Servus aus Südwestdeutschland

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Zölibatär
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Servus aus Südwestdeutschland

Beitragvon Zölibatär » 4. August 2019, 09:42

Vor Kurzem habe ich mein 50. Lebensjahr vollendet und mir Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft im Leben gemacht.
Ich bin ein absoluter Einzelgänger, ohne Freundeskreis, ungeküsst, ohne Beziehungserfahrung, ohne sexuelle Erfahrungen, etc.

Aufgewachsen bin ich als wohlbehütetes Einzelkind.
Schon im Kindergarten beschäftigte ich mich lieber alleine, als zusammen mit anderen Kindern in der Gruppe.
Dieses Verhalten zeigte ich dann auch während der Schulzeit. Auf Wunsch meiner Eltern wurde ich Mitglied im Tischtennisverein,
bei den Pfadfindern, war Messdiener und besuchte eine Tanzschule. Wohl mit dem Hintergedanken, dass ich unter Leute komme, Freunde finde und vielleicht auch mal jemanden mit nach Hause bringe.
Ich habe mich jedoch völlig passiv verhalten und die Zeit mehr oder weniger abgesessen bzw. nur das Nötigste gemacht.
Begeistern konnte ich mich in der Jugend für fast nichts, vieles war mir einfach gleichgültig. Ich stand und stehe teilweise bis heute unter dem Einfluss meiner Eltern welche mir damals Mangels Interesse bzw. eigener Meinung viele Endscheidungen in meinem Leben abgenommen haben.
Daraus resultierend habe ich den Beruf des Kfz-Schlossers erlernt. Später auf dem 2. Bildungsweg die Fachhochschulreife erlangt, mit anschließendem Studium.
Nicht weil ich es wollte, sondern wegen meinen Eltern. Sie waren der Meinung, dass man es somit im zukünftigen Berufsleben leichter hätte.

Erst nach Abschluss meiner Fortbildung begann ich mich neben dem Berufsleben für einige Dinge zu interessieren.
Daraus entstanden zahlreiche Hobbys, die für mich neben meinem Beruf absolute Priorität haben und das Leben lebenswert machen.
Es handelt sich durchweg um Hobbys, welche man sehr gut alleine ausüben kann.

Die Anwesenheit bzw. Teilnahme bei Feierlichkeiten, Partys, Festen etc. ist für mich sehr anstrengend und bereiten mir neben den kulinarischen Genüssen kein Vergnügen. Es geht im Grunde darum die Zeit irgendwie tot zu schlagen. Aus diesem Grund nehme ich in meinem beruflichem Umfeld nie an einer Feier teil, so fern es sich nicht um eine Pflichtveranstaltung handelt.
Auch bei Feierlichkeiten in meinem immer kleiner werdenden Verwandtenkreis kommt bei mir keine Freude auf. Auch hier vermeide ich wenn es möglich ist die Teilname. Meine Verwandtschaft besteht überwiegend aus Akademikern und Theoretikern. Ich bin eher handwerklich und experimentell interessiert.
Unsere Interessen sind sehr verschieden und somit ist eine Basis für Unterhaltungen nur selten gegeben.

Am 75. Geburtstag von meinem Vater kam ich mit meiner Cousine, welche Psychologie studiert hat ins Gespräch. Wir sehen uns nur sehr sporadisch, eigentlich nur an Geburtstagen oder Beerdigungen. Sie wusste zwar dass ich noch nie eine Beziehung hatte, ging aber davon aus, dass zumindest ein Freundeskreis existiert.
Als ich dies verneinte und sie weitere Details aus meinem Leben erfuhr, fragte sie mich, ob ich nicht unter dem schizoiden Lebensstil leiden würde.

Der Begriff schizoid war für mich bis dato unbekannt. Nach der Recherche im Internet bezüglich des Themas bin ich dann u.a. auf dieses Forum gestoßen.

Ich leide nicht unter meinem Lebensstil, mag keine körperliche Nähe, war schon immer gerne alleine und kenne nichts anderes.

Momentan geht es mir so gut wie lange nicht. Beruflich hat es mich in den letzten Jahren sehr belastet, dass ich immer mehr zum Spielball zwischen Abteilungsleiter und meinem Team wurde. Richtig abschalten konnte ich selten, musste in meiner Freizeit ständig an den nächsten Arbeitstag denken.
Bis ich mir die Frage gestellt habe: "Für was machst Du das eigentlich?" Keine Beziehung, keine Kinder, etc.
Meine Entscheidung war dann den Job als Führungskraft aufzugeben und in der Produktion zu arbeiten. Ich bereue es in keinster Weise. Ich habe ein Stück Lebensqualität zurück bekommen.

Von meinen Mitmenschen werde ich als deutlich jünger eingeschätzt als ich bin. Körperlich bin ich sehr aktiv, habe sehr viel Bewegung, halte seit Jahren mein Idealgewicht, fahre täglich bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit, erledige das was im Bereich Haus & Garten alleine umzusetzen ist natürlich selbst, trinke keinen Alkohol und rauche nicht.

So, ich denke das war es mal fürs Erste.

Liebe Grüße
Was haben Wolken und Menschen gemeinsam ? :rätseln: ................. Wenn sie sich verziehen kann es noch ein schöner Tag werden. ;)

tiffi

Re: Servus aus Südwestdeutschland

Beitragvon tiffi » 5. August 2019, 11:05

Hallo und willkommen,
Zölibatär hat geschrieben:Schon im Kindergarten beschäftigte ich mich lieber alleine, als zusammen mit anderen Kindern in der Gruppe.
....
Begeistern konnte ich mich in der Jugend für fast nichts, vieles war mir einfach gleichgültig. Ich stand und stehe teilweise bis heute unter dem Einfluss meiner Eltern welche mir damals Mangels Interesse bzw. eigener Meinung viele Endscheidungen in meinem Leben abgenommen haben.
kommt mir sehr bekannt vor.
Die Eltern hatten zwar wenig Plan von der Welt und was ich machen könnte, aber ich auch nicht.
Hab mich eher an der Schwester orientiert und als die Gemeinsamkeiten nachließen am nächstbesten Hirngespinst.

Auch das mit den langweiligen Feiern, wo max. das Essen interessant ist, war von Kind an so.
Zölibatär hat geschrieben:Erst nach Abschluss meiner Fortbildung begann ich mich neben dem Berufsleben für einige Dinge zu interessieren.
Daraus entstanden zahlreiche Hobbys, die für mich neben meinem Beruf absolute Priorität haben und das Leben lebenswert machen.
Es handelt sich durchweg um Hobbys, welche man sehr gut alleine ausüben kann.
Das klingt doch gut, um die Zeit gut rumzukriegen und sich auf was zu konzentrieren,
was interessant ist.
Zölibatär hat geschrieben:Am 75. Geburtstag von meinem Vater kam ich mit meiner Cousine, welche Psychologie studiert hat ins Gespräch. Wir sehen uns nur sehr sporadisch, eigentlich nur an Geburtstagen oder Beerdigungen. Sie wusste zwar dass ich noch nie eine Beziehung hatte, ging aber davon aus, dass zumindest ein Freundeskreis existiert.
Als ich dies verneinte und sie weitere Details aus meinem Leben erfuhr, fragte sie mich, ob ich nicht unter dem schizoiden Lebensstil leiden würde.
könnte eine Idee sein, oder auch in Richtung Asperger könnte es gehen. Die Eltern klangen
ja eher unterstützend.
Ist halt die Frage ob es in dem Alter und ohne Leidensdruck Not tut, in eine Diagnostik zu gehen.
Zölibatär hat geschrieben:Momentan geht es mir so gut wie lange nicht. Beruflich hat es mich in den letzten Jahren sehr belastet, dass ich immer mehr zum Spielball zwischen Abteilungsleiter und meinem Team wurde. Richtig abschalten konnte ich selten, musste in meiner Freizeit ständig an den nächsten Arbeitstag denken.
Bis ich mir die Frage gestellt habe: "Für was machst Du das eigentlich?" Keine Beziehung, keine Kinder, etc.
Meine Entscheidung war dann den Job als Führungskraft aufzugeben und in der Produktion zu arbeiten. Ich bereue es in keinster Weise. Ich habe ein Stück Lebensqualität zurück bekommen.
Kann ich mir vorstellen, in so einer mittleren Position ist man sehr zerrieben für
wenig Anerkennung (auch finanzielle). Klingt logisch, dann lieber das nötige zu machen, statt
etwas vereinnahmendes und aufreibendes.
Das lässt Zeit und Nerven für Sport, Bewegung, Zeit für Muße und Regenerierung, gute Ernährung
und das trägt dann sicher auch zum Ausgleich bei.

Gutes Ankommen. Besonders lebhaft ist es hier nicht, bei so geringem sozialen Wunsch :breites grinsen:

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Re: Servus aus Südwestdeutschland

Beitragvon foobar » 11. August 2019, 17:19

Grüß Goddle und willkommen im Forum! :)
Hab mir auch schon überlegt ob Regale im Supermarkt einräumen nicht stressfreier ist als mein derzeitiger Job. Wenigstens kann ich in meiner Freizeit abschalten (= ganz wichtig).
Immer wenn du dich einsam, unwichtig und ungeliebt fühlst, denk daran: das Leben geht weiter - auch ohne dich! :lachen:


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