Mein "Traum"

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Rebs
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Mein "Traum"

Beitragvon Rebs » 25. Oktober 2018, 23:06

Ich habe oft eine Art "Traum", der aufkommt, wenn ich mich schlafen lege und gerade eben so wegdämmere. Es ist immer derselbe.

Eine nicht erkennbare Person ohne Gesicht läuft auf mich zu und breitet die Arme aus, um mich zu umarmen. Sie strahlt eine sagenhafte Wärme und Anziehungskraft aus, der ich mich nicht entziehen kann. Begeistert hebe ich meine Arme, führe meine Hände zueinander und versuche, diesen Armring über die Person zu stülpen, um sie fest zu umschließen und ihre Wärme zu spüren. Aber genau in dem Moment, in dem der Kopf der Person zwischen meine Arme gelangen sollte, ist der "Traum" jäh zu Ende. Die Person verschwindet dann nicht etwa, sondern alles friert ein. Auch mein Körper, aber ich nehme die eingefrorene Szene noch wahr. Und versuche, das Erlebnis mit meinem Willen voranzutreiben, doch keine Chance. Ein Vorspulen ist unmöglich, und genauso kann ich nicht zurückspulen. Mir bleibt nur der eingefrorene Zustand oder das völlige Abwenden, das heißt, die Szene aufzulösen. Natürlich wende ich mich ab, denn die Alternative ist unerträglich. Es ist unerträglich zu erkennen, dass man andere niemals berühren kann.

Ich denke, der "Traum" spiegelt meine heimliche Sehnsucht nach anderen wieder. Dazu muss ich sagen, dass ich zwar (noch) keine Diagnose der schizoiden Persönlichkeit habe, aber ein Test in einer psychiatrischen Klinik hat vor kurzem sehr starke Ausschläge offenbart. Lowen und Sachse scheinen jeweils auf ihre Art direkt in mich hineinsehen zu können, denn sie beschreiben fast 1-zu-1 meine Persönlichkeit, bzw. mein Körperempfinden (wobei Sachse es besser trifft als Lowen). Hinzu kommen insgesamt 2,5 Jahre der fast vollständigen Isolation und der Wunsch, mich vollständig in Luft aufzulösen oder sonstwie zu verschwinden. Das ist auch real gemeint. Ich denke gelegentlich darüber nach, wie es wäre, gezielt als verschollen zu gelten und wie ich das umsetzen könnte. Das ist ein sehr anziehender Gedanke (so anziehend wie die Person in meinem "Traum"), allerdings kaum realisierbar. Ich denke auch über Namensänderungen nach und habe Angst davor, dahin zurückzukehren, wo ich schon mal gelebt habe.

Und interessanterweise habe ich beim Lesen im Forum andauernd den Eindruck, dass sich hier einige Doppelgänger von mir befinden, was mich wirklich erstaunt. Ich lebe schon lange in dem Zustand, dass ich andere nicht brauchen würde, aber das ist eine Lüge. Die Wahrheit ist, dass ich eine so intensive, unerfüllte Sehnsucht nach dieser Wärme durch andere habe, dass ich daran schon zerbrochen bin. Und das, was ich jetzt wahrnehme, ist einfach mein Abwenden, um noch schlimmeres zu vermeiden. Es ist alles wahnsinnig tükisch und schwer durchschaubar. Vor allem bin ich dabei, mich dauernd so krass selbst zu belügen. Ich möchte das nicht mehr. Und bin auch zu allem bereit, diese Situation zu beenden. Da trifft es sich gut, dass ich gerade meine Wohnung aufgrund meiner Isolation verloren habe und jetzt quasi wohnungslos bin. So muss ich was tun.

Aber ich habe Angst. Ich weiß gerade nicht einmal, wo ich morgen abend schlafen werde. Werde ich den "Traum" trotzdem wieder erleben? Das Problem ist: Ich weiß nicht, ob ich gerade dabei bin, zu verschollen. Ich habe keine Ahnung, was ich hier gerade mache. Das wollte ich nur mal niederschreiben.

tiffi

Re: Mein "Traum"

Beitragvon tiffi » 26. Oktober 2018, 17:02

Hallo Rebs,

weiß nicht, wieviel ich hier schreiben kann und wann es einengt.

Meine Reaktion war: Starke Bilder, intensiv. Einmal der Wunsch nach Wärme
und dann der Wunsch nach Verschwinden.
 
Jetzt muss ich bzgl. der Nähe an U2 denken, Song Magnificient
„Only love, only love can leave such a mark
But only love, only love can heal such a scar“

Aber ist das so?

Ich selber denke ja, dass eine Liebesbeziehung sehr anspruchsvoll ist, und sehr widersprüchlich,
besonders wenn man ein freiheitsliebender Mensch ist.
Erwartungen, Missverständnisse, Eifersucht ect.
 Ich glaube, das ist was für Fortgeschrittene,dass man da nicht fällt und verwickelt wird, in sich selbst, in Erwartungen,
in verhassten Dynamiken.   

Noch ein Gedanke von mir, der mich einige Zeit umtreibt: Vielleicht gibt es ja eine andere Art von Wärme und Zugehörigkeit,
wo man nicht soviel aufs Spiel setzt? Und frei bleiben kann? 
Mir selber schwebt gerade an Wärme eher ein Lagerfeuer vor irgendwo draußen
in der Wildnis, mit Musik und Gleichgesinnten, bewussten und freien Menschen,
das wäre eine schöne Wärme.
 

Das zweite Bild des Verschwindenwollens finde ich sehr interessant.
Naja aus der Ferne kann man sagen, "interessant", mittendrin ist es vielleicht auch existentiell bedrohlich?
Oder doch sehr frei? Es klingt so, als willst du es so.

Ist das so ein Wunsch, die Gesellschaft loszuwerden? Den Namen loszuwerden, der einen auch
damit verbindet, mit festen Erwartungen?
 
Es sieht nur manchmal aus wie Wahnsinn, sich aus der Gesellschaft raus zu stürzen.
Ich wünschte, ich hätte da etwas mehr von, ich kenne solche Impulse, kurz.
Ob das gesund ist? ich weiß nicht.
Kann man da überleben? 
Verharren kann aber genauso Angst machen.
 
Was meinst du mit tückisch und sich belügen in der Situation? Dass du deinen Wunsch nach Nähe
verleugnet hast? Zu welchem Preis würdest du das leben?
Viele Grüße, tiffi

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Re: Mein "Traum"

Beitragvon Indigocat » 27. Oktober 2018, 10:59

Rebs hat geschrieben:Eine nicht erkennbare Person ohne Gesicht läuft auf mich zu und breitet die Arme aus, um mich zu umarmen. Sie strahlt eine sagenhafte Wärme und Anziehungskraft aus, der ich mich nicht entziehen kann. Begeistert hebe ich meine Arme, führe meine Hände zueinander und versuche, diesen Armring über die Person zu stülpen, um sie fest zu umschließen und ihre Wärme zu spüren. Aber genau in dem Moment, in dem der Kopf der Person zwischen meine Arme gelangen sollte, ist der "Traum" jäh zu Ende.
Was für eine Beziehung hattest du denn zu deiner Mutter? :rätseln:
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

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Re: Mein "Traum"

Beitragvon Laika » 27. Oktober 2018, 19:20

Hallo Rebs,

ich hoffe dass du letzte Nacht einen Schlafplatz gefunden hast und für die folgenden Nächte einen findest.

Das Kopfkino vom verschollen gehen kenne ich zu einem gewissen Grad, ich hatte auch schon Fantasien in dieser Richtung, aber halt immer aus der Gewißheit heraus, in Wirklichkeit in einer Wohnung zu wohnen und oft genug hab ich die Fantasien auch in genau dieser Wohnung geträumt.

Dann hatte ich einen Schlafplatz im Wald unter einem Felsen... ein schöner Traum im Sommer, aber ich habe mir auch den regnerischen Herbst ausgemalt, alles war nasskalt und ewig klamm, und dann Winternächte bei -10 Grad... im Traum wurde ich älter und schwächer, zu schwach für das alles und habe mir ein verlassenes Gebäude am Stadtrand gesucht, um wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben und im Trockenen zu sein. Dort aber Angstzustände erlebt, wenn andere Menschen in das Haus kamen, die dort saufen, kiffen oder vielleicht auch dort schlafen wollen... in all diesen Träumen spreche ich kaum mal mit jemandem. Immerhin eine Jahreskarte für das örtliche Hallenbad hab ich mir dann doch als Luxus hinzu gedichtet und sollte ich mal obdachlos werden, würde ich im Ernst alles dran setzen, so eine zu haben.

Das alles natürlich aus der satten Bequemlichkeit einer Wohnung heraus, und "ich" war eine Art Avatar von mir, nicht ich wie ich gerade bin, sondern ich, wie ich fühle, dass ich unter solchen Umständen wäre. Du bist da offenbar einen Schritt weiter gegangen und hast dir wirklich die konkrete Umsetzung ausgemalt? Verstehe ich das richtig? Etwas in dieser Richtung als konkreter "Zukunftsplan"? Und jetzt wird der plötzlich allzu real und der Winter steht vor der Tür? Und Angst treibt dich vom Abgrund zurück, so dass du dir überlegst, in eine Klinik zu gehen?

Könntest du das denn?

LG Laika

P.S. In den USA gab es diesen Typen, der eines Tages in die Wälder gegangen ist und dort ewig gelebt hat. Gar nicht so weit von der Zivilisation entfernt, er hat sich fast nur von geklauten Lebensmitteln aus Wochenendhäusern ernährt. Von dem hast du vllt. auch gelesen. Ich fand es merkwürdig, dass er sich quasi keine Fertigkeiten angeeignet hat wie Jagd, etwas irgendwo anpflanzen in all den Jahren, er lebte von dem, was die Mitglieder der Konsumgesellschaft in diesen Wochenendhäusern aufbewahrten. Hat sich wohl all die Jahre von Chips, Schokolade und Konserven ernährt und dann entsprechende Zähne. Manche Leute machen so etwas wirklich.

Ich würde es im Ernstfall nicht machen. Hätte Angst vor dem Abgrund...

Rebs
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Re: Mein "Traum"

Beitragvon Rebs » 27. Oktober 2018, 20:54

Vielen Dank. Ja, ich habe einen Schlafplatz gefunden. Eine Höhle wäre mir auch zu krass, das nur als Ergänzung. Ich mag mich nur nicht mehr niederlassen. Es war in meinen letzten Wohnungen immer das gleiche. Die Nachbarn hielten mich bald für merkwürdig, weil ich quasi nie mit ihnen sprechen mochte, und wenn ich es mal musste, kam mir aus lauter Unsicherheit nur total dummes Zeug raus. Es ist für mich immer schlimm, die Reaktionen zu spüren, die sich mit der Zeit immer weiter zuspitzten - auch wenn sie mir vorrangig nur "diese" Blicke zuwerfen. Die sagen aber schon alles. Außerdem halten mich viele für extrem arrogant, was ich nicht bin - aber wer soll einem sowas glauben? Ich erkläre mich nicht.

Ich kann kaum an Menschen vorbeilaufen, die in meiner direkten Umgebung leben und die mir immer mal wieder begegnen, weil es mich so unter Druck setzt. Das müssen nicht mal Nachbarn sein, sogar der Bettler vor dem Supermarkt hat mich irgendwann gestresst. Und das, obwohl wir nie geredet haben. Oder die Mitarbeiter in den nahen Restaurants, an denen ich ab und zu vorbei gehe. Hinzu kommen die intensiver werdenden Kontakte mit Vermietern oder irgendwelchen Hausmitarbeitern, etc. Ich halte das nicht mehr aus, deshalb will ich erstmal nicht mehr sesshaft werden. Aber ich will schon in Häusern leben, aber nur noch wenige Wochen am Stück, dann will ich weiter gehen. Mein Job lässt die Flexibilität einigermaßen zu, da ich im Home Office arbeite. Ich erhoffe mir, dadurch irgendwie leichter mit den Menschen umgehen zu lernen. Ein bisschen an der Oberfläche fischen kann ich ja durchaus und das auch relativ locker.

Zu meiner Mutter: Ich war wohl ungeplant, habe auch viele Geschwister. Einer meiner Brüder ist gerade mal elf Monate älter als ich. Das verdeutlicht vielleicht die Situation, der meine Mutter rund um meine Erscheinung ausgesetzt war. Die Ehe meiner Eltern war eine Zweckehe, irgendwann kam ziemlicher Ärger auf und dann die Scheidung inklusive Rosenkrieg. Ich hatte/habe zudem oft den Eindruck, meine Mutter sei neidisch auf mich. Sie ist auch psychisch krank und war ein paar Mal in Kliniken. Aber sie hat nie verraten, warum genau. Sie hat mir gegenüber aber keine Schuldgefühle und meint immer, ich schulde ihr etwas. Außerdem vermute ich, dass sie mir etwas wichtiges verheimlicht. Ich stecke immer im Zwiespalt mit meiner Familie, mit ihr ganz besonders.

tiffi

Re: Mein "Traum"

Beitragvon tiffi » 27. Oktober 2018, 21:10

@Rebs
Ich hoffe auch dass du einen Schlafplatz gefunden hast. Körperliche Wärme ist ein Bedürfnis.

Gestern war ich nachts noch draussen und das Wetter schlug um, stürmisch kalt und nass. Das Gefühl wurde ängstlich und eklig, ich glaube diese Freiheit ist bei mir eher was für den Sommer.
Hatte an dich gedacht da draussen.

Kenne noch jemanden, der ausgebrochen ist, noch kurz vorm Abi. Als "Schulfabrik" hat er das empfunden, war wochenlang im Park . Es war nicht alles gut, er wurde von jemandem dort überwaeltigt. Hat später dann in Bahnhofsmissionen mit geholfen, auch in Europa. Hab lange nichts mehr gehört von ihm.

Deine Reise klingt wie die Suche nach der blauen Blume. Sich in die Verlorenheit stürzen um dort ohne Fessel die Liebe zu finden.

Nachtrag: bei diesem idealen Blick übersehe ich aber wohl die Wirkung der Sozialphobie.
Zuletzt geändert von tiffi am 27. Oktober 2018, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.

Rebs
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Re: Mein "Traum"

Beitragvon Rebs » 27. Oktober 2018, 21:29

Suche nach Liebe ist vielleicht etwas zu weit gegriffen in meinem Fall. Natürlich sehne ich mich stark danach, aber es gibt ja einen Grund, warum ich keine Kontakte habe. Es gelingt mir einfach nicht. Im Moment sehe ich dahingehend also keine Hoffnung. Ich suche eher nach mehr Lockerheit in mir selbst und außerhalb nach einem Ort, von dem ich nicht sofort wieder fliehen möchte. Und dieser Ort soll auch nicht dazu führen, dass ich mich ein drittes Mal in meinem Leben fast komplett in meiner Wohnung verbarrikadiere, weil mich die Menschen (ohne, dass sie es merken) völlig unter Druck setzen. Wobei ich einen Ort, an dem ich einen entsprechend geschulten Therapeuten finden könnte, durchaus einen Vorzug geben würde. Ich habe es so satt, so zu leben wie bisher. Ich will endlich raus meiner Isolation, weil ich es nicht mehr aushalte. Klingt das irgendwie nachvollziehbar für euch?

Ich war gestern auch lange draußen und habe diese Kälte und Nässe intensiv gespürt und wäre deshalb fast in einen Heulkrampf ausgebrochen. Habe viele Menschen bettelnd, frierend und traurig drein blickend auf der Straße sitzen sehen. So will ich nicht enden, die Menschen taten mir schrecklich leid. Habe auch das Gefühl, dass es immer mehr werden, das ist einfach nur schlimm. Ich habe es in meinem Fall aber selbst in der Hand, wie es weiter geht (glaube ich jedenfalls). Zwischendurch habe ich manchmal schreckliche Angst, aber dann keimt wieder Hoffnung in mir auf.

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Re: Mein "Traum"

Beitragvon orinoco » 27. Oktober 2018, 23:18

Rebs hat geschrieben:Suche nach Liebe ist vielleicht etwas zu weit gegriffen in meinem Fall. Natürlich sehne ich mich stark danach, aber es gibt ja einen Grund, warum ich keine Kontakte habe. Es gelingt mir einfach nicht. Im Moment sehe ich dahingehend also keine Hoffnung. Ich suche eher nach mehr Lockerheit in mir selbst und außerhalb nach einem Ort, von dem ich nicht sofort wieder fliehen möchte. Und dieser Ort soll auch nicht dazu führen, dass ich mich ein drittes Mal in meinem Leben fast komplett in meiner Wohnung verbarrikadiere, weil mich die Menschen (ohne, dass sie es merken) völlig unter Druck setzen. Wobei ich einen Ort, an dem ich einen entsprechend geschulten Therapeuten finden könnte, durchaus einen Vorzug geben würde. Ich habe es so satt, so zu leben wie bisher. Ich will endlich raus meiner Isolation, weil ich es nicht mehr aushalte. Klingt das irgendwie nachvollziehbar für euch?


Ich würde es als das klassische Dilemma eines Schizoiden bezeichnen: Einerseits bereiten einem andere Menschen Angst (auch dann wenn es einem selbst nicht bewußt ist) und andererseits bereitet einem Einsamkeit Angst (wie allen Menschen). Und das wird alles erst dadurch zum richtigen Problem, weil unser eins die Angst nicht selbst autoreguliert kriegt. Ich kann da allerdings auch wenig Hoffnung machen, dass sich dieses Dilemma irgendwie nachhaltig (auf-)lösen lässt. Als Teil unserer gewachsenen Persönlichkeit und Geschichte wird es uns ein Leben lang begleiten. Mein vielversprechendster Ansatz ist bei Menschen wo meiner einer vermuten kann, dass sie Verständnis für eine solche Situation haben, um eben dieses Verständnis und Rücksichtnahme mittels plausibler Erklärung dieses Dilemmas zu bitten. Damit habe ich innerhalb meiner Familie zumindest schon Teilerfolge erzielt, auch wenn es immer wieder Rückschläge, Fehleinschätzungen und Situationen gibt, die mich überfordern und die ich besser gemieden hätte oder mich anders verhalten hätte. Das ist ein ständiger Lernprozeß bei mir.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

tiffi

Re: Mein "Traum"

Beitragvon tiffi » 27. Oktober 2018, 23:49

Rebs hat geschrieben:Suche nach Liebe ist vielleicht etwas zu weit gegriffen in meinem Fall. Natürlich sehne ich mich stark danach, aber es gibt ja einen Grund, warum ich keine Kontakte habe. Es gelingt mir einfach nicht. Im Moment sehe ich dahingehend also keine Hoffnung. Ich suche eher nach mehr Lockerheit in mir selbst und außerhalb nach einem Ort, von dem ich nicht sofort wieder fliehen möchte. Und dieser Ort soll auch nicht dazu führen, dass ich mich ein drittes Mal in meinem Leben fast komplett in meiner Wohnung verbarrikadiere, weil mich die Menschen (ohne, dass sie es merken) völlig unter Druck setzen. Wobei ich einen Ort, an dem ich einen entsprechend geschulten Therapeuten finden könnte, durchaus einen Vorzug geben würde. Ich habe es so satt, so zu leben wie bisher. Ich will endlich raus meiner Isolation, weil ich es nicht mehr aushalte. Klingt das irgendwie nachvollziehbar für euch?
Ja, das ist es.
Ich bin eine lange Zeit klar gekommen in meiner inneren Isolation, solange da nichts
dran rührt. Weder etwas bedrängendes, was meine innere Welt zu eng macht,
noch etwas lockendes, mehr sowas wie Sehnsucht, was mich auch in tiefer Aufruhr
und unzufrieden zurück lässt.
Ich weiß auch gar nicht, was "schlimmer" ist (Bedrängung oder ein tiefgehender Traum).

Das klingt ja dann doch nicht so kopflos Hinaus bei dir, wie ich anfangs dachte.
Also mit Haus suchen und mit gutem Therapeuten in der Nähe.
"Guter" Therapeut, das ist wohl der Knackpunkt. Kann man wohl nur dranbleiben und ausprobieren.
Rebs hat geschrieben:Ich war gestern auch lange draußen und habe diese Kälte und Nässe intensiv gespürt und wäre deshalb fast in einen Heulkrampf ausgebrochen. Habe viele Menschen bettelnd, frierend und traurig drein blickend auf der Straße sitzen sehen.
Ja, so gings mir auch. Das intensive Spüren und elend fühlen.
Und an die Menschen denken, die so leben.
Hatte meinen Traum die letzen Wochen auch etwas weiter simuliert und komme dann
bei dem fatalen Ergebnis raus, was ist wenn ich"frei" bin, aber alt und krank
und obdachlos. Das ist kein Traum mehr.

Hab da immer mal wieder Kontakt zu Obdachlosen.
Erstaunlich ist, dass die wenigsten wieder zurück in eine Wohnung wollen oder
diese Regelmäßigkeit dann doch nicht mehr so hinkriegen, um die auch zu halten.
Spielt dann aber auch oft Alkohol und andere Drogen eine Rolle, eine Zuflucht, die
dann wichtiger ist als ein Dach über dem Kopf.
Rebs hat geschrieben:So will ich nicht enden, die Menschen taten mir schrecklich leid. Habe auch das Gefühl, dass es immer mehr werden, das ist einfach nur schlimm. Ich habe es in meinem Fall aber selbst in der Hand, wie es weiter geht (glaube ich jedenfalls). Zwischendurch habe ich manchmal schreckliche Angst, aber dann keimt wieder Hoffnung in mir auf.
Da hast du ja dann eine Idee, was du willst und was nicht.
Ich glaube, diese Wechsel aus Angst und Hoffnung ist normal.
Wenn man so die Schienen verlässt und sein Ding macht.

Was mich so nervt ist dieser Fluch, der über einem hängt eine "einzelne Akte" (bin
mal wieder an nem Songtext hängengeblieben mit diesem Bild) zu sein,
also die Dinge getrennt irgendwie hinkriegen zu müssen. Und durch die schizoide
Struktur ja auch kaum anders zu können.
Aber wer weiß, mit kleinen Schritten und Beharrlichkeit ändert sich ja vielleicht doch
was und der richtigen Methode / gutem Therapeuten z.B.

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Re: Mein "Traum"

Beitragvon Indigocat » 28. Oktober 2018, 11:05

tiffi hat geschrieben:Hab da immer mal wieder Kontakt zu Obdachlosen.
Erstaunlich ist, dass die wenigsten wieder zurück in eine Wohnung wollen oder
diese Regelmäßigkeit dann doch nicht mehr so hinkriegen, um die auch zu halten.
Spielt dann aber auch oft Alkohol und andere Drogen eine Rolle, eine Zuflucht, die
dann wichtiger ist als ein Dach über dem Kopf.
Rebs hat geschrieben:So will ich nicht enden, die Menschen taten mir schrecklich leid. Habe auch das Gefühl, dass es immer mehr werden, das ist einfach nur schlimm. Ich habe es in meinem Fall aber selbst in der Hand, wie es weiter geht (glaube ich jedenfalls). Zwischendurch habe ich manchmal schreckliche Angst, aber dann keimt wieder Hoffnung in mir auf.
Ja, in der Regel zahlt das Sozialamt eine Wohnung. Bei den Obdachlosen kommen, wie Tiffi schon sagt, noch andere Probleme mit hinzu. Für die Zuweisung einer Wohnung hat man bestimmte Auflagen zu erfüllen, wie eben keinen Alkohol trinken. Selbst dann gäbe es noch das Obdachlosenasyl, ist aber ganz sicher nicht angenehm dort, schon gar nicht für einen Schizoden. Ich hatte aber auch mal die Angst, unter einer Brücke zu enden.

In großen Städten wie München und Hamburg sind teilweise schon Leute mit durchschnittlichem Einkommen obdachlos oder leben in Containern, weil sich die Mieten kaum noch jemand leisten kann. Dagegen stehen in manchen ostdeutschen Gebieten viele Wohnungen leer und Häuser bekommt man für einen Apfel und ein Ei. Wer nicht ortgebunden ist, kann ja als Alternative gerne aufs Land ziehen.
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein


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