oderint hat geschrieben:Es wäre besser gewesen, ich könnte weiter meine Lebenslüge leben. Das meinte ich mit "die Diagnose ist ein Fluch". Das Dasein als Schizoider ist nicht besser als die Diagnose selbst. Oder sehe ich das falsch, weil ich das Gute aus welchen Gründen auch immer nicht sehen kann?
Wenn die eigene(n) Lebenslüge(n) auf einmal wegbrechen, kann das natürlich sehr bitter sein, keine Frage. Aber ich denke schon, dass man sich damit arrangieren kann. Ich würde zunächst einmal nicht sagen, dass du da was falsch siehst, weil das weniger eine Frage von richtig/falsch ist, sondern eigentlich eher nur deine Eigenbewertung. Das Gute daran ist, dass du die in der Hand hast, auch wenn das natürlich nicht auf Knopfdruck funktioniert.
Allerdings:
oderint hat geschrieben:Ich bin leider nicht gläubig. Schade, denn ich kenne in meinem Umfeld sehr gläubige Menschen, die jeden Tag ihren Glauben leben und daraus viel Kraft schöpfen. Ich bin mehr der analytisch, kritische Mensch, der alles in Frage stellt. Woran das wohl liegen mag?
+
oderint hat geschrieben:Aus den Therapiegesprächen weiß ich, dass ich emotional nur einen geringen Erregungszustand erreiche
Dann kannst du vielleicht das beides nutzen, um deine Eigenbewertung zum Positiven zu ändern? Oder anders gesagt: Ich glaube, solch eine bewusste, rationale Neubewertung lässt sich wesentlich besser und rascher verinnerlichen, wenn man eh schon eher der analytische/rationale Typ ist und wenn da keine kochenden Emotionen mit hineinspielen, kann das auch recht hilfreich sein.
oderint hat geschrieben:Jetzt wo Sie sagen, dass meine Vorlieben mir das Überleben sichern, fühle ich mich unsicher, denn die Vorlieben sind nicht länger reiner Genuss, sondern eine bislang unbekannte Überlebensstrategie.
Vielleicht hilft es dir ja, zu fragen, warum eine Vorliebe dadurch entwertet wird, dass sie dir das Überleben sichert? Eigentlich könnte man ja auch meinen, das würde die Vorliebe sogar aufwerten oder? Immerhin sichert sie auch noch das Überleben!
Und sämtliche Vorlieben, Regungen, Gedanken, Gefühle kommen von irgendetwas; oft genug ist es Reaktion auf Etwas, Kompensation, wenn man so will. Da ist so gesehen überhaupt keine „Lüge“ dran, es ist einfach Entwicklung. Essen schmeckt letztlich auch deswegen, weil es lebensnotwendig ist, all unsere Empfindungen rühren aus einer Entwicklung der Anpassung heraus – wieso sollen dann die eigenen Vorlieben „unecht“ sein, nur, weil sie eine Überlebensstrategie sind?
Vielleicht hilft es dir ja, in diese Richtung zu denken?