Hallo Ihr Lieben!
Vielen Dank für die Begrüßung!
Ich hab heute Morgen schon mal einen recht langen Beitrag an yxcvbnm geschrieben, der dann aber verloren ging, weil ich beim Absenden plötzlich ausgeloggt war. Jetzt versuche ich es noch mal offline und werde den Beitrag hinterher ins Forum kopieren.
Vieles was ich auf dieser Seite zur schizoiden Persönlichkeitsstörung gefunden habe, erkenne ich an mir wieder. Ich werde beim nächsten Besuch auch meinen Psychiater darauf ansprechen. Wahrscheinlich würde sich an meiner Behandlung nichts ändern, aber ich würde mich freuen, wenn ich dann den Auslöser für meine Psychose gefunden hätte.
Ich habe gelesen, dass eine Ursache für die Entwicklung einer schizoiden Persönlichkeitsstörung Lieblosigkeit und ruppige Erziehung in der Kindheit sein soll. Wie bei der Schizophrenie spielt da wohl aber auch die individuelle Verletzlichkeit eine Rolle.
yxcvbnm, Du beschreibst so ein Verhalten bei deinem Vater noch heute. Vielleicht war er schon immer so? Meine Mutter war autoritär und oft außerordentlich ungerecht mir und meinen Geschwistern und Neffen gegenüber. Sie hat wohl selbst emotionale Probleme, denn sie erlebte im Krieg eine Kindheit im Kinderheim und als Pflegekind. Überhaupt machen alle die sie kennt alles falsch, nur sie selbst nicht. Die Freundinnen meines Bruders taugen für sie regelmäßig überhaupt nichts. Babies und Kleinkinder behandelt sie noch einigermaßen liebevoll, aber so bald Kinder ins Schulalter kommen, überwiegt bei ihr die autoritäre Seite. Meinen damals sechsjährigen Sohn hat sie zB. einmal in seiner Gegenwart vor einem wildfremden Menschen ohne jeglichen Grund als Schwächling bezeichnet. Man kann sich vorstellen was so etwas mit einem Kind macht und mir ging es in meiner Kindheit oft so.
Die Negativsymptomatik der Schizophrenie mag der schizoiden Störung zwar ähneln, aber ich habe diese Symptomatik im Gegensatz zu meiner Schizophrenie schon in der Kindheit entwickelt. Ich vermute mal, dass das etwas anderes ist, denn ich kenne viele Schizophrene, die bis zum Ausbruch ihrer Krankheit vollkommen normal gelebt haben. Selbst wenn man die Prodromalphase mit einbezieht, dürfte die Entwicklung dieser Krankheit nicht mehr als ein paar Jahre dauern. So lange ich denken kann war ich traurig (depressiv?), schüchtern und hatte Ängste. Ich wurde vom Kindergarten freigestellt, weil ich so Angst vor den anderen Kindern und den Schwestern hatte, dass ich in die Hose machte. Ich hatte auch mal ein schlimmes Erlebnis von Übergrifflichkeiten anderer Kinder, das mich bis ins Erwachsenenalter hinein traumatisiert hat.
Die emotionalen Probleme verstärkten sich in der Pubertät. Zuerst mit Wochenbettpsychose und später mit paranoider Schizophrenie wurde ich erst mit 30 diagnostiziert. Die Paranoia wird oft, wie Du auch bei deinem Vater, als aggressionsbesetzt erlebt. Bei mir war das nie so. Ich habe mich immer zurückgenommen. Bevor ich anderen Vorwürfe gemacht oder sie angegangen hätte, hab ich eher meine eigenen Rechte zurückgestellt. Wenn mir etwas merkwürdig vorkam hab ich immer alles mit mir selbst ausgemacht.
Die Schizophrenie zeigt sich bei mir vor allem im Hören von Stimmen (kommentierend und dialogisierend) von mehreren Personen. Wenn ich heute die Medikamente reduziere oder absetze, rutsche ich innerhalb von etwa vier Wochen in eine Psychose, wo ich außer dem Stimmenhören denke, dass mich bestimmte Menschen überwachen. Ich hab dann massiv Angst, aus dem Haus zu gehen.
In der Schule war es so, dass ich zwar eine kleine Clique von vier Freundinnen hatte, aber ich fühlte mich auch bei ihnen immer nur geduldet. Morgens achtete ich darauf, dass ich höchstens 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn im Klassenzimmer war, weil ich es nicht aushalten konnte dort eventuell alleine zwischen den anderen zu sitzen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln las ich immer, weil ich Angst hatte feststellen zu müssen, dass mich Mitfahrende vielleicht beobachten. Ich fühlte mich immer anders und dachte den Ansprüchen anderer nicht zu genügen.
Aus diesen Grund war auch meine einzige echte Liebesbeziehung, die zu meinem späteren Mann. Allerdings hätte ich das wohl auch nie alleine hingekriegt. Meine Schwester hat uns quasi verkuppelt.
Nach der Realschule versaute ich jede Bewerbung durch meine Schüchternheit und Nervosität. Damit ich trotzdem weiterkam, besuchte ich eine Hauswirtschaftsschule und ein kaufmännisches Berufskolleg. Hinterher bewarb ich mich wieder mal auf Anraten meiner Schwester bei einer Zoohandlung für eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Diesmal versaute ich die Bewerbung nicht, weil Tiere mein Hobby sind und ich das wirklich gerne machen wollte.
Nach Diagnose der Schizophrenie traute ich mir keine richtige Berufstätigkeit mehr zu. Ich bekam noch ein zweites Kind und machte die Hausarbeit. Nur stundenweise hatte ich einen Putzjob und arbeitete zwei halbe Tage in der Woche bei meiner Schwester im Laden. Als meine Kinder 10 und 13 Jahre alt waren, beschloss mein Mann, mich los werden zu wollen. Es war ihm wohl einfach zu viel geworden eine Frau zu haben, die nicht normal war.
Nach der Trennung von meinem Mann stand ich quasi auf der Straße und die Kinder ließ ich bei ihm weil ich dachte, dass er besser für sie sorgen könnte, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls bewarb ich mich dann aus Not bei einer WfbM wo ich heute noch bin. Der geschützte Rahmen unterstützt mich sehr und das Medikament, das ich seither einnehme unterdrückt auch die bis dahin massive Positivsymptomatik. Ich bin inzwischen unbefristet berentet und lebe in einer kleinen Mietwohnung. Ich habe guten Kontakt zu meinen Kindern.
Kaum Kontakte habe ich allerdings außerhalb der Familie, die auch sehr klein ist. Meine Kollegen treffe ich nur bei der Arbeit und meine Freundinnen von der Schule sehe ich höchstens mal zufällig im Supermarkt oder wir schreiben uns übers Web. Sonst gibt es nur Internetbekanntschaften, die ich nur online aufrecht erhalte. Ich traue mich auch nicht, jemanden einzuladen oder mit jemandem ein Treffen auszumachen.
Ich hatte einen starken Leidensdruck. Deshalb begann ich schon vor einigen Jahren eine Website über meine Geschichte zu erstellen. Es geht darin vor um das Thema meiner Psychose.
Hier ist der Link dort hin:
https://alxdo.jimdo.com/