Meine Geschichte in kurz

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gabvbriel
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Meine Geschichte in kurz

Beitragvon gabvbriel » 17. Februar 2019, 06:41

Hallo liebe Community,
hier möchte ich euch meine Geschichte erzählen. Ich bin männlich, 22 Jahre und fühle mich oft auch schizoid gestört. Eine Therapie habe ich vor 3 Monaten aufgesucht, allerdings wegen depressiven verstimmungen und schädlichen Alkoholkonsum. Auf das Thema SPS sind wir noch nicht zu sprechen zu kommen, also gibt es bei mir auch noch keine Diagnose.
Ich bin der fünfte von sechs Kindern, und ich fühle mich eigentlich wie ein einzelkind, ich habe keine wirklich enge Verbindung zu meinem Geschwistern, oder auch zu anderen Menschen. Allerdings sind wir Kinder auch alle sehr verschieden und jeder hat auf gewisse Art auch seine eigene Lebensgeschichte.
Ich fühle allerdings selbst sehr schwer anders und auf gewisse Weise auch gestört.
Ich hatte mit meinen 22 Jahren noch nie eine wirkliche Beziehung bzw. Freundin. Sexuelle Erfahrungen konnte ich so fast nur mit Prostituierten erfahren. Das macht mich unheimlich traurig, denn ich habe eigentlich ein großes Interesse zärtlichkeiten und sexuellen Begegnungen. Im Moment mcht es mich wirklich traurig, leider habe ich über viele viele Jahre meine Energie auch an Pornographie verschwendet.

Leider fehlt es mir im Moment, oder eigentlich auch schon mein ganzes Leben an Freundschaften. Seit 4 Jahren, nach der Schule vor allem, bin ich so ziemlich der klassische Einzelgänger, der seine Abende und Wochenenden alleine verbringt. In der Schulzeit hatte ich wenigstens einen Freund, mit dem ich auch nach der Schule manchmal Sachen unternahm. Leider endete diese Freundschaft auch immer mehr schon während der Schule, spätestens als er eine Freundin hatte und einen Freundeskreis außerhalb der Schule aufgebaut hat.

Ich muss zudem sagen das ich eine schwere Jugend und Kindheit hatte. Als ich 13 war erlitt mein Vater eine Gehirnblutung und ist seitdem ein Pflegefall, meine Mutter pflegt ihn bis heute.
eine schlimme Erfahrung für mich eigentlich bis heute, auch wenn es Alltag geworden ist.

Die zweite schmerzliche Empfindung meiner Kindheit und Jugend mag oberflächlich klingen, ist für mich aber durch aus prägend. Ich habe seit der Kindergartenzeit eine schielstellung der Augen, was früher schlimmer war, mittlerweile aber eigentlich nur medizinisch sichtbar ist. Dadurch fühlte ich mich immer unsicher, verletzlich, minderwertig und angreifbar. Ich entwickelte eine gewisse Abneigung gegen mich selber, zog mich zurück aus Aktivitäten wie sport, schwimmen und Hobbys etc. Das führte dazu das ich eigentlich nie in einer Gruppe eine Aktivität ausgeführt habe. Gemobbt wurde ich deshalb aber eigentlich nie. Eher wegen meines sonderbaren Verhaltens. Ich war damals schon ein Träumer, oft nicht präsent und das war für andere komisch. Auch heute werde ich oft gefragt ob ich kiffe, weil ich oft verpeilt und abwesend wirke. Was aber glaube ich eher mit meiner Unsicherheit zusammenhängt.

Mit Ende 17 gab es auch noch einen Schnitt in meinem Leben, ich war eigentlich in der Abitur Gruppe meiner Schule und war gewillt, diesen Abschluss zu erreichen.
Am Anfang des Schuljahres lernte ich ein Mädchen kennen, sie war, 23, mit der ich auch meine erste sexuelle Erfahrung machte (nicht mein erstes mal). Sie wohnte damals im Haus meiner Eltern für einen Monat, da sie ein deutschkurs in unserer Stadt machte. Wir verbrachten eigentlich gar nicht so viel Zeit miteinander, aber diese Begegnung rüttelte viel in mir auf. Als sie wieder zurück in ihre Heimat musste, brach in mir eine Welt zusammen. Ich merkte was ich verpasst hatte in meinem Leben an (sexuellen) und freundschaftlichen Begegnungen. Es begann meine erste große depressive Phase. Ich verließ dadurch auch die abiturklasse, weil ich außerdem merkte, das ich mit den Schülern, mit denen ich teilweise 12 Jahre in einer Klasse war, keine Verbindung aufbauen konnte.

Außerdem begann in dieser Zeit ein großer Alkoholkonsum, ich musste mir zum Beispiel immer erst mut antrinken, bevor ich mit dem Mädchen, was ich kennen lernte, reden und skypen konnte. Sie merkte das aber nicht.

Die Verbindung zu dem Mädchen war für mich sehr schwer, ich fühlte wertlos, unsicher ihr gegenüber. Ich brauch häufig den Kontakt zu ihr ab, um wenig später wieder den Kontakt zu suchen. Ich besuchte sie ein paar Monate nachdem wir uns kennenlernten auch einmal. Ich trank während der Woche wo ich sie besuchte oft heimlich und sie bemerke es auch (ich bin in der Zeit 18 geworden). Später brach ich die Freundschaft ab, weil mir alles zu viel wurde.

Ein Jahr später, holte ich den Realschulabschluss wenigstens an der Schule nach, den ich bis dahin leider nicht hatte. Spätestens als ich in die neue Klasse kam wurde ich ein extremer Einzelgänger und hatte mit niemanden etwas zu tun in der Klasse und auch außerhalb, ein Hobby hatte ich bis dahin immer noch nicht.

Heute mache ich im zweiten Lehrjahr eine ausbildung zum hotelfachmann. Leider ist die Ausbildung auch überhaupt nicht erfüllend für mich, es macht mich sogar extrem traurig wenn ich die "drecksarbeiten" machen muss. Mit meinem Kollegen habe ich leider lein Kontakt außerhalb der Arbeit. Wenn mal etwas ansteht wie Weihnachtsfeier oder so muss ich mir erst mut antrinken.

Ich glaube sogar nach außen wirke ich gar nicht so krass wie ein Einzelgänger, ich kann allerdings von mir Sachen kaum authentisch rüberbringen, da ich mich sehr schäme für mein ich. Ich habe gelernt mit einer Fassade durch das Leben zu kommen, aber im Inneren bin ich sehr leer und verwahrlost. Ich will wenigstens wieder in eine wg ziehen, um irgenwie unter Leute zu kommen, auch wenn ich denke da werde ich an Freundschaften scheitern.

Ich habe in letzter Zeit oft depressive Phasen und sogar Suizid Gedanken. Ich weiß ich bin noch relativ jung und habe Noch ein Leben vor mir.
Trotzdem schmerzt es mich ein Leben ohne Freude, Beziehungen und Erfüllung zu haben.

Ich weiß nicht ob ich eine Persönlichkeitstörung habe, ich fühle mich aber tatsächlich oft gestört in meiner Seele.

Ist es euch gelungen vielleicht in einer ähnlichen Situation eine Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen, die euch erfüllt hat? Ich bin nicht so gut im zwischenmenschlichen Beziehungen, aber sehne mich unglaublich danach, wenigstens von einer Person akzeptiert und verstanden zu werden.

Ich würde mich über Rückmeldungen jeglicher Art freuen!

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon orinoco » 17. Februar 2019, 12:22

Hallo gabvbriel,
erst mal herzlich willkommen.
Die Sehnsucht nach einer unterstützenden Beziehung kann ich gut nachvollziehen. Es ist möglich, aber für unsereins eines der schwersten Dinge im Leben.
Vergleichsweise einfach dagegen herauszufinden was mit uns los ist. Mein Tipp: versuch dir mal folgende Fragen zu beantworten:
- Wie stark reagiere ich bei einem emotional schwerwiegenden Ereignis z.B. Tod eines Nahestehenden, im Vergleich zu anderen, hinsichtlich Intensität und Dauer? (auf einer Skala von 1 bis 10, wenn 3 "normal" ist)
- Wie ist meine emotionale Beziehung zu meinen Eltern speziell meiner Mutter? warm, herzlich? oder eher unterkühlt, distanziert?
- Gab es in der frühen Kindheit (1½ bis 3 Jahre) irgendein besonderes Ereignis? z.B. Abwesenheit der Mutter z.B. Vollzeitarbeit, Umzug, depressive Verstimmung der Mutter, bei sechs Kindern kann es speziell bei den "Sandwichkindern" zur Vernachlässigung durch Mutterroutine und unbewußte Diskriminierung kommen.
- Welche physischen Merkmale/Beschwerden habe ich? Verspannungen, Rückenschmerzen, Schlafschwierigkeiten, Schwitzen mehr als normal, Allergien, anlassloses Grübeln über Stunden, sonstige "ungewöhnliche" chronische Beschwerden/Erkrankungen?
In Verbindung mit dem was du von dir geschrieben hast (Einzelgänger, Alkoholmissbrauch, depressive Phasen, Suizidgedanken), kann sich der Verdacht auf eine PS verdichten bis zu hoher Wahrscheinlichkeit. Näheres in meinem Blog. Suizidgedanken und Alkohol sind sehr wirksam gegen Stress, allerdings ist ersteres nur unbedenklich, wenn man es nicht in die Tat umsetzt und die "Hauptsicherung" zuverlässig funktioniert, und im Falle des zweiten besteht die Gefahr, dass man irgendwann nicht mehr nur ein sondern zwei handfeste Probleme hat.
Viele Grüße
Orinoco
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon tiffi » 17. Februar 2019, 12:28

Hallo und willkommen dann erst mal. :winken:

Das Thema Schwierigkeit mit Verbindung / einsam fühlen taucht bei mir auch gerade verstärkt auf.

Ich denke, ich bräuchte irgendwie auch einen Schritt für mehr "echte"(?) Kontakte oder so Verbindungen
und weiß nicht genau wie, weil mich die Kontakte die da waren auch eher stressten und ich da unfrei war
und es nicht so ganz "passte" - halt so oberflächlich.

Ich spiele mit dem Gedanken, in den kommenden Wochen in eine SHG zu gehen.

Vor paar Monaten hatte ich auch mal einen alten Mann "aufgegabelt" wo ich die Unterhaltung sehr interessant
fand und jemandem aus dem Betreuten Wohnen der wohl auf Entzug fand, es hat sich daraus aber nichts
regelmäßiges Ergeben. Erst von anderer Seite und auch bei mir ist der Rückzug oft auch "gemütlich, vertraut".
Einsame Menschen können auch sehr stachelig sein.

Ich hoffe, dass dir das Dasein hier im Forum ein paar Ideen und Mut gibt.

:glück:
tiffi

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon foobar » 17. Februar 2019, 16:38

Hallo gabvbriel und willkommen im Forum!

Verbindungen zu anderen Menschen die mich erfüllen kann ich nicht vorweisen. :/ Mit meiner allerliebsten Lieblingsfreundin (ist auch oft antriebslos und arbeitet zu viel - so wie ich) habe ich mich letztes Jahr vielleicht ein mal getroffen.
Versuche es derzeit in einem Verein. Derzeit noch mit bescheidenem Erfolg. Man ist halt was man ist (Gefangener seiner eigenen Verhaltensmuster).
Immer wenn du dich einsam, unwichtig und ungeliebt fühlst, denk daran: das Leben geht weiter - auch ohne dich! :lachen:

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon Indigocat » 17. Februar 2019, 21:41

gabvbriel hat geschrieben:Außerdem begann in dieser Zeit ein großer Alkoholkonsum, ich musste mir zum Beispiel immer erst mut antrinken, bevor ich mit dem Mädchen, was ich kennen lernte, reden und skypen konnte. Sie merkte das aber nicht.
Hallo gabvbriel, :winken:, das klingt wie sehr viel Angst? Angst kann auch einsam machen.
Heute mache ich im zweiten Lehrjahr eine ausbildung zum hotelfachmann. Leider ist die Ausbildung auch überhaupt nicht erfüllend für mich, es macht mich sogar extrem traurig wenn ich die "drecksarbeiten" machen muss.
Meinst du, dass Hotfallfachmann der richtige Job ist für jemanden, der sich als Einzelgänger beschreibt? Da muss man, glaube ich, sehr viel Kontakt zu Menschen halten.
Ich habe in letzter Zeit oft depressive Phasen und sogar Suizid Gedanken. Ich weiß ich bin noch relativ jung und habe Noch ein Leben vor mir.
Trotzdem schmerzt es mich ein Leben ohne Freude, Beziehungen und Erfüllung zu haben.
Das müsste ja nicht zwangsläufig so bleiben... :rätseln: Bist du schon in Therapie oder hast du mal über eine Therapie nachgedacht? Vieles, was du beschreibst: Angst und Depressionen … können mit Therapie und Medikamenten recht gut behandelt werden.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon knolle » 18. Februar 2019, 18:27

Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass man echt am Boden sein kann und das Gefühl haben kann wirklich nichts zu können.

Aber ein paar Jahre später kann sich vieles zum totalen Gegenteil gewendet haben :Ballon:

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon gabvbriel » 22. Februar 2019, 05:02

Vielen Dank für die vielen, ausführlichen Antworten. Ich freu mich über das Verständnis für meine Situation von euch und die Tipps dem Thema weiter auf den Grund zu gehen.

Nach dem ich die lezte Zeit wirklich diesen großen Tiefpunkt hatte, geht es mir wieder besser. Ich habe mir getraut eine Reise alleine nach Kalifornien zu machen, war 4 Tage in San Francisco und bin nun in los angeles. Auch wenn ich mich manchmal etwas einsam fühle, habe ich durch die Hostel Aufenthalte echt mehr mit menschen unternommen als ich es zuhause mache. Ich kann meine Probleme oft gut überspielen und habe so auch weniger Probleme mit kurzen bis mittellangen Interaktionen. Außerdem tut die Sonne und das Meer der Seele gut und ich versuche die Zeit einfach zu genießen.
Trotzdem habe ich besonders hier das Gefühl, das Leben geht an mir vorbei, wenn sieht, wie viele schöne Sachen andere Menschen machen, woran ich nicht teilnehmen kann...

Ich hoffe einen Lebensweg für mich zu finden, der mich mehr erfüllt und mich mehr am Leben teilnehmen lässt. Ich werde das in der Therapie nach dem Urlaub angehen.

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Re: Meine Geschichte in kurz

Beitragvon Indigocat » 23. Februar 2019, 07:43

gabvbriel hat geschrieben:Außerdem tut die Sonne und das Meer der Seele gut und ich versuche die Zeit einfach zu genießen.
Trotzdem habe ich besonders hier das Gefühl, das Leben geht an mir vorbei, wenn sieht, wie viele schöne Sachen andere Menschen machen, woran ich nicht teilnehmen kann...

Ich hoffe einen Lebensweg für mich zu finden, der mich mehr erfüllt und mich mehr am Leben teilnehmen lässt. Ich werde das in der Therapie nach dem Urlaub angehen.
Cool, wünsche dir noch viel Spaß im Urlaub! :begeistert:

Du bist noch jung und hast Zeit, dich weiterzuentwickeln. Dein Abi könntest du zum Beispiel nebenbei an der Abendschule nachholen und nach der Ausbildung zu Hotelfachmann auch noch studieren, eventuell auch im Fernstudium.

Auch ein nettes Mädchen wird dir bestimmt über den Weg laufen, einfach ansprechen, nur Mut. Du musst das Mädchen ja nicht gleich zum Kaffee einladen, man kann auch irgendwie unverbindlich anfangen, über das Wetter reden oder die Tür aufhalten …
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