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Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 28. Dezember 2020, 10:49
von sdsdsdsv
Dies ist nicht irgendein typischer Brot-und-Butter-Thread, sondern die Graswurzelbewegung der Pedanten. Am Ende des Tages werden wir sehen, ob dieser Beitrag "Sinn macht". Mit anderen Worten, schlechtes Deutsch, das nicht betört, sondern stört oder gar empört hier rein!

Ich fange mal an mit "liefern" und "Lieblings-". Liefern ist nun seit ein paar Jahren gebräuchlich: So erzählt ein fußballbegeisterter Teenager dem Sportreporter, das jeder einzelne Kicker der dt. Nationalelf besser "liefern" sollte, sonst fliegt er. Auch Senta Berger bemüht sich im Interview mit der RTV zu erklären, dass sie als Schauspielerin stets "liefert". So fügt sich alles zusammen, die Leistungsgesellschaft hat ein weiteres passendes Wort gefunden, mit dem sie ihre Mitglieder misst und das ist weder staubig noch spießig, sondern cool und modern!

"Lieblings-" als Prefix für Käufliches ist auch schlimm und möglicherweise inspiriert vom engl. favourite, was auf mich aber neutraler wirkt. "Entspannen sie sich mit ihrem Lieblingsteil in unserer Cafeteria", "Ich bin dein Lieblingsstrumpf" und "holen sie sich ihr neues Lieblingsstück". Das "Lieblings-" zeigt dabei einen so verquatschten, kumpeligen Mangel an Distanz und zwingt mir ein Verhältnis zu Dingen auf, die ich nicht gewillt bin einzugehen - ein Strumpf, eine Hose oder auch ein Imbiss sind i. d. R. Notwendiges und nix, zu dem ich eine emotional Bindung habe.

Oh, und Outlet ist als Wort und Phänomen ebenfalls negativ für mich besetzt: Was könnte es Schöneres geben, als in der Lagerhalle eines Industriegebietes vor der Stadt bei völligem Verzicht auf Ambiente und Service auf Schnäppchen zu hoffen, während die Hersteller just für diesen Ort die Qualität ihrer Textilien herunterfahren? Wieder passt hier einfach alles.

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 28. Dezember 2020, 22:18
von Traumafrau
Der Boy wieder, zu wyld..

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 12:59
von sdsdsdsv
Hip-Hop-Hörerinnen sind sowieso jenseits von Gut und Böse mit ihrem sprachschädigendem Schmarrn. Oder sollte das Genre sich als sprachbereichernd erweisen? Das möge die hiphopbegeisterte Nachwelt beurteilen. ;)

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 13:09
von Laika
Am Ende des Tages. Gut aufgestellt.
Beste Grüße.

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 15:32
von Traumafrau
"Schmarrn" - was soll das sein? Deutsch? :verwirrt:

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 16:29
von sdsdsdsv
Eine süße Mehlspeise. Mmh... Mehlspeisen.

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 16:54
von tiffi
sdsdsdsv hat geschrieben:Eine süße Mehlspeise. Mmh... Mehlspeisen.
ja, aber das doch nur in Österreich? :alien:
Dann wohl eher "etwas, was bedeutungslos, minderwertig, ohne künstlerische Qualität ist" (sagt google) oder Humbug, Unsinn, Kokolores.

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 18:38
von Richey Edwards
sdsdsdsv hat geschrieben:Eine süße Mehlspeise.

tiffi hat geschrieben:ja, aber das doch nur in Österreich?


Um ganz genau zu sein, heißt es meistens Kaiserschmarrn, um die Speise nicht mit "Humbug, Unsinn..." zu verwechseln.
Zitat Wikipedia: "Die Süßspeise wurde erstmals 1854 der österreichischen Kaiserin Elisabeth serviert, dabei soll die Süßspeise beim Anrichten versehentlich zerrissen sein, dies wurde später zum besonderen Merkmal. Erst danach wurde die Süßspeise Kaiser Franz Joseph I. „umgewidmet“ und Kaiserschmarrn genannt."
Die gute alte Sisi.... :liebäugeln:

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 29. Dezember 2020, 23:05
von Traumafrau
Ah. Nix deutsch, also.

Re: Kläglich, unsäglich und schwer erträglich: DEUTSCH

Verfasst: 31. Dezember 2020, 11:08
von kritisches_Auge
Bei deiner Betrachtung über das Wort " liefern" hast du meine volle Zustimmung, ferner neige ich dazu alles wörtlich zu nehmen und das auch zu wollen, wenn es heißt, die Schuile hat angerufen, kann ich nicht umhin mir die Schule mit ihren Bewohnern vorzustellen die zum Telefonhörer greift.

Anders empfinde ich aber in Bezug auf Lieblings- ich habe sehr wohl eine Lieblingsjeans, eine bevorzugte, die ausgezeichnet passt, deren Stoff sich gut anfühlt, das hat nichts damit zu tun, dass sie besonders elegant oder auffallend sein sollte, sondern nur damit, dass sie und ich ausgezeichnet zusammenpassen.