Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

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Jette
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 11:44

AlleinunterMenschen, das, was du beschreibst, das läuft bei mir unter "Bekannter, mit dem ich mich sehr gut verstehe". Freundschaft dagegen bedeutet für mich sehr viel mehr. Ich denke, das ist, an dieser Stelle, vielleicht auch eine Definitionsfrage. Auf eine "Freundschaft " muss ich mich viel mehr einlassen. Sie beinhaltet für mich ein sehr großes Vertrauensverhältnis. Sie ist es wert, um sie zu kämpfen. Und dafür gehe ich auch Kompromisse ein. Ich liebe ihn nicht, aber ich habe ihn lieb gewonnen. Er war der beste Freund, den man haben kann, so lange sie nicht zusammen wohnten. Er fürchtet sich jetzt vor ihrer "Impulsiviität", wie er das nennt. Und das trifft auch auf andere Bereiche zu, nicht nur in Bezug auf mich.
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tiffi

Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon tiffi » 13. August 2017, 11:45

Hmm, vielleicht ist Freundschaft auch einfach die Basis zwischen zwei Egos.
Und die muss halt stimmen. (übereinstimmen)

Was ist das gemeinsame, was erwarten wir voneinander, wodurch wird Freundschaft gefüllt.
Treffen, Telefonieren, nur geistiger Austausch, stricken, Pamphlete verfassen, ect.


Ich denke da hilft nur Kommunikation- Erkennen, akzeptieren, verhandeln
und dann gucken wo der gemeinsame Nenner ist.

Aber wenn einer nicht offen verhandelt und so vermittelt "er könne alles sein,
was der andere mag", es aber in der Tat nicht tut, ja das ist schwierig.

Ich denke, das KANN man ansprechen, und wenn nichts kommt, dann erkennen,
akzeptieren, loslassen.
Das war ja auch deine erste Frage, wie kann ich das besser loslassen, oder Jette?


Ich glaub, ich würde es schon noch einmal versuchen, das offen anzusprechen,
aber wenn es nach dem Gefühl schwammig bleibt (kann man auch nachfragen
"sagst du das nicht einfach so"? - "ich habe das Gefühl du sagst das nur mir zuliebe,
aber bist du sicher, dass es durchführbar ist?"
dann kann man ja nur für sich Konsequenzen ziehen.


Die Investition des anderen "mindestens einmal im Jahr müssen wir uns treffen,
und selbst das ist ja schon nichts, der andere kann froh sein dass ich das nur
einmal im Jahr will" - kann man eben nicht wirklich einfordern.
Oder sagen "meine Meinung ist normal, dass ich Nähe will und Nähe durch Treffen will"
und "deine Meinung ist unnormal, du bist egoistisch weil du dich entziehst".
Also weiterbringen tut das m. E. nicht.


Und es gibt nunmal keine verbindliche Anstandsregel: Ein Freund muss sich min. 1 mal im
Jahr mit mir treffen und darf dann auch nicht absagen oder seine Meinung wechseln.


Wenn einem das selbst zu liederlich / egoistisch / frustrierend vorkommt und man selbst
für sich sagt "für mich ist Freundschaft was anderes"- da kann man ja nur ansetzen und
sagen, "dann ist das für mich keine Freundschaft sondern was lockeres, wo ich kaum
Erwartungen reinstecke".
So sehe ich es einfach von der logischen Seite her.
Wenn der andere nicht von selbst das selbe Freundschaftsmodell verfolgt.

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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Kalliope » 13. August 2017, 12:00

@Jette: ich stimme Dir zu, dass natürlich man innerhalb Beziehungen (zumindest mit der Zeit, die man sich auch besser kennt dann) auch eine gewisse "Erwartungshaltung" aufbaut. Allein dadurch, dass man halt aus der Routine heraus halbwegs vorhersehen kann, wie der andere sich in bestimmten Situationen verhalten wird.

Hat er sich in der Vergangenheit anders verhalten, also Dich "immer" bis zum Bahnsteig begleitet? Dann wäre es auch normal, dass Du das ein bisschen "voraussetzt". Mindestens dann voraussetzt, wenn er nicht SAGT, dass er das dieses Mal nicht tun kann oder wird.

Aber mir scheint, hier liegt ingesamt, wie Du ja selber schon sagst, ein Kommunikationsknoten vor. Vielleicht ist die Bahnsteiggeschichte auch nur ein "Symptom" für andere/eigentliche und unkommunizierte Dynamik.

Bei Dir scheint sich flächendeckende Enttäuschung breitgemacht zu haben. Vielleicht reagierst Du dadurch auch sensibler?
Wäre also evt. an der Zeit, dass Ihr mal miteinander redet.
Deinen Freund/Bekannten mit Deinem Mann zu vergleichen finde ich nicht so passend. Denn Dein Mann ist Dein Mann. Und ein Bekannter ein Bekannter. Das ist schon ein anderer Level *find*.

Oder Du nimmst mal zu Deinem eigenen Schutz (vor weiteren Verletzungen) eine kleine Beziehungspause. Der Abstand reduziert vielleicht das (weitere) Verletzungspotential und den Sensibilitätslevel bei Dir. Manchmal tut das einer Beziehung auch mal ganz gut, bisschen Abstand gewinnend. Das erhöht bisweilen die Vorfreude aufs Wiedersehen.

((Ich stimme auch zu, dass natürlich eine Beziehung ohne Beziehungsmerkmale irgendwann keine mehr ist. Wer sich NIE sieht/hört/liest, hat halt keine Beziehung zueinander. Ist so. Leider ist aber auch häufig, dass das Beziehungsgefälle nicht ausgeglichen und einer mehr will als der andere. Ist dann halt die Kunst, da einen für beide gangbaren Kompromiss zu finden, so denn das grundsätzliche Interesse am anderen vorhanden.))
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Indigocat » 13. August 2017, 12:12

Jette hat geschrieben: Aber es ist nun mal so, dass man in Beziehungen, auch wenn sie nur freundschaftlicher Art sind, manchmal auch etwas investieren muss. Sonst klappt das nicht!
Ja genau darauf bezog sich meine Frage: Was investierst du in diese Beziehung beziehungsweise, was erwartest du von dieser Beziehung? Was investiert dein Freund beziehungsweise was erwartet er von der Beziehung?
Der Andere hat nämlich Gefühle!
Mmhm, ich überlege gerade, ob eine Freundschaft dazu da ist, auf Gefühle Rücksicht zu nehmen, irgendwie drängt sich mir gerade die Metapher vom "Fass ohne Boden" auf...
Und zu meinen, dass der keine Erwartungen haben darf, ist meiner Ansicht nach eine sehr bequeme und rücksichtslose Fehleinschätzung. Denn ganz ohne jegliche Erwartungen geht kein Mensch eine Beziehung ein und wenn es nur die ist, darin stets an der langen Leine gehen zu können. Das ist doch,genau betrachtet, auch ein sehr egoistischer Anspruch.
Ja, dreh den Spieß nur kräftig um. :klatschen: Warum überrascht mich das jetzt nicht wirklich? :rätseln:
Aber genau das schaffen mein Mann und ich zusammen, uns gegenseitig Freiheiten einzuräumen. Und weißt du warum? Weil wir uns unsere Bedürfnisse mitteilen, miteinander kommunizieren und uns absprechen. Und das fehlt in dieser Freundschaft. Ich habe mich stets nur nach seinen Bequemlichkeiten auszurichten, weil er zu feige ist, das zu sagwn, was er wirklich möchte. Er versucht immer der wahnsinnig tolle Mensch zu sein und muss dann doch ganz plötzlich seine Meinung wieder ändern. Aber natürlich niemals, weil er einfach nicht möchte, sondern immer nur, weil ihm ja etwas dazwischen kommt. Und für mich ist er einfach längst nicht mehr glaubwürdig.
Und frage jetzt bitte nicht, warum ich ihn nicht einfach fallen lasse. Das liegt daran, dass ich weiß, dass bei ihm Ängste dahintersteckten. Und bei meinem Mann und mir war es auch ein sehr langer Weg, bis wir da angekommen sind, wo wir heute stehen. Das erfordert halt manchmal auch Mühe und (Zusammen-)Arbeit und jemanden, der einem wirklich wichtig ist, den schmeißt man nicht einfach so mal kurz weg. Da muss es sehr weit gekommen sein, bis man das wirklich macht.
Für mich als Außenstehende sieht das so aus, als ob du dich immer wieder aufdrängst, obwohl er das gar nicht will, sonst würde er ja nicht immer wieder Wege suchen, die Treffen mit dir zu umgehen. Und du interpretierst in seine Zögerlichkeit irgendwelche Ängste rein. Vielleicht hat er sogar welche, aber eher in der Art, dass er sich, scheut, sich mit dir ernsthaft auseinanderzusetzen und einen Schlussstrich zu ziehen, aus Angst vor deiner Reaktion....
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 12:21

@Kallope:

Ich danke dir sehr. Das ist sehr einfühlsam geschrieben.

Weißt du, wir sind total gegensätzlich, in Allem! Aber wir weichen auch beide sehr von der Norm ab. Früher, da haben wir unsere Konflikte immer ausgetragen und so lange nach einer Lösung gesucht, bis wir einen Kompromiss gefunden hatten, der für beide tragbar war. Wir haben uns allermindestens einmal monatlich getroffen und dann eine größere Wanderung zusammen gemacht. Da verbrachten wir dann den ganzen Tag zusammen. Wir haben sehr häufig zusammen telefoniert und auch sehr viel miteinander geschrieben. Wir schätzten uns und hatten Vertrauen zueinander. Wir hörten uns zu und einer half dem anderen.

Wir telefonieren und schreiben immer noch viel. Aber es ist nur noch ein oberflächliches Bla, bla, bla. Es gibt keine Verlässlichkeit mehr, nur noch schöne Worte.

Ja, ich bin enttäuscht.

Ich wollte nicht die Männer vergleichen. Ich wollte einfach nur herauszustellen, dass sich vieles anders anfühlen könnte, würde er offen kommunizieren (können). Ich wollte eigentlich unterstreichen, dass ich denke, dass dies schon die halbe Lösung des Problems sein könnte.
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 12:35

@ tiffi:

Danke, du bringst sehr viele Anregungen ein. Aber wie wir über Freundschaft denken und was wir von ihr erwarten, das haben wir in der Vergangenheit schon sehr oft angesprochen/besprochen, ausprobiert. Und lange Zeit war auch alles wirklich wunderbar. Aber seit er mit seiner Partnerin zusammengezogen ist, ist alles anders geworden. Klar, das ist so! Und das ist mir auch klar. Aber er hat sich menschlich so sehr verändert, er wirkt für mich, wie umgedreht. Er ist einfach nicht mehr einschätzbar und ich hänge mit allem, was er sagt in der Luft. Nichts ist mehr verlässlich. Er will immer gefallen, sagt so vieles, und dann passiert einfach nichts. Er will seiner Partnerin gegenüber keine Entscheidungen treffen und ist sehr harmoniebedürftig.
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 12:42

@ Indigacat:

Mit manchen Dingen hast du vielleicht ein bisschen recht. Aber etwas stört mich sehr: Du meinst, Dinge beurteilen zu können, von denen du keine Ahnung, weil du keinen Einblick in die Situation hast. Und deine Antworten empfinde ich nicht hilfreich, sondern irgendwie ziemlich anmaßend. Ich gedenke auf diesen Beitrag von dir, nicht weiter einzugehen.
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 13:55

Ich möchte mich sehr bei allen bedanken. In dem ich geantwortet habe, habe ich sehr über mich und mein Verhalten nachgedacht und auch immer wieder in mich selbst hineingefühlt, was da gerade in mir vorgeht. Jetzt habe ich mich an den Stellen, an denen das mir leid tut, bei ihm entschuldigt. Ich war zuletzt sehr deutlich geworden und habe mich sehr unflätig dabei ausgedrückt. Ich habe mich nicht für alles entschuldigt, habe nochmal deutlich gemacht, dass inhaltlich schon das Meiste, von dem, was ich gesagt habe, zutrifft. Nun liegt der Ball bei ihm.

Letztendlich sind wir wohl beide sehr weit runter gekommen und mir tut das alles sehr leid. Der Austausch hier hat mir sehr geholfen. Ich habe hier Frust abgeladen, der sich sonst vielleicht noch sehr ins Negative entwickelt hätte und ich habe hier auch neue Sichtweisen und Anregungen mitgenommen, die wirklich auch Einfluss auf meine Gefühle genommen haben. Ich fühle mich zwar ziemlich kalt jetzt, aber dennoch irgendwie auch weiter. Mein Groll gegen ihn hat sich gelegt. Derzeit empfinde ich nur noch Wehmut. Ich denke nicht, dass alles nochmal werden kann und im Moment ist es eher diese Erkenntnis, die mir weh tut. Aber ich hätte es auch nicht gedacht, dass ich mich mit diesem Problem mal an ein Forum wende. Ich denke, dass dies irgendwie schon ein sehr letzter Versuch war. Und ich bin auch bewusst damit hierher gekommen, denn ich weiß, dass hier ziemlich klar gesagt wird, was gedacht wird. Und ich mag diese Sachlichkeit hier.

Danke, an alle, die mir geantwortet haben.
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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon sdsdsdsv » 13. August 2017, 14:28

Jette hat geschrieben:Noch heute habe ich das Gefühl, damit endlos gedemütigt worden zu sein, weil ich es umgekehrt für selbstverständlich gehalten hätte, den Freund oder die Freundin nach mehren Tagen gemeinsam verbrachter Zeit zum Bahngleis zu begleiten, zumal der Koffer nicht gerade klein und der Aufzug defekt war. Das war ihm bekannt. Er hatte mich dort am Bahnhof auch abgeholt.
Fast unmöglich das sicher einzuordnen, weil zu viele Faktoren im Spiel sind. Männer sind auf diesem Auge gelegentlich blind und denken sehr einfach. "Sie wollte zum Bahnhof, also bringe ich sie zum Bahnhof. Warum ist sie wieder unzufrieden?" Das hätte ich auch vor ein paar Jahren bringen können. Andererseits gibt es natürlich weiten Interpretationsspielraum. Es könnte sich um eine Form von passiver Aggression handeln, bei der die Bitte befolgt wurde, aber kein Extra-Schritt gemacht wird, der Herr könnte auch besonders müde gewesen sein, oder die menschliche Interaktion wurde ihm zuviel (ungeachtet der Person) und er wollte aus der Situation raus. Oder du warst ihm nicht wichtig genug, so gemein es klingt.
Er meinte, dass er immer alle nur am Straßenrand abladen würde und das für ihn das Normalste der Welt wäre. Und nun muss ich doch mal fragen, wie seht ihr das:
Das ist doch schon mal eine plausible Erklärung. Wie gesagt, es gibt solche Menschen. Nicht jeder will noch am Gleis stehen, sich unterhalten müssen und am Schluss winken, wenn der Zug fährt.

Sind meine Gefühle, stehen gelassen worden zu sein, überzogen oder hättet ihr auch erwartet, dass man euch noch zum Bahngleis begleitet und mit euch gemeinsam wartet, bis der Zug einfährt?
Überzogen insofern, dass dich das bis heute beschäftigt. Wenn er sich erklärt und du ihn besser einschätzen kannst, sollte es doch keinen Grund mehr geben, sich deswegen zu grämen, oder? Und wenn es dich tatsächlich so stört, warum bist du noch mit jemandem in Kontakt, mit dem du nicht kompatibel bist? Offensichtlich gibt es hier eine Kluft zwischen deiner Erwartungshaltung und der Realität. Doch statt deine Einschätzung, was du von ihm erwarten kannst, anzupassen, leidest du. :angst:

Mir stößt das immer wieder auf, jedesmal dann, wenn ich das Gefühl habe, andere werden viel respektvoller behandelt.
Nun, die anderen haben aus offensichtlichen Gründen höhere Priorität, das stimmt.

Jetzt z. B. ist es so, dass wir schon seit einem Jahr verabredet hatten, nächstes Wochenende zu einer Veranstaltung zu gehen, die eben nur 1x im Jahr stattfindet. Und nun haben sich die Eltern seiner Lebenspartnerin (heute Nachmittag !!!) gemeldet, sie hätten nächste Woche einen Termin in einer, in der Nähe liegenden Stadt und würden dann eine Woche bleiben. Und deshalb kann er jetzt nicht kommen.

Ich empfinde das sehr unfair. Sie kommen und überrumpeln ihn. Sie fragen anscheinend nicht danach, ob es passt. Ist es so selbstverständlich, dass deswegen dann alles abgesagt wird, weil man vor den Eltern der Partnerin nicht sagen möchte, dass man eigentlich mit einer Freundin zu einer Veranstaltung gehen möchte und dieser Termin schon ewig lange feststeht? Mir hat es fast den Boden unter den Füßen weggerissen, aber meine Gefühle scheinen nicht für ihn zu zählen.
Das ist sicherlich schmerzhaft, aber deine Rolle ist die der "Freundin", nicht die der Lebenspartnerin. Wenn du für jemanden höchste Priorität haben willst, nimm ihn dir zum Lebenspartner. Du wirst nie für ihn wichtiger sein, als Mitglieder seiner Familie. (Das sollte dich nicht überraschen.)

Er lässt mich nicht das erste Mal so auflaufen. Er lässt mich immer wieder so im Regen stehen und ich frage mich zwischenzeitlich, ob ihm überhaupt noch an mir liegt/oder jemals an mir lag oder ob er nur zu feige ist, mir zu sagen, dass er sich eigentlich gar nicht mehr/nicht wirklich mit mir befreundet sieht. (Er nannte mich immer seine beste Freundin)

Vielleicht hofft er darauf, dass ich ihm die Freundschaft aufkündige. Dann könnte er so die Verantwortung für das Ende vielleicht bei mir belassen und er steht wieder als der saubere Herr, ganz ohne Fehl und Tadel, da.

Für mich ist das ganz bitter. Ich habe so lange gebraucht, bis ich mich überhaupt auf jemanden einlassen konnte und nun hat es mich damit anscheinend total auf die Fresse gehauen.

Und nun bin ich auf der Suche, mich damit abfinden und, vor allen Dingen, wirklich auch innerlich, loslassen zu können. Und ich glaube, dass mir dabei ein Austausch sehr hilfreich sein könnte.
Lass los. Oder schraube deine Erwartungen herunter (kommt hier möglicherweise langfristig auf das gleiche raus). Suche dir Alternativen wie Reisegruppen, in der man locker hin- und herspringen kann, wie es gerade passt. Es gibt bestimmt andere Möglichkeiten, um nette Menschen kennen zu lernen, mit denen man Freundschaften eingehen kann. Aber verabschiede dich von dem Gedanken einen festen Freund zu haben, der nur ab und an da ist, und für den du wichtiger bist als andere Menschen aus seiner Umgebung.

Ich bin ziemlich sicher, dass er dir wichtiger war, als du ihm und dein Ideal einer Freundschaft deine Perspektive in dieser Beziehung bestimmt hat, was der Realität aber nicht entsprach. Für die nächste Beziehung dieser Art würde ich dir empfehlen es ohne große Erwartungen anzugehen und dich (und ihn) auch später nicht vom Ideal einer perfekten Freundschaft vereinnahmen zu lassen, sondern immer wieder zu beobachten und abzugleichen, wie man zueinander steht. :glück:

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Re: Fehlender Anstand oder eine überzogene Reaktion meinerseits?

Beitragvon Jette » 13. August 2017, 14:42

Ich danke dir. Ich weiß, dass ich hier ein ganz großes Problem habe, für das er gar nichts kann. Das "Stehen gelassen" zu werden ist etwas ganz, ganz schlimmes für mich und hat mit meinen Kindheitserfahrungen zu tun. Aber weißt du, der Verstand sagt dir vieles, nur die Gefühle, die lassen sich halt nicht so ganz einfach beiseite schieben. Das ist halt so und ich übe daran und hoffe auch, meine Ängste unter Kontrolle bringen zu können. Ich geh ja noch zur Therapie.

Das, mit der Reisegruppe ist nichts für mich. Ich brauche eher etwas isolierteres.
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