Gustav Landauer

Buchempfehlungen aus allen Themenbereichen, sowie interessante Linkadressen können hier gesammelt werden.
Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1802
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Gustav Landauer

Beitragvon sdsdsdsv » 3. März 2012, 01:29

Gustav Landauer
Bild

Man mag es kaum glauben, aber selbst im preußisch geprägten Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts gab es den einen oder anderen Anarchisten. Gustav Landauer (1870-1919) war einer von ihnen. Er vertrat einen, wie ich finde, romantisch verklärten Anarchismus pazifistischer Prägung. Zudem war er schriftstellerisch tätig, verfasste Übersetzungen und eigene Texte. Einer davon ist Arnold Himmelheber.

Interessant in "unserem" Sinne ist der Text vielleicht insofern, als dass es hier um ein Individuum geht, dass sich innerhalb der Gesellschaft nicht wohl fühlt und sich seinen kleinen Freiraum erkämpft. Auch sucht die Hauptfigur Gleichgesinnte und findet sie. Ich halte die etwas klebrige Geschichte nicht mal für sonderlich gut erzählt, aber der Freiheitsdrang, der hier zu spüren ist, hat mich angesprochen.

Damals war der Inhalt skandalös (und möchte mich von den Praktiken distanzieren), heute ist er nach wie vor stellenweise unappetitlich. Auch der enthaltene Antisemitismus hat mich verstört. Landauer stammte selbst aus einer jüdischen Familie und fand erst spät in seinem Leben wieder Zugang zu seinem jüdischen Erbe.

Vielleicht kann man aber über diese Dinge hinweg sehen, wenn man die Geschichte als ein Bekenntnis zur Freiheit interpretiert: Die Aufforderung der Gesellschaft sein kleines Glück abzutrotzen, und wenn nicht im offenen Konflikt, dann eben im Stillen. Die Geschichte ist für ein Buch kurz.

Hier ist der Text: http://gutenberg.spiegel.de/buch/1480/1
kostenloses Kindle-EBook: http://www.amazon.de/Arnold-Himmelheber ... B004W9D3Z4

Auszug:

Mir ist das Herz sehr, sehr schwer. Draußen, über den Gärten, die eben zu knospen beginnen, und über der Stadt und den Bergen liegt ein wunderbarer Frühlingsabend, der Himmel schwelgt in flammender Glut, unten am plätschernden Brunnen höre ich lachende, so recht kindische Mädchenstimmen, von weiter her läuten die Kirchenglocken, es ist Samstag abend, und morgen ist Palmsonntag, und durch die Straßen laufen die Kinder und bieten Palmkätzchen aus. Mir aber ist, als dürfte ich nicht hinaus zu den fröhlichen Menschen, als trennte mich von ihnen eine unübersteigbare Schranke, als säße ich im Gefängnis. Wissen Sie, was ich glaube, daß das für ein Gefängnis ist? Es ist das Gefängnis der Freiheit.

Lassen Sie mich erklären, was ich sagen will. Wir modernen Menschen – ja ja, ich gehöre eben auch dazu – wir sind eine versprengte Schar von armseligen Schluckern, die aus freiem Willen ausgeschlossen sind von ihrer Umgebung und darum vom Glück. Was Moral! Wir pfeifen auf die Moral, wir sind zu ehrlich, um uns länger an sie zu halten. Aber wir machen uns elend mit unserer Ehrlichkeit. Wir sind zu wenige, als daß wir aneinander genug haben könnten, und wenn wir zahlreich genug wären, wir finden uns nicht und scheuen uns ja auch vor einem festen Band, das uns zusammenhalten könnte – wieder aus Ehrlichkeit. Draußen in der alten Welt, da gibt es Gemeinschaften; diese Kirchenglocken – ich kann ihre Klänge auch nicht mehr ästhetisch genießen, seit es mir schmerzvoll zum Bewußtsein gekommen, daß sie etwas bedeuten – für eine unendliche Menschenschar, die zusammengehören, die einander verstehen. Wir aber sind ausgeschlossen. Und macht uns denn unser Wahrheitsdrang selig? Mich nicht. Ich wage ja doch nicht, die Konsequenz meines Denkens zu ziehen; ich bin zu sehr verbunden mit dieser Welt; ich brauche Menschen, mit denen ich verkehren kann. Und kaum bin ich zu ihnen zurückgekehrt, so hält es mein freier Sinn wiederum nicht bei ihnen aus – und ich fliehe zurück in die Einsamkeit, ins Gefängnis der Freiheit.

Manchmal drückt es mir so furchtbar lastend auf die Hirnschale, daß ich mit dem Gedanken spiele, recht bald verrückt zu werden; das wäre doch ein Abschluß dieser qualvollen Ungewißheit; dann hätte ich doch eine Gemeinschaft gefunden, und vielleicht, im Narrenhaus, wäre ich dann bei Menschen, die mich verstehen wie ich sie. Aber ich glaube, das ist nur eine Einbildung meiner Wünsche; der Mensch ist ein gar zu zähes Tier. Aber ganz normal bin ich nicht; das ist mir nunmehr deutlicher als je. Es ist geradezu komisch, wie ich davor bange, irgend etwas zu tun und eine Gelegenheit beim Schopfe zu nehmen. Glauben Sie mir, verehrte Unbekannte, daß ich eine ordentliche Scheu vor Ihnen habe? Merkwürdig – Sie sind nun in kurzer Zeit die zweite wertvolle Frau, der ich begegne. Die erste ist ein liebes, vortreffliches, schönes Mädchen, das ich lange kenne, aber nie gekannt habe, kaum recht beachtet. Wir verkehrten viel zusammen, und eine wunderliche Fügung, die mir selbst nicht klar ist, hat mir den Gedanken, mich liebend an sie zu klammern, verführerisch nah gelegt. Nie ist mir ein Mensch lieber gewesen als dieses Mädchen; wie oft frage ich mich: regt sich denn nun wirklich gar nichts in mir?

Aber trotz der unbestimmten Sehnsucht in all meinen Gliedern – ich kann auch nicht eine Spur von dem, was Liebe ist, in mir finden. Ich gebe ihr die Hand wie einem andern Freunde, weder lockt es mich zu körperlicher Berührung, noch scheue ich davor zurück. Was ist das nur mit mir? Und nun Sie, meine Dame – – sollte ich nicht lieber ins Kloster gehen oder mich aufhängen, als bei meinem trüben Wesen in dieser verwirrten Welt auf Abenteuer ausziehen? Oh, ich begreife sehr, sehr wohl, wie man katholisch werden kann. Die alten Mächte sind in Wahrheit noch von einer imposanten, wuchtigen Stärke, und wir sogenannten freien Menschen sind leider fast allesamt Schwächlinge.

Benutzeravatar
tournesol
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 975
Registriert: 23. Februar 2012, 17:01
Wohnort: Berlin

Re: Gustav Landauer

Beitragvon tournesol » 3. März 2012, 08:23

Lieber sdsdsdsv,

DANKE !
Der Text beeindruckt mich sehr......und obgleich ich mich nicht als SP fühle,
......finde ich mich darin irgendwo......schon wieder......

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1802
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Re: Gustav Landauer

Beitragvon sdsdsdsv » 3. März 2012, 10:14

Es freut mich, dass dir der Text gefällt.

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Gustav Landauer

Beitragvon knallschnute » 3. März 2012, 22:40

Hallo Sdsdsdsv,

wie bist du auf ihn gekommen, durch den (ethischen) Anarchismus?
Bis jetzt hatte ich von Gustav Landauer (zumindest nicht bewusst) nichts gelesen und muss sagen, dass mich "seine" Theorien (die in Wiki erörtert werden) durchaus ansprechen. Ich sehe nämlich all das, was er sich (damals) für die Menschheit erdachte, in vielerlei Weise ähnlich und dies in der heutigen Zeit...! Schon merkwürdig, wie vertraut es klingt und tröstlich erscheint, weil man sonst oft davon aus geht verschroben zu sein.

Den von dir verlinkten Text - danke übrigens dafür! - lese ich mir momentan durch. (Habe erst zwei Kapitel geschafft...) Vielleicht werde ich zu dieser Geschichte noch etwas sagen wollen. ;)

LG Knallschnute
Mopsinator

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1802
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

Re: Gustav Landauer

Beitragvon sdsdsdsv » 4. März 2012, 02:15

Schön, dass das bei dir Anklang findet. Viele Menschen haben vielleicht so eine rebellische und dann auch eine linke (politisch) Phase. Von den Anarchisten geht halt so ein besonderer Reiz aus, weil sie außerhalb der Gesellschaft stehen, die Buhmänner darstellen, aber irgendwie wohl auch idealistische Ideen vertreten. Ich glaub, der stand einfach in einem Regal, dass ich irgendwann mal durchstöberte.

Ja, man findet sich leicht darin wieder. Die gesellschaftliche Ausgrenzung aufgrund von Andersartigkeit unterschied sich scheinbar damals wie heute nicht so sehr voneinander. Das Gefühl nicht dazu zu gehören, das aber vielleicht in einer Gesellschaft, die Abweichlern so ablehnend gegenüber steht, auch gar nicht unbedingt zu wollen, kommt ja ganz gut zum Ausdruck.

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Gustav Landauer

Beitragvon knallschnute » 6. März 2012, 22:51

So, Sdsdsdsv, die kurze Geschichte habe ich nun zu Ende gelesen. Ich fand sie zu Beginn mühsam zu lesen, nach einer Eingewöhnung an die Erzähl- bzw. Schreibweise des Autors ging es dann recht zügig.
Der Anfang wirft viele Fragen auf, ab dem 3. Kapitel erscheint alles so intensiv und da spürt man jene Freiheit, von der du schreibst... Es ist als fühlte man selbst diese Sehnsucht der Protagonisten. Eine gelungene Spannung wird im 4. Kapitel aufgebaut - während des Briefwechsels entwickelt man sich zum geheimen Mitwisser und ist gespannt, wie es in der Liebe weiter geht.
Das Ende schockiert, die Tat wirkt auf der einen Seite verständlich, doch auch alles andere als edel. Die Spannung wird just in dem Moment, als der Zauber der ersten Begegnung dahin ist und das herzkranke Wesen, das fast unberührt in allen Kapiteln mitschwebte,zu guter letzt auch noch stirbt... Dann nimmt die Routine des gewöhnlichen Lebens erneut ihren Platz ein - das übliche Kommen und Gehen stimmt traurig.

Dies mein persönlicher Eindruck beim Lesen. Ich danke dir sehr für den Buchtipp und die Erwähnung Gustav Landauers, der mich bzgl. seiner Biographie durchaus fasziniert. :)

LG Knallschnute
Mopsinator

ricci

Re: Gustav Landauer

Beitragvon ricci » 15. März 2012, 07:54

Ihr habt ja witzige Themen hier...Landauer! Aber je mehr ich drüber nachdenke, desto logischer finde ich es, dass jemand solche Autoren in heutiger Zeit findet.
Wir sind ja alle auf ganz gräßliche Weise unserer Individualität beraubt und zu funktionierenden Maschinen mutiert, gezwungen dazu, immer zu funktionieren, immer wieder neu zu funktionieren (Flexibilität - passe dich jeder verdrehten Anforderung an - sonst droht Arbeitslosigkeit - und alle anderen seltsamen Anforderungen: schön sei die, die rappeldünn ist und dergleichen mehr).
Und wenn ich SPD mal positiv formuliere: sind das Menschen, die der Gesellschaft anderer überdrüssig sind, weil sie auf die immergleichen Langweiler treffen, die sich meistens ihrer Verstümmelug noch nicht mal bewusst sind oder gar stolz darauf sind, unter allen Umständen zu funktionieren. Normal halt.
Da sind Figuren wie Landauer wesentlich interessanter.
Positiv gesagt: das Leiden an Gesellschaft hat durchaus berechtigte Gründe, ist nicht pathologisch, sondern kann sehr wohl gut begründet und rettend sein: vor einer falschen Normalität, vor den unverschämten Zumutungen, wie wir sie täglich in den Medien, bei Mitmenschen und oft im eigenen Kopf finden.

Das ärgert mich an Psychologen und Psychiatern immer, der normative Hintergrund auf dem sie Krankheiten projezieren. Solange die Menschen sich nicht selber im Weg stehen oder den Druck von anderen kaum noch ertragen, gibt es sowas wie psychiche Erkrankung eher weniger. Vielleicht sind oft die, die Andersein kaum ertragen können und meinen Draufschlagen oder sie verbieten zu müssen, die die krank sind, weil intolerant???

Anstelle von teuren Therapien, wäre es nicht oft sinnvoller, alle würden lernen viel viel toleranter und verständnisvoller miteinander umzugehen? Wo bitte ist das Problem, wenn Menschen auch mal länger einfach alleine sein wollen? Wo ist das Problem, wenn jemand eher weniger reden möchte?
Das Problem scheint mir sehr oft eine völlig starre Normierung zu sein. Die Vorstellung davon, etwas oder jemand hätte so oder so, aber auf keinen Fall anders zu sein.

Ich habe sehr oft große Probleme mit dem Arbeitsleben gehabt. Nicht weil ich faul wäre, aber die Vorstellung 8 Stunden täglich in einem Büro eingesperrt zu sein und die immergleichen Dinge tun zu müssen, die setzt mir gewaltig zu. Bin ich krank? Ich sage nein. Krank ist die Arbeitswelt, die einen zeitlebens auf ganz wenige Dinge reduzieren möchte. Die Spontaneität untersagt, wo noch nicht mal der Körper sich bewegen darf (8 Stunden sitzend auf einem Stuhl, nur die Maus hinunher schieben) - das ist für mich eine perfide Art von Folter, für die es zwar Geld gibt, aber die man auch noch toll finden soll - das ist eine Zumutung. Wenn man das nicht aushalten möchte, dann wird man als krank erklärt - da sind doch einige nicht mehr ganz frisch im Kopf, oder?

Man kann und sollte das ab und an durchaus auch mal andersrum denken.
Anachie...liegt sehr nahe!

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: Gustav Landauer

Beitragvon knallschnute » 15. März 2012, 18:18

Hallo Ricci,

ich kann deinem Text absolut beipflichten. Es ist wie du sagst, zumindest erlebe ich es so. Wahrscheinlich werden die meisten Menschen es jedoch so extrem gar nicht sehen oder sich nur kurz darüber aufregen und dennoch nur ihren Stiefel weiter machen können.
ricci hat geschrieben:Positiv gesagt: das Leiden an Gesellschaft hat durchaus berechtigte Gründe, ist nicht pathologisch, sondern kann sehr wohl gut begründet und rettend sein: vor einer falschen Normalität, vor den unverschämten Zumutungen, wie wir sie täglich in den Medien, bei Mitmenschen und oft im eigenen Kopf finden.
Das ärgert mich an Psychologen und Psychiatern immer, der normative Hintergrund auf dem sie Krankheiten projezieren.

So etwas macht mich auch sehr traurig. Man geht fast an der Gesellschaft zugrunde und soll geformt werden, um in ihr besser bestehen zu können? Der Hohn schlechthin und vergleichbar mit einem Bett voller Wanzen, die immer wieder beißen, aber man nichts gegen die Wanzen sondern nur das zugefügte Leid durch sie tun kann, indem man in einer Therapie überlegt, wie man mit den Wanzen besser leben kann, um sich nicht total zu zerkratzen oder fast wild vor Juckreiz aus dem Fenster zu stürzen. Okay, ist ein etwas übertriebenes Beispiel, aber ich denke, ihr wisst schon was ich meine. ;)
Anstelle von teuren Therapien, wäre es nicht oft sinnvoller, alle würden lernen viel viel toleranter und verständnisvoller miteinander umzugehen?

:top:
Wo bitte ist das Problem, wenn Menschen auch mal länger einfach alleine sein wollen? Wo ist das Problem, wenn jemand eher weniger reden möchte?

Tja, weil diese Menschen mit ihrem Andersein all denen einen Spiegel vor halten und repräsentieren, wie es auch anders geht, wie paradox das Ganze doch ist und wie krank die Gesellschaft, indem sie vorhält, wie ein "normaler" Mensch zu sein hat. Wie oft hört man von anderen: "Was ist denn schon normal?" (Haben sie den Spruch wirklich schon verinnerlicht?)
Das Problem scheint mir sehr oft eine völlig starre Normierung zu sein. Die Vorstellung davon, etwas oder jemand hätte so oder so, aber auf keinen Fall anders zu sein.

Allerdings!

LG Knallschnute
Mopsinator

Benutzeravatar
sdsdsdsv
Moderator
Moderator
Beiträge: 1802
Registriert: 24. Februar 2012, 09:15
SPS: Vielleicht

August Strindberg

Beitragvon sdsdsdsv » 14. Mai 2012, 15:31

Auf zeit.de fand sich heute ein interessanter Artikel über einen anderen Autoren, der mir bislang nicht bekannt war: August Strindberg
http://www.zeit.de/2012/20/Strindberg

Bild
Als käme er vom Faustkampf
Zum 100. Todestag von August Strindberg

August (gesprochen o:gest) Strindberg, an dessen 100. Todestag wir hier erinnern, zeigte sich auf Fotografien, die er am liebsten mit Selbstauslöser herstellte, als ein Mann mit brennend ruhigen Augen: gerade so, als sei er in der Lage, jede Wand, jedes Kleid und jede Haut mit seinem Flammenblick zu durchsengen.


Hier auch noch der Wikipedia Artikel.
http://de.wikipedia.org/wiki/August_Strindberg

Und ein Link zum Projekt Gutenberg, wo ein paar dt. Texte zu finden sind.
http://www.gutenberg.org/browse/authors/s#a1609

Ich les' mal Fräulein Julie, dessen ellenlanges Vorwort ich überschlagen werde.
http://www.gutenberg.org/files/22235/22 ... 2235-h.htm

edit: Gott, wie tragisch, aber irgendwie auch ansprechend. Was ich von dem Diener halten soll, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er Realist. Ist er auch schlecht? Unnötig grob, aber unmoralisch?

Benutzeravatar
knallschnute
Moderator
Moderator
Beiträge: 1512
Registriert: 22. Februar 2012, 21:33

Re: August Stringberg

Beitragvon knallschnute » 14. Mai 2012, 21:35

Ich les' mal Fräulein Julie, dessen ellenlanges Vorwort ich überschlagen werde.
http://www.gutenberg.org/files/22235/22 ... 2235-h.htm

edit: Gott, wie tragisch, aber irgendwie auch ansprechend. Was ich von dem Diener halten soll, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er Realist. Ist er auch schlecht? Unnötig grob, aber unmoralisch?


Ich bin schockiert, wie kann man so etwas verfassen... Doch das Vorwort, welches ich gelesen hatte besagte ja bereits, wie wenig aussichtsreich sich die Sache entwickeln würde und vor allem wie der Autor über "Gefühle" denkt, nämlich so, als seien sie uns vielmehr im Wege.
Das Stück konnte ich mir nicht bis zu letzt durchlesen, es wühlt mich so auf und schadet meinem Herzen.
"Jean" mag wohl realistisch sein, aber er hat vorsätzlich geschwärmt und vorgetäuscht, was in meinen Augen das Allerschlimmste ist. WAS???? hatte er davon, außer eine weitere Erfahrung dieser Art? Hat es sein Herz berührt, hatte er Freude daran sich am Leid dieser "Julie", ihrem eigenen Unglück in das sie sich begab, zu ergötzen? Ihr den Spiegel vor zu halten und sie Stück für Stück nieder zu machen?
Jeder kann sich an die eigene Nase fassen. Sie, wie er,und unmoralisch ist meiner Meinung nach der Autor, der diese peinliche Situation in dieser Weise wieder zu geben vermag.

Trotzdem danke für den Link, aber ich muss mich wohl erst einmal von dieser niederschmetternden Story erholen.
Ist wohl nichts für mein romantisches, harmoniebedürftiges Wesen...

LG Knallschnute
Mopsinator


Zurück zu „Buchtipps - Linkliste“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 14 Gäste