Hi und Suche nach Infos

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Hi und Suche nach Infos

Beitragvon mia87 » 14. August 2019, 21:48

Hallo, ich musste voller Ueberraschung feststellen, dass mein Vater schizoid ist.
Ich hatte mich zuvor immer mal wieder gewundert, warum er so "anders" sei.
Nun bin ich vorrangig auf der Suche nach anderen Angehoerigen, um sie zu fragen, wie sie damit umgehen. Aber vielleicht kann auch der eine oder andere Betroffene mir helfen, die Problematik allgemein besser zu verstehen?

Als Tochter leide ich bis heute noch sehr darunter, dass meinem Vater Menschen allgemein egal scheinen. Auch wenn er sagt dem sei nich so (ich z.b.), kann er keine Gefuehle zeigen geschweige denn, dass er sich mehr als 1x im Jahr bei mir meldet. Naja das Stoerungsbild sei bekannt,...
Frage mich eben nur wie ich ALS ANGEHOERIGE damit umgehen kann/soll?

Themis

Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Themis » 15. August 2019, 03:17

mia87 hat geschrieben:Als Tochter leide ich bis heute noch sehr darunter, dass meinem Vater Menschen allgemein egal scheinen. Auch wenn er sagt dem sei nich so (ich z.b.), kann er keine Gefuehle zeigen geschweige denn, dass er sich mehr als 1x im Jahr bei mir meldet. Naja das Stoerungsbild sei bekannt,...
Frage mich eben nur wie ich ALS ANGEHOERIGE damit umgehen kann/soll?
Hallo mia87,

es scheint ja dann weniger darum zu gehen, "damit" (= mit Deinem Vater) umzugehen als vielmehr darum, es für Dich persönlich zu verarbeiten.

Dies kann doch aber nur jeder für sich selbst. :rätseln: Manchen Angehörigen hier im Forum hat es anscheinend schon geholfen, zu akzeptieren, dass derjenige eben eine "Störung" hat (wobei es bei Dir eher nach Vermutung klingt) und "es nicht böse meint".

Aber wie schon gesagt, liegt in allererster Linie bei den Angehörigen das Problem der Akzeptanz. Dein Vater scheint sich doch ganz wohl zu fühlen, so wie es ist - und meldet sich doch immerhin einmal jährlich.

Warum ist es nicht glaubwürdig, wenn er sagt, ihm seien bestimmte Personen (z. B. Du) nicht egal? Weil Du "Beweise" möchtest? Ob nun PS oder nicht - erzwingen kann man solche Beweise von niemandem. Am ehrlichsten ist es, das Verhalten einer Person so stehen zu lassen, wie es ist. Ändern kann man ohnehin nur dessen eigene Bewertung.

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Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon mia87 » 15. August 2019, 06:33

Vielen Dank fuer die schnelle Antwort!
Ja, das stimmt. Es liegt schon an mir es zu verarbeiten! Das wollte ich damit eigentlich ausgedrueckt haben...

Aber eben das faellt mir so schwer. Ich habe in meiner Kindheit einige Huerden ueberwinden muessen (schweres Mobbing bis hin zur depression und spaeter sexuellen Missbrauch) und wuenschte mir einfach er haette sich zumindest zur damaligen Zeit fuer mich "interessiert". Er sah sich schon immer in der Verantwortung fuer mich, aber eben nur finanziell bzw war es seine Pflicht mich bei der Polizei als vermisst zu melden als ich daraufhin mit 16 von Zuhause weggelaufen bin. Aber kaum wieder da war alles beim alten, keine Frage was los sei...

Hinsichtlich der Diagnose bin ich mir meiner sehr sicher (habe Psychologie studiert). Und ich weiss auch, dass er es nicht boese meint! Er weiss es halt nich besser. Dennoch "vermisse" ich iwie eine normale Familie... :-(

"Beweise" im Sinne von PS verlange ich nicht. So gross ist meine Akzeptanz schon ;-) Er is eben wie er ist. Dennoch finde ich -wie ein Forenmitglied an anderer Stelle anmerkte- dass Betroffene als Eltern dennoch gewissen Pflichten nachzukommen haben wenn es um das Kindswohl geht. Hoffe das war jetzt verstaendlich ausgedrueckt?

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Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Indigocat » 15. August 2019, 08:26

Hallo Mia :winken:, ja dein Vater hat dich wirklich rundum im Stich gelassen und ist seiner Verantwortung für dich mehr als unzureichend nachgekommen, finde ich. Eine PS ist kein Grund, sich dahinter zu verstecken. Wenn du Psychologie studiert hast, wirst du wohl aber viele Zusammenhänge selbst gut verstehen. Vielleicht hilft es, mit deinem Vater darüber zu sprechen, falls nicht schon getan? Ändern wird nicht gelingen, aber ein bisschen Umdenken. Wer die Verantwortung für Kinder übernommen hat, sollte ihnen die bestmöglichen Bedingungen schaffen, auch ständig über die eigenen Grenzen hinausgehen. Was ist eigentlich mit deiner Mutter?
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Themis

Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Themis » 15. August 2019, 08:52

mia87 hat geschrieben:Dennoch "vermisse" ich iwie eine normale Familie... :-(

"Beweise" im Sinne von PS verlange ich nicht. So gross ist meine Akzeptanz schon ;-) Er is eben wie er ist. Dennoch finde ich -wie ein Forenmitglied an anderer Stelle anmerkte- dass Betroffene als Eltern dennoch gewissen Pflichten nachzukommen haben wenn es um das Kindswohl geht. Hoffe das war jetzt verstaendlich ausgedrueckt?
Ja, hatte ich schon so verstanden.

Ich persönlich finde aber, (spätestens!) wenn die Kinder erwachsen sind, gilt das nicht mehr. Da ist jeder wieder frei.

Aber darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein.
(Bei mir ist diese Meinung unausrottbar eingewurzelt, weil mein Vater dies nachhaltig so vertrat. Daher: keine Erwartung, keine Enttäuschung.
Auch finanziell habe ich nichts bekommen. Kein Problem. Jeder hat(te) sein Leben.)

Wobei ich nicht sagen will, dass es eine gute Lösung ist, von Kind an die evtl. "Elternliebe" abzuschreiben und in eine PS reinzuwachsen. Realistischer war/ist es aber auf jeden Fall, als unerfüllbare Erwartungen zu pflegen. :kein Plan:


Der "Fehler" liegt m. E. darin, eine "normale Familie" zu vermissen - wir werden sie dadurch nicht bekommen! Besser ist es, sich damit abzufinden. :kein Plan:
Von der Frage mal abgesehen, ob es eine "normale" Familie überhaupt gibt und wenn ja, ob es so erstrebenswert wäre, in sowas eingebunden zu sein ...

Die "Beweise" hatte ich im Sinne von "Beweise seiner Zuneigung" gemeint, nicht Beweise für eine vorliegende PS.

Leider kann ich Dir nicht weiterhelfen, aber vielleicht hat jemand anderes noch Ideen.

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Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Indigocat » 15. August 2019, 09:11

Themis hat geschrieben:Ich persönlich finde, wenn die Kinder erwachsen sind, gilt das nicht mehr. Da ist jeder wieder frei.

Aber darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein.
(Bei mir ist diese Meinung unausrottbar eingewurzelt, weil mein Vater dies nachhaltig so vertrat. Daher: keine Erwartung, keine Enttäuschung.
Auch finanziell habe ich nichts bekommen. Kein Problem. Jeder hat(te) sein Leben.)

Hier sollte man einen goldenen Mittelweg finden. Rein statistisch haben die Nachkommen, wo sich die Vorfahren mit kümmern, bessere Überlebenschancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Außerdem geht eine Menschenfrau lange vor ihrem Tod in die Menopause, das garantiert dem letzten Nachwuchs, groß werden zu können. Bei Tieren sterben die letzten Nachkommen oft bei Tod oder Krankheit der Mutter. Um nicht sinnlos Ressourcen der Nachkommen zu verbrauchen , helfen Grosseltern bei der Aufzucht der Enkelkinder, auch ein Grund für die Erfolgsgeschichte des Menschen. Ausnutzen lassen braucht man sich natürlich auch nicht und die Kinder müssen sich nicht bevormunden lassen, wie gesagt ein goldener Mittelweg. Jemand, der diesem "Generationenvertrag " nicht nachkommt, sollte dann bitte schön im Alter auch nicht anklopfen und versorgt werden wollen.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

tiffi

Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon tiffi » 15. August 2019, 09:18

Ich kenne das von meinen Eltern, die beide ihre Defizite hatten.
Das war so ein Prozess aus Fixiertheit, Defizitdenken, Anklage, Trauer, Versuch der
Zur Rede Stellung oder Annäherung.

So ein Idealbild, was mir "zusteht" (im Grunde normale Bedürfnisse) oder die Verfehlungen
bekannt und beendet zu wissen, hat das ganze auch nicht einfacher gemacht, es mehr wie ein
immer wieder gegen Mauern rennen und auch gebunden sein (abhängige Position, und
fordernd / überfordernd / da wo diese Sichtweise und Zugänglichkeit nicht da ist).

Und irgendwann kam auch die Akzeptanz; also meine, dass es so ist und dass da nichts
zu wollen ist.Dann ging die Erwartung weg und ich blieb selbst übrig.
Mit Schäden und komischen Prägungen, aber immerhin nicht mehr Kind und mit
einigen Optionen.

Ist zwar extrem, dass gerade Familie keine passende schützende Umgebung ist,
aber die hab ich mir als Kind ja nicht ausgesucht.

In meiner religiösen Zeit hab ich mich eher mit Vergebung beschäftigt. Großes Wort.
Sehe es heute mehr als Akzeptanz, als: die Verbundenheit und das runterziehen auflösen,
wieder freier gucken. Nicht mehr aus Kindsicht.

Das Kind auch verstehen hilft, z B in eigener Therapie, aber das Kind dominieren lassen
tut mir nicht gut. Bin froh, dass es teilweise so oft wie möglich eine erwachsene Steuerung
und Wahl gibt.

War auch mal in einer SHG für Kinder von Eltern mit diesen Defiziten.
War mal interessant zum verstehen, informieren, aber irgendwann wollte ich auch nicht
mehr darüber definiert sein.

Irgendwann ist das "Kind sein" auch mal vorbei oder ich muss selber dafür sorgen,
was da mein Wohl ist, wo Grenzen sind, und wie ich mein Leben gestalte.

Menschen mit einer gewissen Offenheit und Haltung gehören da für mich dazu.
Meine Eltern konnte ich da nicht "hinmodellieren", und mit Akzeptanz sagt man halt
"jeder wählt selbst".

Nur als Kind wählte man nicht. Das war eine harte Schule und ziemlich übel.
Und eine Erleichterung, wenn man dann die Optionen entdeckte hat und die eigene
Sichtweise.
Zuletzt geändert von tiffi am 15. August 2019, 09:24, insgesamt 1-mal geändert.

Themis

Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Themis » 15. August 2019, 09:20

Indigocat hat geschrieben:Jemand, der diesem "Generationenvertrag" nicht nachkommt, sollte dann bitte schön im Alter auch nicht anklopfen und versorgt werden wollen.
Richtig. (Mein Vater hatte das tatsächlich zunächst erwartet ... mit dem Hinweis, er habe mir doch als Baby auch den Hintern abgewischt. Meine Mutter war immerhin klüger und wusste schon, dass da umgekehrt von mir auch nichts zu bekommen ist, nichts Persönliches zumindest.)

Zumal das heute - trotz der früher bzw. in einfacheren Gesellschaften gültigen soziologischen Betrachtung - nicht mehr notwendig ist. Es gibt Sozialstellen, Pflegedienste und Heime ...
Aber Gruppensoziologie oder ein veralteter biologistischer Ansatz helfen bei dem persönlichen Thema auch nicht weiter. :x

tiffi hat geschrieben:Irgendwann ist das "Kind sein" auch mal vorbei oder ich muss selber dafür sorgen,
was da mein Wohl ist, wo Grenzen sind, und wie ich mein Leben gestalte.

Menschen mit einer gewissen Offenheit und Haltung gehören da für mich dazu. 
Meine Eltern konnte ich da nicht "hinmodellieren", und mit Akzeptanz sagt man halt
"jeder wählt selbst". 

Nur als Kind wählte man nicht. Das war eine harte Schule und ziemlich übel. 
Und eine Erleichterung, wenn man dann die Optionen entdeckt hat und die eigene
Sichtweise.
Ja! Es gibt zum Glück so viele andere Menschen, die herumlaufen, und einige davon schätzen einen als Person. :Blümelein:

In der Tat: Man hat zum Glück die Wahl. Als Kind schon (auch wenn die notgedrungene und unbewusste Wahl "pro PS" nicht gerade ideal ist, aber immerhin rettet sie einen weitgehend über Kindheit und Jugend, also solange Elternkontakt unvermeidbar ist), und als Erwachsener erst recht. Nur ist es ganz schwer, das erstmal zu erkennen, dass man sich befreien darf.

Ja: Nicht mehr Kind sein (müssen), die Wahl haben. Akzeptanz, nicht Verdammung der Eltern (sie konnten es nicht anders aufgrund eigener Defizite). Vergebung ... ist mir etwas fremd, da ich meinen Eltern nie etwas vorgeworfen oder von ihnen gefordert habe. (Stattdessen halt es schon sehr früh gegen mich gerichtet und die PS entwickelt.)

Über Vergebung gegenüber den Eltern hatte neulich eine Frau mir gegenüber gesprochen, die auch ein schwieriges Verhältnis zu ihren hatte. Das kam jetzt gerade wieder hoch durch tiffis Stichwort "Vergebung" ... Ich erinnere mich genau an das Gespräch, aber komme beim besten Willen nicht drauf, mit wem es war - eine Patientin? Eine Kollegin, eine Bekannte? Vielleicht hab ich es auch geträumt. Ich weiß nur noch, dass es eine Frauenstimme war, ich die Dame flüchtig kannte und dass ihre Stimme von links von mir kam. Kurios.

Ich selbst hatte einfach KEIN Verhältnis zu jedem meiner Eltern. Ist vielleicht besser als ein schwieriges, an das sich dann Erwartungen knüpfen. :kein Plan:

Na ja, aber ist ja öffentlich, der Thread hier, und auch der von mia87.

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Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon mia87 » 21. August 2019, 04:05

Danke nochmals fuer die vielen Beitraege! Ueber die letzten Jahre hinweg habe ich es zur Akzeptanz geschafft und auch das "Kind sein" hat damit ein Ende gefunden. Was mir auffaellt ist, dass ich selbst eigentlich KEIN Problem mehr "damit" habe, sondern das EIGENTLICHE Problem darin liegt, bei FREMDEN/neuen Freunden im Umfeld verstanden zu werden. Weil diese PS doch eher selten is und meiner Erfahrung nach eben haeufig nicht verstanden wird. Da haben dann alle um mich immer engen Familienkontakt und halten das fuer selbstverstaendlich und schlucken immer wenn ich sage dass es bei mir eben nich so sei. Dann gelte ich immer als AUSSENSEITER. ANDERS. KOMISCH.... und DAS ist es, was mich beschaeftigt, weil es mich einsam werden laesst :-(

Zum Generationenvertrag: das is komisch. Als ich meinen Vater darauf ansprach, weshalb er eigentlich Kinder haben wollte, sagte er genau das : Damit sich wenn ich alt bin, jemand um mich kuemmern kann. Aber es scheint auch eher als ein KANN von ihm gemeint. Also ich mag ihn lieber als meiner Mutter (eine Narzistin die selbst bemuttert werden moechte). Aber ich werde es im Alter so halten wie er: finanziell bin ich fuer ihn entsprechend da, aber emotional .... naja da duerften die Ansprueche dann ja wohl hoffentlich auch nich ganz so gross sein. Oder was meint ihr? Wie geht eine schizoider mit Einsamkeit um? Er selbst is momentan grad dabei seinen Vater ins Pflegeheim zu geben. Von daher...

Themis

Re: Hi und Suche nach Infos

Beitragvon Themis » 21. August 2019, 14:58

mia87 hat geschrieben:Da haben dann alle um mich immer engen Familienkontakt und halten das fuer selbstverstaendlich und schlucken immer wenn ich sage dass es bei mir eben nich so sei. Dann gelte ich immer als AUSSENSEITER. ANDERS. KOMISCH.... und DAS ist es, was mich beschaeftigt, weil es mich einsam werden laesst
Allerdings finde ich, bist Du doch nicht in der Pflicht, zu begründen, warum wenig Kontakt besteht. Ich sage in solchen Fällen immer: "Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinem Vater." Und ergänze, wenn jemand komisch guckt: "Dafür gibt es Gründe." Daraufhin wird i. d. R. nicht mehr nachgefragt, weil die Leute fürchten, an etwas Sensibles zu rühren. Man selbst ist aber nicht abgeschrieben dadurch, so habe ich festgestellt - nur das Thema Eltern wird künftig gemieden, was mir auch sehr recht ist.

Probier es doch mal aus. :winken:


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