Jette hat geschrieben:Noch heute habe ich das Gefühl, damit endlos gedemütigt worden zu sein, weil ich es umgekehrt für selbstverständlich gehalten hätte, den Freund oder die Freundin nach mehren Tagen gemeinsam verbrachter Zeit zum Bahngleis zu begleiten, zumal der Koffer nicht gerade klein und der Aufzug defekt war. Das war ihm bekannt. Er hatte mich dort am Bahnhof auch abgeholt.
Fast unmöglich das sicher einzuordnen, weil zu viele Faktoren im Spiel sind. Männer sind auf diesem Auge gelegentlich blind und denken sehr einfach.
"Sie wollte zum Bahnhof, also bringe ich sie zum Bahnhof. Warum ist sie wieder unzufrieden?" Das hätte ich auch vor ein paar Jahren bringen können. Andererseits gibt es natürlich weiten Interpretationsspielraum. Es könnte sich um eine Form von passiver Aggression handeln, bei der die Bitte befolgt wurde, aber kein Extra-Schritt gemacht wird, der Herr könnte auch besonders müde gewesen sein, oder die menschliche Interaktion wurde ihm zuviel (ungeachtet der Person) und er wollte aus der Situation raus. Oder du warst ihm nicht wichtig genug, so gemein es klingt.
Er meinte, dass er immer alle nur am Straßenrand abladen würde und das für ihn das Normalste der Welt wäre. Und nun muss ich doch mal fragen, wie seht ihr das:
Das ist doch schon mal eine plausible Erklärung. Wie gesagt, es gibt solche Menschen. Nicht jeder will noch am Gleis stehen, sich unterhalten müssen und am Schluss winken, wenn der Zug fährt.
Sind meine Gefühle, stehen gelassen worden zu sein, überzogen oder hättet ihr auch erwartet, dass man euch noch zum Bahngleis begleitet und mit euch gemeinsam wartet, bis der Zug einfährt?
Überzogen insofern, dass dich das bis heute beschäftigt. Wenn er sich erklärt und du ihn besser einschätzen kannst, sollte es doch keinen Grund mehr geben, sich deswegen zu grämen, oder? Und wenn es dich tatsächlich so stört, warum bist du noch mit jemandem in Kontakt, mit dem du nicht kompatibel bist? Offensichtlich gibt es hier eine Kluft zwischen deiner Erwartungshaltung und der Realität. Doch statt deine Einschätzung, was du von ihm erwarten kannst, anzupassen, leidest du.
Mir stößt das immer wieder auf, jedesmal dann, wenn ich das Gefühl habe, andere werden viel respektvoller behandelt.
Nun, die anderen haben aus offensichtlichen Gründen höhere Priorität, das stimmt.
Jetzt z. B. ist es so, dass wir schon seit einem Jahr verabredet hatten, nächstes Wochenende zu einer Veranstaltung zu gehen, die eben nur 1x im Jahr stattfindet. Und nun haben sich die Eltern seiner Lebenspartnerin (heute Nachmittag !!!) gemeldet, sie hätten nächste Woche einen Termin in einer, in der Nähe liegenden Stadt und würden dann eine Woche bleiben. Und deshalb kann er jetzt nicht kommen.
Ich empfinde das sehr unfair. Sie kommen und überrumpeln ihn. Sie fragen anscheinend nicht danach, ob es passt. Ist es so selbstverständlich, dass deswegen dann alles abgesagt wird, weil man vor den Eltern der Partnerin nicht sagen möchte, dass man eigentlich mit einer Freundin zu einer Veranstaltung gehen möchte und dieser Termin schon ewig lange feststeht? Mir hat es fast den Boden unter den Füßen weggerissen, aber meine Gefühle scheinen nicht für ihn zu zählen.
Das ist sicherlich schmerzhaft, aber deine Rolle ist die der "Freundin", nicht die der Lebenspartnerin. Wenn du für jemanden höchste Priorität haben willst, nimm ihn dir zum Lebenspartner. Du wirst nie für ihn wichtiger sein, als Mitglieder seiner Familie. (Das sollte dich nicht überraschen.)
Er lässt mich nicht das erste Mal so auflaufen. Er lässt mich immer wieder so im Regen stehen und ich frage mich zwischenzeitlich, ob ihm überhaupt noch an mir liegt/oder jemals an mir lag oder ob er nur zu feige ist, mir zu sagen, dass er sich eigentlich gar nicht mehr/nicht wirklich mit mir befreundet sieht. (Er nannte mich immer seine beste Freundin)
Vielleicht hofft er darauf, dass ich ihm die Freundschaft aufkündige. Dann könnte er so die Verantwortung für das Ende vielleicht bei mir belassen und er steht wieder als der saubere Herr, ganz ohne Fehl und Tadel, da.
Für mich ist das ganz bitter. Ich habe so lange gebraucht, bis ich mich überhaupt auf jemanden einlassen konnte und nun hat es mich damit anscheinend total auf die Fresse gehauen.
Und nun bin ich auf der Suche, mich damit abfinden und, vor allen Dingen, wirklich auch innerlich, loslassen zu können. Und ich glaube, dass mir dabei ein Austausch sehr hilfreich sein könnte.
Lass los. Oder schraube deine Erwartungen herunter (kommt hier möglicherweise langfristig auf das gleiche raus). Suche dir Alternativen wie Reisegruppen, in der man locker hin- und herspringen kann, wie es gerade passt. Es gibt bestimmt andere Möglichkeiten, um nette Menschen kennen zu lernen, mit denen man Freundschaften eingehen kann. Aber verabschiede dich von dem Gedanken einen festen Freund zu haben, der nur ab und an da ist, und für den du wichtiger bist als andere Menschen aus seiner Umgebung.
Ich bin ziemlich sicher, dass er dir wichtiger war, als du ihm und dein Ideal einer Freundschaft deine Perspektive in dieser Beziehung bestimmt hat, was der Realität aber nicht entsprach. Für die nächste Beziehung dieser Art würde ich dir empfehlen es ohne große Erwartungen anzugehen und dich (und ihn) auch später nicht vom Ideal einer perfekten Freundschaft vereinnahmen zu lassen, sondern immer wieder zu beobachten und abzugleichen, wie man zueinander steht.