Filme

Welche Musik hörst du gerade und/ oder welchen Film kannst du empfehlen?
Dann gib uns hier eine Kostprobe deiner Favoriten...
Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1794
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Passengers & Lunchbox

Beitragvon sdsdsdsv » 20. Januar 2017, 15:25

Seit Moon hoffe ich bei jedem neuen stilleren Science Fiction auf ein Kleinod, das ich verpassen könnte. So auch bei Passengers, dessen Poster sein Genre nicht preisgibt. Ich frage mich, wie viele Sci-Fi Fans von der Erwartung einer Romanze und wie viele Pärchen von dem Label "Science-Fiction" abgeschreckt wurden. Der Streifen ist durchweg unspektakulär, was bei dem Aufwand und Budget schon eine Leistung für sich ist. Die Schauspieler verrichten ihr Handwerk ganz zufriedenstellend, wobei ich den Eindruck hatte, dass der männliche "Held" etwas nuancierter hätte sein können, aber diese Figur war auch im Film ein Tölpel, also hat's wahrscheinlich gepasst. Lawrence dagegen überzeugt, aber ihr banaler Text erforderte sicherlich keine Höchstleistungen.

Keine Szene sticht hier heraus und alle Dialoge sind schrecklich dröge. Als der Barkeeper-Android eingeführt wird, der seine Tipps für alle Lebenslagen zum Besten gibt, war ich mir nicht sicher, ob das ein Scherz für das Publikum war, oder purer Ernst. Das Ende bringt den Film schließlich dahin zurück, wo er begonnen hatte: einer egoistischen Männerphantasie. Das moralische Dilemma ist keines mehr, wenn es durch das Opfer aufgelöst wird, das sich freiwillig für die lebenslange Isolation entscheidet, weil die Dame ohne ihren Kidnapper "nicht mehr leben" kann. So sind sie halt die Weiber, lass' sie meckern, irgendwann fügen sie sich schon in ihr Schicksal. So weit so menschenverachtend. Der Herr ist fein raus und wir denken lieber nicht zu intensiv über den Schluss nach.

Das Ganze wirkt nicht nur latent frauenfeindlich, oder zumindest unmodern, ist dabei aber so oberflächlich und trivial, dass ich mich lediglich zu einem Schulterzucken und Augenrollen aufraffen konnte. Das hätte ein Hobbyprojekt sein sollen, oder der Einstiegsfilm eines ambitionierten Machers, aber keine teure Produktion (und doch ist es so). Am Ende war er nicht mal richtig schlecht, nur ein wenig enttäuschend. Die Ausstattung war aber wie gesagt gut.

The Lunchbox von 2013 ist eine indische Romanze, bzw. ein Drama über eine Frühstücksdose, die zufällig den falschen Adressaten erreicht. Eine junge Hausfrau entdeckt zufällig, dass ihr Mann, der sie zunehmend vernachlässigt, ihr für das falsche Frühstück dankt. Dieses nimmt er nicht selbst mit, sondern erhält es über eine Art Transportunternehmen, das auf seine Zuverlässigkeit sehr stolz ist. Neugierig fügt sie beim nächsten Ma(h)l eine Botschaft hinzu und so entwickelt sich allmählich ein Briefwechsel mit dem scheuen unbekannten Esser, der sich, wer hätte es gedacht, als weltabgewandt und alleinstehend entpuppt.
Lunchbox ist ein wundervoller Film, den man mögen muss. Die Idee des "unsichtbaren Tantchens" fand ich großartig und ich genoss die ruhige Performance der Schauspieler in diesem authentisch wirkendem Setting. Man kommt den Straßen Indiens hier sehr nahe und erhält einen Eindruck vom dortigen Straßenleben.
Der langsame Gang des Films zerrt allerdings ein wenig an den Nerven des Zuschauers. Ich mag gemächliche, ruhige Filme, aber dieser fühlt sich an wie eine Kurzgeschichte, die auf 1:40 Stunden aufgeblasen wurde. Die schöne, aber simple Geschichte konnte meine Aufmerksamkeit nicht die ganze Zeit fesseln, auch wenn ich zugebe, dass das Schritttempo hervorragend zum Thema des Films passt, dessen Figuren noch nicht im "Email-Zeitalter" angekommen sind. Meiner Meinung nach könnte man hier problemlos 15 Minuten rauskürzen. Sicherlich war ich aber einfach nicht in der richtigen Stimmung. Wer also etwas mehr Geduld aufbringt, wird reichlich belohnt werden.

Benutzeravatar
Traumafrau
Moderator
Moderator
Beiträge: 870
Registriert: 16. Dezember 2016, 16:54
Kontaktdaten:

Lunchbox & Beasts of No Nation

Beitragvon Traumafrau » 21. Januar 2017, 15:51

sdsdsdsv hat geschrieben: The Lunchbox von 2013 ist eine indische Romanze, bzw. ein Drama über eine Frühstücksdose, die zufällig den falschen Adressaten erreicht.
Vielen Dank für diesen großartigen Filmtipp. Gerade gesehen, bittersüß, ruhig und achtsam, ganz wundervoll. :-)

Beasts of No Nation - Netflix erster eigenproduzierter Spielfilm über die Grausamkeit der Rebellen-Milliz. Ein Antikriegsfilm so Hochkarätig, Bildgewaltig, Kamerafahrten intensiv und realitätsnah in Szene gesetzt, ruhig, eindrücklich und absolut stark. https://www.youtube.com/watch?v=3XRKrwnZqsw

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1794
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Re: Filme

Beitragvon sdsdsdsv » 22. Januar 2017, 11:30

Gern. Freut mich, dass er dir gefiel. Deine Empfehlung kommt auf meine Liste.

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1794
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Xi you: Xiang mo pian

Beitragvon sdsdsdsv » 5. Februar 2017, 15:15

Bild

Xi you: Xiang mo pian

... oder mit anderen Worten: "Stephen Chow dreht gute Filme, was hat er eigentlich alles noch gemacht?" Journey to the West: Conquering the Demons zum Beispiel. Der Film ist schon vier Jahre alt (es ist afaik gerade eine Fortsetzung erschienen) und außerhalb Chinas kaum bekannt. Das ist wirklich schade, denn ich bin schon lange nicht mehr so gut unterhalten worden. Die abenteuerliche Geschichte um einen jungen Mönch, der sich dem Kampf gegen das Böse verschrieben hat, wechselt trotz aller Albernheiten elegant zwischen Komödie, Horror, Action, Schnulze und Drama. Die Bilder sind toll und die Figuren gewohnt charismatisch. Irgendwie ist da trotz aller Fährnisse so eine heitere Unbeschwertheit, die ich sehr schätze, zu spüren.

Chow-typisch werden immer wieder Konventionen charmant gebrochen, wie wenn der "Held" sich dramatisch anschickt zu gehen, nur um wieder vom kräftigen Schlägertyp zurückgeführt zu werden. Auffällig fand ich auch, dass gelegentlich Leute abgemurkst werden. Ein Bösewicht beispielsweise zeigt einmal, was er kann und hinterlässt Kollateralschäden. Das ist mit unserem Konzept von Komödie eigentlich nicht vereinbar und lässt einen schon mal etwas verdutzt zurück, aber hier kommt es vor. Wer Untertitel nicht scheut, bekommt einen großartigen Fatasyfilm, der mit dem bekannten Output von Chow locker mithalten kann.


Zu Fuck Ju Göthe 2 bin ich gezwungen worden. Ein merkwürdig aufgeregter Film mit vielen Schnitten ist das. Ich hatte die erste halbe Stunde das Gefühl ich schaue den längsten Trailer der Welt. Von den Bildern und der Kamera auf Fernsehniveau. Die Figuren durch die Bank unsympathisch. Dann eine ständige Hektik ohne Grund. Es gibt dadurch keine Spannung, keinen Humor, oder gar Drama, es kommt alles schnell und ist auch schnell wieder vorbei. Ein Schundfilm, der einen die besser gemachten Schundfilme anderer Länder schätzen lehrt.

Benutzeravatar
ToWCypress81
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1920
Registriert: 23. Juni 2016, 00:55
Kontaktdaten:

Re: Filme

Beitragvon ToWCypress81 » 6. Februar 2017, 18:21

Kennt ihr eigentlich den Film "Buffalo 66"?
Finde das ist mit der Film der am meisten einem "schizoiden" und/oder "selbstunsicher-vermeidenden" PS-Charakter entspricht.
Ist ein sehr guter Film - ist jedem schizoiden und ähnlich gearteten Menschen sehr zu empfehlen. Hat mir damals sehr gut gefallen, gerade weil ich so viele Ähnlichkeiten zu meinem Empfinden sah.
Der Hauptdarsteller "Vincent Gallo" spielt in vielen seiner Rollen so eine Art von Charakter (vielleicht leidet er ja selbst an so etwas wie SPS oder ähnlichem/dergleichen). - Z. B.: "Arizona Dream" ist auch noch ganz gut - ist aber nicht ganz so "schizoid-lastig"; "Brown Bunny" geht da eher ebenfalls noch in jene Richtung.
Meine Lieblingsfilme, die ich nach zig-maligen anschauen nach wie vor immer noch sehr mag: Alien (erster Teil) und Blade Runner.
Buffalo66Szene.jpg

Buffalo66plakat.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von ToWCypress81 am 11. Februar 2017, 19:14, insgesamt 1-mal geändert.
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

Benutzeravatar
hinterdemmond
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 797
Registriert: 14. Oktober 2015, 01:05
SPS: Vielleicht

Re: Filme

Beitragvon hinterdemmond » 7. Februar 2017, 01:55

ein film über das land, in dem ich aufgewachsen bin:
https://www.youtube.com/watch?v=ipeWUj9x7lw
auch im abseits sterben helden. (clickclickdecker)

Benutzeravatar
Traumafrau
Moderator
Moderator
Beiträge: 870
Registriert: 16. Dezember 2016, 16:54
Kontaktdaten:

Re: Filme

Beitragvon Traumafrau » 16. Februar 2017, 01:43

ToWCypress81 hat geschrieben:Kennt ihr eigentlich den Film "Buffalo 66"?


Diese Empfehlung hat mich ja magisch angezogen. Noch am selben Abend gesehen und für grossartig befunden, vielen Dank für diese Perle.

Benutzeravatar
ToWCypress81
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1920
Registriert: 23. Juni 2016, 00:55
Kontaktdaten:

Re: Filme

Beitragvon ToWCypress81 » 17. Februar 2017, 00:41

@Traumafrau
Freut mich das es dir gefällt. LG
"Vergleiche dich niemals mit anderen. Vergleiche dich immer nur mit deinem früheren Ich". - R. M.

Benutzeravatar
ToWCypress81
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1920
Registriert: 23. Juni 2016, 00:55
Kontaktdaten:

Re: Filme

Beitragvon ToWCypress81 » 17. Februar 2017, 01:51

Der Film "incendies" (Original-Titel) - deutscher Titel: "Die Frau die singt" ist auch sehr empfehlenswert.
Ist allerdings ein sehr dramatischer Film. - Ist eine Familiengeschichte, die in aufwühlenden Maße die kriegerischen, kulturellen und religiösen Wirren im "Nahen Osten" aufzeigt - aus der Sicht von 3 Familienmitglieder. - Sehr einfühlsamer und unter die Haut gehender Film.
Vor allem wenn das Lied "You And Whose Army" von Radiohead zu verschiedenen (intensiven) Szenen zu spielen beginnt - ist sehr eindrücklich.
IncendiesSzene1.jpg

IncendiesSzene2.jpg

https://www.youtube.com/watch?v=AWglVPKHQGM

Und dann noch ein empfehlenswerter dramatischer Film namens "Once We Where Warriors" (Original-Titel) - deutscher Titel: "Die letzte Kriegerin" (der deutsche Titel ist ein bisschen fehlgeleitet - der Original-Titel macht mehr Sinn, da es sich nicht (nur) um die 1ne Person handelt).
Darin geht es um eine Maori-Familie. - Es wird in dem Film der schwierige, konfliktbelastete Alltag und kulturelle Zwistigkeiten im Leben jedes Familienmitglieds auf sehr einprägsame, einfühlsame, gewaltige(gewalttätige) und intensive Art und Weise gezeigt. Geht auch sehr stark unter die Haut. - Sehr empfehlenswert.
oWeWereWarriors.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1794
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Mad Max: Fury Road

Beitragvon sdsdsdsv » 17. Februar 2017, 20:41

Bin noch ganz benommen. Ab jetzt denke ich bei wild grimassierenden halbnackten Männern mit Ledermaske zunächst an misslungene Hollywoodremakes. Das Ding ist ohne Übertreibung eine zweistündige Verfolgungsjagd mit einer kurzen Pause in der Mitte, die den Zuschauer unter Dauerstress setzt. Tom Hardy hat null Charisma und begleitet den Film mehr als er dessen Handlung bestimmt. Charlize Therons Zusammenbruch nach der großen "Enttäuschung" ist auch mehr als unglaubwürdig und die restlichen Figuren bleiben farblos.

Der Film zauberte mir zwei Stunden lang so ein ungläubiges Lächeln ins Gesicht, das ich erst wieder los werden muss. Dabei kann ich mir leicht vorstellen, dass das in der richtigen Stimmung ein prima Partyfilm ist, aber da ist nix, was man ernst nehmen kann. Die eifrig auf den phantasievollen Fahrzeugen herumkletternden Charaktere z.B. bekommen keine Zeit sich zu entwickeln und haben nie mehr als eine Charaktereigenschaft. Einerseits ist das cool und man kann sicherlich bei der aufwändigen Akrobatik und den unbekümmert chargierenden Typen irgendwie mitfiebern, andererseits ist es auch eine verschenkte Chance, weil das Szenario doch schon reizvoll ist und grundsätzliche Fragen aufwirft, die hier nur angedeutet werden. Zudem funktionieren so natürlich die "dramatischen Szenen" nicht, bei denen wir um den Verlust einiger "guter" Figuren trauern sollten. Wie kann der 8,1 Punkte bei IMDB bekommen? Ganz großer Quatsch, wenn auch stellenweise mitreißend und auf seine ulkige Art unterhaltsam.


Zurück zu „Multimedia“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste