Geht es noch um Integration?

Hier haben alle Themen über Religion, Politik oder das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen platz.
Benutzeravatar
Zamis
engagiert
engagiert
Beiträge: 232
Registriert: 24. Dezember 2012, 21:29
SPS: Ja
Wohnort: Tief im Westen, dort wo die Sonne verstaubt.

Geht es noch um Integration?

Beitragvon Zamis » 2. Dezember 2013, 22:35

Die Rede ist oft von Integration vs. Assimilation.
Öffnende Ebene ist m.E. die Fragestellung von Exklusion in Beziehung zu Inklusion.

Integration entspricht demnach die Wahrnehmung/und annehmende Duldung des "Anderen" als Cluster im Eigenen, Rahmenbedingungen des Zusammenlebens entscheidet der Eigner der Rahmenbedingungen.

Assimilation steht für Auflösung (sinnstiftender) Eigenschaften zugunsten der Zugehörigkeit der Gruppe der Eigner der Rahmenbedingungen. Die Frage der Rahmenbedingungen wird zugunsten einer angenommenen Leit"kultur" nicht gestellt.

Exklusion ist die reine Duldung des Anderen, ohne in jedweder Hinsicht auf ihn einzugehen. Es besteht kein Interesse des Austausches kultureller Erfahrungen/Eigenheiten. Ausschluss in allen Ebenen des öffentlichen Lebens: Unterbringung in spärlich besiedelten Gebieten, Residenzpflicht, Ausschluss von medizinisch, kultureller Versorgung... Rahmenbedingungen des Zusammenlebens ist autoritär/exklusiv geregelt. Sonderrechtsprechung/GG-Änderungen sind nötig, um sich selbst als Rechtsstaat zu legitimieren.

Inklusion: Vertreter/innen der Gruppen kommen zu einem Annäherungsprozess zusammen. Prüfen Chancen des gemeinsamen Zusammenlebens im Sinne einer möglichen Gleichberechtigung, arbeiten Trennmengen und Gemeinsamkeiten aus und entwickeln daraus Verhaltens- und Rechtsprinzipien für gemeinsam entwickelte Rahmenbedingungen eines Zusammenlebens aus.

Es geht mir darum, ob die Frage der Integration ausländischer Mitbürger nicht zu kurz gegriffen ist,
und ob wir nicht eher den Zustand der Inklusion auch im Themenfeld Migration anstreben sollten?

Ich scheue mich den Begriff Inklusion zu verwenden, da er bislang überwiegend im Zusammenhang mit den Rechten von Menschen mit Behinderungen verwendet wird.

Wenn man sich aber die Definition der Begriffe anschaut, die ich mal der Migrationssituation angepasst habe, sieht man, wie ich denke, dass auch die Integration ein trennendes Element hat, durch die "Cluster"-Behandlung bestimmter Gruppen innerhalb einer dominierenden "Übergruppe".

Meiner Meinung nach hat der Begriff "Integration" einen Bedeutungswandel erfahren, Integration bedeutet nicht mehr die Infragestellung eigener Eigenheiten zugunsten des Zusammenlebens mit "Anderen", und die Einladung an die "Anderen", sich teilhabend einbringen zu können, sondern ist zur reinen Forderung an die "Anderen" verkommen. Was jetzt nun die Prinzipien der Leitkultur sein sollen, bleibt vollkommen schwammig, nicht zuletzt, weil bei dem Einbürgerungstest, der zu integrierenden Menschen gestellt wird, ein guter Teil der Angehörigen der angenommenen "Leitkultur" versagen würde.
[center]"I´m not an accident, i´m living in my own world, i´m not an accident, in the middle of the road..."[/center]

Benutzeravatar
Jette
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1234
Registriert: 12. September 2013, 08:51
SPS: Eher Ja
Wohnort: Großraum Stuttgart

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Jette » 2. Dezember 2013, 23:55

Hallo Zamis,

ich bin Mitglied eines Arbeitskreises, der es sich zum Ziel gemacht hat, Inklusion zu fördern. Dazu gehört auch, dass wir Veranstaltungen in Kooperation mit Vereinen von ausländischen Mitbürgern veranstalten. So beziehen wir z. B. die bei uns ansässige Folkloregruppe des türkischen Kulturvereins mit in ein Fest für Behinderte mit ein. Sie tanzen nicht nur, sie bedienen auch an am Büfett. Wir holen uns dadurch erstmal nicht nur die "unbehinderten" türckischen Mitbewohner, sondern auch türckische Familien mit behinderten Angehörigen ins Boot. Denn schließlich spricht sich dies ja auch bei diesen rum. Außerdem bedürfen solche Maßnahmen auch des Respekts und des achtsamen Umgangs mit der muslimischen Kultur. Auch dies entspricht in unseren Augen gelebter Inklusion.

Der Begriff "Inklusion" wird bei uns folgendermaßen beschrieben:
"Inklusion bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten, Eistellungen oder Einschränkungen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben können."

Unser Arbeitskreis nennt sich auch dem entsprechend "Teilhabe bringt Chancen". Dieser Vortrag leben-mit-schizoider-f40/scham-huterin-der-menschenwurde-t497.html#p5574 , den ich hier im Forum vorgestellt habe z. B. war auch eine von den von uns auf die Beine gestellten Veranstaltungen. Auch damit waren alle Menschen unserer Gesellschaft angesprochen und es waren auch sehr viele Leute da. Es war eine ganz bunte,vielfältige Mixtur. Aufgefallen ist allerdings, dass viele Pädagogen da waren. Das hat uns aber sehr gefreut.

Jette
Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

Schneemann
engagiert
engagiert
Beiträge: 224
Registriert: 19. Oktober 2013, 00:58
SPS: Vielleicht

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Schneemann » 3. Dezember 2013, 14:54

Ich möchte statt zu (direkt) antworten mal versuchen 4 eigene Definitionen zu finden so wie ich die Begriffe verstanden habe. Es fällt mir nämlich schwer eine Einschätzung zu geben und ich vermute, dass in den Definitionen schon sehr viel indirekte Antwort drin ist, die mir anders schwer fallen würde auszudrücken.

Assimilation ist das gleich machen. Wer es fordert hat ein Problem damit zu akzeptieren, dass Menschen oder die Mitglieder einer Gruppe verschieden sind. Deshalb sollen die die anders sind ihre Unterschiede beseitigen und so werden wie "alle" sind. Man kann sich eine Clique von einer Musikrichtung vorstellen. Jemand möchte neu dazu kommen und dazu gehören. Er hat andere Klamotten an als die anderen und auch ein paar Lieder von anderen Musikrichtungen oder von in der Clique unbeliebten Musikgruppen auf seinem mp3-Player. Er kann mitmachen, aber voorher muss er sich neue Klamotten kaufen, damit er so wie alle gekleidet ist und er muss die "beschissene Musik" von seinem mp3-Player löschen. Auch muss er in Zukunft bereit sein über die unbeliebte Musikgruppe mit zu lästern.

Integration sieht zuerst die Gemeinsamkeiten. Wer es fordert hat damit umzugehen gelernt, dass wir alle verschieden sind und hat kein Problem damit oder es ist für ihn überhaupt kein Thema, weil er darauf gar nicht achtet. Wichtig sind die Gemeinsamkeiten. Man muss sich für Integration nicht selber verändern. Nur im Kopf muss sich etwas ändern, wenn man vorher gerne assimilieren wollte. Man muss gelernt haben Unterschiede zu akzeptieren. Ansonsten kann man genau so bleiben wie man ist. Man muss sich nicht dem zu Integrierenden anpassen oder auf ihn Rücksicht nehmen. Man muss ihn nur akzeptieren. Auf dem Schulhof gibt es vielleicht noch eine andere Clique zu einer anderen Musikrichtung und jemand der auch gerne die Musikrichtung hört, wäre gerne dabei. Er ist anders gekleidet als die anderen und mag auch andere Musikrichtungen gerne, sogar eine Gruppe, die die anderen überhaupt nicht mögen. Aber sie sagen sich: Der hört gerne xy wie wir und darum gehört er dazu. Wir können uns mit ihm über die Musik unterhalten und sind da in der Hinsicht auf einer Wellenlänge und wenn er nicht permanent davon redet wie gerne er die "peinliche Band" hört und darüber nicht den Streit mit uns sucht, soll er sie sich doch so lange antun, wie es ihm gefällt. Vielleicht finden das Beispiel manche schwierig, darum nehmen wir noch an dass die Clique Basketball spielt und ein anderer der komplett andere Musik hört, aber gerne Basketball spielt, möchte gerne mit spielen, dann darf er genau so mit spielen. Man konzentriert sich wieder auf die Gemeinsamkeit, dass alle gerne Basketball spielen. Nur irgendwo muss man die Gemeinsamkeit finden ohne ist eine Integration nicht möglich. Aber sie ist auch immer gegeben, weil sonst der Zuintegrierende gar nicht da wäre. Warum sollte noch jemand anderes kommen, der nicht die Musik mag und auch nicht gerne Basketball spielt und gerne mitmachen wollen? Das ergibt keinen Sinn.

Inklusion ist aktives Bemühen darum sich den anderen anzunähern, um es allen zu ermöglichen teilzunehmen. Man muss sich für die anderen verändern. Wer es fordert dem reicht Integration nicht aus. Es ist so ein Modewort und ich stehe dem kritisch gegenüber. Wenn wir eine Clique wieder auf dem Schulhof hätten, die sich einer bestimmten Musikrichtung zu ordnet, dann würde Inklusion da beginnen, wo sich die Mitglieder sagen, dass es falsch ist, dass sie eine bestimmte Musikrichtung bevorzugen. Da wo Überlegungen anfangen, dass man auch an anderen Musikrichtungen Gefallen finden müsste, damit es Fans von anderer Musik leichter fällt sich der Clique anzuschließen. Aus einer ähnlichen Überlegung fand ich das erste Beispiel eben schwierig. Ich habe dann gezeigt, dass die Gemeinsamkeit auch wo anders drin stecken könnte als in der Musik. Inklusion lehnt die Notwendigkeit der Gemeinsamkeit ab. Angenommen es kommt jemand ohne Gemeinsamkeit vorbei und sieht sie Basketball spielen und er sagt: "Ich würde gerne mitspielen, aber ich möchte Fußball spielen." Darauf einzugehen könnte Inklusion sein. Aber das Beispiel ist polemisch, weil man gar keinen objektiven Grund finden kann, warum Fußball gespielt werden sollte. Wenn man einen finden würde, würden macnhe die Situation vielleicht anders einschätzen, obwohl oich mich immer noch damit schwer tun würde.

Ich möchte darum noch ein Beispiel für den Unterschied von Inklusion und Intergration bringen. Wir haben immer noch die Clique die sich daraus definiert die gleiche Musik zu hören. Sie gehen schon seit Ewigkeuten alle 2 Wochen gemeinsam Basketball spielen. Auf einmal kommt das Thema Inklusion auf den Tisch, weil jemand fragt: "Was ist eigentlich mit Alex? Wir gehen jedes mal Basketball spielen und er kann immer nur zugucken, weil er im Rollstuhl sitzt. Ist es eigentlich richtig, dass wir Basketball spielen? Sollten wir Basketball nicht durch ein Brettspiel ersetzen? Dann könnte Alex auch mitmachen." Das ist auch Inklusion. Es beginnt da, wo es einen nicht mehr reicht nur die Unterschiede zu akzeptieren, sondern wo man auf sie Rücksicht nimmt und sagt trotzt der Unterschiede muss jeder an allen teilnehmen können. Nur ich persönlich finde, dass das zu weit geht. Wenn man den anderen das Basketballspiel wegzunehmen bereit ist, nur weil möglicherweise Alex dadurch bewusst werden könnte, dass er anders ist und er sich dann ausgeschlossen fühlen könnte.

Exklusion ist nur das Gegenwort zu Inklusion und wurde als Kampfbegriff zur Etablierung eines Feindbildes der Inklusionsbefürworter geprägt. Ich weiß es nicht, aber ist ein Fußballverein nicht von vornherein "exklusiv" und böse, weil er alle diejenigen ausschließt, die keine Füße haben?

Ich denike ich persönlich stehe irgendwo zwischen Integration und Inklusion. Manche Vorschläge zur Inklusion sind doch durchaus lobenswert und sollten mal überdacht werden. Zu einem flammenden Befürworter werde ich wohl nicht werden können, weil ich es teilweise absurd finde. Meine Beispiele zeigen das.

Schneemann
engagiert
engagiert
Beiträge: 224
Registriert: 19. Oktober 2013, 00:58
SPS: Vielleicht

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Schneemann » 3. Dezember 2013, 15:39

Zamis hat geschrieben:Wenn man sich aber die Definition der Begriffe anschaut, die ich mal der Migrationssituation angepasst habe, sieht man, wie ich denke, dass auch die Integration ein trennendes Element hat, durch die "Cluster"-Behandlung bestimmter Gruppen innerhalb einer dominierenden "Übergruppe".


Cluster ist nur ein anderer Begriff für Teilmenge. Ein Cluster ist eine Gruppe von Menschen die durch irgendeine Gemeinsamkeit zusammengefasst werden und von anderen Menschen unterschieden werden können.

Wenn einen das Cluster stört, ist man sehr schnell wieder bei Assimilation. Nach der Assimilation sind nämlich die Cluster aufgehoben.

Ja, das könnte man vielleicht auch Inklusion nennen, wenn wir uns eine neue Leitkultur aus verschiedenen anderen Lebensmodellen zusammen basteln. Dann feiern wir vielleicht demnächst Weihnachten, Ramadan und Paschafest und das werden die offiziellen Feiertage bei uns. In den Kirchen werden jede zweite Woche die Bänke durch Gebetsteppiche ersetzt und und und... Was ist dadurch gewonnen, wenn wir uns einen Flickenteppich verschiedener Kulturen basteln und den dann allen als Leitkultur aufs Auge drücken, damit wir keine verschiedenen Kulturen mehr haben, die uns trennen könnten. Es ist schon wahr, dass uns Verschiedenartigkeit auch trennt, aber das muss man eigentlich zu akzeptieren lernen, wenn man nicht alle gleich machen möchte.

Das ist meine Horrorvision von Inklusion, weil es genau so intolerant wie die Assimilation ist. Es ist auch Assimilation nur mit einer anderen Leitkultur als unserer heutigen.

Ich denke viele Befürworter der Leitkultur haben auch eigentlich nur Angst, dass jemand anderes mit einer anderen Kultur seine Kultur nehmen könnte und zur Leitkultur machen würde. Das ist auch eine schreckliche Vorstellung. Genau so wie es eine schreckliche Vorstellung ist Deutschland könnte wieder eine Diktatur werden. Aber um einen Diktator der andere Ansichten hat als ich zu vermeiden einen Diktator, der dafür mit mir meistens einer Meinung ist, als kleineres Übel heute schon zu akzeptieren, ist der falsche Weg.

Benutzeravatar
Zamis
engagiert
engagiert
Beiträge: 232
Registriert: 24. Dezember 2012, 21:29
SPS: Ja
Wohnort: Tief im Westen, dort wo die Sonne verstaubt.

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Zamis » 3. Dezember 2013, 20:45

Hallo Euch beiden, danke für eure Antworten,
ich antworte in nächster Zeit. Mich hat die Rüsselpest erwischt und ich liege flach...
[center]"I´m not an accident, i´m living in my own world, i´m not an accident, in the middle of the road..."[/center]

Benutzeravatar
Zamis
engagiert
engagiert
Beiträge: 232
Registriert: 24. Dezember 2012, 21:29
SPS: Ja
Wohnort: Tief im Westen, dort wo die Sonne verstaubt.

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Zamis » 13. Dezember 2013, 22:52

Jette hat geschrieben:(...)
Der Begriff "Inklusion" wird bei uns folgendermaßen beschrieben:
"Inklusion bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten, Eistellungen oder Einschränkungen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben können."

(...) Aufgefallen ist allerdings, dass viele Pädagogen da waren. Das hat uns aber sehr gefreut.

Jette


Ich selber bin kein Pädagoge, aber es freut mich das ihr so eine "Präambel" für euch finden konntet, die auch das Wort "Einstellungen" beinhaltet, ich denke ihr seid da ein gutes Stück voran. :Ballon:

Schneemann hat geschrieben:...

Hallo lieber Schneemann,

ich habe jetzt lange sacken lassen, was Du geschrieben hast, in dem Bemühen, Dir mit meiner Antwort nicht unrecht zu tun. Ich gebe Dir am besten wieder, wie deine beiden Beiträge auf mich wirken.

Ich habe den Eindruck, daß aus deinen Beiträge starke Befürchtungen sprechen, daß Dir persönlich oder den Menschen allgemein etwas aufgedrängt, aufgenötigt, ... werden soll. Und zwar Verhaltensweisen, die nicht von den Menschen im Konsens erarbeitet wurden, sondern von "irgendwoher", evt. einem Zeitgeist, Mainstream, etc. bestimmt werden. Auch denke ich, daß Du bei dem Thema die Befürchtung hast, die indivduelle Entscheidungsfreiheit wäre nicht mehr gegeben.

Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Ich denke, Du hast da etwas falsch verstanden, denn es geht um die Diskussion darum, wie man Türen öffnen kann, für diejenigen, die ausgeschlossen werden , von Anderen, und die hineinmöchten, oder erst den Wunsch danach verspüren, wenn sie merken, daß es ihnen gewährt wird. Ein Individuum wird bei dieser Öffnung eigentlich besser "geschützt", denn ich meine, daß die gegenwärtige Einteilung von gesellschaftlicher Teilhabe mehr Leute ausschliesst, denn einschliesst, obwohl sie es möchten.

Wie ich mich als freie Person entscheide, ist mir einfacher gemacht, wenn gesellschaftliche Rahmenbedingungen gelockert werden. Ich habe nicht das Gefühl, daß ich als Einzelgänger in einer streng normierten Gesellschaft, in der Zugehörigkeit klar definiert ist, mehr akzeptiert bin, als in einer Gesellschaft die sagt: "Du bist zugehörig, wenn Du es denn willst."

Im letzteren Fall würde es mir zumindest einfacher fallen zu sagen: "Danke, ist nett gemeint, aber ich möchte nicht." Und ich hätte auch eher das Gefühl, daß dies akzeptiert werden würde...

Ich hoffe, wir reden nicht ganz einander vorbei, ansonsten weise mich doch bitte genau auf Stellen hin, die Dir wichtig sind, dann antworte ich Dir gerne noch einmal in "quote"-Form. :Ballon:
[center]"I´m not an accident, i´m living in my own world, i´m not an accident, in the middle of the road..."[/center]

Schneemann
engagiert
engagiert
Beiträge: 224
Registriert: 19. Oktober 2013, 00:58
SPS: Vielleicht

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Schneemann » 15. Dezember 2013, 08:48

Wenn ich darf, fange ich mit Autos an. Heute können nicht alle Menschen die Autobahn benutzen. Wer Fahrrad fahren möchte, hat die Arschkarte. Für Fußgänger ist die Lage noch prekärer. Inklusion bedeutet, dass ein Radweg an die Autobahn angebaut werden muss und ein Fußgängerweg. Unter die Räder soll aber auch keiner kommen. Was darf der Umbau kosten? Ich möchte das nicht bezahlen. Wenn ich trotzdem Inklusion möchte, muss ich wohl den Abriss der Autobahnen hinnehmen, damit Autofahrer nicht länger besser gestellt sind. Vor solchen verrückten Ideen in allen Lebensbereichen habe ich Angst. Es muss nicht jeder alles können, davon stirbt keiner.

Benutzeravatar
Zamis
engagiert
engagiert
Beiträge: 232
Registriert: 24. Dezember 2012, 21:29
SPS: Ja
Wohnort: Tief im Westen, dort wo die Sonne verstaubt.

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Zamis » 15. Dezember 2013, 13:47

Schneemann hat geschrieben:Wenn ich darf, fange ich mit Autos an. Heute können nicht alle Menschen die Autobahn benutzen. Wer Fahrrad fahren möchte, hat die Arschkarte. Für Fußgänger ist die Lage noch prekärer. Inklusion bedeutet, dass ein Radweg an die Autobahn angebaut werden muss und ein Fußgängerweg. Unter die Räder soll aber auch keiner kommen. Was darf der Umbau kosten? Ich möchte das nicht bezahlen. Wenn ich trotzdem Inklusion möchte, muss ich wohl den Abriss der Autobahnen hinnehmen, damit Autofahrer nicht länger besser gestellt sind. Vor solchen verrückten Ideen in allen Lebensbereichen habe ich Angst. Es muss nicht jeder alles können, davon stirbt keiner.


Ok, abgesehen davon, daß Du ein überzeichnetes Beispiel heranführst, um die Idee der Inklusion ad absurdum zu führen, man könnte auch sagen, Du baust einen Strohmann auf und fackelst ihn ab, halte ich fest, daß Du es nicht schlimm findest, daß es weiterhin exklusive Rechte für einige Menschen gibt.
Da werden wir wohl nicht zusammen kommen. Nicht schlimm. :Ballon:
[center]"I´m not an accident, i´m living in my own world, i´m not an accident, in the middle of the road..."[/center]

Benutzeravatar
Jette
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 1234
Registriert: 12. September 2013, 08:51
SPS: Eher Ja
Wohnort: Großraum Stuttgart

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon Jette » 15. Dezember 2013, 14:36

Für mich beschreibt der Begriff "Inklusion" einfach ein großes Miteinander von allen. Damit meine ich, dass einfach ein jeder den anderen so akzeptieren sollte, wie er ist, egal, welche Eigenheiten, Krankheiten, Nationalität, Einstellungen/Ansichten oder was immer er auch hat, solange er andere damit nicht gefährdet. Um aber den anderen besser akzeptieren zu können bedarf es meiner Meinung nach zu vielen Themen noch einer viel besseren Aufklärung/Allgemeinbildung, einfach ein besseres Wissen darum. Denn erst, wenn ich das nötige Wissen um etwas habe, kann ich angemessen reagieren. Ohne ist mir das oftmals einfach unmöglich.

Miteinander zu leben heißt meines Erachtens nach nicht, dass in der z. B. katholischen Kirche plötzlich Gebetsteppiche ausgelegt werden müssen (obwohl das sicherlich kein abwegiger Gedanke darstellen muss), aber es wäre zu akzeptieren, neben der Kirche ein muslimisches Gebetshaus oder eine Moschee zu haben, ohne Anstoß daran zu nehmen. In einem solchen Fall könnten beide Glaubensgemeinschaften sich auch mal zusammentun, um unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Glaubensregeln und Ritualen gemeinsam ein Fest zu feiern und sich näher zu kommen. Es geht meiner Meinung nach einfach um das respektvolle Miteinander!

Allerdings beschränkt sich meines Erachtens nach der respektvolle Umgang miteinander nicht nur auf das Leben draußen in der Gesellschaft. Wenn ich dies fordere, dann hat dies meiner Meinung nach auch Auswirkungen auf mein Privatleben. Ich kann nicht fordern, ohne im Gegenzug dafür, z. B. Rücksicht darauf zu nehmen, dass das ältere Ehepaar nebenan vielleicht schon etwas ruhebedürftiger ist und ich deswegen vielleicht meine Musik, die ich gerne höre, nicht so laut aufdrehen sollte, wie ich es gerne würde. Inklusion zu leben bedeutet für mich also auch, Kompromisse eingehen zu können, auch dann, wenn sie mich selbst betreffen.

Jette
Die Veränderung des Blickwinkels kann die Wahrnehmung von kleinen Dingen bewirken, die wir manchmal gar nicht mehr sehen. - Namasté

Benutzeravatar
tournesol
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 975
Registriert: 23. Februar 2012, 17:01
Wohnort: Berlin

Re: Geht es noch um Integration?

Beitragvon tournesol » 15. Dezember 2013, 14:54

Jette :) :begeistert:

Ich sehe es ebenso, wie Du :freude:


Zurück zu „Gesellschaft und Kultur“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 40 Gäste