Danke für den Artikel.
Gerade hatte ich in dem kürzlich empfohlenen Buch (Brisch) auch darüber gelesen:
"Traumatische Erfahrungen im Kindesalter während der Reifungszeit des kindlichen Gehirns können auch einen Einfluss insbesondere auf die Reifung der orbito-frontalen Hirnregion haben, die für die Steuerung, Integration und Modulation von Affekten zuständig ist. Eine Misshandlung bzw. ein Trauma in der frühen Kindheit verändern zudem stark die Entwicklung der rechten "nonverbalen" Gehirnhälfte, die für verschiedene Aspekte der Bindung und Affektregulation verantwortlich ist."
(K. H. Brisch, Bindungsstörungen. Stuttgart 2013 (12. Auflage), S. 43)
Es wird auch dargelegt, dass eine traumatisch bedingte Fehlentwicklung der Dopamin-, Cortisol- und anderer Rezeptoren mit entsprechend fehlreguliertem Botenstoffhaushalt durchaus später im Leben durch positive Erfahrungen noch verändert werden kann - dauerhaft. Der Botenstoffhaushalt ist also nachgewiesen lernfähig. Das finde ich sehr erfreulich.
(Wer sich an dem Begriff "traumatisch" stört: Darunter fallen Kindheitserlebnisse und Elternbeziehungen wie viele hier im Forum berichteten - neurologisch, psychiatrisch und psychologisch - locker. "Trauma" bedeutet ja wörtlich nur 'Verletzung' ... Die fängt für die genannten Disziplinen schon bei Dingen an, die mir immer ganz normal und eben hinzunehmen erschienen ... an die man eben immer gewöhnt war. Frage des Blickwinkels.)
Dass Personen mit Geschichten wie "wir hier" unbewusst ständig unter extremem Stress stehen, obwohl "eigentlich" gar kein Anlass besteht, kann durch einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel im Blut nachgewiesen werden. Ziemlich schädlich für Organe und Psyche ... ständiges Hyperarousal, das "naturgemäß" eigentlich nur bei akuter Bedrohung auftreten und entsprechende Fight-or-flight-Reaktionen ermöglichen soll. Durch Fehlprogrammierung im Kindesalter aber Dauerzustand ...
Das mit den Autoimmunerkrankungen sehr interessant. Denke, auf niedrigerem Niveau fallen da auch schon die ganzen neurologisch bedingten Hauterkrankungen mit rein, da die Haut primäre Kontaktzone mit der Umwelt ist und sich dann wehrt.