seit nun fast einem Monat lese ich hier hin und wieder die Beiträge und möchte mich nun auch mal vorstellen. Ich bin 24 und aus München, bin eine HSP (hochsensible Person) mit SPS.
Seit guten 6 Wochen bin ich in Therapie, habe aber irgendwie noch das Gefühl das mein Therapeut mit mir überfordert ist.
Ich bin ein sehr facettenreicher Mensch, habe ein sehr komplexes Innenleben, was bedeutet ich mache mir wahrlich viele Gedanken zu Themen wie: warum ich so bin wie ich bin, woher alle meine Probleme kommen inkl. meiner Kindheit, wie andere menschen die Welt sehen, warum alles so ist wie es ist, wie Musik uns menschen prägt & warum wir scheinbar Musik in unserem Leben mehr oder weniger brauchen....Analysieren und Reflektieren sind also meine Stärken und ich könnte mit dem Aufzählen ewig so weiter machen...Ich habe lange versucht mich an meine für mich "schlachterähnlich erscheinende" Umwelt so gut es ging anzupassen, habe mir über die Jahre eine Art gesellschaftsgenormter Personenanzug "geschaffen", den ich mit gewissen "Ressourcen" (Freundlichkeit, Themen über die gern gespochen wird, etc.) ausstatten konnte und eine "normale" Person vorgeben konnte . Diese Ressourcen konnte ich mir anhand von Beobachtungen, wie bestimmte Themen und Emotionen auf andere menschen auf welche Art und Weise wirken, aneignen. Sobald ich interagiert habe (mit Freunden, bei größeren Familientreffen,...), war dieser Anzug aktiv und hat mich wenigstens ein bisschen normal aussehen lassen. Ich bin damit wohl auch recht authentisch rüber gekommen , jedenfalls habe ich nie irgendwelche diesbezüglich Kommentare bekommen. Aber ich konnte diesen "Anzug" bloß für eine gewisse Zeit (ca 2-3 Stunden) tragen, danach waren die "Akkus" leer. Mit diesem "Anzug" konnte ich auch mit den HS-typischen Problemen wie Reizüberflutung & Menschenmassen für diese Zeit fertig werden. Allerdings hat sich im Kern keine dieser Interaktionen zu nahezu keiner zeit real oder authentisch für mich angefühlt. Danach war ich immer erschöpft.
Jedoch habe ich - so glaube ich zumindest - diesen Personenanzug bis vor diesen 6 Wochen zu häufig benutzt ( war im Praktikum). Das Resultat war, dass ich nicht mehr fähig war zu unterscheiden, WAS projiziere ich an Ressourcen so dass es auch bei meinem Gegenüber RICHTIG ankommt und WANN glaube ich, dass ich projiziere. Ich glaubte also Dinge gesagt zu haben oder die richtigen Signale zu senden, obwohl ich wahrscheinlich nichts davon gemacht habe. Ich erntete letzen Endes also Verwirrung bei mir selbst und meiner Chefin und beendete mein Praktikum sofort, da ich glaubte nun vollständig verrückt zu werden. Daraufhin begab ich mich in Therapie.
Emotionen auszudrücken bzw. richtig rüber zu bringen sind für mich ein absolutes Rätsel. Menschen zu beobachten & zu analysieren dagegen kann ich hervorragend. Interaktion empfinde ich lästig und anstrengend. Besonders wenn es sich um Small-Talk handelt. Tiefgründige Unterhaltungen wären schön, jedoch langweilten mich bisher die meisten "tiefgründigen " Unterhaltungen nach kurzer Zeit. Blickkontakt zu halten, ist fast unmöglich: Augen transportieren zu viele Reize & Emotionen auf einmal.
Serien/ Filme / Musik/ Bücher sind mir unfassbar wichtig & wenn diese facettenreich und Feinheiten besitzen sprechen sie mich am schnellsten an, darunter die Serie Hannibal (meine absolute Lieblingsserie), klassische Musik oder Gothac etc.
Im Thread Quantendenken (oder so ähnlich) in dem viel über das "Gleichzeitigkeitsdenken" (jein, Jaber, ...) geschrieben wurde konnte ich mich unglaublich wieder finden. Allerdings habe ich auch schon einige andere interessante Threads gefunden, die mir ein wenig das Gefühl des Verstanden-Werden gegeben haben.
Das nun "erst mal" zu mir!
Ich hoffe, hier einen angenehmen Austausch mit Gleichgesinnten zu finden.
Grüße, Satisfiction
