Beitragvon Zinzin » 5. September 2013, 17:32
Alle 4 Jahre rückt plötzlich der Bürger in den Mittelpunkt.
Dieter Hildebrandt (Kabarettist):
"Der Mensch ist Mittelpunkt... oh falsch gelesen, so muß es lauten: Der Mensch ist Mittel. Punkt."
Durch die Wahl habe ich als Bürger nicht das Gefühl irgendwie etwas bewirken zu können. Jemand sagte letztens: "Wenn wer Veränderung will, muß selbst was tun, Wahlkreuz setzen reicht nicht mehr". Ich bin meist Grüne-Wähler. Als sie mit SPD in Regierung waren, gefielen sie mir aber nicht sehr. Ich glaube, es ist die normale Crux bei Kompromissen, wenn viele Verschiedene zu einem Konsens kommen müssen. Es wird imo auch zuviel herumgeschachert in den Parteien. "Du kriegst das, ich krieg das dafür".
Beispiel aktuell: Seehofer sagte, er unterschreibt den Koalitionsvertrag mit der CDU nicht, wenn nicht die Mautgebühr für Ausländerverkehr käme. Merkel sagte dann im TV-Duell: "Mir mir ist kein Maut zu bekommen". Seehofer sagte dann in dem TV-Duell mit dem Ude: "Merkel wird schon eine Lösung finden (sinngemäß)".
Was folgt daraus? Seehofer wird irgendwelche Gelder extra zubewilligt bekommen. Denn: Unterschreiben wird er den Koalitionsvertrag, allerdings darf er sein Gesicht nicht verlieren und das verliert er nicht, wenn er dafür irgendwas Ähnliches für Bayern rausschlägt.
Und dies Gebahren find ich sehr zweifelhaft, findet so in der Art ständig statt. Mir missfällt ebenso, daß - auch nur ein Beispiel - Steinbrück sich "verletzt fühlend" gibt, weil Merkel über die SPD gesagt hat, daß diese in Sachen Europa unzuverlässig sei (so in etwa). Er regt sich also rhetorisch auf, weil: Es ist ne Möglichkeit Merkel schlechter darstehen zu lassen. Diese Taktikgeklüngel sollten alle mal lassen und sich den Problemen des Landes und dessen Menschen widmen.
Ich schau manchmal Bundestag, kann nicht behaupten, daß es da nun wesentlich inhaltlicher zugeht als wie in so einem TV-Duell. Es geht zu oft darum, selbst gut darzustehen und den anderen die Fehler vorzuhalten. Wer rhetorisch - nicht inhaltlich! - den größten Applaus hat, ist dort der King. Kann doch alles nicht sein. In Sachen NSU jedoch oder beim Hochwasser, da scheinen sie auf einmal an einem Strang zu ziehen, da zerfleischen sie sich nicht, sondern gucken rein auf die Probleme. Und so sollte das bei allen anderen Themen auch sein.
Ebenso sollte sein: Wenn wer ne gute Idee hat, sollte der nachgegangen werden - überparteilich. Es sollte nicht sein, daß ne gute Idee vernichtet wird, nur weil die Idee von der falschen Partei kam oder von der Opposition. Leider ist das auch nicht der Fall. Weil jede Partei, jeder Politiker will sich positionieren, das scheint scheinbar nicht dadurch zu gehen, daß man gemeinsam was schafft. Daher "Das Wir gewinnt" scheint nur für den Bürger mit SPD zu gelten und ohne CDU, Grüne, Linke, etc.
Steinbrücks Aussage, er steht als Vizekanzler nicht zur Verfügung, weil die große Koaltion der SPD nix eingebracht hätte... da sagte Merkel genau das, was ich auch dachte, als ich das das erste Mal hörte: Geht es um die SPD oder das Land?
Weiß noch nicht, wen ich wähl. Ich weiß das nie vorher, in der Kabine mach ich dann recht spontan mein Kreuzchen.
Lustig find ich auch immer die Sätze der Wahlgewinner "Wir wurden von den Bürgern bestätigt". Ironisches "haha". Wahlbeteiligung 68% und davon 38% Stimmen. Und davon haben bestimmt alle aus purer Überzeugung und vollständiger Zustimmung des gesamten Wahlprogrammes das Kreuz bei dem Wahlgewinner gesetzt.
Die Politiker vertreten das Volk! Will keine kopfgesenkte Demut, aber etwas mehr Bewußtsein und Handeln, daß sie in einer Firma arbeiten, die nicht ihnen dient/gehört, sondern allen Bürgern.