordnet stört, kannst du es auch durch "kleine" ersetzen? Auf den Fuß treten wollte ich niemand, meinerseits kann jeder seine Sexualität ausleben, wie er möchte - Im Idealfall nur eben ohne mich.

Als kleine Ergänzung: Ich habe einen sehr guten Freund, der sich selbst als hypersexuell bezeichnet und der ADHS hat (Diagnostiziert). Wir schreiben sehr oft, treffen uns aber selten, etwa alle paar Monate. Dann aber unter dem Kompromiss, dass er mit mir schläft. Ich sehe das gewissermaßen dann einfach als den Preis, den ich für die ebenso merkwürdigste wie auch aufrichtigste und intensivste Verbindung, die ich in meinem ganzen Leben jemals zu jemandem hatte. Und da ich sowohl von der körperlichen, als auch von der emotionalen Nähe meistens eine kleine Pause brauche, bin ich sehr froh, dass ich auf diese seltsame Freundschaft eingegangen bin.


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