Neuvorstellung aus München

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saudade
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Neuvorstellung aus München

Beitragvon saudade » 2. Februar 2016, 11:16

Hallo an alle in diesem Forum,

ich habe mich heute angemeldet und möchte mich ein wenig vorstellen.

Schon lange war mir klar, dass ich im sozialen Umgang mit anderen Menschen ein wenig eigenbrötlerisch bin, und dass es mir ungewöhnlich schwer fällt, Freundschaften zu knüpfen oder längerfristig zu erhalten. Dazu kommt ein recht starker Wunsch nach persönlicher Unabhängigkeit und Freiheit, der dazu führt, dass ich gern allein bin und meine Unternehmungen unabhängig von anderen Leuten plane und durchführe.

Oft habe ich mir schon überlegt, woran es liegen könnte, dass ich meistens wie ein Asteroid durchs Leben trudle, mit nur wenigen Anknüpfungspunkten an mein soziales Umfeld. Erst vor kurzem bin ich dann über die mögliche Ursache einer schizoiden Persönlichkeitsstörung gestolpert, und somit bin ich auch auf dieses Forum gestoßen.

Wenn ich mir die offiziellen Diagnosekriterien ansehe, dann treffen relativ viele auf mich zu:

- wenn überhaupt, dann bereiten nur wenige Tätigkeiten Freude;
Trifft nicht zu. Ich habe an vielen Tätigkeiten Freude.

- zeigt emotionale Kühle, Distanziertheit oder abgeflachte Affektivität;
Das trifft wohl zu. Zwar empfinde ich nicht so, aber ich kann meine Emotionen nur schwer nach außen tragen, sodass ich meistens ein relativ gleichgültiges Verhalten zeige.

- erscheint gleichgültig gegenüber Lob oder Kritik von anderen;
Stimmt wohl auch. Lob freut mich zwar, aber ich kann meine Freude irgendwie nicht zum Ausdruck bringen. Kritik versuche ich emotional zu unterdrücken und beiseite zu schieben.

- wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung des Alters);
Stimmt zumindest teilweise. Jedenfalls ist mein Bedarf an sexuellen Kontakten eher unterdurchschnittlich.

- fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die alleine durchzuführen sind;
Stimmt überwiegend, aber nicht vollständig. Ich mache auch gern Aktivitäten gemeinsam mit anderen (z.B. bin ich in einer Theatergruppe aktiv), aber auch innerhalb dieser Gruppen fühle ich mich meistens eher wie ein Satellit, der die Gruppe von außen beobachtet und nicht richtig integriert ist.

- übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien und Introvertiertheit;
Hm, ja, in Folge des vielen Alleinseins trifft das wohl zu.

- hat keine oder wünscht keine engen Freunde oder vertrauensvollen Beziehungen (oder höchstens eine);
Ja, stimmt. Wobei ich mir schon enge Freunde wünschen würde, aber es gelingt mir nicht, Freundschaften längerfristig zu erhalten. Zwar entstehen immer wieder nette Kontakte, und am Anfang mögen mich die Menschen auch meistens, aber nach einiger Zeit (Monaten oder spätestens Jahren) verliert man das Interesse an mir, und auch ich neige dann dazu, die verlorengehende Freundschaft nicht zu retten.

- deutlich mangelndes Gespür für geltende soziale Normen und Konventionen. Wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich.
Trifft weniger zu.

Soweit fürs erste. Ich würde mich über einen interessanten Austausch freuen. Ach ja, ich bin bereits 50 Jahre alt...

bahnhof
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Re: Neuvorstellung aus München

Beitragvon bahnhof » 2. Februar 2016, 22:45

Was man ist oder nicht ist, ist im Grunde egal, solange man selbst oder die Gesellschaft nicht darunter leidet.

Wenn es dir nur darum geht, für dein Sein als Außerirdischer eine passende Schublade entdeckt zu haben und das war's, auch gut.

In Bezug auf dieses Forum würde ich sagen, dass es sinnvoll ist, möglichst konkrete Probleme anzusprechen, sofern man welche hat (?!), statt vor allem über die Vor- und Nachteile des Lebens als Mensch mit SPS im Allgemeinen zu diskutieren oder dieses womöglich auch noch zu glorifizieren, wie manche es tun, weil sie den Zustand sonst kaum aushalten können, denn im Grunde ist ein Mensch mit SPS ist ein ganz armes Würstchen, dessen einzige Hoffnung der Tod ist.

Das Alter 50 ist übrigens typisch. Da merkt man allmählich, dass die Rolle, die man in diesem Film hat, sich mangels Zukunft nicht mehr ändern wird. Diese Gewissheit wird ab da jedes Jahr eindrücklicher und irgendwann stellt sich, wenn es gut läuft, eine gewisse Erleichterung ein, weil man den ständigen Kampf gegen die Windmühlen des Dazugehörenwollens endlich einstellen und den Status Quo akzeptzieren kann.

Wie gesagt, sofern man sonst keine Probleme hat.

Herzlich willkomen! (leider)


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