Unheimlich

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Unheimlich

Beitragvon Indigocat » 10. Juli 2018, 20:27

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sdsdsdsv
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Re: Unheimlich

Beitragvon sdsdsdsv » 10. Juli 2018, 21:42

Ist mir nicht neu. Reaktionen der Außenwelt sind z. B. anfängliche Scheu, Aggression, mehr oder weniger heimliche Freude über den erfolgreichen dominanten Akt; Spott. Das ist im Einzelnen leicht zu erspüren. Ich bemühe mich, diese Kette zu unterbrechen, bin aber kein guter Smalltalker.

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Re: Unheimlich

Beitragvon Indigocat » 11. Juli 2018, 06:45

sdsdsdsv hat geschrieben:Ist mir nicht neu. Reaktionen der Außenwelt sind z. B. anfängliche Scheu, Aggression, mehr oder weniger heimliche Freude über den erfolgreichen dominanten Akt; Spott. Das ist im Einzelnen leicht zu erspüren. Ich bemühe mich, diese Kette zu unterbrechen, bin aber kein guter Smalltalker.
Es gelingt mir am Anfang einen netten Smalltalk und ein warmes Gefühl der Verbundenheit herzustellen, auf Dauer wird das aber zu anstrengend, weshalb ich den Leuten dann aus dem Weg gehe und die "Beziehung" sich wieder abkühlt. Ich lebe aber in meinem Wohngebiet schon fast 20 Jahre, die Leute haben sich an uns gewöhnt und akzeptieren das so. Außerdem gibt es noch andere, die ähnlich drauf sind, ein Nachbar z.B., deshalb hat die Frau von dem vollstes Verständnis für uns. Zum Spott kommt es zum Glück kaum auch und auch kaum zu Aggressionen. Wenn, dann verharrt es im Stadium der Aggression oder im Ignorieren, weil ich beginne dann sofort mit einer Gegenaggression. Meistens bleibt es bei der Scheu, die hin und wieder durch einen vorsichtigen Versuch der Annäherung unterbrochen wird.
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Themis

Re: Unheimlich

Beitragvon Themis » 11. Juli 2018, 21:15

Ein weiteres Mal frage ich mich, ob "Menschen" (= "die Normalen"??) wirklich so einfach funktionieren. Und wundere mich ein weiteres Mal weniger, dass es so wenig Berührungspunkte gibt.

Zum einen: Ja. Ich stelle im Alltag oft fest, dass das "Fremde" - oder meist "Komische" genannt ("Du bist komisch, aber nett") - oft Angst erzeugt. Statt Interesse, wie ich es normal fände.

Zum anderen: Ich bin erleichtert, zum ersten Mal meine Perspektive - mein "Gefühl" (?) - gespiegelt zu finden. Schon als wir als Kinder in den Zirkus geschleppt wurden ("weil Kinder ja Zirkus mögen" :roll: ), hatte ich große Angst vor den so "lustigen" Clowns. Ich hatte das Gefühl, dass dieses "aufgesetzte Verhalten" ja nur gespielt und also falsch = bösartig sein konnte. Als ich das - noch als Kind - einmal andeutete, dass ich Angst vor Clowns habe, wurde ich in eine abartige Ecke gestellt. "Was bist Du für ein Kind, Kinder finden Clowns immer lustig, und die haben doch auch Karamellen etc. dabei". Ja, danke. Kinder sollen auf Karamellen hereinfallen ... danke, danke, danke.
Ich verstehe gerade wieder sehr stark mein Gefühl, das ich als Kind hatte und als Erwachsene habe: Ich bin/war nie Kind. :kein Plan:

Und das war lange vor "Es", das ich so mit 16 mal querlas ... Genau aus dem Gedanken heraus, aha, da bewertet noch jemand Clowns als negativ und gefährlich (als Vampire/Mörder), mal sehen, was den so dazu antreibt. Das Vampirbild war ja so meins gewesen, Clowns wollen mich manipulieren und "anzapfen". :rätseln:

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Re: Unheimlich

Beitragvon Indigocat » 15. Juli 2018, 09:01

Themis hat geschrieben: Schon als wir als Kinder in den Zirkus geschleppt wurden ("weil Kinder ja Zirkus mögen" :roll: ), hatte ich große Angst vor den so "lustigen" Clowns. Ich hatte das Gefühl, dass dieses "aufgesetzte Verhalten" ja nur gespielt und also falsch = bösartig sein konnte. Als ich das - noch als Kind - einmal andeutete, dass ich Angst vor Clowns habe, wurde ich in eine abartige Ecke gestellt.
Mmhh, also Clowns fand ich komischerweise lustig und nicht gruselig, bis "Es" und "Nach den Clowns kamen die Tränen". Aber ist ja fast Körperverletzung, dass es direkt einen Verein gibt - die gehen als Clowns verkleidet zu krebskranken Kindern in die Kliniken … :bangen:
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Themis

Re: Unheimlich

Beitragvon Themis » 15. Juli 2018, 09:33

Ja, so einen "Krankenhausclown" lernte ich mal in einer Kneipe kennen, in Zivil natürlich. Langzeitarbeitslos und deshalb machte er ehrenamtlich das ... Ein sehr reflektierter, melancholischer Mann Anfang 50. Sind Clowndarsteller ja angeblich oft, und historisch war der Hofnarr meist zugleich einer der wichtigsten Ratgeber des Herrschers, der unter dem Narrendeckmantel manches Kritische sagen durfte, was andere den Kopf gekostet hätte. Nicht umsonst gehörte auch ein Spiegel zu seiner Ausrüstung.

Aber heute haben Clowns diese Funktion ja eigentlich nicht mehr. Oder doch? Da ich sie meide, weiß ich das gar nicht. :rätseln:
Mich hat als Kind auch deren Standardspruch "Hallo Kinder" gestört. Da fühlte ich mich nicht zugehörig und wollte mich auch nicht in einen Topf werfen lassen.

Hm, in "Es" lockt das Monster ja auch durch das Kostüm und Luftballons Leute (Kinder?) an. Also ursprünglich wird die Funktion positiv gesehen (Freude vermitteln, Vertrauenswürdigkeit etc.) und nur vom "Bösen" instrumentalisiert.

tiffi

Re: Unheimlich

Beitragvon tiffi » 15. Juli 2018, 11:07

Clown hat mich nie so emotional berührt oder mitgenommen.
(vor allem nicht aufgemuntert, eher irritiert, was soll das jetzt).
Da fand ich Kasperle und das Krokodil (Puppenspiel) etwas spannender (aber auch nicht langfristig)
Mit 18 bin ich mal nach Paris gereist und hab da so ein Bild von nem traurigen Clown gefunden,
das Gesicht hinter der Maske quasi, das hatte mich berührt und musste ich haben (vom allerletzten
Geld vor der Heimfahrt)

Kalliope
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Re: Unheimlich

Beitragvon Kalliope » 15. Juli 2018, 21:57

Hm, nun dann auch mal ein Statement. Ich fand Clowns immer schrecklich. Also nicht im Sinne von "erschreckend", sondern im Sinne von abstoßend. Also keineswegs komisch. Nur im Sinne von seltsam(-komisch). Habe mich bereits als Kind gefragt, weshalb man sich die Augen mit einem Zielkreuz versieht, soll man darauf zielen? Wenn ja, womit?
Den Rest des Mummenschanzes hab' ich nicht kapiert, die Fremdschämnummer auch nicht.
Hatte aber auch als Kind schon keinerlei Affinität zu "Verkleiden" und Theater. Auch Theater fand ich immer nur, ähm, theatralisch. Ertrag' ich bis heute nicht.
Meine Mutter hatte mal neben der Puppen-, auch so eine Clownsmacke, also Sammelmacke. Da lebten wir aber glücklicherweise nicht mehr in einer Wohnung.
Als Kind wäre im kranken Zustand in Krankenhaus (wo ich erfreulicherweise als Kind nie war als Patient) so eine Clownstruppe der reinste Horror gewesen (da also schon), weil da dann die Zwangsverpflichtung bestanden hätte, im elenden Zustand jetzt dann aber auf Clownsbefehl gaaaanz nett einen auf lustig (mit-) zu machen (um den/die nicht zu enttäuschen). :-((
Tja, weiß nicht, was ich von der ganzen Nummer zu halten habe.
Kapieren tue ich das mit dem Clowns bis heute nicht. Vielleicht erklärt's mir ja noch jemand beizeiten.
Lachen jedenfalls tue ich über anderes.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

Themis

Re: Unheimlich

Beitragvon Themis » 15. Juli 2018, 22:03

Kalliope hat geschrieben:Habe mich bereits als Kind gefragt, weshalb man sich die Augen mit einem Zielkreuz versieht, soll man darauf zielen? Wenn ja, womit?
Was für ein toller Gedanke! :lachen: Vielleicht mit den Wasserpistolen, die die Herren (Haben Clowns eigentlich ein Geschlecht? :rätseln: ) zu meiner Zeit so in die Menge warfen? :knasti:

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Re: Unheimlich

Beitragvon Kalliope » 15. Juli 2018, 22:46

Wikipedia hat geschrieben:Die Universität im englischen Sheffield befragte 250 Kinder im Alter zwischen 4 und 16 Jahren über Clowns. Keines gab an, Clownsbilder, die im Krankenhaus an den Wänden hingen, lustig zu finden, einige fürchteten sich vor ihnen. Auffallend viele Kinder hatten ein Unbehagen beim Anblick von Clowns.


Frage ist: was veranlasst Clowns, Clowns zu sein oder zu werden. Vor allem, wenn sie (gerade bei der Hauptzielgruppe Kinder) offenbar nicht wirklich beliebt sind?

Tja @Themis, so denkt man halt als Kind, nämlich einfach frisch, fromm, fröhlich, frei.

Der Artikel, den Indigocat eingestellt hat, berichtet ja auch über den "Abstoßungsfaktor" bei "Menschenähnlichen". Das finde ich auch interessant.
Zum Beispiel finde ich auch die Computerspiele genau deswegen abstoßend. Seltsamerweise finden viele Spieler, zumeist ja männlich, die supertoll und schon ziemlich häufig kam der Spruch "die werden ja auch immer realistischer". Falls das die "Menschen" betrifft, so kann ich genau das nicht bestätigen, denn mir kommt genau dieser Abstoßungsfaktor. Diese unnatürlichen Bewegungen, unnatürliche Mimik. Eben überhaupt noch nicht "realistisch". (Das betrifft aber auch Animationen, z.B. in Dokus über ausgestorbene Tiere, wenn weder Bewegungen noch Licht und Schatten ernsthaft "realistisch" sind.)

Allerdings ist bei Clowns die Entfremdung, also Richtung andersherum vom Mensch zu Anders-Mensch, nicht wirklich sehr weit. Eher kommt der Maskeneffekt, so dass die Mimik halt nicht gut erkennbar ist oder verzerrt durch das Geschminkte.
Zweitens, wie ich schon schrieb: der Fremdschämfaktor. Das Peinliche am Clown. Das dürfte dabei auch den Abstoßungsfaktor erreichen. Vor allem eben auch bei Kindern, die vielleicht auch nicht alle es schaffen, noch den Menschen "im Kostüm" zu erkennen und bei denen dann der Entfremdungsfaktor durch ihre Phantasie viel stärker wirkt als beim Erwachsenen.

Und: warum hängen Krankenhäuser solche Bilder auf? Ist das Sadismus? Damit es neben den Horrorweißkitteln noch ein paar gibt, die großkariert konkurrieren?

Seltsame Figur jedenfalls in der Menschheitsgeschichte.
(Jedenfalls für mich. Aber ich konnte ja auch nicht über Dick und Doof lachen :-/. Mir fehlt vielleicht da irgendein Humorgen oder es liegt woanders.)
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