Schizoid eher ja

Bist du neu eingetroffen oder hast du vor uns wieder zu verlassen?
Hier kannst du dich vorstellen bzw. verabschieden.
Benutzeravatar
Mevilin
interessiert
interessiert
Beiträge: 36
Registriert: 24. März 2016, 10:26
SPS: Eher Ja

Schizoid eher ja

Beitragvon Mevilin » 25. März 2016, 09:56

Ein liebes Hallo in die Runde, :winken:

ich bin durch das Asexuelle Forum hier her gekommen. Irgendwo fand ich den Link in einer Signatur.
Obwohl ich die Diagnose SP vor einem Jahr von einem Psychotherapeuten bekam, (bei dem ich notgedrungen noch immer bin) habe ich hier im Profil nicht „Ja“, sondern „eher ja“ angekreuzt. Ich bin mir nämlich nicht zu 100% sicher, ob ich wirklich so schizoid bin, wie die Therapeutin mich glauben lässt, oder ob es nicht eher eine – wenn auch sehr lange – Phase ist.

Schizoide Anteile hatte ich schon immer, ja. das weiß ich auch. Schon als Kind war ich eher Einzelgänger. Ich war Zeitlebens mein bester Gesellschafter. Lange Weile hatte ich niemals. Menschen überforderten mich seit jeher. Ich finde es sehr eng, sehr laut, sehr lästig. Partys waren noch niemals „meins“. Meist, wenn Menschen feierten und jubelten, bzw. sich amüsierten, wurde ich sagenhaft müde. Ich gähnte alle zwei Minuten, bis nichts mehr ging und ich nach Hause musste. Zuhause dann war ich wieder munter und konnte mich noch stundenlang mit mir und meinen Hobbys beschäftigen. Das war tatsächlich IMMER so.

Ich war bereits als Kind hochgradig sensibel, was sich durch Traumata dann noch steigerte. Ich höre das Gras wachsen und die Flöhe husten, wie man so schön sagt. Meine Intuition ist mehr ausgeprägt, als mir lieb ist, denn natürlich wird man – egal ob zwischenmenschlich oder allgemein – völlig überinformiert. Außerdem trug es dazu bei, dass ich Menschen nicht mag. Für mich ist es nicht aushaltbar, dass so viele Menschen so unfassbar wenig merken.

Trotzdem war ich nicht immer so emotionslos, wie u.a. in den letzten 10 Jahren. In einer früheren Therapie bekam ich die Diagnose: Dissoziative Identitätsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung. Ich war immer sehr gespalten, hatte sehr unterschiedliche Identitäten in mir, - stellenweise auch Amnesien.

Beziehungen konnte ich eingehen, aber niemals länger als ein paar Monate. Das längste waren zwei Jahre. Ich konnte auch niemals mit einem Mann zusammen leben, brauchte immer meinen Rückzugsraum und meine Distanz. Vor ca 10 Jahre glaubte ich das erste Mal, wirklich zu lieben. Leider hatte der Partner eine schizoide-narzisstische Persönlichkeitsstörung, was mich in die absolute Erschöpfung und am Ende sogar in die Klinik brachte. Wir fühlten uns seelenverwand, konnten in unserem Wesen viele Parallele finden, hatten beiden denselben Distanzanspruch, sahen die Menschen mit denselben Augen, uvm. Letztendlich aber war es dann wohl sein Narzissmus, der nicht nur destruktiv und manipulativ wirkte, sondern auch seine narzisstische Wut, die sich oftmals im Sadismus offenbarte. Als Nicht-Masochistin führte es mich in den Abgrund, bis ich mich dann in der Klinikzeit von ihm trennte.

Das ist nun 10 Jahre her, und seitdem manifestiert sich in mir das schizoide Wesen, was m.E. zuvor nur angelegt war. Gespalten fühle ich mich nicht mehr. Ich habe ein klares kohärentes Ich. Leider auch ein sehr emotionsloses. Da ist keinerlei Bedarf mehr nach einer Beziehung.
Einzelgänger war ich ja, wie oben erwähnt, schon immer. Nun fehlt mir aber auch zusätzlich komplett das Verlangen nach einem Partner. Es gibt keine Anziehung mehr, mich lassen Männer (und natürlich auch Frauen) völlig kalt. Was Liebe bedeutet, kann ich einzig nur bei meinem Hund fühlen, bei Menschen ist es mir fremd und erzeugt eher negative Gänsehaut, wenn ich es mir vorzustellen versuche.

Meinen Hund hab ich seit 2 Jahren. Er entlockt mir doch sehr positive Gefühle, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie habe. Zum Beispiel zieht sich mein Herz zusammen, wenn ich meinen Hund anschaue, so sehr scheine ich ihn zu lieben.

Ansonsten fühle ich nichts. Ich hab auch keine Sehnsüchte, - nach nichts. 10 Jahre nun schon am Stück. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit mir, und manchmal denke ich sogar, dass ich durchaus glücklich bin. Früher gab es auch depressive Phasen, selbst diese kenne ich nicht mehr. Man kann mir auch keine Freude mehr machen, ja, selbst Kritik oder Wut durch andere lässt mich unberührt. Manchmal fühle ich so eine Enge in mir, was darauf hindeutet, dass ich wütend bin, aber wenn es Wut ist, dann scheint es eine sehr still Wut zu sein.

Ja, nun hab ich mich hier ein wenig eingelesen und hoffe auf einige interessante Gespräche.

edit: Rechtschreibfehler
::::::::::::::::::::::
Ich fülle meine Jahre lieber mit Leben, als mein Leben mit Jahren, und zwar mein Leben.

Benutzeravatar
Indigocat
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1721
Registriert: 6. September 2013, 20:40
SPS: Ja

Re: Schizoid eher ja

Beitragvon Indigocat » 26. März 2016, 09:07

Hallo Mevilin, willkommen im Forum! :winken:

Du scheinst ja sehr reflektiert zu sein und viel über dich nachgedacht zu haben.

Das Gähnen kenne ich auch und auch den Hang zu narzisstischen Männern in meiner Vor-Therapiezeit. :high:

VG, Indigocat
Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

Benutzeravatar
Mevilin
interessiert
interessiert
Beiträge: 36
Registriert: 24. März 2016, 10:26
SPS: Eher Ja

Re: Schizoid eher ja

Beitragvon Mevilin » 27. März 2016, 09:50

Herzlichen Dank für dein Willkommen. :winken:

Ja, ich denke, ich bin sehr reflektiert. das kommt vor allem davon (ich schrie es gerad in einem anderen Thread), weil ich vor ca 20 Jahren vier ganze Jahre (mit kleinen Unterbrechungen) in einer Therapieklinik war. das prägt natürlich. In der Zeit hat sich in mir sozusagen eine Analytikerin entwickelt, die niemals damit aufgehört hat, mich selbst zu analysieren und zu reflektieren.
::::::::::::::::::::::
Ich fülle meine Jahre lieber mit Leben, als mein Leben mit Jahren, und zwar mein Leben.

Benutzeravatar
vanBloom
engagiert
engagiert
Beiträge: 212
Registriert: 15. Dezember 2015, 14:15
SPS: Eher Ja

Re: Schizoid eher ja

Beitragvon vanBloom » 27. März 2016, 13:37

Den Analytiker - oder inneren Kritiker - in mir, den kenne ich auch. Der gibt niemals Ruhe. Oft ist er anstrengend. Manchmal verrennt er sich auch in Ideen und differenziert so manch positives Erlebniss solange tot, bis es emotionslos, ein Neutrum ist. Meistens ist das Ergebnis jedoch recht sehens- und bemerkenswert. Schwirig sind die Phasen vor der Erkenntniss! Ich will ihn - den Analytiker und Kritiker in mir - jedoch auf keinen Fall missen. Er ist mir ans Herz gewachsen.

Ich bemerke jedoch in meinen Therapien und auch hier im Forum, dass es von Vorteil ist, wenn man sich ab und an mal Input von anderen Menschen mit anderen Erfahrungen, Einstellungen und ohne eigene Erfahrungen und Einstellungen besorgt. So bekommt der Analytiker ein breiteres Spektrum das er analysieren kann.

Under Hirn ist eigentlich ziemlich bescheuert. Es ist recht einfach ihm Erfahrungen anderer als eigene vorzugaukeln oder es dazu zu bringen, etwas für wahr zu halten, dass man eigentlich nur visualisiert oder sich vorstellt. So kann man sich recht leicht austricksen und Simulationen fahren, für die einem alleine die Daten fehlen.
"Wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Kacke liegt."
- Rudi Assauer, Focus Nr. 39 (2005)


Zurück zu „Vorstellung/Abschied“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 31 Gäste