Tach!

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SKuriosum
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Tach!

Beitragvon SKuriosum » 1. Juni 2016, 17:19

Normalerweise halte ich nichts von allgemeinen Höflichkeitsfloskeln. Das wirkt auf mich meistens nur unnötig übertrieben. Diese Vorstellungsthreads, auf die in manchen Foren extremst viel Wert gelegt wird, erschienen mir immer sehr befremdlich.
Wenn ich Fragen oder etwas zu sagen habe, dann habe ich sowas bislang einfach eingeworfen, ohne mich vorher vorzustellen.
Ich weiß nicht, welcher Ochse mich gerade reitet, aber hier versuche ich es einfach mal so rum, auch wenn ich bislang noch kein Anzeichen gesehen habe, dass das hier zum Pflichtprogramm zählt.

:winken:

Ich habe mich jetzt 35 Jahre lang durch das Leben geschlängelt und empfand es immer als extrem anstrengend.
Aber lt. allgemeinen Aussagen geht es ja allen Menschen so. "Also beiß gefälligst Deine Zähne zusammen und zieh es durch, so wie jeder andere auch! Das kann doch nicht so schwer sein!" So oder ähnlich lauten dann meistens die Aussagen.
Und trotzdem fällt vielen Menschen, trotz der allgemeinen Aussagen, vieles viel leichter und sie verhalten sich mühelos so, wie es als normal empfunden wird. Es geht sogar so weit, dass sie sämtliche an sie gestellte Erwartungen mehr oder minder mühelos erfüllen.

Nach insgesamt ca. 5 Jahren in zwei Callcentern (Support) konnte ich nicht mehr und ließ mich erstmal krank schreiben. Das ist nun mehr als ein Jahr her.
Ich bin schnell reizbar geworden, was ich immernoch bin, wenn Dinge nicht auf Anhieb funktionieren. Außerdem schien mir der Lärm im Großraumbüro schon immer sehr Grenzwertig. Dazu kommen noch unterschiedliche Lautstärken der Anrufer und teils unerträglich grelle Stimmen, kombiniert mit schlechter deutscher Sprache, was dann regelrecht im Ohr schmerzte und die geforderte Interpretationsleistung das Hirn auf Hochtouren laufen ließ.
Wenn dann Softwaresupport geleistet wird, bei der der Hersteller nur noch rudimentär im Haus die Updates testet, bevor sie per automatischer Updatefunktion bei den Kunden installiert werden, dann kommen noch die unterschiedlichsten Gemütszustände zusammen. Patentlösungen gab es zum Schluss kaum noch.

Nach ca. 9 Monaten meiner Krankschreibung konnte ich bei einer Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) meine erste Stunde wahrnehmen. Bis dahin bin ich meiner Vermutung nachgegangen, dass auf dieser Welt etwas ganz gewaltig daneben läuft und bin auch sehr schnell dahinter gestiegen, in welcher Richtung grob zu suchen ist. Aber das ist ein anderes Thema. In der Therapie wurde viel geredet und einige Tipps gegeben. Auch bzgl. meiner Erkenntnisse über die Misstände dieser Welt hatten wir eine ähnliche Haltung.

Nach insgesamt über einem Jahr in der Krankschreibung hab ich dann eine Reha angetreten. Das war ein Angebot meiner KK (aufgrund einer Empfehlung der Psychiaterin des MDK), was ich logischerweise nicht ablehnen konnte.
Ich bin in der Klinik auf diverse Schwierigkeiten gestoßen, hab es aber trotzdem erfolgreich durchziehen können und kann auch sagen, dass ich sogar ein paar Kleinigkeiten daraus mitnehmen konnte. Aber ein produktives Mitglied der Gesellschaft bin ich weiterhin nicht, auch wenn ich arbeitsfähig entlassen wurde. Diesen Zustand werde ich aber ohne Gehirnwäsche auch nie wieder erreichen.

Die stufenweise Wiedereingliederung habe ich nach einer Woche abgebrochen, nachdem sowohl meine Hausärztin, als auch meine Psychotherpeutin mir keine Kündigungsempfehlung aussprechen wollten, da das Urteil der Rehaklinik für beide zu mächtig erschien.

Die Zusammenarbeit mit meiner Therapeutin habe ich mittlerweile beendet, da es einfach nichts mehr zu besprechen gab und ich soweit erstmal mit mir im reinen bin. Und meine Hausärztin ist sehr komisch drauf, seitdem ich die Wiedereingliederung abgebrochen habe. Sie war auch vorher schon sehr launisch, aber seitdem gehe ich mit noch mehr Bauchschmerzen zu ihr, wenn ich meinen "monatlichen Schein" für die KK brauche.
Wenn ich den Schei* hinter mir habe, werde ich mir einen anderen Hausarzt suchen.

Nun zur schizoiden Persönlichkeit(sstörung):
Meine Therapeutin hatte dies zwar nach eigener Aussage auch schon diagnostiziert, aber über sowas haben wir uns nie unterhalten. Somit wusste ich also auch nicht, dass da überhaupt schon irgend etwas in Richtung einer Diagnose vorlag.
Die Therapeutin bei der Reha hat mir dann zum Schluss diese Diagnose "um die Ohren gehauen", kombiniert mit einer mittelschweren Depression. Sie gab mir eine kurze Diagnosebeschreibung und ich habe es abgenickt. Ich war sehr fasziniert, wie treffend diese kurze, grobe Umschreibung mein Wesen schon ganz gut erfasst hat. Sie sagte auch, dass sie es bei mir weniger als Störung betrachtet, da ich keinerlei Probleme darin sehe oder mich nirgendwo in irgend einer Form behindert fühle.

Danach fing ich an zu lesen und begriff, warum ich mich in der Vergangenheit so verhalten habe, wie ich es tat. Ich habe mir lange Jahre Vorwürfe gemacht, warum ich scheinbar nicht so ticke oder funktioniere, wie andere es tun. Wenn ich herzliche, tiefe Freude empfinden könnte, hätte ich sie nach dieser Erkenntnis empfunden. Alles war auf einmal so klar. :)
Mittlerweile betrachte ich es als Gabe.

Allerdings bilde ich mir ein, dass ein paar meiner sozialen "Skills" recht gut ausgeprägt sind, was ja eigentlich so gar nicht zur SPS passt. Aber die ausgeprägte Beobachtungsgabe widerum schon. Ich habe festgestellt, dass ich Mimiken und Gestiken von anderen Menschen unbewusst sehr stark wahrnehme und zu deuten weiß. Ich vermute, das ist das, was allgemein als Menschenkenntnis bezeichnet wird. Genauso fällt mir aber auch oft sofort auf, wenn optisch irgend etwas nicht stimmig/natürlich ist oder sich etwas geändert hat. Im Regelfall fällt es mir aber schwer, es zu benennen - außer bei unechten Brüsten. :lachen:
Allgemein bin ich scheinbar sehr von optischen Einflüssen abhängig, auch wenn mein Gehörsinn auch nicht so schlecht ausgeprägt ist.


Das soll es erstmal mit der groben Vorstellung im Bezug auf die SP(S) gewesen sein.
Auch eine 99,9%ige Sicherheit beherbergt 100% Ungewissheit.

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Re: Tach!

Beitragvon Insuffizienz » 1. Juni 2016, 20:03

Hallo SKuriosum.

Allerdings bilde ich mir ein, dass ein paar meiner sozialen "Skills" recht gut ausgeprägt sind, was ja eigentlich so gar nicht zur SPS passt. Aber die ausgeprägte Beobachtungsgabe widerum schon. Ich habe festgestellt, dass ich Mimiken und Gestiken von anderen Menschen unbewusst sehr stark wahrnehme und zu deuten weiß. Ich vermute, das ist das, was allgemein als Menschenkenntnis bezeichnet wird.

Laut Wikipedia wird bei den SPSlern zwischen dem hidden schizoid- und dem natürlichen (oder sowas) Typ unterschieden. Der erste versteckt seine soziale Andersartigkeit, indem er gewisse Emotionen etc. nachspielt.
Das würde auf mich in meiner späten Jugend zutreffen. Dabei wird man offener aufgenommen von anderen und kann besser oberflächliche Kontakte schließen. Das schauspielerische Talent vieler Schizoider würde ich auf die außerordentliche Menschenkenntnis zurückführen, und diese wiederum auf ausgeprägte Schlauheit sowie Hochsensibilität. Also passen die gut ausgeprägten sozialen Fertigkeiten sehr wohl zur Einordnung "schizoide PS".
Meine Maskerade der sozialen Norm habe ich mittlerweile weitestgehend beiseitegelegt, da ich bis jetzt wenig Nutzen daraus ziehe, im Gegenteil, es strengt ungemein an sich ständig zu verstellen. Allein unter unvertrauten Menschen zu sein ist ein ungeheuerlicher Kraftakt, den ich mir als psychisch wenig belastbarer Mensch nicht erlauben möchte ob meines Willens nach psychischem Wohlergehen. (sind nur ein paar Gedanken meinerseits ;D)
Zuletzt geändert von Insuffizienz am 2. Juni 2016, 16:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Tach!

Beitragvon Sempiternal » 1. Juni 2016, 21:05

Das schauspielerische Talent vieler Schizoider würde ich auf die außerordentliche Menschenkenntnis zurückführen, und diese wiederum auf ausgeprägte Schlauheit sowie Hochsensibilität.


Da stimme ich zu, ich kann das auch mimen.

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Re: Tach!

Beitragvon Kisar » 1. Juni 2016, 21:17

Tach SKuriosum!

Höflichkeitsfloskeln sind mir auch etwas zuwider, aber ich finde, dass ein simples Hallo eine freundlichere Atmosphäre schafft.

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Re: Tach!

Beitragvon Aion » 1. Juni 2016, 21:53

In diesem Sinne also:
Hallo SKuriosum!
;)
Und übrigens: Was bedeutet eigentlich Dein Nick?
LG
Aion

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Re: Tach!

Beitragvon SKuriosum » 2. Juni 2016, 03:44

@Insuffizenz: Wenn ich das so lese, klingt das sehr vertraut. :rätseln: Ich dachte schon, jetzt würden mir keine neuen Aspekte mehr auffallen, wo meine Andersartigkeit ggü. der Norm zu finden ist, aber gerade sind neue hinzugekommen, die ich in Zukunft mal genauer beobachten werde. :)
Ich beginne jedoch auch, meine Maske in manchen Aspekten etwas zu reduzieren, seitdem ich mich mit der Thematik befassen konnte. Allerding lebe ich seit ca. 4 Jahren, trotz damals noch vorhandener Partnerin (Die Beziehung wurde vor ca. 9 Monaten beendet), sehr zurückgezogen. Da hat sich das "Training" dann auf den Job beschränkt und seit der Krankschreibung liegt es quasi brach.

@Kisar: Klar, handhabe ich ja im richtigen Leben auch so. Das ist dann aber auch nichts, was überzogen wirkt.
Kurioser Weise begrüße ich Familie und nahe Verwandte und Bekannte genauso wie Unbekannte und größere Gruppen - distanziert, ohne Körperkontakt, mit einem "Hi/Tach/Guten Tag/Huhu" und ggf. einem kurzen Wunk. Während ich entferntere Bekannte und Fremde in Minigrüppchen die Hand gebe, als Zeichen des Respekts.
Klingt skuril, ich weiß. :lachen:

@Aion: Danke! :)
Die Bedeutung leitet sich aus Skurilum-Kuriosum ab. Ich glaube, die beiden Worte sprechen für sich selbst. Und da sie sich die Buchstabenfolge *kuri* teilen, ließ es sich super verschmelzen. Das soll nur ein Indiz für die Andersartigkeit sein, die mir in einzelnen Teilen auch vor der Diagnose bereits aufgefallen war.
Auch eine 99,9%ige Sicherheit beherbergt 100% Ungewissheit.


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