orinoco hat geschrieben:Ich vermute die Geringschätzung der Gefühle ist das Ergebnis eines arroganten bis größenwahnsinngen Bewußtseins, das es nicht ertragen kann, das es im Gehirn nicht die erste Geige spielt. Wie heißt es doch so schön: unser Bewußtsein ist eine Nußschale auf dem Ozean der Gefühle. Diese Zurückstufung, die Erkenntnis nicht der Herr im eigenen Haus zu sein ist für das Bewußtsein, den Verstand und die Ratio irgendwie nur schwer zu ertragen.
Das denke ich auch. Das klingt sehr nach dem Wesen Mensch, dessen Ansinnen sich über alles zu stellen, genauso wie über den eigenen Körper/Gefühle - ihn erst zu dem macht das er denkt zu sein.
orinoco hat geschrieben:Zwischen Gefühlen und rationalem Denken gibt es auch keinen direkten Austausch. Speziell das limbische System versteht keine Sprache und keine rationale Gedanken. Und umgekehrt versteht die Ratio die Gefühle nicht und erfindet die abstrusesten Geschichten um sie sich zu erklären.
Das hätte der Mensch gerne! wie eben schon benannt. Fakt ist das meines Erachtens nicht.
Das limbische System (von lateinisch limbus „Saum“) ist eine Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient. Dem limbischen System werden auch intellektuelle Leistungen zugesprochen. Die Sichtweise, bestimmte Funktionen (wie die Triebe) nur auf das limbische System zu beziehen und als vom Rest des Gehirns funktionell abgegrenzt zu betrachten, gilt heute als veraltet.- aus Wikipedia
Um es in einem Beispiel aufzuzeigen:
Wenn man sich z. B. denkt, "Hmm.. ich würde mir jetzt echt gerne eine Pizza bestellen".
- Dabei steht zuerst das Gefühl "Hunger" im Vordergrund.
- Da man sich für Pizza entschieden hat, steht das Gefühl "Lust" im Sinne einer bevorzugten Speise an 2. Stelle.
- Erst DANACH setzt dann meist die Ratio, also der Verstand/Vernunft ein, sodass je nach individuellen bzw persönlichen Vorstellungen darüber nachgedacht wird, ob man das nun wirklich essen sollte.
Sprich: Erst DURCH diese Gefühle, setzt dann ein menschlicher Denkprozess im Sinne der Vernunft ein, der die Gefühle UNTERDRÜCKEN soll.
In dem Sinne: wenn man diese Pizza jetzt bestellt/isst: könnte das ungesund sein, könnte mich zu müde machen, sollte ich das Geld lieber für etwas anderes aufsparen, oder lieber nichts bestellen um die Person die zu Hause heute etwas kocht nicht zu verärgern.
Somit könnte man sagen, das der Verstand bzw die Vernunft, "das Ratio" die für den Menschen "vermeintlich" wichtigste Eigenschaft ist, die dafür sorgt - die eigenen Gefühle zu unterdrücken.
Denn nur durch diese Unterdrückung der Gefühle der Mensch erst in der Lage ist Dinge herauszufinden, die aus dem Verstand heraus entstehen - wie Verstand-bedingte Moral, Werte, Hinterlist, Sparsamkeit, Einfluss und Zukunftsvorstellungen - die ihn zu diesem fortschrittlichen Wesen führen, das er heute ist.
Das Problem an dieser Vernunft bzw diesem rationalen Denken/Verstand ist allerdings, das der Mensch jedes Gefühl somit insgeheim auch immer als ein Feind bzw Gegenspieler/Antagonist dieses bzw seines Verstandes ansieht.
Daher WILL der Mensch ansich gar keinen Zugang zu seinen Gefühlen haben!
Somit werden auch Psychologen und Geisteswissenschaftler auf alle Zeit und zu jeder Zeit, alles versuchen, immer nur "um den heißen Brei herumzureden" (warum, wieso, weshalb = Verstand), anstatt den "Brei" also WAS das für Gefühle sind die verstört, blockiert oder eingeschränkt sind, herauszufinden.
Aufgrund dessen wird für jeden Menschen und Psychologen/Psychiater/Geisteswissenschaftler ein "geistig" Kranker, "geistig" Gestörter oder "geistig" falsch Entwickelter auch immer nur ein IM GEIST/VERSTAND verstörter oder eingeschränkter Mensch sein, anstatt als ein in den GEFÜHLEN verstörter/eingeschränkter Mensch.
Was auch der Grund ist warum jeder "normale" Mensch, "geistig" eingeschränkte/verstörte Menschen GAR NICHT VERSTEHEN KANN und daher oft ablehnt, Abstand sucht, keinen Zugang findet und teils gar Angst vor diesen hat.
Da die Menschen denken, der Geist/Verstand - also die Vernunft, Moral und somit auch die Ethik dieses Menschen ist krank, gestört, eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden.
Wenn die Menschen endlich kapieren würden, das nur die GEFÜHLE dieser Personen verstört, eingeschränkt oder blockiert wären, würden die Menschen diese Menschen auch besser verstehen, genauso wie ihnen auch helfen können.
Allerdings nur unter der Voraussetzung: beide Menschen sind sich ihrer eigenen Gefühle bewusst und erkennen diese auch als die ihren an!