Schizoide Wesenswelten

Habe soeben „Dr.Ratte“ von William Kotzwinkle beendet (yepp, gerade jetzt). Ein verstörendes, grausames Buch. Eine verrückte Ratte in einem Tierversuchslabor, welches die Leiden der anderen Tiere verspottet. Allerdings gibt es eine grössere Paralellhandlung, welche ziemlich bewegend ist. Wer einen starken Magen hat, dem kann ich diesen Roman nur empfehlen. Unter anderem auch wegen dem... konsequenten Ende dieser Geschichte.

@Ghostvoice

Das klingt echt interessant, ich glaube das setze ich mir mal auf meine Liste. Danke!

Habe mal ein paar Textauszüge davon gesehen, das könnte ich nicht lange durchhalten. Dann schon lieber der ET Roman von Kotzwinkle.

sdsdsdsv hat geschrieben:Habe mal ein paar Textauszüge davon gesehen, das könnte ich nicht lange durchhalten. Dann schon lieber der ET Roman von Kotzwinkle.

Ging mir beim ersten Mal genauso... habe nach einigen Seiten abgebrochen und es nun nochmal versucht. Bin inzwischen der Meinung, daß das Buch wirklich lesenswert ist, da es der Grausamkeit der verrückten Ratte die persönliche Schilderung anderer Tiere gegenüberstellt. Diese sind entweder sehr schlimm oder sehr positiv. Das liegt allerdings weniger an einem Sadismus des Autors, als vielmehr an unserer (der Menschheit) Gleichgültigkeit Tieren gegenüber.
Bei uns wird gerade wieder die Debatte über die Massentierhaltung von Schweinen aufgenommen, was mich sofort wieder an die Gedankenwelt des Schlachtschweines erinnert, welche in dem Roman vorkommt.

Ich denke, das Buch sollte man unbedingt gelesen haben.

Ghostvoice hat geschrieben:Ich denke, das Buch sollte man unbedingt gelesen haben.

Zweifellos.

Oblomow in der Übersetzung von Clara Brauner.

»Das ist Oblomow, von dem ich dir oft erzählt habe.«
»Ja, ich entsinne mich dieses Namens; das ist dein Freund und Kamerad. Was ist aus ihm geworden?«
»Er ist zugrunde gegangen, und das ohne jede Ursache.«
Stolz seufzte und sann nach.
»Und war nicht dümmer als mancher andere, seine Seele war rein und klar wie Glas; er war edel, zart und ist zugrunde gegangen!«
»Warum denn? Was war die Ursache?«
»Die Oblomowerei!« sagte Stolz.

Dick, Philip K. hat eine Menge geschrieben. Das liest sich gut und ist schnell verdaut, aber irgendwann will man nicht mehr. Ich habe eine Menge SciFi aus den 50ern und 60ern gelesen und kann gar nicht mehr sagen, wie oft der Held nach Hause kam, wo ihm seine Frau einen Drink mixte. Das scheint irgendwie ein heiliges Ritual in den USA zu dieser Zeit gewesen zu sein. Ansonsten erleben die männlichen weißen Protagonisten halt ihre Abenteuer und zeigen so die Grenzen dessen auf, was sich damals als bahnbrechende Vision einer besseren Zukunft verkaufen ließ.

Ansonsten erwähnenswert: Charles Stross' Debüt Glashaus, in dem ein gesellschaftliches Experiment beschrieben wird. Als literarisches Werk nicht überzeugend, aber voller guter Ideen und lesenswert.

Michael Szameits Im Glanz der Sonne Zaurak von 1983 ist ein Abenteuerroman mit einem guten Beginn, der in der zweiten Hälfte überraschenderweise die tiefen Gefühle der männlichen Crewmitglieder zueinander beleuchtet, ohne hier aber zu weit zu gehen. War insgesamt interessant.

Aelita wurde in den frühen Zwanzigern von dem Russen Tolstoi, Alexej (nicht der Tolstoi) in Berlin geschrieben und ist damit vielleicht der erste russische SF. Liest sich ein wenig wie Jules Verne nach dem Studium von Marx und drei Wodka zum Entflammen des revolutionären Geistes. Die unverfrorene Figur des Soldaten Gussew gibt der Geschichte ordentlich Schmackes. Technik ist hier nur Beiwerk.

Zuletzt las ich Children of Time von Adrian Tchaikovsky, welcher sehr klug und mitreißend geschrieben ist. Ein biologisches Experiment gerät hier aus den Fugen. Mit seinen interessanten Figuren, cleverem Aufbau und - im wahrsten Sinne des Wortes - ausgeklügeltem world building ist dies der beste Roman, den ich seit langem gelesen habe! Das Englisch ist allerdings anspruchsvoll.

Hallo Leute - ich weiß nicht, ob das hier die richtige Stelle ist für meine Mitteilung. Ich bin noch neu hier und habe noch nicht den Überblick. Ich lese gerade "Junge Seelen, Alte Seelen" von Varda Hasselmann und Frank Schmolke. Ich habe natürlich schon viel Psycho-Literatur gelesen und viel über SPS. Ich finde die Schul-Psychologie sehr wohl hilfreich!
Ich meine jedoch, dass man alles unter ganz unterschiedlichen Aspekten sehen kann und dass mehrere "Wahrheiten" nebeneinander existieren, die auf unterschiedlichen Sichtweisen, Perspektiven und Schwerpunkten beruhen.
Ich war lange Zeit Anhänger der atheistisch-materialistischen Weltanschauung. Diese verdamme ich jetzt auch nicht, aber ich meine sie ist nur eine von vielen Anschauungen.
Hier möchte ich auf eine andere Anschauung aufmerksam machen, wo ich mich als (schulmedizinisch) "Schizoider" auch wiederfinden kann, also wo meine Symptome und meine Lebensweise an bestimmter Stelle exakt beschrieben werden. Eben unter dem Gesichtspunkt der "Seele", die von Hasselmann und Schmolke seit längerer Zeit erforscht und beschrieben wird. Mit dieser "Seele" ist nicht die "Psyche" gemeint.
Vor 10 Jahren schon las ich andere Bücher von den Autoren, die ich auch empfehlen kann, z. B. "Die sieben Archetypen der Angst" und "Archetypen der Seele" - wer sich mal einem anderen Aspekt (des Daseins) zuwenden will... liebe Grüße von AllEinSein

sdsdsdsv hat geschrieben:Dick, Philip K. hat eine Menge geschrieben. Das liest sich gut und ist schnell verdaut, aber irgendwann will man nicht mehr.

Ging mir ähnlich.
vor allem "Ubik", teils die psychologische Erzählung (etwas mit einer Besteigung eines Berges) von "Do Androids Dream About Electric Sheep" (=Blade Runner), teils "A Scanner Darkly" und "The Man In The High Castle" - in der Reihenfolge, fande ich gut. Aber für mich nicht fordernd genug.
Kann sein das ihn seine Drogen-Erfahrungen, vor allem LSD, zu interessanten Ideen hin gebracht haben - die meines Erachtens aber von seinem etwas zu undetaillierten Schreibstil, der mir nicht bildlich+Charakter detailliert genug oder kreativ genug ist, immer teils zu herkömmlich daherkam.

Da ist mir ein "Transfer" von Stanislav Lem schon mehrsagender.

Abgesehen von diesen kenne ich aber auch keine weiteren Sci-Fi-Autoren die mich mehr, anders oder weiter beeindruckt haben.

Da ist mir tatsächlich mal ganz abgesehen von der Sci-Fi-Literatur ein "Haruki Murakami" mit seiner rein auf Personen konzentrierten stark detaillierten und beobachtenden Erzählweise noch mit am liebsten, von diesem ich praktisch jedes Buch lesen könnte.
Allerdings bin ich selbst da, so oder so immer äußerst lesefaul. Da treibt es mich stattdessen immer eher in die Natur oder auch ab und zu in anspruchsvolle Videospiel-Welten.

The empty core: an object relations approach to psychotherapy of the schizoid personality
(by Jeffrey Seinfeld)
Erstaunlich gut zu lesen, bis jetzt.