Richey Edwards hat geschrieben: Was ich aber mag, ist diese Aussage von Beuys:
‹Ich bin gar kein Künstler. Es sei denn unter der Voraussetzung, dass wir uns alle als Künstler verstehen, dann bin ich wieder dabei. Sonst nicht.›
Damit wollte Beuys nicht sagen, dass jeder ein Maler, Bildhauer oder Komponist sein kann, sondern: Jeder Mensch ist potentiell in der Lage, Gesellschaft zu gestalten. Die Kunst endete für ihn nicht innerhalb der Mauern von Museen oder Galerien, die ganze Gesellschaft sollte
das Kunstwerk sein, deshalb sprach er vom "erweiterten Kunstbegriff". Und er meinte das ernst. Er wollte auch in der Politik gestalterisch
tätig sein und kandidierte 1979 für das Europaparlament für die Grünen. Sein politisches Engagement blieb zwar erfolglos, zeigte aber die ganzheitlichen Vorstellungen, die er mit dem "erweiterten Kunstbegriff" verband.
Ja, sympathischer Gedanke, der erweiterte Kunstbegriff, bewahrt wohl auch vor der "Künstler-Attitüde" und das ganz
strikte Trennen von Kunst und "Gesellschaft / stumpfe Masse". Wobei ich schon glaube, dass es technisch und expressiv
begabtere Menschen gibt.
Aber dieser Gedanke mit dem erweiterten Kunstbegriff hat für mich auch was von "Augenhöhe"zu anderen Menschen
zu tun. Und es betont den Aspekt des Gestaltens, ja.
Bei meiner eigenen Persönlichkeitsstruktur ist das etwas zwiespältig. ich hatte durchaus eher so in den End-Teens auch ab und an
kleinere Ideen, mit denen ich meine Mitmenschen konfrontieren wollte oder habe, z B ein Oberteil bastelen/anziehen, was
die Organe des Menschen zeigt, weil mich das damals sehr beschäftigt hat, aus was Mensch so besteht innen und wie wenig
man darüber samstags beim Shopping nachdenkt, wo ich immer das Gefühl hab, dass manche Menschen in einer mir unwirklichen
Parallelebene unterwegs sind und Organe sind viel realer; und dann die irritierten Blicke
Aber dann im Fokus sein ist ja wieder total fürchterlich, dann wird das Rückzugsbedürfnis wieder stark. Da könnte maskierte /
verhüllte Performance ggf. helfen. Oder wie bei den Gorillaz, nur Comic Avatare auftreten lassen.
Naja, im großen und ganzen ist die Tendenz "keine Aufmerksamkeit" dann doch größer.
Oder so Aktionen gingen evtl., wie es mein Bekannter mal gemacht hat, beim sechseckigen Ehrenhügel der Stadt, von dem
durch die halbe Stadt ein Wasserlauf durchlief, irgendne Farbe reinschmeißen, bis der ganze Wasserlauf rot wurde (illegal, verjährt).
Irgendwelche Botschaften / Änderungen kann man überall mal hier und da einbauen.
So Flash Mobs gehen ja auch schonmal in die Richtung "was anderes in den Ablauf bringen", aber die find ich meistens nicht
so inspirierend sondern eher vorhersehbar.
Gut, was wirklich kleines, ne Zeitlang hab ich auch immer aus Versehen Tampons verloren, aber irgendwie war das auch
schon interessant, was das für Interaktionen und Reaktionen hervorbrachte, manche spielten damit Fußball , es kam auf
jeden Fall irgendwie eine quirlige Energie auf, und ich hab einfach nur einen inneren Lachflash bekommen, je nachdem
an welchem Ort das war (die harten Rockerjungs auf der Tanzfläche, die seriöse Behörde ect).
Das könnte man durchaus gezielter machen und auch noch dokumentieren und schon hätte man was