Sprache

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Sprache

Beitragvon Insuffizienz » 13. September 2014, 20:19

Ich habe mal gelesen, dass sich insbesondere SP intensiver mit der Sprache oder Linguistik allgemein auseinanersetzen.
Geht es euch auch so? Die Frage ist auch an die anderen gerichtet.

Ich für meinen Teil bin seit ca. der 10. Klasse sehr an der deutschen Sprache interessiert und beschäftige mich gerne mit mannigfaltigen Themen in dem Bereich. Als da wären:
-Dialekte
-Emotiolekte, und andere "Lekte"(insbesondere die Beeinflussung des Idiolekts(- Sprache des einzelnen))
-Grammatik und Orthographie
-Sprachunterschiede in den verschiedenen Epochen
-Kalauer
-Lesen von bestimmten Romanen, eher Kurzprosa
-Hören von Deutschrap
-Einflüsse anderer Sprachen in der deutschen Sprache
...

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Jester
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Re: Sprache

Beitragvon Jester » 13. September 2014, 22:14

Hm. Spannend. Ich habe erst vor ein paar Tagen ein paar Gedanken zu dem Thema hin gekritzelt. Hoffentlich bist du mir nicht böse wenn ich es einfach kopiere und einfüge. Selbstzitate sind zwar in 95% aller Fälle schreckliches egowischen (Dreher ist beabsichtigt und ersetzt den Piepton), aber ich bin einfach zu faul, meine eigenen Texte zusammen zu fassen. :verlegen:

Worte mag ich sehr. Manche mehr und manche weniger, aber immer mit der selben Leidenschaft.

- Leidenschaft?

Großes Wort. Groß genug, um im Alltagsgebrauch fast immer deplatziert zu wirken. Selbst jetzt habe ich das Gefühl, mit einem klebrigen Brocken Pathos um mich zu werfen. Es ist manchmal wirklich schwierig, bei einem Wort wie Leidenschaft nicht an das Cover von billigen Groschenromanen zu denken, wo ein in die Piraterie getriebener Lord mit offenem Hemd und blanker Brust, seine Mähne im Seewind wehen lässt. Inklusive stereotypischer Komtesse im zerrissenen Kleid zu seinen Füßen.

Schon innerlich am krümmen?

Trotzdem mag ich das Wort, auch wenn ich es (aus guten Gründen) extrem selten verwende. Noch viel seltener im Bezug auf mich selber, denn emotionale Zugänglichkeit befindet sich weit außerhalb der Top 5 meiner persönlichen Stärken. Aber es gibt den Kompromiss. Etwas, das die steinerne Fassade ganz unmittelbar durchdringen kann, ohne sie auch nur anzukratzen und dabei trotzdem etwas transportiert. Und das ist wichtig.

Worte fühlen sich unterschiedlich an. Haben Eigenschaften, die über ihre bloße Bedeutung in sich selbst hinaus gehen. Situation. Intonation. Frequenz. Alles Dinge die einen einzelnen Satz, ein einzelnes Wort mit Vielfältigkeit und Masse anreichern können. Oder eben das genaue Gegenteil.

Genau deswegen halte ich mich für einen sehr bewussten Formulierer, auch wenn ich damit wieder einmal versuche, aus der Not eine Tugend zu machen. Man sagt, dass manche Gesten mehr als tausend Worte sprechen, aber wenn die Gelenke steif sind und schmerzen, können tausend Worte ein guter Mittelweg sein.

Das betrifft natürlich auch Leidenschaft. Denn sobald sich eine der seltenen Gelegenheiten ergibt und mir das Wort von Zunge oder den Fingern schlüpft, dann passiert es nach reiflicher Überlegung, viel Absicht und intensiver Kalkulation. Im besten Fall steigert es Bedeutung und Wert, statt Phrasen und Begriffe durch übermäßige und schlampige Verwendung der Sprachinflation preis zu geben. Das kann intensive Intimität schaffen, aber eben auch Distanz. Fließend und manchmal beinahe gleichzeitig. Und exakt dieser Umstand kommt mir entgegen. Kompensiert für Gestenlosigkeit und ein emotionales Schneckenhausdasein.

Hm. Im Nachhinein erscheint es mir als ein erstaunlich sachlicher Text.
Vielleicht hätte ich doch mehr von Piratenlords schreiben sollen.

Aber... nope. Nope-nope-nope.

P.S.

Grottige Rechtschreibung ändert GAR NICHTS, jawohl!
[align=center]"Because...I'm here. Because...I'm...still here..."[/align]

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Re: Sprache

Beitragvon AlleinunterMenschen » 14. September 2014, 02:02

Ich habe ebenfalls ein Faible für Sprache, Wörter, Buchstaben, Rechtschreibung, Ausdruck, usw.
Wobei mein Schwerpunkt deutlich mehr auf dem geschriebenen Wort liegt. Lesen war immer schon eines meiner liebsten Beschäftigungen. Ich lese alles, was mir vor die Augen kommt (außer in den letzten Monaten aufgrund meiner Depression). Als Teenager habe ich sogar das Lexikon gelesen. Und wenn's mal auf dem Örtchen ein bisschen länger dauert, schnappe ich mir alles, was in Reichweite liegt (Seife, Shampoo, usw.) und lese jedes einzelne Wort, was drauf steht inklusive der Inhaltsstoffe.

Eine ganz besondere Vorliebe habe ich für komplizierte Wörter, besonders aus dem medizinischen oder chemischen Bereich. Desoxyribonukleinsäure hat einfach einen tollen Klang.
Und auch Schachtelsätze haben es mir angetan, davon habe ich vor allem in meiner Schulzeit in den Deutschaufsätzen regen Gebrauch gemacht.

Ich glaube, das Ganze hat für mich auch viel mit Ästhetik zu tun. Ein falsch geschriebenes Wort stört einfach die Ästhetik und muss korrigiert werden. Eine Zeit lang habe ich auch Korrekturlesen für studentische Hausarbeiten gemacht und auf der Arbeit auch für sämtliche Kataloge, Broschüren, usw.

Also, ja, Buchstaben haben es mir angetan, ganz im Gegenteil zu Zahlen.

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Re: Sprache

Beitragvon Insuffizienz » 14. September 2014, 10:37

@Jester

Kein Problem, es gibt hier ja keine Vorschrift dafür wie man kommentiert. ;)

Aber cool, dass du deine Gedanken dafür konkretisiert hast; übrigens finde ich den Text sehr schön geschrieben.
(Aber vielleicht überleg, ob man doch an der Grammatik und Orthografie feilen sollte :liebäugeln: )


@AlleinunterMenschen

AlleinunterMenschen hat geschrieben:Als Teenager habe ich sogar das Lexikon gelesen. Und wenn's mal auf dem Örtchen ein bisschen länger dauert, schnappe ich mir alles, was in Reichweite liegt (Seife, Shampoo, usw.) und lese jedes einzelne Wort, was drauf steht inklusive der Inhaltsstoffe.


Skurriles Hobby als Jugendlicher. Aber wie heißt es so schön: Willst du was gelten, mach dich selten. [:P]


AlleinunterMenschen hat geschrieben:Eine ganz besondere Vorliebe habe ich für komplizierte Wörter, besonders aus dem medizinischen oder chemischen Bereich. Desoxyribonukleinsäure hat einfach einen tollen Klang.


Ja, mir gefallen jedoch besonders Lehnworte, nicht Fremdworte. Die lerne ich auch gerne auswendig. Sowas wie oktroyieren[ɔktʀo̯aˈjiːʀən] oder Idiosynkrasie.
Aber Fachwörter sind auch nicht schlecht.

Übrigens, interessiert dich dann auch die Etymologie? Da eruiere ich auch immer gern.

AlleinunterMenschen hat geschrieben:Und auch Schachtelsätze haben es mir angetan, davon habe ich vor allem in meiner Schulzeit in den Deutschaufsätzen regen Gebrauch gemacht.


Die präferiere ich gar nicht, ich mag die Übersichtlichkeit und Einfachheit. Bin eher Minimalist und partiell ziemlich faul.

AlleinunterMenschen hat geschrieben:Ich glaube, das Ganze hat für mich auch viel mit Ästhetik zu tun. Ein falsch geschriebenes Wort stört einfach die Ästhetik und muss korrigiert werden.


Da habe ich auch eine Macke, falsche Worte und Sätze gehen gar nicht fit...
Ich würde eigentlich liebend gern berufstechnisch Texte revidieren, nur hat leider mein Studiengang überhaupt nichts damit zu tun.
Der einzige Weg wäre einen journalistischen Weg einzuschlagen.

AlleinunterMenschen hat geschrieben:Also, ja, Buchstaben haben es mir angetan, ganz im Gegenteil zu Zahlen.


Zahlen gefallen mir hinwieder auch. Ist in einem Ingenieurstudium wie meinem eher von Vorteil. ;)


LG :erklärbär2:

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Re: Sprache

Beitragvon Jester » 14. September 2014, 11:59

14. Sep 2014, 10:37 » Insuffizienz hat geschrieben:@Jester

Kein Problem, es gibt hier ja keine Vorschrift dafür wie man kommentiert. ;)

Aber cool, dass du deine Gedanken dafür konkretisiert hast; übrigens finde ich den Text sehr schön geschrieben.
(Aber vielleicht überleg, ob man doch an der Grammatik und Orthografie feilen sollte :liebäugeln: )


Ah. Ja. Ich war schon immer schrecklich schlampig in Sachen Rechtschreibung und Grammatik. Wahrscheinlich ändert sich das auch nicht mehr und ich werde Zeit meines Lebens mit softwareseitiger Korrektur und mitleidigen Blicken zurecht kommen müssen. Aber ich möchte manchmal glauben, dass es der Ausgleich für die Fähigkeit zu kreativen Spracharrangements ist. Dazu gehört selbstverständlich auch das Vermögen, sich Dinge möglichst schön zu reden.

Mehr Selbstironie geht nun wirklich nicht. :feiern:

Spaß beiseite. Ein Großteil meiner Faszination bezieht sich weniger auf die -sagen wir mal- „technischen“ Aspekte, solange man Modularität ausklammert, denn da fühle ich mich in meinem Element. Ein riesiger Setzkasten, dessen Bausteine ich ganz nach meinen Bedürfnissen erweitern und anordnen kann. Ich kann sogar ganze Stücke zerschneiden und mit Spucke und Kaugummi an anderer Stelle zusammenkleben. Oder anders gesagt: ich schaffe, was nicht schon vorhanden ist.

Das Ergebnis ist also immer anders. Klingt anders. Sieht anders aus. Fühlt sich anders an. Kann die unterschiedlichsten Effekte erzielen. Ist mit ein Grund, warum ich dafür plädiere, Wort- bzw. Sprachballistik ganz offiziell in ihren Wissenschaftsbereich einzugliedern.
[align=center]"Because...I'm here. Because...I'm...still here..."[/align]

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Re: Sprache

Beitragvon Pyramide » 14. September 2014, 14:32

Bin in der Tat auch interessiert an Sprache, vor allem an geschriebener, samt Texte schreiben, Orthographie, Typographie, Fonts, ...

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Re: Sprache

Beitragvon Nachtgängerin » 14. September 2014, 19:56

Vor allem das geschriebene Wort hat für mich eine große Bedeutung. Fernab alltäglicher Hektik, verbreitet es aus seiner Natur heraus Ruhe und Ordnung - und ist dennoch in der Lage, tiefgehende Emotionen zu transportieren.

Mich faszinieren gleichfalls Fremdwörter, wobei ich in der Kommunikation davon absehe, diese zu sperrig zu verwenden, da ich finde, dass dies etwas Großkotziges an sich hat.

Ohnehin ist das Vielfältigkeitspotenzial von Sprache erstaunlich. Ganz besonders mag ich eine sachliche, etwas gehobene schriftliche Sprache, in die dann ein, vielleicht zwei nicht-gehobene Wörter einvermengt werden, etwas Straßenslang oder ähnliches.


[spoil]*lehnt sich zurück und schaut zu, wie die User jetzt anfangen, nach Straßenslang in diesem Beitrag zu suchen* :breites grinsen:[/spoil]




Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Sprache

Beitragvon Jester » 14. September 2014, 20:27

14. Sep 2014, 19:56 » Nachtgängerin hat geschrieben:
[spoil]*lehnt sich zurück und schaut zu, wie die User jetzt anfangen, nach Straßenslang in diesem Beitrag zu suchen* :breites grinsen:[/spoil]


Ach komm! Ich hab' hier ernsthaft für 'ne halbe Minute... Hfff.

Ich meine...

Yo. :coool:
[align=center]"Because...I'm here. Because...I'm...still here..."[/align]

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Re: Sprache

Beitragvon Bernstein » 18. September 2014, 20:15

AlleinunterMenschen hat geschrieben: Und wenn's mal auf dem Örtchen ein bisschen länger dauert, schnappe ich mir alles, was in Reichweite liegt (Seife, Shampoo, usw.) und lese jedes einzelne Wort, was drauf steht inklusive der Inhaltsstoffe.

:winken: Ich auch. Sowie auch sämtliche Fremdsprachen auf der Klopapierpackung...
Aber im Ernst, mir ist geschriebene Sprache auch sehr wichtig. Ich lese unter anderem auch gern alte Bücher, weil ich es interessant finde, wie damals geredet und geschrieben wurde. Habe als Kind angefangen Sprichworte zu sammeln und mittlerweile ist die Sammlung recht beträchtlich.
Dafür bin ich nicht besonders an Filmen interessiert, vor allem, wenn ich die Wahl habe zwischen Buch und Film.
Gönne dich dir selbst! (v.Clairvaux)

Zweistein

Re: Sprache

Beitragvon Zweistein » 21. September 2014, 01:08

Yo,

eloquentes Bistro hier.
Bei "Das Einzigste" platzen mir doch gleich die Trommelfelle.
Bin da völlig verliebt in Steigerungsformen...heißen die gerade
noch mal im Latein?

Schön, dass ihr euch dazu bekennt...

Intelligenz wird nicht in der Schule gelehrt,
ihr seid beim Scheißen belesen, das haftet fürs Leben.
Sonst würdet ihr euch hier nicht rum treiben...


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