Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

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WolkenSturm

Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon WolkenSturm » 2. Juni 2014, 19:06

Hallo,

ich versuche mich gerade ins Thema einzulesen und finde es richtig schwierig Literatur zu finden. Daher wollte ich nunmal im Forum nachfragen.

Also am meisten würde ich mich freuen über Hinweise auf autobiografische Romane von Schizoiden - falls es sowas gibt.

Kann mir da wer was empfehlen?

Danke schonmal, WolkenSturm

Leonius
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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon Leonius » 3. Juni 2014, 16:22

Hei.

Kann dir Fritz Riehmanns: "Grundformen der Angst" ans Herz legen.
Herr Riehmann beschreibt warmherzig und analytisch genau die "Problematik"
von Schizoiden Menschen.
Was schizoide Menschen brauchen und was sie zu geben im Stande sind.
Nebenbei führt er viele biographische Beispiele seine schizoiden Patienten an.

Tschau

jiffy92
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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon jiffy92 » 3. Juni 2014, 20:37

Grundformen der Angst wär ein Tipp

Hemlock
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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon Hemlock » 3. Juni 2014, 23:27

Mit autbiografischen Büchern kann ich leider nicht dienen, hab hier aber etwas an Fachliteratur in denen das Thema Schizoide Persönlichkeitsstörung zumindest etwas behandelt wird....

Fritz Riemann - Grundformen der Angst
R.D. Laing - The Divided Self
Harry Guntrip - Schizoid Phenomena, Object Relations, and the Self
Alexander Lowen - The Betrayal of the Body
Theodore Millon - Personality Disorders in Modern Life
Marshall L. Silverstein - Disorders of the Self: A Personality-guided Approach
I am a rock.

Mitropa

Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon Mitropa » 17. August 2014, 06:36

2. Jun 2014, 19:06 » WolkenSturm hat geschrieben:Also am meisten würde ich mich freuen über Hinweise auf autobiografische Romane von Schizoiden - falls es sowas gibt.

Falls noch (mal) Interesse bestehen sollte:

Bisher waren m.W. ausführlichere Selbstdarstellungen Betroffener im Internet das, was dem noch am Nächsten kommt und jedenfalls die einzige Option in dieser Hinsicht. Gut möglich, dass mal irgendwo auf der Welt ein Buch dieser Art erschien, aber sowas würde sehr wahrscheinlich unter Nischen-Literatur laufen und das wird halt selten übersetzt. Eine andere Möglichkeit ist natürlich, auf den Slogan "schizoid" zu verzichten und das Feld um mehr oder minder begründbare "Verdachtsfälle" zu erweitern. Über Kandidaten in diesem Sinne lässt sich immer wieder vortrefflich (und letztlich fruchtlos) streiten, am Ende hat jeder seine Favoriten, aber ich nenne beispielsweise das Journal intime von Henri-Frédéric Amiel und das Buch der Unruhe von Fernando Pessoa. Wobei Letzteres für meinen Geschmack genereller, ausgeprägter und zugänglicher von schizoidem Charakter zeugt, Ersteres dafür auf subtilere (und ich möchte fast sagen: interessantere) Weise. Nun sind das aber beides denkbar tiefe, komplexe Werke, die man natürlich nicht derart reduzieren kann oder nur aus diesem Blickwinkel lesen sollte. Oder wollte. Das gilt für viele andere Beispiele autobiografischer Werke mit gewissem "schizoidem Flair" aber genauso.

Neuerdings gibt's aber auch noch was für die, die's expliziter mögen. Und, man lese und staune, auf Deutsch sogar! Da der Titel gerade erst erschienen ist, halt ich es für angebracht darauf hinzuweisen, dass ich weder der Autor bin, noch in irgend einer Weise mit ihm oder dem Verlag in Verbindung stehe. Keine Werbung beabsichtigt:

Dirk Nordmann:
Schizoid
Wenn Nähe zum Problem wird
- Eine Erfahrung

Knapp 250 S., kürzlich raus im Verlag der Ideen. Auf Amazon z. Zt. um die 15,-, viell. gibt's bald auch gebr. Angebote. Ich hab's schon und auch schon gelesen.

Hier die Klappe:

Mobbing , Prügel und Waffen in der Schule – ignorante Eltern, Kampfsport, ausbeuterische Arbeitgeber und Bordelle – Problembeziehungen, Transsexualität und lebensgefährliche Operationen …
Dirk Nordmann hat es nie leicht gehabt mit den Menschen, die ihm meist bedrohlich vorkamen. Der Innere Konflikt zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst, sich selbst dabei zu verlieren, prägen Dirks Leben bis heute.

»Ich habe massive Erfahrungslücken im Zwischenmenschlichen und ziehe mich wegen des Gefühls, autark bleiben zu müssen, sozial zurück. Ist das nicht schizoid?«

Denke wir bejaen das vorsichtig und stellen zunächst mal erfreut fest: Tatsächlich. Die (erste?) Autobiografie eines Schizoiden, und das auf Deutsch. Au backe!

Hmm..! Ansonsten irgendwie arg schwierig, das Buch einzuordnen. Oder hier jetzt groß was auszuführen, an dem sich etwaige Interessenten orientieren könnten. Allgemein: Es ist Monolog, aber dabei mein ich keine Biografie im strengen Sinne; es ist aber auch nicht wirklich im Stile eines Tagebuchs geschrieben. Sondern es ist eine (chronologisch geordnete) Sammlung von bruchstückartigen Rekollektionen einer, wie der Untertitel ja verrät, Erfahrung. Einer Erfahrung aber, die sein ganzes Leben färbt, eben der schizoiden Erfahrung.

Dabei wirkt das Bild, das er zeichnet, durchaus realistisch - insb. von der schizoiden Warte mein ich - und ich halte die Beschreibungen auch für authentisch. Ich fand sogar, dass sich der Text an sich irgendwie schizoid liest, wobei das jetzt indirekt und eher negativ zu verstehen ist: Er schreibt sachlich. Sehr sachlich. Und sehr nüchtern. Und sehr kühl. Man könnte auch meinen, trocken. Ja, fast klinisch. Unbeteiligt. Es ist nicht mal mehr zynisch, so distanziert wirkt es (mind.) streckenweise. Damit will ich mitnichten behaupten, so ist der Schreibstil eines *jeden* Schizoiden (warum auch), sondern ich will darauf vorbereiten, dass es nun mal Dirks Stil ist, der, vor allem am Anfang möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig ist. Und das teilweise auch bleibt. Ja! Auch für Schizoide. ;)

Schlecht geschrieben ist es aber keineswegs.

Und ansonsten? Wie am Klappentext zu erahnen, erwartet euch eher die harte Tour. Der Autor hat wohl so einiges durchgemacht, und das merkt man. Nicht nur weil er davon berichtet. Ob sich nun jeder Betroffene mit jedem der beschriebenen Probleme identifizieren kann, stell ich dahin, is auch nicht der Punkt, ich vermute aber, dass sich vor allem Leute mit (auch) leichteren destruktiven/dissozialen Zügen am ehesten in diesen Zeilen wiederfinden werden. Dirk erinnert sich zum Beispiel daran, als Kind andere Kinder häufiger und quasi zwanghaft geschubst zu haben, es klingen auch Frustrationstaten an, etwa im Zusammenhang mit Tierquälerei (aber infantiler, nicht der üblen Sorte). Das sind so Sachen, die ich z.B. überhaupt nicht kenne und auch nie von mir kannte. Auch, dass er als kleiner Junge oft und unkontrolliert schrie, fiel mir auf - ich hingegen war schon als Kleinkind personifizierte Stille und im Prinzip autistisch.

Auf der anderen Seite hagelt es Parallelen und's gibt sehr wohl immer wieder Stellen im Text, wo ich mir dachte: "Ja, stimmt, genau so war das." Um nicht zu viel vorwegzunehmen beschränk ich mich noch mal auf seine Kindheit (also den Anfang) und da berichtet er z.B. von einer Phase, als er grundlos und diffus, aber dafür wahnsinnig Angst davor hatte, von seinen Eltern verlassen zu werden. Dasselbe hab ich auch durchgemacht! Im gleichen Alter! Oder wenn er von all seinen andern exzentrischen Phobien berichtet, dass ihm bisweilen ganz bestimmte Gegenstände, oder Häuser Angst einjagten, überhaupt, dieser obsessive, unwiderstehliche Fokus auf das Objekthafte, die Objektbezogenheit, das hat hier sofort getriggert und dürfte vielen Mitbetroffenen nicht anders gehen. Immens interessant fand ich seine Erinnerungen an tic-haftes Verhalten und Stereotypien. Weil das nun etwas ist, was ich bis dahin noch nie im Zshg. mit SPS gehört hab - es dessen ungeachtet aber von mir selbst kenne.

Tja, da ist für jeden was dabei. Wenn ich das richtig behalten hab, wurde Dirk übrigens relativ spät diagnostiziert (im Rahmen einer Burnout-Depression, aufgrund derer er zuvor seinen Job verloren hatte). Und er hat wohl auch erst da zum ersten Mal was von "schizoid" gehört. Dabei is aber zu bedenken, dass er in den 70ern geboren wurde und somit, anders als z.b. meine Generation, nicht das Glück (?) hatte, mit dem alles-beantwortenden Internet bereits aufzuwachsen. Ohne das Internet hätt auch ich zum Zeitpunkt der Diagnose zum ersten Mal von "schizoid" gehört, das ist so gut wie sicher.

Jedenfalls begreif ich dieses Buch auch so'n bisschen als Dirks Versuch, mit dem Wissen von heute, mit der Gewissheit dass er schizoid is und war, seine Vergangenheit zu rekapitulieren. Und so vielleicht das ein oder andere davon neu zu interpretieren. (Er wurde früher auch mal fehldiagnostiziert.) Zumindest mag das einer der Beweggründe hinter diesem Buch gewesen sein.

Empfehlen kann ich es nicht. Wem auch? Und warum? Ich weiß nur nicht, wen das Buch interessieren sollte, wenn nicht Schizoide (resp. Angehörige, resp. beruflich Involvierte). Andererseits wird es auch in dieser Richtung mit Sicherheit nicht für jeden etwas sein. Mein Rat deshalb, wenn möglich, Probelesen und sehen, ob ihr was damit anfangen könnt. Ansonsten, klar, die ~250 Blätter sind auch fix durch. Hier's jetz einfach ein Buch von Schizoid für Schizoid, sprich, von Niemand für Niemand. Was es nich alles gibt. Trotzdem mein ich, es wurde Zeit. Und ich bin froh, dass mir rechtzeitig einer zuvorgekommen ist. Sonst wär das Ergebnis noch viel trüber.

Zumal mir meine Finger jetzt schon weh tun. ;)

http://www.verlagderideen.de/portfolio/schizoid/

Kupfermünze

Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon Kupfermünze » 19. September 2014, 21:49

Vielen Dank, dass hier auf mein Buch so ausführlich eingegangen wurde. Als Autor sehe ich mich allerdings dazu berufen, auch einige Zeilen dazu zu schreiben. Erstmal bin ich ebenfalls der Meinung, dass es für einen Erfahrungsbericht in diesem Bereich an der Zeit war. Das Thema Schizoid ist in der breiten Öffentlichkeit, im Gegensatz zu beispielsweise Borderline, einfach zu unbekannt. Und die schizoide Persönlichkeitsstörung kann ja auch in Kombination mit anderen Störungen auftreten. In meinem Fall sind beispielsweise auch Anteile einer paranoiden Persönlichkeitsstörung (PPS) mit im Spiel. Insofern können schizoide Menschen unter ihren Problemen sehr wohl leiden. Nur weil dieses Leid nicht so sehr oder gar nicht nach Außen getragen wird, heißt das nicht, dass es nicht existiert. Das war ein Beweggrund, mein Buch zu schreiben, nachdem ich wusste, was mit mir los ist. Ich habe es primär nicht, wie Mitropa meinte, für andere Betroffene geschrieben, sondern eine Art Öffentlichkeitsarbeit dahinter gesehen. Andererseits war es für mich auch eine "Bibliotherapie", also eine Therapie durchs Schreiben. Den Titel meines Buchs "Schzoid" habe ich bewusst auch nicht im Bezug auf die "Schublade" ICD-10: f 60.1 gewählt, sondern vielmehr nach den Kriterien, die Fritz Riemann und Alexander Lowen (http://www.i-p-p-m.de) zum Thema nannten. Lowens und Riemanns Beschreibungen zu "Schizoid" fassen wohl die Diagnosen
des kompletten Cluster A - sonderbar/exzentrisch - im DSM IV (paranoid, schizoid, schizotypisch) zusammen. Beispielsweise fand Mitropa ja gewisse "Stereotypien" interessant, die bei mir und auch ihm vorkamen, im Zusammenhang mit SPS aber nie genannt wurden. Diese nennt man magisches Denken. Dabei denkt eine Person, dass ihre Gedanken, Worte oder Handlungen Einflüsse auf Dinge in der Umwelt haben könnten. Es ist allerdings ein Kriterium zur schizotypischen PS. Da kann man mal sehen, wie gewisse Diagnosen durchaus dazu neigen, sich zu überlappen. Gut - dies reicht mir fürs Erste als Beitrag zu meinem Buch und dem vorherigen Beitrag. :winken:

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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon cerebrum » 2. November 2014, 21:32

Man sollte aber auch diese Tendenz der "Überpathologisierung" nicht außer acht lassen. Es gibt diesen Trend in die Richtung alles was irgendwie vom "normalen" abweicht in die Schublade einer bestimmten Persönlichkeitsstörung zu stecken. Passt keine bisherig "erfundene" dazu, dann wird eine neue Bezeichnung erdacht. Ich frage mich inwiefern SPS überhaupt eine Störung ist. Und nicht vielmehr einfach eine andere Form von Persönlichkeitstyp. Im Meyer's Briggs Test dürfte es der INTP oder INTJ Persönlichkeit entsprechen. Und da ist das auch keine Form von Störung, sondern einfach ein anderer Persönlichkeitsstyp. Kretschmer unterteilte die Menschen nach Konstitutionstypen. Die Pykniker, Leptosomen und Athletiker. Jedenfalls gab es das schon immer. Vielleicht neigen manche Menschen extrem zu einem Typ und dann wird es eine Störung, wenn es das Leben massiv beeinträchtigt. Sonst ist es aber auch nur eine weitere "Lebensform"..
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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon EinsZweiDrei » 8. Dezember 2014, 11:00

Ich verstehe nicht warum "Grundformen der Angst" so oft empfohlen wird, zu wenig Informationen, zu allgemein und außerdem geht es nicht um die Schizoide Persönlichkeitsstörung.


Das Thema ist natürlich nicht jedermanns Sache trotzdem erfährt man einiges über die Schizoide Persönlichkeitsstörung: http://books.google.de/books?id=vcobajv ... ch&f=false

Was da steht sollte man natürlich nicht alles auf sich beziehen.

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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon Nachtgängerin » 9. Dezember 2014, 00:47

EinsZweiDrei, mir ist in keinster Weise klar, inwiefern sich der durch dich gepostete Link nützlich für Menschen erweisen kann, der sich zum Thema SPS informieren möchte.

Sei doch bitte so freundlich und erläutere den Zusammenhang, auf den du dich beziehst.


Grüße.
Und dann wird die Dunkelheit zur Pforte.

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Re: Bücher über Schizoide (Persönlichkeitsstörung)?

Beitragvon EinsZweiDrei » 9. Dezember 2014, 02:05

Von mir aus kannst du den Link löschen. Für mich waren einige Stellen interessant, ich beschäftige mich halt auch mit dem Thema "Trauma", aber es gibt sicherlich bessere Texte zum Thema Schizoide PS, nur sind diese schwer zu finden.


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