Vorstellung und Hilferuf

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Tom86
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Vorstellung und Hilferuf

Beitragvon Tom86 » 9. Mai 2018, 14:26

Hallo,

ich weis nicht, ob ich hier richtig bin... diagnostiziert wurde ich mit einer schizoaffektiven Störung...
Weis nun nicht, ob ich auch schizoid bin..

Nunja... ich habe höllische Probleme mittlerweile im Alltag. Ich rede überwiegend sachlich mit
Menschen. Nähe ist momentan undenkbar. Ganz schlimm ist es wenn ich auf Menschen treffe,
die genau das Gegenteil von mir sind. Beziehungsmenschen in Person. Nähe zu so gut wie allen
Menschen.

Gespräche mit anderen nehme ich als Lärm wahr... ich bin so reizüberflutet, dass ich voll auf der
sachlichen Ebene bleibe... Ich nehme die Hinweise zwar wahr, wann man theorethisch eine
Beziehung zum Gegenüber oder zu jemandem am Telefon im Geschäft aufbauen könnte, aber ich
bin so unbeholfen, dass ich meist kein Wort mehr rausbekomme und meine Unfähigkeit zu
Beziehungen überspiele...

Letztendlich habe ich das schon seit ich klein bin... tippe daher auf Veranlagung.

Während der Schulzeit ging es grad noch.

Als ich in die Arbeitswelt gestartet bin wurde alles schlimmer... Konstant isoliert, keine Nähe zu
andern und wenn dann doch, dann war ich mit denen immer auf der intelektuellen/sachlichen Ebene
unterwegs. Sobald es um Gruppen ging, wurde ich ruhig.

Üblerweise habe ich mir eine Freundin ausgesucht, die auf der komplett anderen Skala wie ich war.
Vollkommen aufgeschlossen. Überall Freunde... Eifersucht war ein riesen Thema, habe es aber nich
zum Ausdruck gebracht (großer Fehler).

Damit noch nicht genug... nach der Trennung bin ich in eine Großstadt gezogen. Habe mir (schon wieder)
Freunde ausgesucht, die dem komplette Gegenteil von mir (und meinem Wunschdenken) entsprachen.

Ich dachte ich könnte aufschließen mit den Leuten. Fehlanzeige. Es wurde noch schlimmer.
Das habe ich fast 2.5 Jahre durchgemacht. Meist war ich in den Gruppensituationen so gelähmt,
dass ich nur ans überleben gedacht habe. Der Zwang hat mich immer wieder in Gruppensituationen
gedrängt.

Am "gesündesten" ging es mir, als ich alleine für mich studiert habe. Die extrovertierten Freunde
waren im Urlaub in den Semsterferien und ich konnte durchatmen... Das waren die besten Monate
meiner Zeit in der Großstadt. Sobald die Leute wieder da waren, ging das Drama wieder los.

Und nun häng ich am seidenen Faden. Bin in einem Job der Homeoffice anbietet. Trotzallem viele
Telefonate, die letztendlich eine Beziehung irgendwann erwarten. Ich habe keine Ahnung wie ich
je eine Beziehung zu den Leuten aufbauen soll.

Man kann sagen, dass ich wider meiner Natur immer in Situationen gedrängt habe, die mir von
Natur aus gar nicht liegen (je liegen werden?).

Blöderweise habe ich es dann mit Selbstbeobachtungen und Selbstanalyse übertrieben... Hat mehr
geschadet als, dass es geholfen hat.

Stellenweise habe ich schon einen Verfolgungswahn... vor diesen Situationen... diesen Gefühlen...
Quasi einer Vergeltung durch Außenstehende, weil ich es nicht schaffe eine Beziehung aufzubauen...

Klingt alles nicht sehr schön :/

Und ich habe keine Ahnung woher das kommt... Hatte keinen wirklichen Vater... Mutter überbehütet.
Vermute das war zu viel Nähe... Keine Idee :/

Würde gerne aus eigener Kraft da rauskommen, doch ich weis echt nicht wie. Einzige Option: Neuroleptika
um es eingermaßen erträglich zu bekommen und zu funktionieren...

tiffi

Re: Vorstellung und Hilferuf

Beitragvon tiffi » 9. Mai 2018, 17:19

Hallo Tom86

dann willkommen hier. :Ballon:
ich weis nicht, ob ich hier richtig bin... diagnostiziert wurde ich mit einer schizoaffektiven Störung...
Weis nun nicht, ob ich auch schizoid bin..

Es ist hier im Moment etwas ruhiger, aber ein bisschen Geduld, vielleicht ergibt sich ja der ein oder andere
Austausch und du wirst dir etwas sicherer, ob du hier richtig bist.

Bei mir weiß ich auch nicht, ob ich schizoid bin, ich hab so in meinen End 20ern mit den Diagnosen aufgehört und bin
dann länger bei einer nicht-einordnen wollen- Therapeutin hängengeblieben, sehe aber stärkere Züge.

Mit dem Hilferuf bin ich mir jetzt unsicher, ich denke mit seiner Psyche zu leben und den Eigenheiten
ist eher eine Art Weg, und weniger ein Problem, was es zu lösen gilt.
Schön wäre es ja, wenn es mit einer Methode weg ginge.

Wichtig finde ich persönlich halt die Mischung aus Erkennen, Akzeptanz, und mögliche Schritte um mit
den eigenen "Störungen", Wirkungen im sozialen, klar zu kommen.
Und es geht nicht immer nur vorwärts, sondern manchmal wird es auch enger und konfuser.
Ganz schlimm ist es wenn ich auf Menschen treffe,
die genau das Gegenteil von mir sind. Beziehungsmenschen in Person. Nähe zu so gut wie allen
Menschen.
Der Vergleich mit extrovertierten oder emotional sehr betonten Menschen zieht einen aber glaub ich runter.
Ich denke da hat jeder seine Sonnen- und Schattenseiten, und auch ein rationaler Weg zu Menschen
hat seine Sonnenseite und ist auch eine Art von Beziehung.
Möchtest du da gerne sein wie andere oder wie du andere wahrnimmst?
Denkst du, dass deine Art zu sein in deinem Umfeld eher nicht toleriert wird?
Ich nehme die Hinweise zwar wahr, wann man theorethisch eine
Beziehung zum Gegenüber oder zu jemandem am Telefon im Geschäft aufbauen könnte, aber ich
bin so unbeholfen, dass ich meist kein Wort mehr rausbekomme und meine Unfähigkeit zu
Beziehungen überspiele...
Bei Telefonaten hilft mir z B eine Struktur. Wer ist da, was wird gewollt, was wird ausgetauscht oder wird geklärt,
welche Fakten muss ich da wissen oder noch klären, was vereinbart man am Ende.

Hab viele Jahre Scheu vor Telefon gehabt, aber manches steigert sich dann auch etwas mit der Übung.
Wobei andere das evtl auch komisch finden, wenn ich fahrplanig rüberkomme, aber jeder wie er kann.
Meist war ich in den Gruppensituationen so gelähmt,
dass ich nur ans überleben gedacht habe. Der Zwang hat mich immer wieder in Gruppensituationen
gedrängt.
Das mit der Orientierung in Gruppen kommt mir auch bekannt vor.

Diesen Zwiespalt scheinen nicht zuviele Schizoide zu kennen, sondern da ist man mit dem Rückzug
eher selbstzufrieden.

Vielleicht ist da eine gute Balance wichtig? Zeiten alleine und an sich selbst orientiert und sein eigenes
Sosein akzeptieren und Zeiten in der Gruppe?
Man kann sagen, dass ich wider meiner Natur immer in Situationen gedrängt habe, die mir von
Natur aus gar nicht liegen (je liegen werden?).

Macht vielleicht auch Sinn, sich was zu suchen, was man selbst weniger kann, was einen aber irgendwie
auch stresst. So der Wunsch nach vollständig sein wollen.

Für mich persönlich denke ich, dass der komplette Rückzug für mich nicht gut wäre, auch wenn er meiner
Natur entspricht. Aber ein gewisses Überwinden / für Existenz sorgen / mit Leben umgehen halte ich
doch für wichtig.
Würde gerne aus eigener Kraft da rauskommen, doch ich weis echt nicht wie. Einzige Option: Neuroleptika
um es eingermaßen erträglich zu bekommen und zu funktionieren...
Vielleicht wäre ja für die Frage, wie mit Situationen im Job umgehen bei der vorhandenen Persönlichkeit
eine Art Coaching auch ganz gut, um da Ideen zu sammeln?
Ist natürlich auch ein Kostenfaktor und die Suche nach einem geeigneten Menschen.

Ggf. auch mit dem Hausarzt sprechen, ob eine Auszeit ganz gut wäre (Krankschreibung oder Tagesklinik
zum berappeln?). Neuroleptika könnte man dann auch dort besprechen bzw das Für und Wider für sich
abwägen bei den vorhandenen Informationen.

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Re: Vorstellung und Hilferuf

Beitragvon orinoco » 9. Mai 2018, 23:03

Hallo Tom86,

auch erst mal ein Willkommen.

Tom86 hat geschrieben:Und ich habe keine Ahnung woher das kommt... Hatte keinen wirklichen Vater... Mutter überbehütet.
Vermute das war zu viel Nähe... Keine Idee :/


Die Richtung ist vielversprechend. In der Regel sind die Eltern für psychische Schäden verantwortlich. Vernachlässigung ist nicht gut. In Watte packen auch nicht. Schließlich muss ein Kind im richtigen Alter (1½ bis 3 Jahre) lernen Emotionen zu regulieren. Das geht nicht wenn die Mutter nicht hilft. Das geht aber auch nicht, wenn sie dem Kind keine Gelegenheit lässt emotionale Erfahrungen zu machen. Klingt verrückt aber sowohl die Vernachlässigten als auch die Überbehüteten haben das gleiche Problem der emotionalen Regulation und damit auch häufig ähnliche psychische Probleme.
Wenn du noch Ideen brauchst, schau mal in meinen Trauma-Blog.

Tom86 hat geschrieben:Würde gerne aus eigener Kraft da rauskommen, doch ich weis echt nicht wie. Einzige Option: Neuroleptika um es eingermaßen erträglich zu bekommen und zu funktionieren...


Ich hab es aufgegeben für andere so funktionieren zu wollen, wie die sich vorstellen, dass man zu funktionieren hat (neurotypisch). Entweder man nimmt Rücksicht auf meine psychische Behinderung oder man lässt mich zumindest in Ruhe. Ansonsten werde ich ungemütlich.
Verständnis ist für den Traumatisierten, was die niedrige Bordsteinkante für den Rollstuhlfahrer.
t+ - mein Traumablog (nichtkommerziell und werbefrei)
Disclaimer "Lesen auf eigene Gefahr!" - unbedingt lesen!

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Re: Vorstellung und Hilferuf

Beitragvon Kalliope » 10. Mai 2018, 13:41

Herzlich willkommen Tom86,
liest sich schon sehr heftig. Drücke Dir die Daumen, dass Du irgendwie einen Weg findest, der zu Dir passt und Deinen Bedürfnissen gerecht wird.
Vielleicht sind "Gruppen" tatsächlich die beste Lösung für Dich (erstmal), weil Du da nicht dauernd voll gefordert bist.
Bei "Beziehung" (weiß jetzt nicht, ob Du Partnerschaft oder Freundschaft meintest) dachte ich spontan an "poly(amor)". Da "erwartet" auch niemand dauernden standby-Modus.
Bei Freundschaften auch eher die Kletten vermeiden, die ich sich bei Dir "abladen" wollen oder Dich als Prokrastinationsbeihilfe missbrauchen. Mehr auf Menschen vielleicht setzen, die gut ausgelastet sind und auch eher im Abstand von ein paar Wochen einen Kontaktournus pflegen. (Dann kannst DU Dich zwischendrin erholen, so wie in den Semesterferien.)
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

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Re: Vorstellung und Hilferuf

Beitragvon bahnhof » 11. Mai 2018, 21:10

Herzlich willkommen klingt hier immer so zynisch. Man müsste eher sagen, herzliches Beileid.
Deine Analyse ist sehr gut und klingt einschlägig, insbesondere der letzte Satz. Damit gibst du selber die Antwort auf den davor. Was ist denn so schlimm daran, einigermaßen zu funktionieren? Mehr kann man in so einer Situation nicht erwarten. Motto: Es kann immer noch schlimmer kommen.


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