Das bin ich

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Das bin ich

Beitragvon jakobox » 3. März 2013, 02:40

Hallo!

Schön dass es dieses Forum gibt. Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Jakob, ich bin 30 Jahre alt. Meine SPS Diagnose habe ich seit ca. 5 Jahren, dass ich Probleme mit sozialen Kontakten habe, verfolgt mich schon mein ganzes Leben. Mein Leidensdruck ist einigermaßen hoch, es gibt viele Momente in denen ich mir wünschte einfach normal mit anderen Menschen umgehen zu können. Ich hasse meine Gedanken und konstruierten Verschwörungen, außerdem hasse ich die ständigen Selbstanfeindungen. Nichtsdestotrotz akteptiere ich meinen schizoiden Charakter. Die Tatsache dass mich die meisten Menschen anstrengen und ich ihre Anwesenheit selten länger als ein paar Stunden ertragen kann, empfinde ich als ganz normal und nicht irgendwie "krankhaft". Ich mag es mich zurück zu ziehen, das gibt mir Geborgenheit.

Mein aktuelles soziales Umfeld ist zur Zeit intakt und darüber bin ich sehr froh. Auch wenn es mich oft beschämt mal wieder der Sonderling zu sein, meine Gedanken mich quälen und es mir auch oft zu anstrengend ist, habe ich einen starken Willen nach sozialen Kontakten. Dennoch verfolgt mich ständig die Sorge, dass mein soziales Umfeld (Freunde) auseinanderbrechen könnte. Die Vorstellung völlig alleine darzustehen, nicht der Wille sondern Zwang zur Isolation, macht mir Angst und ist ein häufiger Begleiter.

Die paar Freundschaften die ich habe wurden passiv geschlossen. Dazu gehörte also wenig Eigeninitiative und der erste Schritt ging immer von den anderen aus. Selbst in meiner Kindheit kann ich mich an keine Freundschaft erinnern, bei der ich den ersten Schritt gemacht habe. Ich weiß, dass ich eine große Angst habe enttäuscht zu werden. Jemanden zu signalisieren "ich mag dich, wollen wir zusammen was unternehmen" fällt mir schwer. Dieses Signal von jemanden zu empfangen und angemessen darauf zu reagieren finde ich auch nicht leicht.
Die meisten neuen Menschen finden mich komisch. Dabei habe ich es geschafft für neue Kontakte eine Fassade aufzubauen, die nur schwer zu durchschauen ist. Auf dem ersten Blick bin ich nicht jemand der keine Kontakte knüpfen kann, sondern interessiert und zum Teil sogar redegewandt. Diese Maske gefällt mir aber nicht besonders gut. Ich finde sie überheblich, prahlerisch und zum Teil unsympatisch.

Meinen Gefühlen entsprechend zu reagieren ist für mich ein Problem. Mich überkommt der Gedanke entlarvt werden zu können, zu viel Preis zu geben. Das lämt mich und lässt mich stockig wirken. Von Anderen Nähe zu erfahren finde ich sehr schön, es hemmt mich aber extrem. Ich kann darauf nur schlecht, plump und stockig reagieren. Jemanden Anderen Nähe zu schenken geht nur bei wenigen Personen und mit der ständigen Angst vor Zurückweisung.

Zu drei Frauen hatte ich bisher eine feste Partnerschaft von jeweils ca 2 Jahren. Diese sind jedes Mal an meiner Isolation gescheitert. Ich habe die Nähe nicht mehr ertragen. Jedes Mal hatte ich zwar eine emotional intensive Beziehung zu dem Menschen, dennoch war das Gefühl da dass sie mich nicht richtig kennen würden. Seit einigen Jahren bin ich jetzt ohne feste Beziehung und weiß gar nicht so recht ob ich das gut oder schlecht finde (was im Allgmeinen ein großes Problem ist). Manchmal sehne ich mich nach einem Partner, so etwas wie eine Verliebtheit habe ich aber schon lange nicht mehr gespürt. Das finde ich sehr schade und hat glaube ich viel mir einem Schutzmechanismus zu tun, der solche Gefühle nicht mehr an mich rankommen lässt. Ich bin zwar in der Lage "Hab dich lieb" zu sagen, aber es aus dem tiefsten Herzen auch so zu meinen ist eigentlich nicht drin.

Während einer leichten Depression habe ich mich vor einigen Jahren in Therapie begeben. Dabei kam dann die Diagnose SPS raus. Ein Effekt meiner Therapie ist die Fähigkeit Lob und Anerkennung erst einmal zu registrieren und entsprechend anzunehmen. Das tut mir sehr gut. Ansonsten hat es mir noch gezeigt, dass mir menschliche Kontakte sehr wichtig sind.

Ich habe den großen Wunsch irgendwann im Frieden mit mir selbst zu leben. Meinen Charakter um 180° zu drehen wird wohl nicht funktionieren, aber ich hoffe den Selbsthass, der mich zerfleischt, irgendwann abzulegen. Kennt jemand ähnliche Gefühle? Wie kann ich dem begegnen?

Die Sachen oben wollte ich einmal niederschreiben. Vielleicht hat sich jemand die sogar durchgelesen :)

Grüße, Jakob

Lotte
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Re: Das bin ich

Beitragvon Lotte » 3. März 2013, 06:13

hey jakob



erstmal herzlich willkommen hier, schön das du hergefunde hast.

lieben Gruß lotte

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Re: Das bin ich

Beitragvon Silas » 3. März 2013, 08:43

Hallo Jakob,

herzlich willkommen! Ich konnte mich mit deiner Beschreibung gut identifizieren. Mit der Selbstakzeptanz bist du bestimmt auf dem richtigen Weg. Solche Prozesse der Transformation laufen ja nicht im Bewusstsein ab, sondern im Unbewussten und dieses braucht kräftige Signale und starke Bilder, damit es sich (um)formen kann. Eine langwierige Angelegenheit ganz sicher.

Man liest sich

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Re: Das bin ich

Beitragvon knallschnute » 3. März 2013, 13:01

Hallo Jakob,

ich lasse auch mal liebe Willkommensgrüße da!
Finde es gut, dass du dich hier angemeldet hast und trotz deines Bedürfnisses nach Alleinsein auch immer wieder den Kontakt zu deinen Mitmenschen suchst!
Hab eine gute Zeit hier im Forum und weiterhin viel Erfolg mit deinem Freundeskreis! :glück:

Lieben Gruß
Knallschnute
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Re: Das bin ich

Beitragvon icebaby » 3. März 2013, 15:34

Hallo Jakob,
auch von mir ein herzliches willkommen. hab deine zeilen sogar sehr aufmerksam durchgelesen - du schreibst sehr offen, gefällt mir - bin ja mittlerweile in einer zweijährigen "art von beziehung" :cool: aber so offen, hat mein freund noch nie mit mir gesprochen - leider -
vielleicht wäre es ja einfach das? einfach, was du schreibst, auch zu sagen...
schön, dass du da bist

icebaby :glück:
so sollen denn meine meinungsäusserungen nur das mass meiner sehkraft offenlegen, nicht das mass der dinge, die welt - der spiegel meines selbst.

jakobox

Re: Das bin ich

Beitragvon jakobox » 3. März 2013, 18:53

Danke für das Willkommen-heißen. Ich habe noch nie von anderen Betroffenen gehört oder gelesen. Das wird bestimmt interessant.
@ icebaby: Das mit dem offen schreiben ist im Internet für mich nicht so das Problem. Im richtigen Leben sieht das ganze schon wieder anders aus. Richtig schwer wird es wenn Ängste dazu kommen. Mit einer Freundin habe ich auch darüber gesprochen, so konnten wir uns zumindest ein bißchen besser verständigen. Trotzdem war es weit entfernt von einer normalen Beziehung. Hoffe das entmutigt dich nicht.

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Re: Das bin ich

Beitragvon icebaby » 3. März 2013, 23:36

Hallo Jakob,
keine angst, das entmutigt mich nicht :) und, was heisst denn schon "normale" beziehung? klar, im üblichen sinne, dass man zusammen wohnt, sich täglich sieht, etc. so ist es bei uns nicht... und auch wenn ich es hier schon oft geschrieben habe, ich liebe meinen freund, wirklich so, wie er ist. (oder eben so, wie er sich mir zeigen mag...) und es wird mit der zeit doch anders - besser - finde nicht die richtigen wörter -

:schlafen: gute nacht
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