Neonfisch hat geschrieben:Die Morde, die der Joker begeht, sind auch nicht der springende Punkt für mich, sondern das einsame, freund- und freudlose, perspektivlose Dasein des Protagonisten, in dessen Handlungen immer wieder schwere Depressionen sichtbar werden. Er will "ankommen" und schafft es nicht, egal was er versucht, kann sich nicht gut artikulieren und stößt stets auf Ablehnung. Seine Wut und Enttäuschung auf Mitmenschen wird sicht- und "nachfühlbar". Ich gehe davon aus, dass der Hauptdarsteller sich vorbereitend ausführlich mit psychischen Diagnosen beschäftigte. Dass nachher Tote im Film vorkommen, ist vollkommen klar und eine ganz andere Sache: Kinofilme dieser Art, in denen es nicht richtig "knallt" ziehen nun mal nicht genug Publikum an. Ich finde die schauspielerische Leistung jedenfalls gelungen und authentisch wirkend (Depression, soziale Hemmungen, latente Schizophrenie, narzisstische Kränkung). mfg.
der charakter des filmhelden, wie du ihn beschreibst, erinnert mich ein bisschen an mich selbst, wie ich als junger mann war. mit den unterschieden:
a) ich habe es geschafft beizeiten von zuhause auszuziehen.
b) ich habe es geschafft in meinem traumberuf erfolgreich zu werden und mit wachsendem erfolg änderte sich auch meine persönlichkeit und kehrte sich in einigen aspekten quasi ins gegenteil um.
c) zu keiner zeit wäre ich wirklich fähig einen mord zu begehen, ausser vielleicht aus notwehr. das ist der punkt.
und ja, als ich jung war und gezwungenermaßen mich unter menschen bewegen musste (heute kann ich es mir aussuchen, ob ich will oder nicht) hielten mich viele für einen potentiellen amokläufer oder serienkiller. zuletzt als ich in einem studentenwohnheim wohnte. da habe ich mich sogar engagiert (war zu dem zeitpunkt auf so einem trip) war flursprecher, stellvertretender wohnheimsprecher, habe die legendären wohnheimparties mitorganisiert. und trotzdem war ich natürlich zugleich immer noch sehr zurückhaltend, ging den leuten im alltag aus dem weg und wollte mit niemandem was zu tun haben. das hat regelrecht die fantasie meiner mitbewohner beflügelt. vermutlich war ich, ohne es zu wollen, der typ, über den am meisten geredet wurde. einmal, da lag ich in einer lauen sommernacht eine weile draußen im gras rum und starrte die sterne an. ich war überglücklich, weil sich die dinge gerade genau so entwickelten, wie ich es mir vorstellte. irgendwann mal wurde es mir zu kühl, ich stand auf, wollte wieder rein und habe auf dem weg nach drinnen eine schaufel im gras liegen gesehen, die jemand dort vergessen hat. als verantwortungsbewusster stellvertretender wohnheimsprecher, nahm ich sie mit und wollte sie in den keller zu den anderen gartenwerkzeugen tun. ich nahm die abkürzung über die terasse und dem aufenhaltsraum, wo wie immer, wie jeden abend die üblichen verdächtigen rumsaßen. nun sahen sie mich, wie ich aus der dunkelheit der nacht plötzlich in den raum trat, mit zerzausten haaren, mit hängengebliebeben blättern und gräsern darin und auf dem t-shirt und mit einer schaufel in der hand, und da ging ihre fantasie endgültig mit ihnen durch:
-sag mal, du hast doch nicht etwa eine leiche bei uns im garten vergraben?
-nö, eigentlich nicht, wie kommt ihr darauf?
-na ja, du bist immer so komisch, man könnte glatt denken, du wärst so ein potentieller serienmörder.
-echt jetzt?! krass leute, ihr habt vielleicht nen knall!
ich denke, gerade weil ich zu dem zeitpunkt schon so selbstbewusst war, unbeirrt mein ding durchzog, mich nebenbei sogar engagierte und verantwortung übernahm, hat das die leute noch mehr irritiert. sie konnten mich nicht einordnen und dachten, ich hätte da so ein dunkles geheimnis oder so, das befügelte ihre fantasie, und sie wurde nun mal aus so hollywoodschinken wie "das schweigen der lämmer" und so weiter gespeist, die nichts mit der realität zu tun haben, aber eben die wahrnehmung der leute beeinflüssen.
ein grund, warum ich mir nur noch geo-reportagen bei arte anschaue, irgendwas über kolibris oder yanomami-indianer, den ganzen unrealistischen scheißdreck will ich gar nicht in meinem kopf haben.
auch im abseits sterben helden. (clickclickdecker)