Das Buch besteht aus drei Vorträgen, die der Philosoph Peter Bieri im Frühjahr 2011 an der Uni Graz gehalten hat. Es versteht sich von selbst, dass er keine Antworten auf die Frage gibt, aber er zeigt auf Türen, die wir selbst öffnen können. Er ebnet, begradigt und befestigt Wege dorthin, die wir bisher vielleicht nur als holprige Pfade für uns gesehen haben; vielleicht haben wir diese Pfade schon einmal vorsichtig betreten, uns aber nicht getraut, sie festen Schrittes weiter zu gehen.
In dem Anstoß und der Anleitung zum Nachdenken besteht für mich der Wert des Buches. Es hat streckenweise auch etwas von therapeutischem Rat.
Zum Inhalt der drei Vorträge:
Erste Vorlesung: Was wäre ein selbstbestimmtes Leben?
Stichworte aus dem Inhalt:
- Selbstbild - Definition und Hilfestellung zum Finden des Selbstbildes
- Sprache (Reden, Schreiben) und Nachfragen als Motor, aus Gedanken/Erinnerungen auch Erfahrungen zu machen
- moralische Intimität zwischen Menschen
- Blick der Anderen; Fremdbild
- Manipulation von außen
Die Kultur, wie ich sie mir wünschte, wäre eine leisere Kultur, eine Kultur der Stille, in der die Dinge so eingerichtet wären, dass jedem geholfen würde, zu seiner eigenen Stimme zu finden. Nichts würde mehr zählen als das; alles andere müsste warten.
Unnötig zu sagen: die Utopie eines Phantasten; eine phantastische Utopie. Daher der Konjunktiv in der Titelfrage
Zweite Vorlesung: Warum ist Selbsterkenntnis wichtig?
Peter Bieri beginnt mit einem Beispiel:
und überträgt dieses auf das Handeln im größeren Zusammenhang unseres Lebens.Wir können keinen Schritt tun, ohne zu wissen, warum. Wenn wir den Grund vergessen haben, bleiben wir stehen. Erst wenn wir wieder wissen, was wir wollen, gehen wir weiter. Wir müssen, um handeln zu können, verstehen, was wir wollen und tun.
Weitere Stichworte:
- Blick von außen auf uns
- Blick der Anderen als Korrekturinstanz
- Erkennen als Grundlage des Eingreifens; der Schritt vom Unbewussten zum Bewussten
- Selbsterkenntnis als permanenter, immer tiefer gehender Entwicklungsprozess
- Bedeutung der Selbsterkenntnis
Dritte Vorlesung: Wie entsteht kulturelle Identität?
Peter Bieri:
Stichworte:Die Identität eines Menschen wird nicht nur durch die Gegebenheiten seines Körpers bestimmt: die Gene, den antomischen Aufbau und das physiologische Geschehen. Menschen haben auch eine kulturelle Identität
- Sprache als Schlüssel zur Kultur, als Fundament für Wissen, Denken und Wahrheit
- Verhältnis zu anderen: Nähe und Fremdheit, Privatheit und Öffentlichkeit
- Selbestimmung und Würde
- Moral und Grausamkeit
- Kultur als Definition, von dem was wichtig ist; Kluft zwischen dem mir wichtigen und dem verkündet wichtigem
- Gekanntes und Gelebtes
Vielleicht habe ich ja zum Nachlesen angeregt
Nordstern.