Ende der ewigen Suche?

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Fump2008
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Ende der ewigen Suche?

Beitragvon Fump2008 » 7. August 2017, 12:22

Moin Moin zusammen!

Tja, wo fange ich an...

Schon als Kind war ich ein Einzelgänger mit kaum Kontakten zu Gleichaltrigen, von Freundschaften ganz zu schweigen. Alle paar Jahre kamen neue Bekannte, alte Bekanntschaften endeten, ich verlor die Lust an den Leuten ganz einfach mit der Zeit. Mir waren engere Kontakten mit Menschen einfach nicht möglich da irgendwann ein Punkt kam, an dem ich Alles über den Gegenüber wusste, dann brach ich den Kontakt eben ab.

Seit knapp 9 Jahren (davon 3 Jahre verheiratet) bin ich nun liiert, und meine Gattin ist wirklich die einzigste Person der ich 100%ig vertrauen kann, wobei sie auch eher eine introvertierte Person, was die gemeinsame Zeit sehr vereinfacht. Aber dennoch ist die Beziehung aufgrund meiner komplexen Persönlichkeit ab und zu schon der pure Horror, bot auch schon vor einem halben Jahr die Trennung an, was sie jedoch sofort ablehnte.

Vor 3 Jahren fand ich heraus, daß ich hochsensibel bin. Bis zu diesem Zeitpunkt (44 jährig damals) hatte nichts in meinem Leben irgendwie einen Sinn ergeben, ich kam mir vor wie ein Außerirdischer. Es gab Probleme in Schule, Ausbildung und allen Jobs, welche ich alle paar Jahre wechselte, weil es eben "brodelte" mit den Arbeitskollegen nach einer gewissen Zeit. Letztlich übernahm ich Arbeiten ohne grossen Anspruch, z. B. Paketzustellung, wo man auf sich alleine gestellt war, ich aber gnadenlos unterfordert war, was auch keine Lösung darstellte.

Seit ca. 6 Jahren arbeitete ich nicht mehr, nach einem Burn-Out incl. Depression gönnte ich mir eine längere Auszeit die jedoch "außer Kontrolle" geriet und sich immer mehr verlängerte. 2 Versuche eine neue Arbeitsstelle zu besetzen, scheiterten an meiner Aggressivität bzw. dem Stress, da ich mit zu vielen Menschen arbeiten musste.

Das Angesparte neigt sich langsam zum Ende, aber die zündende Idee kam mir noch nicht obwohl es an Kreativität absolut nicht fehlt. Aber zur Zeit fehlt mir auch der Glaube ein wenig, daß sich etwas zum Guten noch wendet.

Da ich gerne reise "floh" ich ab und zu vor meiner Frau bzw. der Enge eher weil ich eben zuviel zu Hause bin und die Decke auf den Kopf fällt, da ja nun Zeit ohne Ende vorhanden war. Ein Viertel des Jahres war ich irgendwo unterwegs, bevorzugt auf dem Balkan und der Ex-Sowjetunion und nur dann ging es mir richtig gut im Leben. Der Höhepunkt war eine 3 monatige Russland-Reise letztes Jahr, wo ich mit meinem Auto bis Wladivostok unterwegs war, ganz Alleine versteht sich. Niemals im ganzen Leben ging es mir so blendend wie während dieser Zeit, ich blühte regelrecht auf in der riesigen Weite von Sibirien, diese Stille und Weite, ein Traum!

Zu Hause hielt die Euphorie noch eine Weile an bis der letzte ausgeübte Job nach 7 Werktagen beendet wurde, es folgte eine üble Depression die 3 - 4 Monate anhielt bis Frühling 2017. Seit dem bin ich in Therapie, wobei zunächst ein Aufmerksamkeitsdefizit als Diagnose im Raum stand, was ich aber ablehnte.

Da ich zur Zeit auch wieder sehr aggressiv bei Kleinigkeiten werde, wo ich mich im Recht sehe, konnte ich meinen Therapeut auch überzeugen, daß eine schizoide Persönlichkeitsstörung wohl deutlich eher zutrifft als eben ADHS, was der Herr auch letztens bestätigte.

Als Kind wuchs ich ohne jegliche körperliche Liebe auf und fand kein Vertrauen zu den Eltern. Als ich mit 17 Jahren die Ausbildung zum Bürokaufmann abbrechen sollte und meine Eltern zum Rapport gen Firma gebeten wurde, drohte ich abends zuvor mit Selbstmord. Die Eltern gingen an dem besagten Abend lieber kegeln, mein 2 Jahre jüngerer Bruder sollte auf mich "aufpassen". Ich denke, das war ein Schlüsselerlebnis an dem ich bis heute zu knabbern habe.

Meine blühende Phantasie kennt absolut keine Grenzen, Tagträume sind quasi jeden Moment möglich und bringen mich auch oft aus dem Konzept wenn ich außer Haus bin, ansonsten ist mein PC und das WWW meine Welt.

Soviel mal fürs Erste, es gäbe noch viel mehr zu schreiben, aber auch da bin ich durch Detailverliebtheit kaum zu bremsen, während mir Telefonate sehr schwer fallen im Gegensatz. Aber das Ein oder Andere hier Geschilderte dürfte euch da draußen sehr vertraut vorkommen.

Beste Grüße aus dem Rhein-Main-Gebiet,

Fump2008

P.S.: Gibt es so was wie Selbsthilfegruppen in der Gegend oder besteht Interesse daran?

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Re: Ende der ewigen Suche?

Beitragvon bahnhof » 7. August 2017, 23:39

Willkommen!

Selbsthilfegruppen sind wahrscheinlich leider so ziemlich das Letzte, was für jemand mit Kontaktstörungen in Frage käme, denn wenn man da erfolgreich hingehen könnte, hätte man die Schwierigkeiten nicht. Aber immerhin ist der Wunsch nach so etwas schon mal ein Zeichen, dass du deinen Kampf noch nicht aufgeben hast.

Ich weiß nicht, was das für eine Therapie sein soll, die du da machst und wieso man seinen Therapeuten von irgendetwas überzeugen müssen sollte. Wichtig wäre, dass es jemand mit Rezeptblock ist, denn Psychopharmaka sind das einzige, was in so einer Situation, wo es dir offensichtlich darum geht, im gegebenen Rahmen zu funktionieren, zunächst helfen kann. Ich würde nicht zu Antidepressiva raten, sondern nach sogenannten zentral dämpfenden Neuroleptika Ausschau halten. Die müsstest du dann allerdings einige Jahre nehmen. Die spürbaren Nebenwirkungen sind gering, so dass man damit auch arbeitstechnisch funktioniert. Wie ein Roboter.

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Re: Ende der ewigen Suche?

Beitragvon tagträumer » 8. August 2017, 12:31

Hallo Fump2008
Willkommen im Forum und im Club der Tagträumer.

Das mit der Therapie und der Selbsthilfegruppe würde ich nicht so negativ sehen wie bahnhof, aber da hat jeder seine ganz eigene Sichtweise und jeder hat andere Bedürfnisse.
I'm not crazy about reality, but it's still the only place to get a decent meal. (Groucho Marx)

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Re: Ende der ewigen Suche?

Beitragvon Fump2008 » 10. August 2017, 07:58

Moin Moin, Tagträumer, Bahnhof und euch Anderen auch!

Besten Dank für schon Mal für eure Anregungen und Ideen, keine Sorge ich bin für jede Information und Aussage wirklich dankbar, auch wenn es natürlich für Spezies wie uns etwas heikel ist, sich damit auseinander zu setzen. Den Rückzug hat man schnell angetreten wegen einer Kleinigkeit.

Ich musste tatsächlich Antidepressiva einnehmen welche ich aber selbstständig nach 2 Monaten wieder absetzte, was mir direkt gut tat, aber die Stimmungskurve tendiert zur Zeit wieder etwas nach unten. Irgendwie sollte es aber auch eine Möglichkeit geben ohne Medikamente eine Arbeit zu verrichten. Über die Rentenversicherung hatte ich einen Antrag auf Wiedereingliederung gestellt, die Sache läuft aber noch.

Die Therapie selber nennt sich Verhaltenstherapie, ich wollte auch nach der 2. Sitzung schon abbrechen, aber meine wenigen Bekannten bekehrten mich, weiterzumachen. Vor 6 Jahren (direkt nach dem Burn-Out) hatte ich schon Mal 25 Sitzungen ohne Erfolg, die Therapeutin meinte damals nur immer und immer wieder: "Bei ihnen fehlt mir noch ein Puzzlestück." Das nervte dermaßen...

Man muss den Psychologen zu Gute halten, daß ich wirklich dermaßen einen "eigenen Stil" mit der Zeit entwickelt habe, um nicht großartig mit meinen Makeln aufzufallen, rückwirkend eine fast unmögliche Energieleistung. Das gelang auch lange Zeit relativ gut, aber mittlerweile bröckelt das Ganze mehr und mehr. Meine Wutausbrüche werden häufiger, an Geburtstagsfeiern oder sons. Massenaufläufen bin ich nicht mehr in der Lage teilzunehmen. Meine Oma wurde letztens beerdigt, da bin dann zähneknirschend hin, aber mit einem sehr ungutem Gefühl, das Ganze fiel unter die Kategorie "Selbstversuch". Zum Glück lief alles sehr friedlich ab, aber ein falsches Wort der ungeliebten Verwandtschaft hätte wohl genügt zur Katastrophe, zu mal ich ja regelrecht auf Krawall aus war..., naja, ihr kennt das Gefühl sicher...

Mit den Gedankengängen von normalen Menschen kann ich immer weniger anfangen, versuche zwar krampfhaft z. B. mit Nachbarn eine Unterhaltung aufrecht zu erhalten, aber die Gespräche münden oft in der Sackgasse, ich weiche zu sehr von der "sozialen Norm" eben ab, da kommt kaum Verständnis auf. Damit hab ich aber längst kein Problem mehr und halte meinen inneren Schatz für zu kostbar um mit irgendeinem Menschen tauschen zu wollen, auch wenn die Ideen- und Gedankenflut sehr viel Energie kostet.

Daher war der Gedanke an einen persönlichen Austausch mit Gleichgesinnten schon in mir verankert, aber natürlich liegt das nicht Jedem, auch das ist mir völlig klar. Aber die Themen würden uns niemals ausgehen, die Sichtweisen und Gedankengänge zusätzlich, so was stelle ich mir unendlich spannend vor. Alleine die Tagträume untereinander auszutauschen würde Stunden dauern.

Dann wünsche ich euch mal eine gute Zeit und haltet euch weiterhin schadlos,

beste Grüße Fump2008

Yuri87
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Re: Ende der ewigen Suche?

Beitragvon Yuri87 » 11. August 2017, 05:44

Hey erst mal und auch von mir noch ein willkommen im Forum,

das man in einer Gruppe aus schizoiden unter sich automatisch ins Gespräch kommt, würde ich so nicht bestätigen. Ich hatte mich selbst daran versucht und musste feststellen das ich dort sogar noch verkrampfter in Gesprächen wurde als es für mich normal ist. Das geschah wohl ganz einfach dadurch das ich mir selbst, wie immer, zu viele Gedanken gemacht habe was ich dort sagen soll und was besser nicht. Ergebnis war fast durchgehendes schweigen meinerseits und und das ich fast nur auf Fragen geantwortet habe.
Was ich allerdings positiv feststellen konnte, ist die art wie locker das ganze an sich ablaufen kann, wenn man keine größeren Probleme hat mit anderen zu reden.

Nach dem wie ich das für mich einschätze, ist es besser wenigstens ein weiteren Grund zu haben sich zu treffen (und sei es nur ein vorgeschobener Grund für so ein Treffen der z.B. wie ein Spiele-Abend abläuft) und dabei sich die Gespräche entwickeln zu lassen als an einem Tisch zu sitzen und nur zu reden. Klappt das mit dem eigentlichen reden dann nicht so, kann man sich ohne total ratlos da zu sitzen, wenigstens noch dem vorgeschobenen Grund widmen.

L.G. Yuri

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Re: Ende der ewigen Suche?

Beitragvon orinoco » 11. August 2017, 11:40

Hallo und herzlich willkommen Fump2008,

mein Tipp für dich: den ganzen Kram mit institutioneller Therapie und Medikamenten in die Tonne (ich bin hier bekannt therapie- und medikamentenkritisch) und versuch es mal mit einer autodidaktischen Verständnistherapie, erst mal für dich selbst und deine Partnerin (ich denke es ist ein wahnsinniges Glück, dass du jemanden hast zu dem du 100% Vertrauen hast und die dich verstehen kann) und dann auch für das soziale Umfeld. Das denke ich ist aufgrund der zweifelsohne vorhandenen Intelligenz eine realistische Option. Mit hat das jedenfalls mehr geholfen als alle Therapie, Selbsthilfegruppe und andere endlosen Gespräche mit Partner und Mediatoren. Es nützt eben alles nichts, wenn man das Problem im Kern und damit sich selbst und wie die Menschheit an sich tickt, nicht verstanden hat.
In meinem Blog (s.u.) findest du Anregungen und Denkanstöße.
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