Wie das Gehirn die Seele formt

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Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon Jette » 5. Januar 2016, 20:58

Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

SunlessDawn
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Re: Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon SunlessDawn » 5. Januar 2016, 21:48

Interessamt zu lesen, Danke fürs posten :)

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Re: Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon Sodala » 29. Januar 2016, 09:16

Ja, danke!
Das erklärt viel.

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Re: Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon orinoco » 29. Januar 2016, 10:19

Nicht schlecht der Artikel, auf den ersten Blick. Die Richtung stimmt: kritische Phase bis 3 Jahre, nicht heilbar, Psychotherapie nur begrenzt wirksam.

Greift meiner Meinung nach aber noch viel zu kurz. Die gigantische Lernleistung eines Kindes in den ersten Jahren - und die damit verbundenen Gefahren - wird gar nicht thematisiert. Erst im Vergleich mit einer "normalen" neuronalen Entwicklung und der Erkenntnis welch gigantische Lernleistung das ist und dass danach mehr oder weniger Sense ist wird erst richtig deutlich, was es bedeutet, wenn da was schief läuft. Erst im neuronalen Vergleich Kind - Erwachsener wird deutlich wie schwierig bis unmöglich es ist da später noch zu "überlernen".
Eine Depression der Mutter "überträgt" sich auch nicht so einfach auf das Kind. Das Kind wird traumatisiert und das bedeutet die Erfahrung absoluter Todesangst. Und die derzeitige Psychotherapie muss man mMn viel stärker ins Gebet nehmen. Die ist nicht irgendwas voraus, die hinkt Lichtjahre hinterher, vor allem mit der Sichtweise, dass der der die psychischen Probleme hat nur das Problem ist und der Behandlung bedarf. Und von den gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen schreibt er gar nichts. Und dass eigentlich auch die ganze Gesellschaft und der Staat mit der hospitalisierenden Atmosphäre auf die Anklagebank gehört ist für die FAZ wohl auch zu viel verlangt.
Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zum Fazit: erschreckend harmlos.
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Re: Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon Imagohominis » 30. Januar 2016, 23:25

29. Jan 2016, 10:19 » orinoco hat geschrieben:Greift meiner Meinung nach aber noch viel zu kurz. Die gigantische Lernleistung eines Kindes in den ersten Jahren - und die damit verbundenen Gefahren - wird gar nicht thematisiert. Erst im Vergleich mit einer "normalen" neuronalen Entwicklung und der Erkenntnis welch gigantische Lernleistung das ist und dass danach mehr oder weniger Sense ist wird erst richtig deutlich, was es bedeutet, wenn da was schief läuft. Erst im neuronalen Vergleich Kind - Erwachsener wird deutlich wie schwierig bis unmöglich es ist da später noch zu "überlernen".
Eine Depression der Mutter "überträgt" sich auch nicht so einfach auf das Kind. Das Kind wird traumatisiert und das bedeutet die Erfahrung absoluter Todesangst. Und die derzeitige Psychotherapie muss man mMn viel stärker ins Gebet nehmen. Die ist nicht irgendwas voraus, die hinkt Lichtjahre hinterher, vor allem mit der Sichtweise, dass der der die psychischen Probleme hat nur das Problem ist und der Behandlung bedarf. Und von den gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen schreibt er gar nichts. Und dass eigentlich auch die ganze Gesellschaft und der Staat mit der hospitalisierenden Atmosphäre auf die Anklagebank gehört ist für die FAZ wohl auch zu viel verlangt.
Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zum Fazit: erschreckend harmlos.


Der Titel des Artikels "Wie das Gehirn die Seele formt" impliziert schon den Standpunkt, der vom Autor vertreten wird, d.h. die Lesart sollte die paradigmatischen Perspektive des Autors berücksichtigen. Zudem ist das Medium, eine populäre Zeitschrift, überaus nicht das beste Medium für so ein Thema. Außerdem ist von einem eher konservativen Blatt wie der FAZ die Pointierung auf sozialkritische Aspekte nicht zu erwarten.
Wenn der Autor davon schreibt, dass "[d]ie psychotherapeutische Praxis in ihrer zunehmenden „Bindungsorientierung“ der wissenschaftlichen Erkenntnis allerdings schon ein gutes Stück voraus [ist]." (Seite 5), so nimmt er direkten Bezug auf die in dem Satz zuvor erwähnte, interdisziplinäre und sehr jungen Bereich der "Psychoneurowissenschaften", die in ihren theoretischen Modellen - vorallem hinsichtlich des Konzepts der Neuroplastizität - in Bezug auf die Psychotherapieforschung noch in den Kinderschuhen steckt. Die Effektivität der kognitiven Verhaltenstherapie ist im Vergleich zu anderen psychotherapeuthischen Verfahren am besten erforscht, doch deren theoretischen Grundlagen beruhen hauptsächlich auf Modellen des Behaviorismus, d.h. die den Menschen allein als sich verhaltende und handelnde "black box" erfassen. Wie Daniell Collerton die Tatsache feststellt, dass "Brain function and brain structure are different after CBT" (vgl. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3764373/), so sehr mangelt es an einem neurowissenschaftlichen Verständnis dieser psychotherapeutischen Praxis. Psychotherapeutische Faktoren in die Sprache der Neurowissenschaften zu übersetzen und empirisch zu validieren, ist eben in der Tat eher ein Neuland. Eine kurze Sichtung der aktuellen Bibliographie zu dem Thema verweist auf relativ junge Publikationen.
Die Lesart des Artikels und Einordnung des Autors kann Missverständnisse vermeiden. Derartige Themen neigen dennoch in populären Zeitungen zu einer gewissen Banalisierung, allerdings sollte jede Kritik dieser Banalität nicht folgen. Zum Glück sind solche Artikel mit einem Versprechen auf holistische Erkenntnis in entsprechenden Fachartikeln eher eine Rarität; stattdessen ist die wahrscheinliche Intention der FAZ weniger der informative Gehalt, sondern vielmehr die Verkaufszahlen der entsprechenden Ausgabe...
Positiv an dem Artikel finde ich die Darstellung Sigmund Freuds, der zu oft als Dogmatiker und eher als "Psychophilosoph" verschrien worden ist. Freud hat - wie Roth treffend feststellt - zeitlebens eine Wissenschaft gefordert, die seine Psychoanalyse entweder stützt oder verwirft.
Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum
Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell
Im Ursprung ist da kein Ding
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Re: Wie das Gehirn die Seele formt

Beitragvon Clara » 13. April 2016, 11:38

Zu dem Thema ist mir letzte Woche ein Fernsehbeitrag aufgefallen (Link zu 3sat, ca. ab Minute 19)

Im gesamten Film geht es um den Darm und seine Mikroben. Ein kurzer Teil stellt einen Forscher aus Irland vor, der bei mit Menschen mit Reizdarm forscht. Er hat die Theorie aufgestellt, dass Darm und Gehirn mehr und anders zusammenhängen könnten, als wir es bisher wissen.
Man hat wohl schon heraus gefunden, dass bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, die Mikrobenentwicklung im Darm verzögert ist - bis zu einem Jahr im Vergleich zu Kindern, die natürlich geboren werden.

Der Forscher aus Irland hat jetzt die Theorie aufgestellt, dass es dadurch auch im Gehirn zu Entwicklungsstörungen kommen kann. Und das ganz besonders im Bereich der sozialen Interaktion. Versuche mit Mäusen haben gezeigt, dass Tiere bei denen die Mikrobiome im Darm fehlen, deutliche soziale Defizite haben, die mit Autismus vergleichbar sind.


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