etwas sinnvolles tun

Hier haben alle Themen über Religion, Politik oder das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen platz.
Nebeltal
erfahren
erfahren
Beiträge: 281
Registriert: 31. Mai 2013, 18:19
SPS: Ja

etwas sinnvolles tun

Beitragvon Nebeltal » 29. Juli 2013, 20:47

So mein zweiter Versuch eines Threads, hoffe mal dieser bleibt bestehen.

Ich denke so ziemlich jeden Tag über Sinn und Unsinn des Lebens nach. Nun ist es ja so dass "Sinn" etwas ist, was jeder für sich Definiert. Sinn hat nur das wenn wir Menschen ihm einen Sinn verleihen. Ich stoße dabei aber immer auf den Gedanken, dass bei Objektiver Sicht auf die Dinge so ziemlich alles sinnlos ist was wir Menschen tun, nichts dient einem höherem Ziel, nur Zielen dir wir uns selber setzen. Ich habe da immer so das Gefühl wir Menschen leben in einer Art Mikrokosmos, aus eigenen Zielen, Interessen, Idealen. Und ich denke dass dies der Kontext ist in dem man Denken muss. Also habe ich mich gefragt, was denn sinnvoll sein kann in unserer Menschenwelt. Studieren und sich an irgend eine Firma zu verkaufen halte ich nicht für erstrebenswert, ich will auch nicht reich werden oder schön oder beides. Nein, das einzige was mir sinnvoll erscheint ist anderen Menschen zu helfen. Und zwar direkt, kein pseudoscheiss mit dem andere Menschen sich ein gutes Gewissen verschaffen um vor dem Tribunal der Selbstachtung bestehen zu können. Denn aus meiner Sicht ist das der einzige Weg, an desses Ende angelangt man von sich behaupten kann etwas getan zu haben auf dass man guten Gewissens zurückblicken kann. Denn was ist es Wert am Ende des Lebens ein Dickes Auto zu hinterlassen oder sein da sein dafür genutzt zu haben um irgendeine Firma zu bereichern. Oder, ach keine Ahnung es gibt so viel unnützes mit dem die Menschen ihre Zeit verschwenden. So weit die Theorie, in der Praxis wird das leider sehr schwierig da meine zwischenmenschlichen Kompetenzen sehr schnell an ihre Grenzen geraten. Und gerade in so einem Bereich sind diese gefragt, da viele Menschen undankbar sind, abweisend oder zu dankbar, womit ich auch meine schwierigkeiten hätte.
Nun ja ich hab keine Ahnung in wie weit sich das von meiner Seite verwirklichen lässt, momentan hab ich sicherlich nicht die Energie dazu, aber es ist zumindest ein kleiner Stern am Horizont. Oder wohl eher etwas noch kleineres, ein Glühwürmchen.
So viel dazu, mich würde durchaus mal interessieren woraus ihr so euren Sinn zieht, was treibt euch an zu Leben. Denn ich stelle mir oft diese Frage wenn ich andere Menschen beobachte und sie etwas kenne. Denn manche haben echt ein beschissenes Schicksal und ich Frage mich, "meine güte, woher nimmt der nur seinen Lebensmut".
Oder befindet ihr euch in einer Situation, wo ihr auf einer Art "Sinnsuche" seid ? Dann berichtet bitte darüber, das können wertvolle Informationen sein.

Benutzeravatar
Ambivalenz
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 872
Registriert: 4. April 2013, 10:20
SPS: Ja

Re: etwas sinnvolles tun

Beitragvon Ambivalenz » 29. Juli 2013, 22:35

Ich vertrete ein relativistisches/nihilistisches Weltbild. Nichts hat von sich aus einen Wert oder gar Sinn/Zweck.
Ich wurde geboren. Das habe ich mir nicht ausgesucht. Dankbar (wem auch immer) bin ich deswegen schon gar nicht. Aber so ist es nun mal; und sterben werde ich sowieso irgendwann. Also heißt es für mich: Mach das Beste daraus!
Wenn man den ganzen Mist schon mitmachen muss, sollte man auch etwas davon haben. Und was? Spaß. Freude. Darum geht es im Endeffekt; das Leben ist dafür da, es zu genießen, soweit es einem möglich ist.

Man kann nichts "hinüberretten", das ist wahr. Das gilt aber nicht nur für materiellen Besitz! Guter Ruf, Karriere, Familie usw. sind (für einen selbst) mit dem Tode dahin. Allerdings ist dies auch eines der besten Argumente "weiterzumachen". Der Tod ist kein Ausweg, denn man kann die Ruhe, Schmerzfreiheit, den Frieden oder was auch immer man sich von ihm erhoffen mag, NICHT genießen. Man ist ja dann nicht mehr existent. Und da dies früher oder später sowieso eintritt, sollte man mit allen Mitteln versuchen, der eigenen Existenz etwas Gutes abzugewinnen.

Solange man am Leben ist, können sich die Dinge verändern!

Ich habe in den ersten 21 Jahren meines Lebens kaum Zugriff auf meine Gefühle (Angst/Wut ausgenommen) gehabt. Anhedonie trotz etlicher Interessen. Sobald das Arbeitsleben beginnt, reichen freudlose Interessen aber nicht mehr aus, um sich dem grauen Alltag zu stellen. Dafür braucht man einen besseren Grund. Hat man noch keinen gefunden, sucht man eben weiter (auch das ist ein/macht Sinn).
Heute bin ich doppelt so alt, gesundheitlich geht es mir zwar schlechter als damals, aber ich habe jeden Tag Spaß! Ich bin heilfroh, lange genug gelebt zu haben, um auch etwas davon (vom Leben) zu haben.

Fazit: Lebensfreude (Freude am Leben) wird generiert durch Spaß (Freude im Leben).
Wem Karriere, Familie, materieller Besitz oder Karitatives Freude bereiten, der sollte dies als seinen Lebenszweck/sinn betrachten. Was andere davon halten, ist irrelevant. Die haben schließlich ihr eigenes Leben.

Nachtrag:
Dein Text hinterlässt bei mir den Eindruck, als würdest du per Logik nach einem Lebensgrund suchen. Das funktioniert aber nicht, denn wirklich nützlich ist auf lange Sicht nichts und niemand. (Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.)
Das mMn Positivste, was ich jemals bezüglich Lebenseinstellung gelesen habe, ist folgendes:
Mein Traum ist es, im Moment des Todes sagen zu können "Ach, war das schön! Ich bin müde..."
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.

Benutzeravatar
andersoderwie
engagiert
engagiert
Beiträge: 154
Registriert: 21. Juni 2013, 16:46
SPS: Nein

Re: etwas sinnvolles tun

Beitragvon andersoderwie » 30. Juli 2013, 10:08

Seufz... Mein Beitrag konnte nicht hochgeladen werden. Ich versuche es nochmal, aber kürzer.

Die Sache ist, je mehr du über Sinn und Unsinn nachdenkst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, depressiv zu werden. Scheinbar hat man dir eingetrichtert, dass du stets in Bewegung bleiben musst und dich nicht langweilen darfst oder du bist gläubig. Ansonsten verstehe ich nämlich nicht, warum du ein gutes Gewissen brauchst, wofür du Menschen helfen möchtest. Im Prinzip baust du auf der Idee auf, dass jede deiner Aktivitäten nachhaltig sein muss und dass es wichtig ist, was andere darüber denken. Ist das in deinem Sinne?

Menschen zu helfen zeichnet vor allem Theoretiker und Idealisten aus. Mein Gedanke war, ich will die Menschheit voranbringen. Auf jeden Fall kannst du sehr vielfältige Aufgaben in diesem Bereich übernehmen, auch im Umweltschutz und in der Kulturförderung, wo man Menschen indirekt hilft. Es gibt die Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Übersetzungen, Prüfungen (z.B. bei der UNO, Finanzämtern). Auch für introvertierte und schüchterne Leute gibt es Jobs oder Ehrenämter. Schau mal in einer Freiwilligendatenbank, was dir davon zusagt!

Ich glaube, die Sinnsuche bestimmt sich danach, ob du reich bist (materiell, politisch frei, gute Bildung, geachtet) und später die unteren Stufen der Motivationshierarchie betrachtest oder arm/ schwer krank/ verfolgt bist und dich an Kleinigkeiten erfreust. Ein Asket ist jemand, der sich bewusst für ein Leben zum Überleben entschieden hat. Er gibt seinen Reichtum auf und sucht Sinn im allernötigsten. Ein armer Bauer freut sich bereits über einen s/w-Fernseher oder eine Tüte Gummibärchen, weil ihn das aus seinem Alltag herausholt. Der Bauer wird es vielleicht immer schwerer haben, akzeptiert sein Leben aber, weil das System zu unflexibel für Veränderungen ist. Er konzentriert auf das, was er hat, z.B. eine eigene Familie, die schöne Landschaft, gesellige Abende, etc.

Ich glaube auch, dass es einen Unterschied macht, wie viel Energie du in die Veränderungen stecken möchtest. Ein Asket konzentriert sich auf sich selbst und ist der Gesellschaft häufig ein Vorbild. Eine Person, die sich politisch engagiert, sieht in ihren Aktionen vielleicht mehr Sinn, verausgabt sich aber häufig so sehr, dass andere keinen Sinn darin erkennen. Und dann gibt es noch die Leute, die andere als faul und primitiv bezeichnen (z.B. im Kolonialismus), wo sich am Ende zeigt, dass alle Lebensweisen berechtigt sind und Vorteile haben.

Irgendwo brauchst du vielleicht den Ausgleich: ein bisschen Veränderung, ein bisschen ruhen. Allerdings befürchte ich, dass du dich damit unglücklich machst, wenn du möglichst objektiv über Sinn und Unsinn nachdenkst. Menschen leben im wahrsten Sinne des Wortes in einem Mikrokosmos und sind intellektuell gerade mal so über die Urisntinkte hinausgekommen. Es macht von außen vieles keinen Sinn, aber in der Evolution dient generell nicht alles einem Zweck. Es entwickelt sich durch Dynamik, nicht durch Planung (ohne auf Religion eingehen zu wollen).

Was nutzt das Überlegen, wenn du alle guten Ideen zerdenkst? Bud Spencer singt immer: "Sch*** einfach drauf!". :D
(Ich würde dir dazu "Peep Show" empfehlen, eine englische Comedy-Serie. Da geht es häufig ums Glücklich sein.)

Benutzeravatar
icebaby
erfahren
erfahren
Beiträge: 348
Registriert: 23. Februar 2012, 15:14

Re: etwas sinnvolles tun

Beitragvon icebaby » 31. Juli 2013, 14:19

Liebe Ambivalenz,
du weisst ja, wie interessant ich immer deine beiträge finde. und so auch deinen letzten hier. hätte da eine frage, du schreibst, dass du bis zum 21. lebensjahr kaum zugriff auf deine gefühle hattest (ausser wut und angst) - was ist dann geschehen? sind die gefühle dann einfach so da gewesen? gab es irgendeinen auslöser? wenn es dir zu persönlich ist, entschuldige bitte!

mfg :rose: icebaby
so sollen denn meine meinungsäusserungen nur das mass meiner sehkraft offenlegen, nicht das mass der dinge, die welt - der spiegel meines selbst.

Benutzeravatar
Ambivalenz
alteingesessen
alteingesessen
Beiträge: 872
Registriert: 4. April 2013, 10:20
SPS: Ja

Re: etwas sinnvolles tun

Beitragvon Ambivalenz » 31. Juli 2013, 16:41

icebaby hat geschrieben:was ist dann geschehen? sind die gefühle dann einfach so da gewesen? gab es irgendeinen auslöser? wenn es dir zu persönlich ist, entschuldige bitte!

Aufmerksam gelesen. Ich habe da - bewusst - etwas ausgelassen. [:)]
Der Grund für diese "Selbstzensur" war nicht, dass es mir zu persönlich gewesen wäre, darüber zu schreiben. Es ist eher ein zu heikles Thema. :angst:
Sagen wir mal so: Ich war an einem Tiefpunkt angelangt, ähnlich wie Nebeltal (vor allem in früheren Texten) seine Situation beschreibt (wenn auch größtenteils aus anderen Gründen); dazu noch in ungefähr dem gleichen Alter. Vorsichtig ausgedrückt : Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass *hust* bestimmte Aktionen *räusper* keine Lösung sind. Details würden hier den Rahmen sprengen und es geht ja auch mehr um die Erkenntnisse, die ich daraus und vor allem aus meinem späteren Leben gezogen habe.
Wenn man so etwas hinter sich hat, passiert zweierlei. 1. Man kann sich (ohne dem Optimismus zu verfallen) sicher sein, dass es schlimmer nicht mehr kommen kann. 2. Man wird alles daran setzen, niemals wieder der Verzweiflung nachzugeben. So habe ich also in den ersten Jahren danach vieles ausprobiert, von dem mich ansonsten Phlegma, Skepsis und Resignation abgehalten hätten. Einiges ging schief, anderes war von Vorteil. Im Prinzip war es ein Zufall, der dafür gesorgt hat, dass ich herausfand, was mich nicht nur interessiert, sondern auch begeistert (mir also Freude/Spaß bereitet). Dies wiederum führte dazu, dass ich eine Person traf, in die ich mich verliebte. Diese Zufälle hätte es aber nicht gegeben, wenn ich weiterhin passiv geblieben wäre!
Bin ich später nochmals an einen Punkt gekommen, an dem ich mir wünschte, am nächsten Morgen nicht wieder aufzuwachen? Ja. Spätestens da bin ich losgezogen und habe mir Hilfe geholt. Hätte ich viel früher machen sollen; aber es ist wie es ist. :cool:
Was nun deine Frage angeht, icebaby: Ich hatte also nicht plötzlich Zugriff auf meine Emotionen. Das kam nach und nach. Einiges nur kurzzeitig (Liebe) anderes dauerhaft (Freude), manches nur indirekt (Traurigkeit). Mitleid oder Neid/Eifersucht kann ich gar nicht empfinden, das läuft alles eher unter dem Titel "Bedauern". Traurigkeit wie gesagt nur indirekt, aber es fühlt sich einfach toll an, weinen zu können. Ist wohl auch nur deshalb so toll, weil sich diese Traurigkeit nicht direkt auf mich bezieht. [;)]
Hoffe, das Ganze war nicht zu OT, habe versucht, zu antworten und trotzdem noch etwas zum Thema dieses Threads beizusteuern.
MfG Ambivalenz :Ballon: :erklärbär2:
Wer leuchten will, der flieht das Licht...
Grey would be the color, if I had a heart.

Benutzeravatar
icebaby
erfahren
erfahren
Beiträge: 348
Registriert: 23. Februar 2012, 15:14

Re: etwas sinnvolles tun

Beitragvon icebaby » 31. Juli 2013, 22:27

liebe ambivalenz, :röslein:
bin sehr berührt von deinen zeilen - du hast so schön und offen geschrieben, auch über deine verliebtheit, deine verzweiflung, aber auch, dass du dir hilfe geholt hast (super!) es ist für mich einer der besten beiträge überhaupt. eben, weil du ehrlich bist, offen bist, auch nicht so schönes von dir preis gibst. und genau das, das macht es aus!
das ist es, was wir uns alle wünschen würden! und ja genau so, würde ich mir wünschen, dass auch mein freund wäre...
genauso offen, dass er mir auch alles sagen würde, auch tiefpunkte, eben alles, was ihm bewegt, und auch, dass ich ihm alles sagen könnte, ich wäre wirklich glücklich, wenn mein freund auch ein wenig mehr über sich erzählen würde. (aber er hat alle zeit der welt)
interessant, dass du mitleid und eifersucht nicht empfindest. leider bin ich manchmal schon eifersüchtig...also, das gefühl würde mir auch nicht fehlen, wenn ich es nicht hätte :( mitleid, das empfinde ich als ein schwer zu ertragendes gefühl, eben weil ich dann eben helfen will/muss - und manchmal die hilfe ja auch nicht erwünscht ist...
was ich auch toll finde, ist, dass du es toll findest weinen zu können :begeistert: tränen sollen ja die seele reinigen, also kann das ja nur gut sein!
noch was zu zufällig - ich glaub da ja eher, dass es einem "zufällt".
Einstein: "Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum"

und - ich finde, das passt sehr gut zum thread. gefühle sind doch etwas sehr sinnvolles...mein freund meinte mal ganz am anfang (schriftlich) dass wir wohl der gefühle wegen auf der welt sind...

gute nacht
icebaby
so sollen denn meine meinungsäusserungen nur das mass meiner sehkraft offenlegen, nicht das mass der dinge, die welt - der spiegel meines selbst.


Zurück zu „Gesellschaft und Kultur“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste