Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

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Indigocat
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Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon Indigocat » 1. Juni 2018, 20:08

Lese gerade o.g. Buch und finde, es bringt den einen oder anderen Aha-Effekt. Zum Beispiel, dass eine Persönlichkeitsstörung eben keine Störung der gesamten Persönlichkeit, sondern eine Störung der Interaktion mit anderen Personen ist und dass es logisch ist, dass viele Menschen mit Persönlichkeitsstörungen am Anfang kein Therapieziel in Bezug auf die Persönlichkeit haben, da sie ja ihr Verhalten als Ich-synthon erleben. Gerade das schreckt ja unerfahrene Therapeuten oft ab.

Bei der SPS muss man sich das jedoch alles umgedreht denken, denn ein Schizoider hat ja eher eine Minus-Symptomatik, d.h. sein Verhalten ist eher dazu angelegt, Aufmerksamkeit zu vermeiden als sie zu erregen.

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Geniale Menschen sind selten ordentlich, Ordentliche selten genial. A. Einstein

Themis

Re: Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon Themis » 2. Juni 2018, 07:36

Erweiternd kann ich dieses Buch vom selben Autor empfehlen:
Rainer Sachse, Persönlichkeitsstörungen: Leitfaden für die Psychologische Psychotherapie (2013, 272 Seiten)

Ich fand es sehr angenehm und "menschlich" zu lesen. Viele Formulierungen wiederholen sich gebetsmühlenartig (z. B. "die Kosten explizieren"), aber der Autor möchte eben sein Konzept dem Leser dauerhaft nahebringen; da ist es sinnvoll, Formulierungen "einzubläuen". ;)

Für mich am überraschendsten war damals, dass die Denkweise/-muster von Menschen mit PS so grundlegend anders sind als die anderer. Ich hatte anhand meines Beispiels immer angenommen, der Unterschied sei zwar deutlich, aber doch nur graduell ...
Dass viele Andere solche Strukturen gar nicht haben oder nicht in diesem Maß, war eine große Erkenntnis für mich. Ich verstand auch besser, warum über die Jahre zwei Therapeutinnen mich nach dem Anamnesegespräch nicht nehmen wollten, obwohl ich ihnen angeblich sympathisch war. Man braucht offenbar als Therapeut durchaus ein dickes Fell und entsprechende Spezialisierung und Interesse an PS, um sich darauf (die Starrheit, Unbeweglichkeit, stark veränderte Selbststeuerungsfähigkeit etc.) einlassen zu können.

Das zweite Buch ist offenbar inhaltlich fast deckungsgleich mit dem von Indigocat empfohlenen (120 Seiten), aber viel dicker; wobei ich "meins" dennoch angenehm knapp und übersichtlich finde. :rätseln:

Kalliope
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Re: Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon Kalliope » 2. Juni 2018, 09:21

Danke für Eure Buchtips! Klingt interessant. Würd' sie mir gerne irgendwo borgen.
"In Wirklichkeit ist der andere Mensch Dein empfindlichstes Selbst in einem anderen Körper" Khalil Gibran
"Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloß wissenschaftlich interessant. Krankheit gehört zur Individualisierung." Novalis

tiffi

Re: Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon tiffi » 2. Juni 2018, 12:22

ja, ich bin auch interessiert. beim ersten Buch fand ich die nur 120 Seiten etwas enttäuschend.
und ich hab gelesen es wäre eine Re- Auflage eines älteren Buchs von 2004, also vermutlich das von Themis erwähnte.

Ich glaube Rainer Sachse hat auch mit der Schematherapie zu tun?
Die finde ich auch recht interessant, wobei mich die kritischen Stimmen zum 1. Buch (120 Seiten)
wieder etwas verunsichert haben. Sektenähnliches Zentrum (naja, wird über fast jede Therapieströmung behauptet, auch den System. Ansatz), und dass der Therapiemarkt
in erster Linie nicht immer was mit Heilung zu tun hat.

Um mal ein paar Richtungen in den Persönlichkeitsstörungen zu fassen, finde ich es aber doch
ganz interessant, so ein Buch. Kann ja auch nur den Blick etwas schärfen. Werde es mir besorgen.

Themis

Re: Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon Themis » 2. Juni 2018, 15:35

Etwas sektenähnlich kann ich mir schon vorstellen; allein weil er eben so sein eigenes Steckenpferd reitet. Eine Mischung aus diversen Therapierichtungen: Schema-, Klientenzentrierte und Kognitive Verhaltenstherapie auf jeden Fall, sicher noch weitere. Sein Stil ist sehr empirisch-hausbacken, keine Spur von wissenschaftlichem Diskurs. Aber dadurch eben auch sehr praxisnah, klar und "menschlich" schlicht.

Die schönste Formulierung finde ich:
"Und daraus resultiert das typische Bild des Klienten mit SPS: Der Cowboy, der in den Sonnenuntergang reitet, im Monument Valley bei Pferden und Hunden lebt, sich von Bohnen ernährt und sagt: 'Come to where the flavor is.' Damit ist das Image perfekt." (S. 207)

Nur bevorzuge ich Kartoffeln statt Bohnen. ;)

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Re: Persönlichkeitsstörungen verstehen: Zum Umgang mit schwierigen Klienten

Beitragvon Jette » 3. Juni 2018, 19:50

Das hatten wir schonmal:
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Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté


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