Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon Kalliope » 8. Juni 2016, 00:47

@SKuriosum:

"das System" enthält aus meiner Sicht eine fatale Kombination aus Fragmenten unserer schönen Diktaturen und Frühkapitalismuselementen nach amerikanischen Vorbild. Dazwischen dümpeln noch ein paar Reste der untergegangenen sozialen - heute un- und asozialen - Marktwirtschaft.
Die Schärgen aller Systeme hocken eh alle noch da, wo sie immer gehockt haben und tragen ihren erlernten und geerbten Trott, den sie Überzeugung nennen bisweilen, gemeinsam weiter.

Ein "normaler" Mensch hätte unter dieser erdrückenden Last und den Widersprüchen vermutlich längst sein Leben beendet.
Oder ist Masochist. Aber ja, da ist was dran.
Alternative: Eigenwirksamkeit entdecken und konstruktiv gegen Windmühlen kämpfen. Das ist aber hart und die Gischt landet direkt im Gesicht.

Und vielleicht biete der Standort "draußen zu sein" dafür sogar die beste Grundlage. Ich weiß es nicht so recht. Aber wer nichts (mehr) zu verlieren hat, gewinnt immerhin eines: Freiheit. Wenigstens im Denken.
Allerdings könnte die Nebenwirkung auch tödlich sein.

Is nett, dass Du den Versuch unternommen hast, meinen Gedankenstrudeln zu folgen.

Hier noch eine Version:
Meine Erkrankung gilt aus "unheilbar".
Nun kann ich mich hinsetzen und mich damit abfinden, dass das unheilbar ist.
Und die Diagnose "annehmen" und feste daran glauben, dass der Weg vorgezeichnet.

Oder ich setze mich hin und denke mir, vielleicht stimmt die Diagnose gar nicht oder in 15 Jahren ist die Forschung so weit, dass ich doch noch "geheilt" werde oder aber ich denke, ich ignoriere diese Aussage besser und schaue mal, was da noch so kommt (aktuell leider eher gelbe Karte).

Ich habe mich für "ergebnisoffen" entschieden.

Kennst Du das (un-)schöne Stichwort "sekundärer Krankheitsgewinn"?

Ich wiederum meine, "Krankheit" ist nicht nur häufig ein Korrektiv der Persönlichkeit (zwingt uns zu Veränderung von Gewohnheiten, die vielleicht auch gar nicht zuträglich waren), sondern "schützt" häufig auch an der Stelle, wo wir es "ohne" nicht hinbekommen, uns selbst zu schützen.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon SKuriosum » 8. Juni 2016, 04:01

Ich denke, vom sekundären Krankheitsgewinn in seiner eigentlichen Definition bin ich weit entfernt. Aber wenn es lediglich um das unmittelbare Umfeld geht, dann sehe ich da Profit für mich. Das entspricht dem, was ich in meinem letzten Post meinte. Ich denke, da sind wir uns einig :)

Zu den physischen Krankheiten:
Ich habe im familiären Umkreis am Rand mitbekommen, wie Krebs einen Menschen dahinrafft - wenn ich mich recht entsinne waren es Leber, Lunge und Nieren (kann man wohl als 6er im Krebslotto bezeichnen). Anfangs, unmittelbar nach der Diagnose, war scheinbar noch alles relativ entspannt. Aber als die Chemo losging, hat sie das Gegenteil des gewünschten Ergebnis losgetreten. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass es Unmengen alternativer Behandlungswege gibt, die von den Ärzten um's Verrecken nicht kommuniziert werden. Wenn man sie darauf anspricht, wird sich eher noch darüber lustig gemacht.
Also ich finde es gerade bei den physischen Krankheiten sehr wichtig, sich nicht hängen zu lassen. Das wäre dann auch ein Fall von selbsterfüllender Prophezeiung. Ich denke, dass hier Glaube und Wille sehr große Berge versetzen können. Die Selbstheilungskräfte des Körpers in Verbindung mit dem Willen werden aber von den meisten Menschen gar nicht erst in Betracht gezogen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber, dass sie einerseits von jeglichem Stress entbunden werden und dass man ihnen eine Art Mentor an die Hand gibt, der sie durch den Prozess leitet und für Fragen zur Verfügung steht. In der sparsamen Variante würde zumindest umfangreiches Informationsmaterial weiterhelfen.
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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon Kalliope » 8. Juni 2016, 10:52

@SKuriosum:
nun, dieser s.g. "sekundäre Krankheitsgewinn" ist ja auch eines aus der zynisch-ab- und bewertenden "Fachsprache". Und wird ebenfall gern eingesetzt, um Patienten klein zu halten und ihnen zu verdeutlichen, wer die Beurteilungshoheit hat.
Natürlich mag es auch dieses Phänomen geben, klar. Aber irgendwie finde ich auch in diesem Fall die Bezeichnung nicht eben "neutral", um es mal freundlich auszudrücken.

Och, Krebs-6er im Lotto gibts so einige. Ein Elternteil von mir verstarb an Pankreas-CA. Das ging von Diagnose - also der richtigen, zuvor lief sie - passt gerade so schön hier zum Thema - unter "psychosomatisch" ca. 1/2 Jahr lang (wo man sie unter Umständen dann statt palliativ auch noch "richtig" hätte behandeln können) - bis Tod exakt 10 Wochen. Bei der Mutter meiner Freundin lief das noch schneller - nicht erkannt, weil die Grunderkrankung (selbe wie meine, wo leider auch häufiger Krebs auftaucht) als Ursache für die Beschwerden betrachte wurden. Also auch rumgeschlampt. Irgendwas "vermutet", statt anständig untersucht. Ok, Medizin, Kinderschuhe. Pankreas-CA ist schwer zu diagnostizieren, Stand der derzeitigen ärztlichen Kunst.
Schwager hatte Rückenwirbelbruch. Huch, nein, nicht "Osteoporose" (wie zunächst angenommen), sondern Metastase. Da fanden sich dann beim Rumstochern noch selbige in Hirn, Lunge, Leber ..... Der hat noch ordentlich gekämpft, harte Geschichte.
Na ungut.

Ich unterscheide nicht im Wesentlichen zwischen physischen und psychischen Erkrankungen. Dafür sind wir zu sehr Einheit aus beidem. Das eine ist nur eine andere Seite der Medaille als die andere. Zusammenhänge in der Symptomatik allseits bekannt.

Wenn hier Schizoide beschreiben, wie sie Gefühle rein auf körperlicher Ebene wahrnehmen, weil sie psychisch sie entweder halt nicht wahrnehmen oder das Gefühlte nicht zuordnen oder interpretieren können, dann wird das auch deutlich.
Und halt andersrum.
Wer sich täglich 24/7 mit hässlichen Schmerzen rumplagt, läuft nicht zwangsläufig als kichernder Daueroptimist durch die Gegend. Tendenziell führen chron. Erkrankungen dann gern auch "reaktive Depressionen" im Gepäck.
Usw.

Mithin gelten für mich für beide Seiten der Medaille dieselben "Spielregeln". Also selffullfilling prophecy gilt hier wie dort.

Zu Heilungsansätzen kann ich das Buch von Joachim Faulstich "Das heilende Bewusstsein" empfehlen.
Er stellt gleichberechtigt total unterschiedliche Heilungsansätze und Methoden aus allen Kulturen gegenüber, erklärt Gemeinsamkeiten und Trennendes. Ein nett kurzweiliges Buch, welches ein bisschen den Blick auf unsere quasi-religionsartige Schulmedizin begradigt.

Wer noch Interesse hat, mal hinter derzeitige Ökonomie-Geprägtheit unseres Medizinbetriebes zu blicken und wie es also so mit dem "hippokratischen Eid" aussieht und der Menschenfreundlichkeit liest mal
"Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht" von Sonia Mikich.

Viel Vergnügen!

Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber, dass sie einerseits von jeglichem Stress entbunden werden

Das erzähle mal dem Schärgen des Systems! Da zählt nämlich nur, wie viel das kostet. Aber das kann man im letztempfohlenen Buch schön nachlesen.
Und das meinte ich, wie man Menschen dann noch ein bisschen mehr Richtung "stirb schneller" schubst, indem staatlicherseits erst richtig Stress gemacht wird, so richtig von der feinsten Sorte, nämlich so schön böse existenziell, dass zu den gesundheitlichen Sorgen und Stressoren auch noch existenzielle nicht nur in Kauf genommen, sondern auch noch forciert werden.
Manchmal wäre es weitsichtiger, einen angeschlagenen Menschen mal für eine Weile zur ECHTEN Erholung aus dem Verkehr zu ziehen, statt ihn in Reha-Drillanstalten zu senden, die auch nur zur Staatslobby gehören und das Ergebnis bereits vor Antritt klar.

Jupp. Tut das gut, das rauszulassen :-).

Jedenfalls: ein schönes, weites Feld, auf dem es noch sehr sehr sehr viel zu tun gibt!
Glücklicherweise haben wir noch (die) Sozialverbände, Patientenverbände und ein noch halbwegs funktionierendes Rechtssystem mit halbwegiger Rechtsstaatlichkeit. Hoffe, das wird nicht auch noch geopfert im Rahmen der Re-Formierung Richtung "unsere schönen und war-doch-alle-gar- nicht-so-schlecht-Diktaturen".



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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon SKuriosum » 9. Juni 2016, 22:47

Ich denke nicht, dass wir vor'm großen Knall eine Besserung diesbezüglich erleben werden - eher das Gegenteil. Denn was permanent wegrationalisiert wird, kann hinterher nicht wieder massiv aufgestockt werden. Dafür fehlt dann das Geld an allen schöpfbaren Enden. Und dass man nackten Menschen nicht in die Tasche greifen kann, weiß auch das System.

Ich denke, wir sollten mit der Threatpiraterie aufhören :lachen:
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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon Kalliope » 10. Juni 2016, 09:19

Äh, ja.
(Interessant wäre dennoch, welche Persöniichkeitsstörung denn "dem System" verpasst würde. Aber stimmt schon, anderer Thread. Danke @Regina und Admins fürs Gewähren lassen.)
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Re: Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Beitragvon hinterdemmond » 10. Juni 2016, 13:45

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auch im abseits sterben helden. (clickclickdecker)


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