Ich auch einmal bitte
Verfasst: 13. September 2018, 00:16
Hallo Leute,
zuerst will ich mal sagen, dass ich es unglaublich wertvoll und toll finde, dass man sich in Zeiten des Internets über alle möglichen Krankheiten austauschen kann. Ich bin selbst junger Mediziner und muss feststellen, dass die meisten - besonders chronischen Erkrankungen - einen psychischen Aspekt haben, der vom normalen Klinikarzt nicht oder nur oberflächlich behandelt wird und werden kann. Die Weisheit und der Zusammenschluss von vielen Betroffenen in solchen Foren ist ein wahnsinniger Fortschritt. Im Studium habe ich kein Wort darüber gelernt
Zu mir:
Ich bin gerade fertig geworden mit meinem Studium zum Mediziner und glaube von mir zumindest einen schizoiden Persönlichkeitsstil zu besitzen, wenn ich so den Wikipediaartikel durchforste. Ich merke es z.B. daran, dass ich wenige aber dafür sehr enge Freunde habe, sehr introspektiert bin und alles intellektualisiere. Ich arbeite nicht auf irgendein Ziel hin und kann nur sehr schwer Entscheidungen treffen. Ich lasse mich eher treiben, fange vieles an und bringe nichts wirklich zu Ende (außer zum Glück mein Studium), weil ich mich schlecht organisieren kann. Ich habe eine ziemliche Antriebsarmut und wünsche mir häufig, dass ich einfach mehr Motivation haben sollte, Dinge mal richtig anzugehen und durchzuziehen, weil ich auch einen sehr hohen Anspruch an mich habe. Dabei komme ich mir häufig vor wie ein passiver Beobachter und Kommentator meines Lebens, nicht wie ein Akteur, der Verantwortung für sein Leben übernommen hat und tatsächlich Dinge aktiv verändern und gestalten kann. Ich glaube, dass ich sehr intelligent und sehr faul bin .
Wenn ich neue Leute kennenlerne, mache ich häufig einen sehr stillen und verschlossenen ersten Eindruck. In solchen Situation habe ich auch das Gefühl Theater zu spielen und Freude am Kennenlernen vorspielen zu müssen. Erst wenn ich mit ihnen ein bisschen warm geworden bin, merken sie häufig, dass ich doch eine sehr interessante Persönlichkeit habe. Wenn eine Person sich erstmal in meinem Leben ein bisschen "etabliert" hat, finde ich es super spannend sie und ihre Beziehungen zu anaylsieren und kann ihr auch ein ehrlicher Gesprächpartner sein. Leute sind dann häufig von meinem biografischen Gedächtnis über sie beeindruckt, weil sie mich eher als desinteressierten Typen abgespeichert haben. Ich hatte bisher eine längere Beziehung, die aber glorreich in die Brüche ging (ich hab sie beendet). Mit Frauen habe ich ansonsten nur sehr seltene, kurze aber dafür intensive Beziehungen mit viel Drama und wenig Sex...
Neben meinem Studium habe ich noch diverse andere Vorlesungen in Psychologie, Philosophie und Anthropologie besucht/gehört und lese auch relativ viel in diesen Bereichen. Ich interessiere mich wahnsinnig für spannende Ideen und habe auch einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik. Ich kann mich z.B. sehr stark mit dem "Demian" von Herman Hesse oder dem Buch "Das Drama des begabten Kindes" von Alice Miller identifizieren. Seit zwei Jahren meditiere ich, mal mehr mal weniger, habe mal an einem Retreat teilgenommen und auch mit bewusstseinserweiternden Dingen ein bisschen rumexperimentiert, was mich alles auf die ein oder andere Art persönlich sehr voran gebracht hat.
Mein Problem ist, dass es mir sehr schwer fällt, für diesen ambivalenten Ideen und Interessenhaufen, der ich bin, Verantwortung zu übernehmen und mich zu akzeptieren. Wenn es um andere Leute geht, habe ich das Gefühl sie sehr einfach verstehen zu können, aber wenn es um mich geht, sehe ich nur dieses ziellose Energiebündel, durch das sich kein roter Faden zieht und deshalb nicht nach außen präsentiert werden darf/sollte. Ich habe mir schon häufig überlegt mal eine tiefenpsychologische Therpie zu machen, weil ich auch sehr fasziniert von C.G. Jung bin . Bis jetzt fühle ich mich aber durch ehrliche Gespräche mit meinen besten Freunden "genügend therapiert". Trotzdem fühlt sich mein Leben leer an und ich denke, dass es nicht genügend gefühlt und ausgereizt wird. Im Moment arbeite ich noch nicht, das ist auch so ein Problem, weil ich mich nicht entscheiden kann, welchen Facharzt ich machen sollte, ob Forschung oder nicht, vielleicht noch einmal ein Master in Neurowissenschaften? Alles so schwere Entscheidungen...
Anmerkungen und Kommentare lese ich gerne, muss aber auch nicht sein. Vielleicht denkt ihr, dass es Jammern auf hohem Niveau ist, aber Leiden ist subjektiv und relativ. Es mal aufzuschreiben hat mir zumindest schon mal gut getan
zuerst will ich mal sagen, dass ich es unglaublich wertvoll und toll finde, dass man sich in Zeiten des Internets über alle möglichen Krankheiten austauschen kann. Ich bin selbst junger Mediziner und muss feststellen, dass die meisten - besonders chronischen Erkrankungen - einen psychischen Aspekt haben, der vom normalen Klinikarzt nicht oder nur oberflächlich behandelt wird und werden kann. Die Weisheit und der Zusammenschluss von vielen Betroffenen in solchen Foren ist ein wahnsinniger Fortschritt. Im Studium habe ich kein Wort darüber gelernt
Zu mir:
Ich bin gerade fertig geworden mit meinem Studium zum Mediziner und glaube von mir zumindest einen schizoiden Persönlichkeitsstil zu besitzen, wenn ich so den Wikipediaartikel durchforste. Ich merke es z.B. daran, dass ich wenige aber dafür sehr enge Freunde habe, sehr introspektiert bin und alles intellektualisiere. Ich arbeite nicht auf irgendein Ziel hin und kann nur sehr schwer Entscheidungen treffen. Ich lasse mich eher treiben, fange vieles an und bringe nichts wirklich zu Ende (außer zum Glück mein Studium), weil ich mich schlecht organisieren kann. Ich habe eine ziemliche Antriebsarmut und wünsche mir häufig, dass ich einfach mehr Motivation haben sollte, Dinge mal richtig anzugehen und durchzuziehen, weil ich auch einen sehr hohen Anspruch an mich habe. Dabei komme ich mir häufig vor wie ein passiver Beobachter und Kommentator meines Lebens, nicht wie ein Akteur, der Verantwortung für sein Leben übernommen hat und tatsächlich Dinge aktiv verändern und gestalten kann. Ich glaube, dass ich sehr intelligent und sehr faul bin .
Wenn ich neue Leute kennenlerne, mache ich häufig einen sehr stillen und verschlossenen ersten Eindruck. In solchen Situation habe ich auch das Gefühl Theater zu spielen und Freude am Kennenlernen vorspielen zu müssen. Erst wenn ich mit ihnen ein bisschen warm geworden bin, merken sie häufig, dass ich doch eine sehr interessante Persönlichkeit habe. Wenn eine Person sich erstmal in meinem Leben ein bisschen "etabliert" hat, finde ich es super spannend sie und ihre Beziehungen zu anaylsieren und kann ihr auch ein ehrlicher Gesprächpartner sein. Leute sind dann häufig von meinem biografischen Gedächtnis über sie beeindruckt, weil sie mich eher als desinteressierten Typen abgespeichert haben. Ich hatte bisher eine längere Beziehung, die aber glorreich in die Brüche ging (ich hab sie beendet). Mit Frauen habe ich ansonsten nur sehr seltene, kurze aber dafür intensive Beziehungen mit viel Drama und wenig Sex...
Neben meinem Studium habe ich noch diverse andere Vorlesungen in Psychologie, Philosophie und Anthropologie besucht/gehört und lese auch relativ viel in diesen Bereichen. Ich interessiere mich wahnsinnig für spannende Ideen und habe auch einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik. Ich kann mich z.B. sehr stark mit dem "Demian" von Herman Hesse oder dem Buch "Das Drama des begabten Kindes" von Alice Miller identifizieren. Seit zwei Jahren meditiere ich, mal mehr mal weniger, habe mal an einem Retreat teilgenommen und auch mit bewusstseinserweiternden Dingen ein bisschen rumexperimentiert, was mich alles auf die ein oder andere Art persönlich sehr voran gebracht hat.
Mein Problem ist, dass es mir sehr schwer fällt, für diesen ambivalenten Ideen und Interessenhaufen, der ich bin, Verantwortung zu übernehmen und mich zu akzeptieren. Wenn es um andere Leute geht, habe ich das Gefühl sie sehr einfach verstehen zu können, aber wenn es um mich geht, sehe ich nur dieses ziellose Energiebündel, durch das sich kein roter Faden zieht und deshalb nicht nach außen präsentiert werden darf/sollte. Ich habe mir schon häufig überlegt mal eine tiefenpsychologische Therpie zu machen, weil ich auch sehr fasziniert von C.G. Jung bin . Bis jetzt fühle ich mich aber durch ehrliche Gespräche mit meinen besten Freunden "genügend therapiert". Trotzdem fühlt sich mein Leben leer an und ich denke, dass es nicht genügend gefühlt und ausgereizt wird. Im Moment arbeite ich noch nicht, das ist auch so ein Problem, weil ich mich nicht entscheiden kann, welchen Facharzt ich machen sollte, ob Forschung oder nicht, vielleicht noch einmal ein Master in Neurowissenschaften? Alles so schwere Entscheidungen...
Anmerkungen und Kommentare lese ich gerne, muss aber auch nicht sein. Vielleicht denkt ihr, dass es Jammern auf hohem Niveau ist, aber Leiden ist subjektiv und relativ. Es mal aufzuschreiben hat mir zumindest schon mal gut getan